Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Augsburg StA, Reichsstadt Nördlingen, Münchner Bestand, Lit. 49, unfol. (Reinkonz.); DV: Gesanten vom reichstag etc., praesentata 29. Julij zu mittag anno 41.

Als uff 23. Julij nechstverschinen die röm. ksl. Mt. uff bißher beschehen vil von beederlay parheien hin und wider übergebne schriften allen stenden abermals ain propositionschrift [Nr. 152], so zum abschid dienen sollt, furlesen lassen, inhalts derselben copi hiebei, mit A bezaichent, also haben die protestierenden stend dagegen uff 25. Julij ire motive und bedencken der ksl. Mt. auch zu erkennen geben, wie hiebey mit B [Nr. 154] zu sehen ist. dergleichen nachmaln die andern stett [sic!] der alten religion ire bedencken auch schriftlich uberraicht, wie mit C [Nr. 155] zu vernemmen. Wiewol wir nun heutigen morgens euerer Ft. bey maister Wolf Farnberg zugeschriben, das wir noch nichts gewisses der reichs- und der ainkhurnischen sachen halb zu schreyben hetten1, so ist doch alsbald daruff, da wir in rhat gangen, heutigen vormittags ain abschid von der ksl. Mt. wegen allen stenden furgelesen [Nr. 162], beynach allermassen, wie die schrift hieoben mit A angezogen außweist, anderst dann das derselb abschid andere anfang und bschluß haben, auch etliche wort darin geendert a sein möchten–a etc.

Nun sein wir aber daruff unserm habenden bevelch nach zu den nurmbergischen gesanten gangen und angezaigt, das wir gleichwol den verleßnen abschid nit so gar beschwerlich unserer herrn halb befunden, allain den letsten articul und, wo meldung geschehe, das der augspurgisch abschid sonst in allen articuln ausserhalb dero, die alhie verglichen weren, bey creften sein und pleiben sollte etc. Aber dieweil wir wissen, das euere Ft. gesint weren, bey irer hergeprachten und izt habenden religion zu pleyben, so hetten wir bevelch ire herlichait disfalls umb irn getreuen rhat anzesuchen etc. Also haben sy uns nach etlichenb hin und wider gepflegnen underreden under anderm ir gutbeduncken zu erkennen geben, mit anzaig, das sy von irer hern wegen darinnen gleichsfalls auch beschwert weren und deß angezognen articuls halb den abschid also nit annemmen wurden. Aber dieweil dem ausschuß bevoln worden, wer daruber ze sizen, die beschwerden daraus ze ziehen und in ain schrift ze pringen, auch nachmaln ksl. Mt. zu uberantworten, so wöllten sy zuvor deß ausschuß bedencken hören und ob villeicht diser beschwerdarticul nochmals auß dem abschid zu pringen sein möcht. Wurd aber derselb articul nit aus dem abschid ze pringen, alsdann mussten sy davon protestirn, dann die zeit wollte es nit leiden, das sy die sach hinder sich gelangen lassen sollten. Und hetten im selben fall dreierley bedencken: Erstlich möcht man sich bey der mentzischen canzley antzaigen, das man diß abschids beschwert wer und denselben der und der ursach halb nit annemmen kunth und davon protestirt haben wollt. Der ander weg were etwas glimpfiger, nemlich das man sich bey denen von Regenspurg vernemmen ließ, wir hett[en] noch kainen bevelch, sie von unserer hern wegen umb besiglung deß abschids zu bitten etc. Der dritt weg were irs erachtens noch glimpfiger und fugsamer, den auch sie irs thails furzunemmen vorhetten. Nemlich wöllten sy an die ksl. Mt. ain supplication stellen und irer Mt. antzaigen, das sy, den abschid anzenemmen, von irer herrn wegen unbeschwert weren, allain den articul deß augspurgischen abschids etc. hetten sy zu bewilligen kain bevelch, sonder wöllten ir ksl. Mt. desselben beschwerlichen articuls halb gnedigsten nachlaß von irer hern wegen gepetten haben etc., wie es der stilus ferrer geben [wurd], deß versehens, es möchten villeicht andere mehr stend und stett mit inen zu supplicirn anligen werden. Wöllten wir dann von euerer Ft. wegen im selben fall auch anhangen, das stellten sy zu uns etc., und vermainten, das es die zeit nit leiden kunth, sollichs zuvor an ire oder auch unsere hern gelangen zu lassen.

