Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 394 Nr. 149 Bd. 2, unfol. (Ausf.); DV v. a. Hd.: Des landgraven antwort uff unsers [gnedigsten] hern schreiben der beyerischen schrieft, des franzosen und des Hg. von Gulch halben. 1541. Torgau.

B  koll. Marburg StA, PA 2594, fol. 38r–41v (Konz.).

Wir haben tzwei von eueren L. an uns ausgangene schreiben, wilche datums Mitwochen Margarethe [1541 Juli 13] [Nr. 863] und Donnerstags darnach1 halten empfangen, erprochen und verlesen. Sovil nun di vertrauliche rede, so der H. Granuelle mit einem euerer L. vertrauten rath gehapt, betrifft, bedancken wir uns gegen euere L. derselbigen antzeig, auch der copei, was Bayern fur ein schrift des buchs und der gesprechshandlung halben gestellet [Nr. 124], zum frundlichsten, wöllen nit tzweiveln, es sey numer euern L. ein schreiben von uns, darin wir ir auch ein copei solcher bayerischenn schrift uberschickt, tzukommen. Und ist nit ohn, dweil Bayern ein solche herbe und scharpfe schrift gestellet, das darus ir gemute und dises abzunemen ist, das inen und iren anhengern mit dem friden wenig wol sein mag und das sie allerlei practiciren mögen bei inwendig und auswendigen potentaten, ire intention dadurch zu erhalten. Darumb so kan ein gutes aufsehen nit schaden und euere L. habn recht und wol gethan, das sie tzweien iren rethena bevelch gegeben, tzu Hg. Wilhelmen tzu Bayern zu geen und inen ein freuntliche werbung mit erholung voriger fruntlichen erpiten und handlung tzu thun, ob dadurch sein gemut besser explorirt und erfaren möcht werden. Was nun euere L. des orts bejegnet, davon werden sie uns auch fruntlich zu berichten wissen2.

Und als euere L. unß bitten, do wir tzu Regensburg was von der Bayern gemut gemerckt hetten, euere L. desselbigen fruntlich tzu berichten, so mögen wir eueren L. nit pergen, als wir von erstet gein Regenspurg komen, das sich die zeit lang Hg. Ludwig gegen unß sauer gnug ertzeigt, doch so hilt er sich hernacher gelassener. Aber Hg. Wilhelm hilte und ertzeigte sich gegen uns alweg fruntlich und sonderlich erpote er sich in den irrungen, so zwuschen ime und seinem bruder eins und unserm fruntlichen lieben vettern und gevattern, Hg. Ulrichs tzu Wurttenperg, anderß teils schweben, hoch und schidlich, das wir nit anders gemeinet, dann es stehe sein gemut zu friden. Wie es sich aber numer ercleren soll, das haben euer L. aus der furberurten schrift, davon euere L. uns und hinwiderumb wir ir copien zugeschickt, auch aus der rede, so der Granuelle mit euerer L. rath gepflogen, zu verstehen. Und dweil wir di gemuter des orts so unbestendig finden, so mussen wir solchn practicken stadtgeben.

Der tzeittung, wie di volnzihung des heirats tzwuschen unserm lieben vettern, dem Hg. tzu Cleue und Geldern etc., und der princessa von Nauarra gescheen, bedancken wir uns gegen euere L. tzum frundlichsten mit wunschung, das solcher heirat tzu allem gluck, wolfart und gedeigen gerate. Dann es kann unserm lieben vettern, dem Hg. von Cleue und Geldern, so glucklichen und wol nit erghen, wir gonnens seinen L. wol und wunschen von Gott, das ksl. Mt. und seine L. des herzogthumbs Geldern halben miteinander gnedig und fruntlich verglichen und vertragen wehren.

Was aber di occasion, wilch tzu einem rucken eueren L., uns und den andern unsern stenden bei kgl. Wd. tzu Franckreich itziger tzeit fursteen möcht, betrifft, seint wir in demselbigen bei uns nit entschlossen b (sonderlich, dweil wir befindn, das Franckreich noch teglich di christen hart vervolget, dem pabst hart anhengkt und di grossen herrn, wie auch an Engelland zu sehen, seltzam gesynnet sein), was uns hirin mit gutem gewissen und fugen diser zeit tzu thun sein wil–b. Wir wollen aber solcher occasion nachdencken und euere L. deshalben unser gemut, wan wir tzusamenkommenc, was uns alsdan getzimet, vernemen lassen.

