Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Kurfürstentag zu Regensburg 1575 bearbeitet von Christiane Neerfeld

Die Zusammenkunft der Kff. bietet die Gelegenheit für die Erörterung dringender Reichsangelegenheiten. Erinnerung an die in der Vergangenheit auf vielen RVV diskutierte Türkengefahr. Verschärfung der Lage an den Grenzen des Reichs durch die immer näher heranrückenden und an Stärke zunehmenden Türken. Hoher Kostenaufwand durch den gezwungenermaßen mit dem Sultan geschlossenen Frieden und durch die Sicherung des Grenzgebiets. Bericht über die jüngsten Grenzübergriffe durch die Türken, denen die geschwächten habsburgischen Truppen an der Grenze nichts mehr entgegenzusetzen haben. Trotz der ksl. Friedensbemühungen bislang keine Bestätigung der vom Ks. angestrebten Verlängerung des Friedens; stattdessen fortwährende türkische Überfälle und Nachrichten über einen bevorstehenden Hauptangriff des neuen Sultans auf die ksl. Erblande und das Reich. Bisherige Türkenhilfen kein effektives Mittel zur dauerhaften Abwehr der Türken. Erforderliche Schritte zur Abwehr der drohenden Gefahr: Beschluss einer stattlichen Reichshilfe zur Abwehr einer Offensive des Sultans in Ungarn; Verheerung der feindlichen Grenzgebiete und Burgen; Fortsetzung dieser Maßnahme im Winter, um den Feind nachhaltig zu schwächen; Beschluss einer beharrlichen Hilfe und eines stehenden Heers im Grenzgebiet, damit die ungarische Grenze gehalten werden kann, die der Ks. nicht länger alleine verteidigen kann. Im Gegenzug Bemühen des Ks. um die Bildung einer antitürkischen Allianz mit ausländischen Mächten. Bitte an die Kff. und Pfgf. Ludwig, zur Beratung der Türkenabwehr und anderer wichtiger Reichsangelegenheiten einen RT zu bewilligen und persönlich zu erscheinen.

Den Kff. und Pfgf. Ludwig am 24.10.1575 in der ksl. Herberge übergeben1 und am selben Tag kopiert2. Am 25.10.1575 im KR verlesen und beraten3.

HHStA Wien, MEA, RTA 73, unfol. (Kop. Am äußeren Seitenrand beschädigt. Überschr.: Ksl. Mt. vortrag mit erzelung des turcken fridpruchigen kriegwesens halb. Am unteren Rand: Presentatum per imperatorem principibus electoribus Ratisponae 24. Octobris anno 1575.) = Textvorlage. HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/3, fol. 10–25' (undatierte Kop.) = B. HStA München, K. blau 100/1, fol. 181–193' (Kop.Dorsv.: Ksl. Mt. proposition des turcken unnd neuen reichstags halben.) = C. LAV NRW R, Kurköln V, Nr. 9, fol. 4–13' (undatierte Kop.). Knapp referiert bei Moritz , Wahl, 176.

Die römisch kaiserliche, auch zu Hungern unnd Behaim künigcli[che] Mayestat, unser allergenedigister herr, wissen sich gleichwol zu[er]inndern, von was sonderbaren sachen wegen gegenwerttige ihrer k[sl.] Mt. und des Heiligen Reichs churfürsten zusammenkonfft angest[elt] worden. Nichtsdestoweniger aber können ir ksl.Mt. aus vätterlicher trewer sorgveltigkait nit umbgehn, iren kfl.Gnn. und der abwesenden churfürstlichen Pfaltz verordneten gewalthaber unnd räthen bey diser gelegenhait auch dasjhennig freundtlich und gnedigist furzutragen und zu gemüett zufuren, so nit weniger des Heiligen Reichs teütscher nation und gemainer gantzen christenhait als ihrer ksl.Mt. erblichen khünigreich und lannde höchste notturfft erfordert.

Und nachdem ihren churfurstlichen gnaden, so wol auch fürsten und andern des Heiligen Reichs stennden hievor auf vilen underschidlichen so wol bey irer Mt. herrn vatters weilendt kaiser Ferdinanden etc. hochlöblichister gedechtnus regierung als auch hernach gehaltnen Reichs versamblungen ausfurlich vor augen gestellt worden4 die grosse nott und gefahr, darinn das Hailig Reich teütscher nation sambt andern christlichen khunigreichen unnd lannden von wegen des grausamen erbfeindts christlichs nammens und glaubens, des türken, nuhn lange zeitt gestanden, so achten ihr ksl.Mt. für unnötig, dasselb dis ortts weitleuffig zuerholen.