Wiewol sich nun dise fursten und stend, der protestation verwant, nach heutigem, verleßnem abschid alsbald wider ainer antwort oder exception an die ksl. Mt. verglichen, dieselb in ain schrift gepracht, deß ungeverlichen inhalts, wie ab der verzaichnus hieneben mit D [Nr. 165] zu vernemmen, wiewol auch dagegen die andern stend, so der protest[ati]on nit verwant sein, auch ain schrift [Nr. 163], darinnen sy ir beschwerden gegen demselben abschid anmelden und umb verenderung desselben ansuchen, gestellt, so will man doch darfur halten, die ksl. Mt. werde in dem fall kainem thail furnemlich willfaren, den abschid also, wie der verlesen worden, pleiben lassen und sehen, wer denselben annemme und gehorsam laisten werd.

Gonstig, gepiettend herrn, wiewol nun unser habender bevelch dahin laut, wo wir, c sonderlich der religion halb–c, im abschid ichts beschwerlichs finden wurden, das wir denselben nit annemmen, sonder uff Nurmberg unser achtung haben und, weß sy sich im selben fall halten möchten, vernemmen sollen, und wir derhalben wol gemaint gewest weren, den dritten furgeschlagen weg zu geen und mit inen, den von Nurmberg, auch zu supplicirn, wie obgemelt ist, so streckt sich derselb unser bevelch weiter nit, dann das wir in alle weg euerer Ft., weß uns begegnet, zuvor zuschreiben und furderlichen ferrern bevelchs gewarten sollen. So haben wir aus demselben bevelch, wiewol wir besorgen, die sach werde disen verzug nit leiden mögen, nit schreyten durfen, sonder euerer Ft. sollichs alles hiemit furderlicher bottschaft bey tag und nach zuschreiben wöllen, underthenigklich bittend, uns zu verstendigen, ob wir mit denen von Nurmberg gehörtermassen anligen, d so anderst die von Nurmberg dabey auch pleiben–d, oder, wo die von Nurmberg ains andern zu rhat wurden e oder es zeit halb nit mehr geschehen möcht–e, welchen weg wir dann under den andern furnemmen oder, was sonst euerer Ft. rhat und bedencken hierin sein wurdet, one allen verzug und, sovil muglich, von stund an mit wenig worten oder schriften zuschreiben und die brief, wo es durch ain botten so eylend nit sein kunth, alsdann bey ainem mezger, der tag und nacht postier, alher schicken. Dann wiewol wir die beisorg tragen, es werde schwerlich zu ereylen sein, so mussen und sollen wir doch bey unserm habenden bevelch pleyben, und wöllten, sovil sunst an uns, nit gern etwas verseumen. [...]. Datum Mittwochs nach Jacobj gegen abend anno etc. 41.

[PS:] Von Alen und Bopfingen wegen wollen wir den abschid annemmen uff ire gwält, aber Giengen halb werden euere Ft. inen gehandelte sachen zuzeschreiben wissen und uns hiemit auch verstendigen, ob wir von irenwegen handlen sollen alß von euerer Ft. wegen oder ob wir zuvor irs schreibens erwarten sollen, wiewol es alsdann spat gnug sein wurdet.

