Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Kurfürstentag zu Regensburg 1575 bearbeitet von Christiane Neerfeld

Einladung Kf. Friedrichs III. zum Kurfürstentag durch Kf. Daniel von Mainz; Vertagung und Verlegung der Versammlung nach Regensburg. Persönliches Erscheinen des Kf. aus gesundheitlichen Gründen unmöglich. Kf. Friedrich ermächtigt daher seinen Sohn Pfgf. Ludwig und die sechs genannten Räte, an seiner Stelle zum Kurfürstentag zu reisen, ihn dort zu vertreten und in seinem Namen gemäß der ihnen übergebenen Instruktion zu handeln.

Am 10.10.1575 im KR verlesen und angenommen1.

HHStA Wien, MEA, WuKA 6-2, fol. 439 (Or.Aufschr.: Gewaldt des churfursten pfalzgrafen zu ne[g]sten kfl. tag uff irer kfl.Gn. sone hertzog Ludwig und andere hierinn [?] benente [?] gestelt; präs. Regensburg 1575, per principium.) = Textvorlage. GStA PK Berlin, I. HA Geheimer Rat, Rep. 10, Nr. Kk 2 Fasz. A, fol. 263–265' (Kop.Aufschr.: Die pfältzische volmacht.) = [B]. LAV NRW R, Kurköln V, Nr. 8, fol. 70–72' (Kop.Dorsv.: Pfaltzgreffischer gwalt.) = [C].

Eine zweite, die Wahl betreffende Vollmacht Kf. Friedrichs III. von der Pfalz für seine Vertreter, (zurück)datiert Heidelberg, 10.10.1575 (HHStA Wien, MEA, WuKA 6-2, fol. 461. Or.Aufschr.: Pfaltzgraf Friderichs churfursten gewalt zur waal eines römischen konigs, ubergeben in die meintzische canntzlei zu Regenspurg, den 22. Octobris anno 1575.Ebd., MEA, WuKA 25, fol. 546–547. Kop.), wurde von Pfgf. Ludwig bei seinem Vater angefordert2 und am 22.10.1575 der Mainzer Kanzlei übergeben3

Wir Friderich, von Gottes gnaden pfalzgrave bey Rhein, deß Heiligen Rhömischen Reichs ertztruchsäß unnd churfurst, herzogk in Bayern etc., bekhennen und thun kundt offenbar mit disem brief:

Als der ehrwürdige herr Daniel, ertzbischof zu Meintz und churfurst etc., unnser besonnder lieber freundt unnd bruder, als des Heiligen Rhömischen Reichs durch Germanien ertzcantzler, unns vormög und nach außwe[i]sung unnserer der churfürsten einigung4 (fürnemlich allerhandt werbungen etc., so die rhömisch kaiserlich Majestat etc., unnser aller gnedigster herr, künfftiger administration deß Heiligen Rhömischen Reichs halben unnd was ferner notwendiglich zu tractirn unnd zuhandlen fürgebracht werden möcht, bey unns unnd andern unnsern mitchurfursten allergnedigst thun lassen) unnd also inn crafft seiner L. obligennden ampts uf den neünunndzwenzigsten verschinen monats Julii zu Franckfurth am Main inn eigner person, wie sich nach wichtigkeitt der sachen gebürt, einzukhommen, unnd unns nichts dann Gottes gewaldt daran verhindern zulassen, freündtlich unnd brüderlich inn schrifften erfordert (wie dann höchstgedachte rhömisch keyserliche Majestat gleichsfals uf solcher versamblung aigner person zuerscheinen gedecht), volgende täg inn gemeiner churfursten versamblung collegialiter zuerwegen unnd zuberhatschlagen, was innsonderheitt angeregts artickels der khünftigen administration des Heiligen Reichs neben andern unnsers geliebten vatterlands obligen, so inn berhatschlagung gezogen werden möchten, zu wolfart desselben und befürderung gemeiner sicherheitt fürgenommen werden unnd zuthun sein soll etc., ferrers innhalts ermelts ausschreibens deß datum steet Aschaffenburg, den fünffzehenndten Aprilis dises lauffenden fünf und siebennzigsten jars; unnd dann aus höchstgedachter keiserlichen Majestat fürgefallenen sachen, geschefften unnd ursachen solcher tag biß uf den sechsunndzwenzigsten diß monats Septembris unnd naher Regenspurg gelegt unnd vorschoben worden, innhalts ermelts churfursten zu Meintzs anndern, den vierundzweinzigsten Junii negst datirten schreibens etc., wir auch von irer keiserlichen Majestat ebensfals inn der person daselbst zu Regenspurg zuerscheinen ersucht worden5.  Nhun wissen wir uns unnserer, der churfursten, hiebevor ufgerichter, verneuerter unnd hochbetheurter vereinigung unnd verbrüderung gantz wol zuerinnern, weren auch gantz willig unnd erkhennen uns schuldig, alda zu Regenspurg uf beschehen erfordern personlich anzukommen unnd alles das zuthun, das deß Heiligen Reichs nutz, ehr und wolfart erfordern thut. Nachdem wir aber diser zeitt unnsers leibs ungelegenheit unnd schwachheit halben daran würcklich verhindert werden unnd dann inn obbemelter unnser, der churfursten, einung fürsehen, wo einer oder mher der churfursten ehehafft der sachen wegen an personlicher erscheinnung verhindert, dasselbig uf seine rechte warheit mit offen briefen betheurn unnd darauf etliche seiner stattlichen und ansehenlichen reth mit volmacht und gewalt zu solchem tag schickhen soll6, unnd wir, obgedachter pfaltzgraf Friderich, churfurst etc., hiemit und inn crafft diß offenen, versigelten unnd mit eigner handt underzeichneten briefs uf unser rechte wahrheit, daß wir mit unnserm selbst leib nit kommen können, betheurn thun, also haben wir den hochgebornen fürsten, unnsern freundlichen lieben son, gevattern und unsers fürstenthumbs der Obern Pfaltz inn Baiern statthaltern, herrn Ludwigen, pfaltzgrafen bei Rhein, herzogen inn Beyern etc., unnd dann die wolgebornen, hochgelerten, ersamen, unnseren großhofmeister, cantzler zu Heidelberg, vicecantzlern zu Amberg, fauth zu Germerßheim, rhete unnd liebe getrewen Ludwigen von Sain, grafen zu Witgenstein, herrn zu Homburg etc., Christoffen Eheim, Martin Ostermünchern, bede der rechten doctores, unnd Christoffen von Götfart, Wolffen Hallern unnd Ludwigen Culmann, auch der rechten doctorn, sambt unnd sonder uf disen jetzigen tag nach Regenspurgk abgefertigt; geben inen auch sambtlich unnd sonderlich macht und gewaldt, hiemit unnd inn crafft diß briefs inn der aller besten maß und form als wir am krefftigsten thun sollen und mögen, cum clausula quod non sit melior conditio unius quam alterius et quod per unum eorum inceptum, per alium finiri valeat, für der rhömischen keiserlichen Majestat etc., unnserm allergnedigsten herrn, auch den erwürdigen unnd hochgebornen fürsten, unsern besondern lieben freunden, freündlichen lieben vettern, oheim, schweher, schwagern unnd brudern, deß Heiligen Römischen Reichs churfursten, zuerscheinen, unsern plaz, session und stim einzunemmen und zuverdretten, wz fürgetragen anzuhörn und sonderlich der künfftigen administration halb und wz sonsten zu deß Heiligen Reichs aufnemmen und wolfart dienlich, sich innhalt einer sonndern instruction7, die wir inen zugestelt, unnsertwegen vernemmen lassen, handlen, vorgleichen und schliessen, auch inn disen und andern fürfallenden sachen einen oder mher an ire statt zusezen und [zu] widerruffen, alles und jedes zuthun, dz inn und bei solchen sachen zuvolbringen notturfftig und nutzlich sein wirdt; ob es auch besondern gewalts8 erheischen würde, auch ettwas grössers oder mherers, sonderlich das wir selbst thun möchten, so wir inn solcher handlung entgegen und personlich darbei weren etc., hiemit vestiglich versprechend, wz durch unnsern obgemelten son und rethe, auch ir nachgesetzte gewaldthabere sambtlich oder sonderlich inn oder bei obberurten sachen gehandlet, gethan, gewilligt und geschlossen, solches alles zu ewigen zeitten, sthet, vest unnd genem zuhaben unnd zuhalten. Deß zu wahrer urkhundt haben wir unnser innsigl an disen gewaltsbrief thun hangen unnd mit aigner hanndt underschriben.

Heidelberg, 19.9.1575. Eigenhd. Unterschrift: Kf.Pfgf. Friedrich.

Anmerkungen

1
Kurbrandenburg, fol. 89'–92 (Nr. 2).
2
In seinem Schreiben vom 12.10.1575 aus Regensburg (vgl. Anm.1 bei Nr. 24) bat Pfgf. Ludwig seinen Vater, die beiliegende vorformulierte Vollmacht unterschrieben und gesiegelt zurückzusenden, da diese für den Wahlakt benötigt würde. Die Formulierung der Wahlvollmacht entspricht den Vorgaben in Kap. XIX der Goldenen Bulle (Fritz, Goldene Bulle, 75 f.). Unter den Bevollmächtigten wird der in der Vollmacht vom 19.9.1575 erwähnte, bei den Beratungen aber nicht zugelassene Wolf Haller (vgl. die Sitzung vom 10.10. in Nr. 2) nicht mehr genannt.
3
Vgl. Anm.15 bei Nr. 11 sowie den Bericht Pfgf. Ludwigs an seinen Vater vom 28.10.1575 (vgl. Anm.a bei Nr. 10).
4
Bezug auf Abschnitt [6] des Kurvereins vom 18.3.1558: Leeb, RTARV 1558/59, Nr. 47 S. 454–465, hier 460 f.
5
Zu den beiden Ausschreiben Kf. Daniels von Mainz vgl. Einleitung, Kap. 2.2; zu den Werbungen des Ks. um die persönliche Teilnahme der Kff.ebd., Kap. 2.3.
6
Bezug auf Abschnitt [6] des Kurvereins vom 18.3.1558 (vgl. oben Anm. 4).
7
Nr. 24.
8
Vgl. jedoch die oben angegebene und auf den 10.10.1575 datierte Wahlvollmacht Kf. Friedrichs III.