Wiewol nuhn die sachen seithero inn nichten besser worden, sonder sich dises vheindts halben ye lenger ye beschwerlicher ertzaigen, daheer da[nn] ir ksl.Mt. vor der zeitt vil mehr ursach gehabt, auch ires thails genaigt gewesen, den weeg des kriegs als fridens an die handt zunemmen, so haben doch ir ksl.Mt. für augen gesehen und nit unbillich behertzigt, mit was fur ainem und nemblich sölchem vheindt ir ksl.Mt. zuschaffen, so gemainer gantzen christenhait (die unglaubigen, deren vil nit weniger vor disem tyrannen teglichs in sorgen sitzen, zugeschweigen) ain schwere burde ist. // Dann erstlich hat mann bisher laider nur zuvil erfahren dises vheindts übermässige macht, welche irer ksl.Mt. und dero erblichen khunigreichen unnd lannde, auch also des Reichs teutscher nation halben sovil gewaltiger zuachten, umb wievila er dieselb sein macht an volck, geschütz unnd anderm näher, unnd da er sölches alles hievor gar von Constantinopel unnd andern weitentlegnen ortten zusammen und kaum in langer zeitt, auch nit one grossen unkosten, muhe und ungelegenhaitb herauf bringen muessen, dasselb yetzt inn Hungern und gleich an irer Mt. gränitzen der niderösterreichischen lannde an der hanndt hatt, welche macht durch seiner leüthe kriegserfarnus und dann den grossen gehorsam, so er bey denselben hat, nit wenig gestärckt wirdet. Zudem, das er auch nit allain andere unglaubigen, zuvorderist die tartarn5, sonder auch christen, als die moldawer und walachen, seines gefallens aufzubringen und mit denselben irer ksl.Mt. wie auch andere mehr khunigreiche und lannde inn grosser antzall zuuberfallen, verderben unnd zuverhergen gelegenhait hatt. Daneben auch diser zeitt mit kainem andern potentaten, sonderlich auf dem lanndt, inn krieg steht6 unnd derwegen, neben obangeregtem an der handt habenden vorthail, auch alle andere seine macht daher wenden kan.

Dieweil dann dem also, hingegen aber weder irer ksl.Mt. noch ainiches andern christlichen potentaten macht also geschaffen, dz dieselb allain und one anderer stattliche zuesetzung und hilff disem übermächtigen vheindt bestenndigen widerstanndt zuthun gnuegsam sein möchte, unnd aber nit allain ir ksl.Mt. bisheer das irig alles angegriffen, sonder auch irer Mt. khunigreich und lanndt, als die es seit weilendt khunigs Ludwigen laidigen niderlag7 und also nuhnmehr in das funfftzigist jahr mit disem vheindt getriben und das eusserst gethan, dermassen erschöpfft, ainstails auch verderbt und verheergt, das nuhnmehr irer Mt. sambt denselben iren khunigreichen und landen // auch die nottwenndige ordinari erbawung und underhaltung de[r] grenitze lenger nit vermöcht; daneben auch kaine sonderlich der ze[it] erlangte und sölche hülffen gehabbt, so gegen disem vheindt im wenigisten erkhlekhten; und dann über dises alles die aufpott und zuezüge, deren sich ihr ksl.Mt. mit den stennden berürtter irer künigreich und lannde verglichen, des von vilen ortten zusammengeprachten gemainen ungeuebten volckß halben dermassen schlecht und sonst also geschaffen, das sich auf dieselben wenig zuverlassen, so seindt dem allem nach ir ksl.Mt. vor der zeitt aus not tringenlich verursacht worden, cden friden dem krieg–c vorzusetzen und denselben an der türkhischen portten erhandlen zulassen8. Gleich wie nuhn sölcher fridt mit grosser mühe, unkosten unnd nachsehung erlangt, also ist er auch nit mit geringer aufwendung unnd beschwernus erhalten worden. Seytemal allain dasjhennig, so ir ksl.Mt. dem türkischen sulthan sambt seinen vesier und officiern jährlichs hinein geschickt, sich ausser der extraordinari verehrungen, deren ihr ksl.Mt. gegen ettlichen nit übrig sein mögen, auch anderer nottwenndigen ausgaben über ainhundert tausent taler, und also die zeittheero vast ain million anlaufft. Neben welchem ir ksl.Mt. nit weniger als bey kriegszeitten die gränitze, welche sich von Sibenburgen bis an den venedischen golfo über die zwayhundert meilen weegs erstreckhen, mit merklicher grosser unnd, wie auch oben angeregt, irer ksl.Mt. unnd dero erblichen khünigreichen unnd lannden allain zutragen unmöglicher darlag besetzen unnd erhalten muessen.

