Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Reichstag zu Regensburg 1556/57 bearbeitet von Josef Leeb

Textvorlage: Kurmainz A, fol. 208–209.

1. HA (Religionsvergleich): Nominierung der katholischen Kolloquiumsteilnehmer.

/208/ (Vormittaga ) Versammlung der katholischen Reichsstände im Rathaus2.

Beratung und Beschlussfassung zur Benennung der katholischen Teilnehmer am Kolloquium. Beschluss, dass die Gesandten der geistlichen Kff. sich an heut noch vergleichen, welcher auß iren hern zum assessori zu benennen sein solte, auf das die ubrige zwehen auditores geben.

Beschlussfassung zum katholischen Personal für das Religionskolloquium, wie es nachfolgend am 6. 3. im Religionsausschuss3  vorgetragen worden ist4:

/208’/ Assessoren: Der Ebf. und Kf. zu N.5  sowie der Bf. von Speyer.

Kolloquenten: 1) Bf. Julius Pflug von Naumburg; 2) Bf. Michael Helding von Merseburg; 3) Johannes Delphius, Weihbf. zu Straßburg; 4) Dr. Johann Gropper, Propst zu Bonn; 5) Dr. Martin Rythovius, Prof. in Löwen; 6) Petrus Canisius.

Adjunkten: 1) Lic. Wilhelm Lindanus, Prof. zu Dillingen; 2) Matthias Sittardus, Prediger zu Aachen; 3) Nikolaus de Lanoy6  oder Nikolaus Goudanus, beide Professoren zu Wien; 4) Johannes Gressenicus, Prediger des Hg. von Bayern; 5) Georg Witzel7 ; 6) Friedrich Staphylus.

Ersatzleute für die Theologen (Supernumerarii)8 : 1) Wilhelm a Pictavia9 , Archidiakon zu Lüttich; 2) Franz Sonnius10 , Kanonikus zu Utrecht; 3) Dr. Gerhard Ising11 , Kanonikus an St. Peter zu Mainz; /209/ 4) Dr. Matthias Keuler12 , Kanonikus an St. German zu Speyer; 5) Dr. Georg Theander13 , Prof. zu Ingolstadt; 6) Lic. Johannes Armbruster14 , Kanonikus an St. Haug zu Würzburg;7) Hermann Schilder15 , Dekan zu Emmerich; 8) Johannes Bonderius16  aus Gent.

Die Auditoren sollen folgende Reichsstände stellen: 1) Ebf. zu N. N., Kf.; 2) Ebf. zu N. N.17 , Kf.; 3) Ebf. von Salzburg; 4) Bf. von Augsburg18 ; 5) Hg. von Bayern19 ; 6) Hg. von Jülich. 

Notare20 : 1) Nikolaus Driel, Propst an St. Stephan in Mainz; 2) Simon Bagen21 , Kurmainzer Sekretär.

Ersatzleute für die Notare: 1) Dr. theol. Leonhard Villinus22 , Wien; 2) Dr. Johannes a Via, Domprediger zu Worms; 3) Heinrich Schweiker, bayerischer Sekretär.