Und sovil das ander euer L. schreiben dero tzu Regensburg bewilligten eilenden turckenhulf halben betrifft, haben wier aus demselbigen schreiben euerer L. statlich bedencken und wolmeinung verstanden. Und ist nit ahn, uns verwundert ye so hoch und nit minder dan euere L., das unsere stend dieselbige hilf, unbetrachtet deß, so derwegen uff mer dann einem unserm versamblungstag furgelauffen, tractirt und tzum teil verabschidet ist, one furgeenden friden oder bequemen anstand und on gleichmessig recht bewilligt haben. Wir haben auch nit unterlassen gehapt und unsern rethen zu Regensburg einen articul in irer instruction inserirt, auch sidher mer dann tzu d dem dritten mal–d geschriben, das sie, solch hilf one furgeenden friden oder anstand und gleichmessig recht nit zu leisten, mit allem vleis beforderen sollen, zudem, das wir inen auch einen modum prescribirt, was gestalt sie tzu diser meynung bei den andern unsern mitstenden das merer der stymen tzu machen unterstehen e und auch verhoffentlich erhalten–e solten. Es hat aber alles bei den andern unsern mitstenden nit verfangen wöllen, sondern sie alle gemeiniglich (doch ausserhalb euerer L. und unserer rethe, auch dero von Franckfurd geschickten) haben dahin geschlossen, es seie diese hulf so gering, das man den keiser und kunig damit nit tringen konte, uns, disem teile, solche ding tzu geben, und ehr sie solchs thun, das sie ehr sich solcher hulfe vertzeihen und begeben, dadurch dann disen stenden nit ein geringer unwille uffgewircket wurde etc. Dweil wir dann den schlusse unserer stende als wie beruret f uber solch unser persuasiones und bedencken–f ingemein dahin vermercket und darneben verstanden, das dise hilf g eueren L. –g und uns idem zu seinem teil kaum bis in di 3.000 oder 3.500 fl. ertruge, so haben wir bedacht, das eueren L., Franckfurdh und uns unfurstendig und ungeraten sein möchte, hirin allein weigerung zu thun und uns den ungelimpf allein ufftzuladen, und haben derwegen auch in solche hulfe bewilligt. i So aber euerer L. brive fur dem an unsere rethe gethanem tzuschreiben der bewilligtn turckenhulf an uns gelangt were, so wolten wir auch mit eueren L. und dem mindern teil einig gewesen sein und gehalten haben, solch hulf ane gnugsamen friden oder bequemen anstand nit zu bewilligen–i. [...]. Datum Carthus Eppenberg, 23. Julij anno 1541.

Anmerkungen

1
  Kf. Johann Friedrich von Sachsen an Lgf. Philipp von Hessen, Torgau, 1541 Juli 14, Marburg StA, PA 2594, fol. 33r–37v (Ausf.), völlig verderbt, außer der Schlussformel nichts rekonstruierbar.
a
 In B danach: tzu Regenspurg.
2
 Vgl. die Aufzeichnung Franz Burchards über die Audienz bei Hg. Wilhelm von Bayern am 27. Juli 1541, [Regensburg], [1541 Juli ca. 27], Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 398r–400v (Konz., eighd.) [Nr. 916].
b
–b In B v. a. Hd. [Lgf. Philipp eighd.?] marg. nachgetr.
c
 Danach folgt in B eine wegen starker Streichung nicht mehr rekonstruierbare Passage.
d
–d In B korr. aus: einem mal.
e
–e In B marg. nachgetr.
f
–f In B marg. nachgetr.
g
–g In B marg. nachgetr.
h
 In B marg. nachgetr.
i
–i In B v. a. Hd. [Lgf. Philipp eighd.?] marg. nachgetr. In B danach: Aber in ein weithere oder beharliche turckenhilf one bestendigen friden und gleichmessig recht zu bewilligen, das gedencken wir keineswegs zu thun, habens auch also unsern rethen hinauf gein Regensburg geschriben. Nach friden gestr.: oder one einen bequemen anstand.