Wie ungewis aber bey disem allem sölcher fridt seye und wie wenig sich darauf zuverlassen, sölches ist mann bisheer zuvil innen worden unnd hatt die erfahrnus bey yetzigem fridtstandt wie auch vor- // maln yederzeitt zuerkhennen geben, das, ob gleich dergleichen fridt getroffen unnd beschlossen wirdett, derselb doch nit in irer Mt., sonder des vheindts handen steht unnd seines gefallens gehalten würdt, wie sich dann auch zu im als ainem hayden, bey dem weder trawen noch glauben anders nit zuversehen als wie bey wehrenden fridtstanndt täglichs ervolgt ist, nemblich das seine leüthe inn irer Mt. dition gefallen, die jhennigen krais oder spanschafften, fleckhen und dörffer, so hievor niemaln den türken underwürffig oder zinsbar gewesen, mit gewalt zur huldigung und zinsraichung genöttigt, und, da sich dieselben widersetzet, mit schwerdt und fewr vheindtlicher weis angegriffen; wie sy dann auch sonst nit underlassen, irer Mt. getrewe underthonen hin unnd wider inn iren heüsern unnd auf dem vheldt zuuberfallen, von der arbait hinweckzufuren, ir viech und was sy bekommen mögen zurauben, ire heüser zu blündern und zuverprennen unnd also nit anderst zu hausen als ob kain fridt, sonder offner khrieg were. Bey welchem sy es nit pleiben lassen, sonder sich vilfältigclich understanden, irer ksl.Mt. dero heüser haimblich abzusteigen oder mit gwalt abtzudringen, wie dann innsonderhait (anders, so sich bey werendem fridtstanndt vilfaltigclich zuegetragen, disßortts zugeschweigen) der bassa von Ofen9 im verschinen monatt Julio unversehener dinge ettliche tausent zu rosß unnd fueß bey Peßt zusamen gepracht unnd sölch khriegsvolckh sambt ettlichen mawerprecherinen und anderm geschütz under des sanziacken von Gran10 bevelch für11 Plawenstain12, volgendts nach eroberung desselben vor Dywin13 geschickt und dasselb auch beschossen unnd eingenommen hat14. Und ob wol er, bassa, under sölcher baider heüser belegerung furgeben // und die sach dahin deütten wöllen, das sein vheindtlichs furnemmen allain wider den Johansen Balasa15, welchem bemelte heüser zuegehören, angesehen were, den er von weegen seiner ime und anderen türken bewisnen spottstucke also straffen wolte, mit dem neben vermelden, das er wider ir ksl.Mt. und dero heüser dem friden zuwider ichts fürzunemmen mit nichten, sonder denselben unverprüchlich zuhalten gemaint were, auch hernach, als eben zu der zeitt, da Dywin erobert worden, ain ander türkischer hauff dißseitts der Tonaw eingefallen unnd irer Mt. one mittel zuegeheriges schlosß Fonodt16 beschossen unnd eingenommen, fürwenden dörffen, das es one sein vorwissen beschehen, mit dem vertrösten, nach dem er sich an gedachtem Balassa gerochen hette, das, wo ir ksl.Mt. das inn eyl an dder perkstetterischen grenitze–d (allain zur defension) versamblet khriegßvolck wurde abtziehen lassen, er sein heer auch zu ruckh fordern wolte, so hat er doch demselben seinem betrüglichen und allain zu dem ende gethanen erpietten, damit er ir ksl.Mt. mit dero gegenrüstung aufhalten möchte, zuwider alsbaldt das haus Somoßko17 inn seinen gewalt pringen lassen. Wie dann auch der bassa von Temeschwär18 sich eben derselben zeitt mit ainer stattlichen antzall volckß herauf nit weitt von Zolnock19 begeben, also das mann der ortten auch in sorgen und sonderlich der vesstung Kalo20 halben in gefahr (wie auch noch) stehn muessen.

Darauf gleichwol ihr ksl.Mt. nit underlassen, bemelten bassa von Ofen zum andernmal durch sondere gesandten21 umb restitution berurtter, one ainiche ursach abgetrungnen heüser zuersuechen, auch entlich, nachdem bey ime dasselb nit zuerhalten geweßt, alles was hierundter fürgangen an irer Mt. oratorn zu Constantinopel22, sölche restitution so wol auch die abstöllung wei- // terer thättlichen handlung daselbst zu prosequieren, gelangen zulassen.

Dieweil aber ir ksl.Mt. alberaitt von yetztgedachtem irem oratorn sovil berichts entpfangen, das, was also von dem bassa zu Ofen furgenommen, nit one seines herrn vorwissen unnd bevelch beschehen, daneben auch befunden, das, ob wol er, bassa, sein vor den perckhstetten gehabtes khriegsvolckh widerumb abgefordert unnd daneben ain assecuration von sich gegeben, aller fernerer thättlichait sich zuenthalten und der fridens capitulation gemesß zuleben, das doch die seinen irer ksl.Mt. getrewen underthonen mit straiffen, plündern, rauben unnd prennen härtter als hievor nimmer zuesetzen, auch ausser dessen was zuvor und nit allain dis yetzig jahr, sonder die gantze zeitt des währenden fridtstanndts vilfältigclich und an allen grenitzen fürgangen, den dreyzehenden verschines monats Augusti der begh in Posega23 mit ainer grossen antzal volckß zu rosß unnd fueß auf Copreinitz24 gestraifft, den fleckhen angeloffen und zuverprennen sich understanden, auch vil seelen und viechs hinweckh gefurtt; volgendts den achttzehenden desselben monats die beghen von Sigeth, Funffkhirchen unnd Kopan25 sich ettliche tausent starckh inn aignen personen über den Plattensee begeben unnd drey meilen oberhalb Canisa26 eingefallen27, alles mit schwerdt unnd fewr verheert, auch ain merckliche antzall seelen unnd viechs hinweckgefüertt und dann erst den vierundzwainzigisten nechstverschines monats Septembris oberhalb Canisa ainen vast grossen raub gethan und abermalen über die tausent seelen mit sich genommen, auch sechtzehen dörffer verprennt haben, neben dem, so sich auch vor wenig tagen mit irer ksl.Mt. öbristen leütenandts an den crabatischen grenitzen // weilendt herrn Herwardten freyherrn zu Auersperg etc.28 nider[lage] zuegetragen unnd dann irer ksl.Mt. yetzt ferner glaubwirdiger bericht einkombt, wasmassen der vheindt abermals an denselben crobatischen grenitzen inn starcker versamblung unnd auf den orttfleckhen Wihitsch29 forttzutziehen willens sein, auch alberaitt zehen stucke geschütz under Bellej30 gepracht haben solle: So ist aus disem allem leichtlich abzunemmen, das bemelter irer Mt. orator daselbst zu Constantinopel gleich so wenig erhalten unnd der bassa dessen alles von dannen austruckenlichen bevelch haben werde.