Anmerkungen

1
 In der Textvorlage verschrieben: Februarii.
a
 Vormittag] Köln (fol. 41) differenzierter: 7 Uhr.
2
 Referat der Sitzung bei  Bundschuh, Religionsgespräch, 235.
3
  Kurmainz A, fol. 214 [Nr. 346]. Zum benannten Personal vgl. das katholische Ausschussgutachten, das hier nur teilweise übernommen wurde [Nr. 463], sowie die folgende, nur noch leicht modifizierte Festlegung in der Sextuplik zum 1. HA (Religionsvergleich) [Nr. 433], fol. 45 f. Oben folgende Personenliste gleichlautend von Hd. K. Braun auch in StA Augsburg, Hst. Augsburg MüB Lit. 1361, unfol. Vgl. auch die von Canisius erstellte Kandidatenliste (Anm. 2 bei Nr. 463).
4
 Hinweise zu den nominierten Assessoren, Kolloquenten, Adjunkten und Notaren in Nr. 433.
5
 Später nachgetragen: Trier. Vgl. auch die Angabe im Protokoll des Religionsausschusses am 6. 3., wonach sich die geistlichen Kff. bis dahin noch nicht geeinigt hatten, wer als Assessor fungieren sollte (Kurmainz A, fol. 214 [Nr. 346]). Schlussdebatte um die Benennung am 14. 3.: Kurmainz B, pag. 857–860 [Nr. 350].
6
 Nikolaus Lanoy (de Lanoy; 1507–1581), gebürtiger Niederländer. 1548 Eintritt in den Jesuitenorden; seit 1551 in Wien, Prof. der Theologie und Rektor am dortigen Jesuitenkolleg. Ab 1562 Rektor in Innsbruck. Vgl.  Bundschuh, Religionsgespräch, 232, Anm. 228 (Lit.); BBKL  XXX [ohne Spaltenangabe] (Lit.). Lanoy wurde in der Sextuplik [Nr. 433] nicht nominiert (zur Entscheidung vgl. Nr. 418).
7
 Die Mainzer Gesandten legten ihrem Bericht vom 5./6. 3. an Kf. Daniel (HHStA Wien, MEA RTA 43/II, fol. 452–455’,459. Or.; präs. Aschaffenburg, 14. 3.) eine Liste der vereinbarten katholischen Kolloquiumsteilnehmer und Ersatzleute bei (ebd., fol. 460–463’). Darin (fol. 460’; vgl. Bundschuh, Religionsgespräch, 243 f., Anm. 305) wird bei Witzel am Rand vermerkt: Hunc putat rex omittendum esse, ut vitetur adversariorum exceptio. Vgl. zu den protestantischen Einwänden gegen Witzel: Kurmainz Afol. 216’ f. [Nr. 347].
8
 Dazu Vermerk von Hd. Bagen: Die Ersatzleute für die Theologen wurden [in der folgenden Sitzung des Religionsausschusses am 6. 3.: Nr. 346] nicht genannt.
9
 Wilhelm von Poitiers (Guillaume de Poitiers; gest. 1570), Archidiakon von Flandern und der Campine, Kanzler Bf. Georgs von Lüttich; dessen Vertreter sowie ksl. Orator beim Trienter Konzil 1551/52. Vgl. van Durme, Granvelle, 73, Anm. 274 (Lit.); Bundschuh, Religionsgespräch, 234, Anm. 241 (Lit.).
10
 Franz Sonnius (1506–1576); Prof. in Löwen, von Kg. Philipp II. ernannter Inquisitor der Niederlande; 1561 Bf. von ´s-Hertogenbosch. Teilnahme am Kolloquium 1557 als Adjunkt. Vgl.  Bundschuh, Religionsgespräch, 388 f. (Lit.).
11
 Gerhard Ising (gest. 1558); Dr. theol., 1533 Prof. an der Artistenfakultät, 1551 Prof. für Theologie an der Universität Mainz. Zunächst Kanoniker in Frankfurt, dann in Mainz. Vgl.  Decot, Religionsfrieden, 112, Anm. 209; Steiner, Artistenfakultät, 323 mit Anm. 228, 328 mit Anm. 252; Bundschuh, Religionsgespräch, 231, Anm. 214.
12
 Matthias Keuler (Keyler, Kailer; gest. 1578); Dr. theol., 1539 bis Februar 1557 Prof. in Heidelberg, Entlassung durch Kf. Ottheinrich; zuletzt im Dezember 1556 zum Rektor gewählt, aber Resignation auf Druck des Kf. hin. Seit Februar 1557 Kanoniker und Prediger in Bruchsal. Teilnehmer am Wormser Kolloquium 1540/41. Vgl.  Drüll, Gelehrtenlexikon, 67 f. (Lit.); Bundschuh, Religionsgespräch, 233, Anm. 232; Kurze, Kurfürst, 73.