[1. Zettel:] Der ainkhurnischen, geschwinden sachen halb haben wir uff euerer Ft. bevelch aus Dr. Langnauers, auch Dr. Hebstains rhatschlag, dessen wir euerer Ft. sein concept hieneben mit E zuschicken, und aus deß H. Fernbergs gutbeduncken ain schrift gemacht und nechstvergangen Montags [1541 Juli 25] von euerer Ft. wegen übergeben, die im der H. Fernberg sonderlich wol gefallen lassen und vermaint hat, sover anderst recht und gerechtigkait statthab, so sollten euere Ft. bey deß cammergerichts oder zum wenigsten bey deß commissarii erkhantnus umb die ganz sach gelassen werden mugen. Nun ist aber dieselb unser ubergeben schrift, wie wir in erfarung kommen, in rheten nit verlesen, sonder alsbald dem Ainkhurn zugestellt und sein ferrer antwurt daruff begert worden. Es soll auch alsbald, da die 2 tag, so uff Ainkhurns supplication, so wir euerer Ft. hievor zugeschickt, geschriben gewest, verschinen, dem Ainkhurn ferrere proceß erkennt worden sein, inmassen wir etlichermassen aus dem pfälzischen canzler und Oberburger gleichwol verdecktermassen vermercken kunden. Gleichwol, was es fur proceß seien, kunden wir nit wissen. Wiewol wir nun dise tag streng und one underlaß von aim zum andern geloffen, uns der eyl und geverlichen verkurzens beschwert und gepetten, unser schrift nochmaln in rhäten furzenemmen und abzehorn und euere Ft. bey recht und rechtmessigem erbieten pleyben zu lassen oder alle sachen dem Bf. zu Augspurg alß commisarien zu bevelhen. Und sein diß morgens fur Pfgf. Friderichen vertagt, daselbst nochmaln unser sach furzepringen und bschaids zu gewarten. Kunden wir was erhalten, das het sein weg, wo nit, so gedencken wir alsdann euerer Ft. ferrern beschaids und bevelch, uns durch jungst schreiben gethon, im namen Gottes nachzekommen. Dann wir sehen und erfaren, das Ainkhurn alle bäß und hält [= Orte] verlegt hat. An uns soll kain muglicher vleiß erwinden, uns zu euerer Ft. schuldigen diensten willig erbietend. Der bott ist heut Donnerstags, f 28. Julij–f, nach 6 horn vor mittag außgangen und hat bevelch, tag und nacht zu lauffen. Actum ut in litteris.

[2. Zettel:] Und nachdem sich nit zu vermuten, weil ksl. Mt. morgingen Freitags, wie man sagt, alhie verrucken wurdet, das man dann vil tag nach irem abschid alhie beyainander pleiben werd, so bitten wir, euere Ft. wolle uns noch zway pferd oder, wo nit gute pferd bey der hand weren, alßdann das wegelin alher schicken, also das die ungeverlich 5 tag nach dato alhie sein mögen. Datum ut in litteris.

Anmerkungen

1
 Wolf Graf und Wolfgang Vogelmann an Bgm. und Rat von Nördlingen, Regensburg, 1541 Juli 27, Augsburg StA, Reichsstadt Nördlingen, Münchner Bestand, Lit. 49, unfol. (Ausf.): [...]. Es steen die sachen deß abschids und der ainkhurnischen sachen halb dermassen und so zweivelig, das wir euerer Ft. nichts gewiß davon zuschreyben kunden. Gleichwol so will man uns der ainkhurnischen sach halb nit wol vertrösten, wiewol wir uff H. Fernbergs rhat, auch der beeder doctoren consilia ain schrift eingepracht. Gefelt uns ain gut antwort, so pleiben wir dabey, wo nit, so wollen wir euerer Ft. bevelch ferrer nachkommen, es werd dann etwas hinder uns gehandelt etc. Deß reichsabschids sein wir teglich gewertig. Vermercken so vil, das er nit gar unannemlich sein soll, allain ain articul außgenommen, davon euerer Ft. wir schirist gruntlicher zuschreyben wollen, dann wir den stattbotten darum bey uns behalten haben, damit wir den abschid, sobald der gefellt, euerer Ft. zuschreiben mugen. Wir gedencken, an uns schuldigen und muglichen vleiß nit erwinden zu lassen. [...]. Datum, 27. Julij anno etc. 41.
a
–a  Korr. aus: und wo ksl. Mt. gutansehen gestanden, steet izt will und maynung.
b
  Korr. aus: langen.
c
–c  Marg. nachgetr.
d
–d  Korr. aus: so es anderst nit zu spat sein wurdet.
e
–e  Marg. nachgetr.
f
–f  Marg. nachgetr.