Hergegen aber können ir ksl.Mt. hochgemelte anwesender churfürsten unnd die pfältzischen gewalthabere unnd räthe nit unerindert lassen, das mann hingegen dißsseitts dermassen schwach, ermattet unnd ausgetzert, das kain ersprießliche rettung beschehen khan. So komen nit allain die lanndt zuezüg unnd aufpott, auf welche der maist trost sein solte, gantz spatt und gemaingclich erst wann der vheindt das, so er im synn gehabt, alberait unversehenlich verrichtet hatt, sonder könden auch dieselben also eylendts blos unnd eintzig und one andern und mehrern zuesatz von khriegsvolckh an ain sölchen geübten und geschwinden feindt one grosse gefahr nit angefüert werden, welches dann umb sovil desto beschwerlicher, das der vheindt hierdurch ains nach dem andern einbekombt und was er also ainmal in seinen gewalt bringt, ime nit leichtlich widerumb nemmen leßt, sonder den fueß ye lenger ye weitter setzt; darzue ime ainen sondern vortail und gelegenhait gibt, das er, was vor ime, so weitt er kann verheert und verderbt, hingegen aber die erobertten fleckhen und was hinder denselben zum besten besetzt und dardurch an der mannschafft, proviandt, geschütz unnd anderer khriegsnotturfft von tag zu tag sich inn Hungern // also mehret und zuenimpt, das seine leüthe ye lenger ye mehr irer ksl.Mt. grenitzern, so offt es zu ainem treffen kompt, vast allwegen überlegen unnd zu starck seindt, auch also gleich einfallen unnd thuen mögen wann unnd was sy wöllen; darüber disseitts der pessten leüthe, sonderlich der geringen pferde, one welche gegen disem vheindt wenig auszurichten, täglichs weniger, die underthonen erödet, verzagt unnd letzlich aintweder aus klainmuettigkait zur huldigung beweget oder mit gewalt dartzue genöttigt, auch ettwan daruber geplundert, verheert, verprenntt unnd in schweriste dienstbarkait gefürtt werden.

Wiewol nuhn aus disem allem gnuegsamblich erscheint, das der berürtt achtjärig fridtstanndt31 ihrer ksl.Mt. dero khunigreichen, lannden und getrewen underthonen wenig nutzes gepracht, sonder dem vheindt ain grosse gelegenhait unnd vorthail inn die hanndt gegeben, er sich auch dessen fleissig gepraucht, daheer dann ihr ksl.Mt. nach fernerer desselben erlengerung zutrachten wenig, sonder vil mehr dahin zugedencken ursach gehabt, wie ihr ksl.Mt. sich dero khunigreiche unnd lannde inn ander weege retten und erhalten, auch der stenndt des Heiligen Reichs verschonen köntte, so ist doch irer ksl.Mt. abermaln das obangeregt ihr selbst unnd ermelter irer khunigreiche unnd lannde eüsserstes abnemmen unnd unvermugen im weeg gestanden, und ir ksl.Mt. daher zum thail auch durch hochgedachter churfursten selbst vermahnen geursacht worden, bey dem nechstverstorbnen sulthan Selym umb weitere erstrekhung anzuhalten. Sodann auch, wie ire kfl.Gnn. dessen von irer Mt. damalen erindert, nach langgepflogner handlung (yedoch so wol als das vorigmal nit one grosse verhaissungen, mühe und uncosten) von yetztermeltem sulthan Selym // auf andere acht jahre erlangt, volgents auch durch seinen sohn unnd successorn sulthan Amurathen bald nach eingang seiner regierung zu confirmiern bewilligt32 unnd derwegen die bottschafft33, so von seinem vattern mit dem prorogationbrief zu irer Mt. abgeferttigt gewest, hernach aber auf desselben absterben underweegen stillgelegen unnd des successoris weittern verordnung erwarttet, mit der vermeldten bewilligung, yedoch one die in solenni forma geferttigte confirmation forttgeschickt worden unnd zu eingang des verschinen monatts Martii bey irer ksl.Mt. zu Prag ankommen, aber daselbst vor enttlicher deren ime anbevolhenen sachen abhandlung mit todt verschiden ist. Daheer ervolgt, das ihr ksl.Mt. nit allain sölches prorogierten und durch den yetzigen sulthan wie vermeldet zubestettigen bewilligten fridtstandts, so zu ausgang der ersten acht jahre, welche sich auf den ersten Januarii schieristkunfftigs 76. jahrs unnd also nit gar inner dritthalber monatt enden werden, noch khain gewishait haben, sonder auch aus dem, so von dem bassa zu Ofen nuhn ettlich monat hero obertzeltermassen fürgenommen worden, dessen auch noch khain aufhöeren ist, vil mehr der unfridt unnd offen khrieg zugewartten, wie dann auch daheer anders nit zuvermuetten, das irer ksl.Mt. orator zu Constantinopel mit der bisheer ettlich monat embsigclich sollicitierten confirmation von ainer zeitt zur andern yetzt mit der, baldt ainer andern ausrede zweifels one mit fürsatz unnd auf ainen sondern betrug aufgetzogen wirdet; zu dem das irer ksl.Mt. auch hiervon unnd das der türkisch kaiser auf nechstkunfftigen früeling aigner person heraus gegen irer ksl. // Mt. ziehen werde, bisheer von vilen underschidlichen ortten und so wol aus Sibenbürgen unnd Venedig als Constantinopel, Ofen und andern enden khundtschafften unnd wahrnungen, ja auch bericht zuekommen, das alberaitt an profiandt unnd anderer zu sölchem heraus zug gehöerigen notturfft stattliche vorberaittung gemacht und hin unnd wider bestelt werde.