13
 Georg Theander (Gottsmann; um 1508–1570); Dr. theol., seit 1554 Prof. der Theologie in Ingolstadt. 1558–1560 hgl. bayerischer Visitator. Vgl.  BBKL  XXVIII, 1506–1508 (Lit.); Bundschuh, Religionsgespräch, 233, Anm. 233.
14
  Lic. theol. Johannes Armbruster (gest. 1588); seit 1536 bfl. geistlicher Rat in Würzburg, Kanoniker am dortigen Kollegiatstift St. Johannes in Stift Haug. Teilnehmer am Wormser Kolloquium 1540/41. Vgl.  Bundschuh, Religionsgespräch, 231, Anm. 211; Bauer, Zobel, 72 f. (Lit.).
15
 Hermann Schilder; um 1550/51 Jülicher Hofkaplan und Hofprediger. Prof. für Rhetorik in Köln, Stiftsdekan in Emmerich. Vgl. Bundschuh, Religionsgespräch, 234, Anm. 234; Braunisch, Gropper, Briefwechsel II, 197, Anm. 16.
16
 Johannes Bunderius (Bonderius, van den Bunderen; 1481/82–1557); Prior der Dominikaner in Gent, seit 1540 Inquisitor der Diözese Tournai; bedeutender Kontroverstheologe, Verfasser zahlreicher Schriften gegen die Lutheraner. Vgl. Lehmann, Quellen, 58; Bundschuh, Religionsgespräch, 235, Anm. 242.
17
 In der Liste der Mainzer Gesandten (Anm. 7, hier fol. 460’) als Randvermerk: Nondum convenit inter istis. Auch in der Sextuplik der Reichsstände zum 1. HA (Religionsvergleich) [Nr. 433, hier fol. 45’ mit Anm. f, g] waren die geistlichen Kff. für die Abordnung der Auditoren noch nicht festgelegt. Die Entscheidung (Mainz, Köln) erfolgte erst im RAb-Ausschuss am 14. 3. im Zusammenhang mit der Festlegung des kfl. Assessors (Trier). Vgl. Kurmainz B, pag. 858–860 [Nr. 350].
18
 In der Liste der Mainzer Gesandten (Anm. 7, hier fol. 460’) als Randvermerk: Et istum putat regia Maiestas praeterendum, ne detur adversariis excipiendi occasio. Gegen Kardinal Otto wurden – anders als gegen Witzel – im Religionsausschuss keine Einwände erhoben.
19
 Der bayerische Gesandte Hundt rechnete bereits im Bericht vom 28. 2. 1557 an Hg. Albrecht damit, /26/ euer f. Gn. werden auch noch neben andern weltlichen catholischen fursten als Gulch oder Braunschweick dahin furgenomen, ainen auditorn zu geben. Das sollen weltliche, gelerte, ansehliche reth sein, homines politici (HStA München, KÄA 3180, fol. 25–26’, hier 26. Or.; präs. München, 3. 3. Fehlerhafter Druck:  Mayer, Hundt, 237 f.).
20
 Vgl. zu diesen ebenfalls die Angaben in Nr. 433.
21
 In der Liste der Mainzer Gesandten (Anm. 7, hier fol. 461) als Randvermerk: Dixit se minus sufficientem neque etiam aliis ex rationibus non posse huic officio praeesse atque propterea non consentit. Vgl. Bundschuh, Religionsgespräch, 244, Anm. 306, und Anm.22 bei Nr. 433.
22
 Leonhard Villinus (eigentlich Höfler; gest. 1567). Kanoniker an St. Stephan in Wien; Prof. der Theologie, langjähriger Dekan der Fakultät und wiederholt Rektor der dortigen Universität. Vgl.  Bundschuh, Religionsgespräch, 235, Anm. 244 (Lit.); Mühlberger, Bildung, 226 mit Anm. 113. Villinus fehlt in der Augsburger Liste (Anm. 3). Dort an dessen Stelle: Nikolaus Driel (vgl. oben). Villinus wird in der Sextuplik zum 1. HA [Nr. 433] nicht mehr genannt (zu den Gründen vgl. Nr. 418).