Wann nuhn die sachen oberzeltermassen geschaffen unnd dann ihr ksl.Mt. den friden, ob sy gleich gern denselben auch mit irem selbßt und der iren noch weitterm schaden und nachsehen continuiern wolte, lenger nit haben kan als diser beschwerlicher nachbar will, so erfordert demnach nit allain irer ksl.Mt. unnd dero erblichen khünigreiche unnd lannde, sonder auch, nachdem der vheindt so weitt kommen, das es ime nuhnmehr nit umb Hungern, sonder vil mehr umb die niderösterreichischen unnd andere irer ksl.Mt. khunigreich unnd lannde und also darumb zuthuen, wie er den fues ins Reich setzen und volgentts nit weniger als inn Hungern und andern erobertten khunigreichen unnd länndern beschehen von tag zu tag weitter greiffen möge, desselben unsers gemainen geliebten vatterlanndts höchste notturfft, sölchen dingen zeittlich nach zutrachten unnd dahin zugedenken, wie unnd durch was erschießliche mittl und weege die gemaine vorstehende nott, jammer, verderben unnd gefahr abzuwenden.

Unnd ob wol ihr ksl.Mt. sich freundtlich unnd genedigist erinndern, wie treulich bisheer churfursten, fürsten und stennde des Heiligen Reichs zu höchstgedachtem kaiser Ferdinanden und irer yetzigen ksl.Mt. gesetzt, was sy auch baiden iren Mtt. zu mehrmalen für // ansehenliche hülffen wider disen gemainer christenhait erbfeindt gehorsamblich bewilligt unnd gelaistet34, so hat sich doch yedesmalln befunden, das sölche bewilligungen, wie stattlich auch dieselben gewesen, nit das mittel, dardurch den sachen geholffen und dem vheindt gepürlicher unnd nottwendiger widerstanndt, vil weniger grosser abbruch beschehen mugen. Seytenmaln es mit sölchem vheindt die gelegenhait hatt, das er so leicht nit anzugreiffen oder auf ainmal zuvertreiben, das auch das teütsch khriegsweesen und des Reichs hülffen nit also geschaffen sein, das mann alsbaldt ain hauptschlacht gegen ime fürnemmen oder ainichen mit seinem gewaltigen höer35 belegerten platz mit gelegenhait unnd vorthail zuentsetzen understehn mögen, zu dem das sölche hülffen so gar langsam ein[kommen] unnd das darvon bestelt khriegsvolck ins vheldt zupringen, auch volgents dermassen baldt aufhöeren, das nichts beharrlichs unnd stattlichs darmit furgenommen unnd ausgerichtet werden khann. Darumben dann ervolgt, das der vheindt vast allweeg mit sig unnd verrichten sachen abzeucht, unnd hernacher der krieg, wann die bösst36 gelegenhait vorhanden, steckhen pleibt unnd die frontier blos unnd ungesterckt oder one gnuegsame fursehung abermals gelassen würdt.

Unnd da sich diser zeitt, wie zubesorgen, solte zuetragen, das der yetzig türkisch kaiser als ain junger angehender regent sich entschliessen solt, den krieg in Hungern beharrlich forttzusetzen unnd das ain jahr selbs persöndlich heraus zuziehen, das ander ain beglerbeghen sambt den tartarn unnd anderm kriegsvolckh heraus zuschickhen, ittem die frontiern mit jänitschärn zusterckhen etc., so ist ye gnuegsam abzu- // nemmen, das er inn khurtzen jahren, da kain anderer beharrlicher widerstanndt vorhanden, der gantzen hungerischen frontier sich werde mechtigmachen künden, unnd das also fürtter aller last und gefahr des khriegs unnd einbruch des vheindts irer Mt. erblanden und der teutschen nation desto beschwerlicher unnd untreglicher wurde auf den hals wachsen. Welchem allem nach ir ksl.Mt. der unvermeidlichen notturfft nach darfurhalten, das disem sorgclichen weesen, darauf so wol dem Heiligen Reich teütscher nation als ihrer Mt. khunigreich unnd lannden das eusserst verderben unnd entlicher undergang steht, durch ersprießlichere und beharrlichere weeg und mittel dann bißheer beschehen zubegegnen, zu wehren unnd abzuhelffen seye. Unnd ist hierauf irer ksl.Mt. gantz freundtlich unnd genedigs gesinnen unnd ermahnen, hochgedachte churfursten und die pfältzische gewaldthabere unnd räth wöllen disen gemainen und nit weniger dem Heiligen Reiche als irer Mt. und dero erblannden obligenden handel mit trewistem vleiß bedenckhen und neben irer Mt. auf nottwendig hülfflich einsehen befürdern und richten helffen:

[1] Als nemblich zum ersten, das auf obangeregten fall, da der türkisch khaiser auf das kunfftig jahr, wie die khundtschafften, vermuettungen unnd wahrnungen einkommen, selbst persöndlich heraus ziehen oder sonst ainen hauptkrieg gegen ihrer Mt. fürnemmen wurde, gemaine stennde sich unverzuglich auf ain sölche ansehenliche stattliche hülff entschliessen, damit disem vheindt notturfftiger widerstanndt beschehen, sein vorhaben geprochen, die hungerisch frontier verthaidigt und durch Gottes verleihung sein gewaldt von // fernerm einpruch inn das Teutschlanndt möge abgehalten werden. [2] Zum andern, das sölche hülff dermassen durch gemaine stenndt befurdert werde, damit mann noch vor seiner herauskonfft mit ainem gnuegsamen hauffen volckß aufkhommen und ungehindert der türken auf der frontier ain verödung unnd verheerung vor im heer37, so weitt mann immer in sein dition und lanndt geraichen mag, furnemmen unnd verrichten, auch die schlechten plätze unnd vestungen ainsthails wider einnemmen unnd zerstöeren möge. [3] Zum dritten, das auch sölche hülff durch gemaine stenndt dermassen beharrlich angestelt werde, damit den wintter (da Gott gnad verlihe, das der vheindt unverrichter dinge wider abziehen mueste, wie er dann über drey monatt sich nit wol hiraussen seumen kann) der krieg mit erfrischtem volckh beharret und die verheerung der grenitze unnd geringen vestungen weitter forttgesetzt, auch die belegerung ains oder mehr hauptplatzes möge zu gelegenhait sölcher wintterzeitt furgenommen werden, dieweil alsdann die türken auf den grenitzen gegen den unsern allain nit ins vheldt ziehen können, auch ire plätz unnd vestungen durchaus wider den gewalt des geschütz unnd ander ernstlich zuethuen gar nit erbawet seindt. [4] Zum vierdten, dieweil es ausser alles zweiffels an dem ist, das, obgleich der türck von jahr zu jahr unnd beharrlich seinen persöndlichen herauszug oder hauptkrieg nit forttsetzen wurde, auch gemainen stennden des Reichs zu schwer fallen wolte, denselben ires tails offensive unnd mit stattlichem gewalt zubeharren, sich dannacht bey disem vheindt auch so gar, wie oben vermeldett, // inn fridts- unnd anstanndtszeitten kainer fridlichait unnd sicherhait zuversehen, seytemal die erfahrung gibt, das die türken bisheer inn zeitt des fridens unversehner betruglicher weise schier mehr dann inn offnem krieg eingenommen haben; derwegen dann die allerhöchste unvermeidliche notturfft ervordert, die hungerische frontier als die rechte vormaur der teütschen nation forthin dermassen zufürsehen unnd zubestellen, damit dieselb erhalten unnd zum wenigisten weitter durch den vheindt nit geschmellert werde, auch er also desto weniger gelegenhait haben möge, seinen gewaldt unnd tyranney in das Teutschlanndt zu wenden unnd daselbst immer weitter einzuprechen; daneben aber wissentlich unnd am tage, das die gnuegsame unnd sichere bestellung yetztermelter frontier in irer Mt. unnd dero khunigreiche und erblannde vermögen allain weitter nit ist; das inn erwegung dises alles gemaine stennde auf ain beharrliche hülff unnd immerwerendts khriegsweesen auf der frontier wöllen bedacht sein, durch welches nit allain die besatzungen gnuegsam bestellet und des vheindts ausfälle unnd eingriff gewehrt, sonder auch andere guette verrichtungen zu fürfallender gelegenhait furgenommen und also entlich der vheindt von der teutschen nation, dem geliebten vatterlanndt, aus verleihung des allmechtigen noch weitter möge abgehalten werden. Hingegen seindt ihr ksl.Mt. des erpietens, sampt vilberürtten ihren khunigreichen unnd lannden, welche auch sich noch weitter sovil inen ymmer muglich anzugreiffen daheer ursach schöpffen werden, das eüsserst und, wie ainem christlichen teutschen kaiser gepürt, guett unnd bluett bey dem Heiligen // Reich treulich darzusetzen, und dann auch umb mehr khriegsconsorten als nemblich die kgl. Würde zu Hispanien, den moscoviter unnd persier beßtes vleis und durch alle hierzu dienstliche mittel unnd weege zuhandlen und andere mehr hülffen zusuechen, der gentzlichen zuversicht, dieselben werden, da sy des von ihrer ksl.Mt. unnd dem Heiligen Reiche angestelten beharrigen kriegsweesens bericht entpfahen und also sich dißseitts ainer bestenndigen zuesetzung zugetrösten haben, inn sölche societatem belli auch desto leichter zupringen sein.

Dieweil dann neben disem hochwichtigen artickl auch von andern des Heiligen Reichs nit geringen obligen mit churfürsten, fürsten unnd stennden des Reichs zu tractiern unnd zuhandlen die höchste notturfft, innsonderhait auch zuberathschlagen sein will, wasmassen die beschwerliche unordnungen, so im Reich ye lenger ye mehr denen hievor aufgerichten hailsamen constitutionen zuwider und nit one viler gehorsamen stennde höchste beschwernus unnd belästigung mit durchfurung khriegsvolckß unnd inn andere weege einreissen, abzustöllen; desgleichen das hochschädlich mißtrawen under denen inner unnd ausser teütscher nation dem Reich zuegethanen sovil möglich auftzuheben, hingegen aber ain rechtes vertrawen und gleicher verstanndt zustifften, gemaine rhue, fridt unnd recht sampt dem gepurlichen gehorsam zuerhalten unnd entlich das jhennig alles, daheer dem Heiligen Reich, dessen stennden und zuegethanen mehrere gefahr, nachthail unnd unhail entstehn möchte, abzuwenden; daneben auch, was ettwan bisheer dem Reich von andern potentaten entzogen worden, wider darzue möge zupringen sein, wie dann ire // churfürstliche Gnn. unnd die pfältzische gewalthaber unnd räthe sölcher artickl ainsthails durch sonderbare schrifften erindertt wordene, unnd aber zu sölchem allem ainen allgemainen reichstag anzustöllen unnd denselben so wol der obangeregten von weegen des erbvheindts vorstehenden not unnd gefahr, als auch anderer viler irer Mt. unnd gemainen stennden billich angelegner sachen halben, sovil möglich zubefürdern, zum höchsten von nötten, so ersuechen ir ksl.Mt. auch ferner hochgedachte churfursten unnd die pfältzischen gewalthaber unnd räthe freundtlich unnd genedigclich, das ire churfurstliche unnd furstliche Gnn., auch sy inn bedenckung aller sölcher unnd sonderlich der türkischen sachen, gelegenhait unnd umbstennde irer ksl.Mt. ainen reichstag auf zeitt unnd mallstatt, so ihr ksl.Mt. für die bequembist achten werden, auszuschreiben ihrer Mt. gehorsamblich einraummen und bewilligen wöllen; unnd dann auf sölch ausschreiben an irem persöndlichen erscheinen unnd sonst nichts erwinden lassen, so zu befürderung des geliebten vatterlanndts und gemainer christenhait rhue und wolfartt immer fürtreglich und ersprießlich sein mag, innmassen dann ir ksl.Mt. zu hochgedachten anwesenden churfürsten so wol auch der churfurstlichen Pfaltz und dero gewalthabern unnd räthen das freundtlich, genedig und untzweifenlich vertrawen stellen, auch sölches umb ire kfl. und f.Gnn. auch sy sambt und sonderlich inn freundtschafft, gnaden und allem gutten zubeschulden yederzeitt unvergessen sein wöllen.

Anmerkungen

1
Kurpfalz, fol. 53 (Text in Anm.a bei Nr. 12).
2
Kurbrandenburg, fol. 172' (Nr. 13).
3
Kurbrandenburg, fol. 172'–175 (Nr. 13).
4
Bezug auf die ksl. Propositionen auf den RTT von 1559, 1566, 1567 und 1570, die die Türkenhilfe zum Thema hatten: Leeb, RTARV 1558/59, Nr. 85 hier S. 540–544 (2. Hauptartikel); Lanzinner/Heil, RTARV 1566, Nr. 3 hier S. 178–193 (3. Hauptartikel); Wagner/Strohmeyer/Leeb, RTARV 1567, Nr. 1 hier S. 77–88 (1. Hauptartikel); Lanzinner, RTARV 1570, Nr. 1 hier S. 166–170 (2. Hauptartikel); zu den dort bewilligten Türkensteuern vgl. Schulze, Reich, 77–80; Lanzinner, Friedenssicherung, 464–473 mit Tabelle 5 (Reichssteuerbewilligungen 1548–1576).
a
 wievil] In B danach: ehe. C wie Textvorlage.
b
 ungelegenhait] In B und C: gelegenheit.
5
= Tataren.
6
Bezug auf den am 29.5.1555 in Amasya geschlossenen Frieden zwischen Sultan Süleyman I. und Schah Tahmasp I., der bis zum Tod des Schahs 1576 währte (Hammer-Purgstall, Geschichte II, 237).
7
Bezug auf die vernichtende Niederlage Kg. Ludwigs II. von Ungarn gegen Sultan Süleyman I. in der Schlacht bei Mohács 1526 (Hammer-Purgstall, Geschichte II, 51–53; Pálffy, Kingdom, 35–37).
c
 den ... krieg] In B: dem fride den krig. C wie Textvorlage.
8
Am 17.2.1568 hatte Ks. Maximilian II. mit Sultan Selim II. den auf acht Jahre befristeten Frieden von Adrianopel/Edirne geschlossen (Bittner, Verzeichnis, Nr. 119 S. 24; Petritsch, Regesten I, Nr. 551 S. 187 f.) und sich dabei zu jährlichen Tributzahlungen an den Sultan verpflichtet (Hammer-Purgstall, Geschichte II, 365–368).
9
Mustafa Pascha Sokollu (hingerichtet 1578), seit 1566 Beylerbeyi von Ofen/Buda (Hammer-Purgstall, Geschichte II, 469; Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas, III, 279).
10
= Esztergom/Ungarn, deutsch Gran.
11
= vor.
12
= Modrý Kameň/Slowakei, ungarisch Kékkő, deutsch Blauenstein.
13
= Divín/Slowakei, ungarisch Divény, deutsch Diwein/Theben.
14
Vgl. Hammer-Purgstall, Geschichte II, 451; Fessler, Geschichte III, 615; Gömöry, Türkennoth, 160; zu den Türkeneinfällen des Jahres 1575, bei dem laut eines Gutachtens von 1582 76 Schlösser von den Türken erobert und 3200 Menschen versklavt wurden, vgl. ebd., 157–161.
15
Frh. János (Johann) Balassa von Gyarmat († 1577), ungarischer Adliger, Obergespan der Gft. Zólyom (Zedler, Supplement II, Sp. 1284). Er hatte im Frühjahr 1575 einen Sieg gegen die Türken errungen; zu seinem unklaren Verhältnis zu den Türken sowie zum Konflikt mit dem Beylerbeyi von Ofen vgl. Dávid, Balassi, bes. 342.
16
= Fonyód/Ungarn am Südufer des Plattensees.
d
 der ... grenitze] Korr. nach B und C. In der Textvorlage im Plural.
17
= Šomoška/Slowakei, ungarisch Somoskő.
18
= Timişoara/Rumänien, ungarisch Temesvár.
19
= Szolnok/Ungarn, deutsch Sollnock.
20
= Kálló, heute Nagykálló/Ungarn.
21
Miklós Istvánffy (Nicolaus Istuanfius, 1538–1615), seit 1575 Vizekanzler der ungarischen Hofkanzlei, Verfasser der „Historiarum de rebus Ungaricis libri XXXIV“, Köln 1622 (Hammer-Purgstall, Geschichte II, 451; Fessler, Geschichte III, 615).
22
Ksl. Gesandter an der Hohen Pforte war seit 1573 Frh. David Ungnad von Sonneck, der die Verlängerung des Friedens von Edirne erreichte. Für die Überbringung der Geschenke und Tributzahlungen reiste Frh. Johann von Preyner im Sommer 1575 als ksl. Sondergesandter nach Konstantinopel (Spuler, Diplomatie, 326).
23
= Požega/Kroatien, ungarisch Poszega.
24
= Koprivnica/Kroatien, deutsch Kopreinitz.
25
= Szigetvár (kroatisch Siget), Pécs (deutsch Fünfkirchen) und Koppány in Ungarn.
26
= Nagykanizsa (Kanizsa)/Ungarn.
27
Vgl. Gömöry, Türkennoth, 160.
28
Herbard VIII. Frh. von Auersperg, Landeshauptmann des Hgt. Krain und Oberbefehlshaber im kroatischen Grenzgebiet, war am 22.9.1575 vernichtend geschlagen worden; sein abgeschlagener Kopf wurde im Dezember 1575 im Triumphzug durch Istanbul getragen (Hammer-Purgstall, Geschichte II, 452 f.; Fessler, Geschichte III, 615). Die Nachricht von seiner Niederlage war Anfang Oktober in Regensburg eingetroffen; vgl. das Schreiben der kursächsischen Räte Berlepsch, Kostitz und Berbisdorf an Kf. August (Regensburg 4.10.1575; HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/1, fol. 415–418'. Or., hier das PS fol. 417), wo es heißt, dass dise vergangene nacht zeidtungen, so ihr Mt. ganntz ungehrne erfahren, bey der post nachkumen, wie ungeverlich vor acht tagen an der krabatischen greintz ihrer Mt. landtshaubtman in Karnten, Krain und Krabaten, herr Herwardt von Auersbergk etc. sampt einem seiner söhne und vilen andern guedten deutschen leudten, ungeverlich zweyhundert pferdt stargk, vom turgken erlegdt. Unnd sein, des von Auersbergs, kopff midt nach der Turgkey darvon gefuerdt worden. Vgl. diese Meldung auch im Bericht Dolfins an Gallio (Regensburg, 7.10.1575): Neri, NB III/8, Nr. 153 S. 330–333, hier 333.
29
= Bihać/Bosnien, deutsch Wihitsch.
30
= wahrscheinlich Bilje/Kroatien, ungarisch Bellye.
31
Bezug auf den Frieden von Edirne von 1568; vgl. oben Anm. 8.
32
Die Verlängerung des Friedens von Edirne war von Sultan Selim II. im Dezember 1574 kurz vor seinem Tod genehmigt worden. Da der Vertrag für seinen Sohn und Nachfolger Sultan Murad III. nicht galt, zog sich die Bestätigung des erneuerten Friedens jedoch lange hin. Erst am 22.11.1575 (Bittner, Verzeichnis, Nr. 126 und Nr. 128 S. 25 f.; Petritsch, Regesten I, Nr. 763 S. 253) wurde der Vertrag von 1568 für weitere acht Jahre bestätigt; vgl. Hammer-Purgstall, Geschichte II, 433 f., 450 f.; Huber, Geschichte IV, 270 f., sowie oben Anm. 22.
33
Der aus Bayern stammende Dolmetscher Mahmud war im Dezember 1574 an den Kaiserhof entsandt worden, um die Urkunde des erneuerten Friedensvertrags zuzustellen. Da ihn unterwegs ein Bote erreichte, der ihm die Nachricht vom Tod des kurz nach seiner Abreise verstorbenen Sultans überbrachte, verzögerte sich seine Mission jedoch. Ohne die Befehle des Nachfolgers Murad III. ausführen zu können, starb Mahmud im Frühjahr 1575 in Prag (Hammer-Purgstall, Geschichte II, 450 f.; Spuler, Diplomatie, 175; Matuz, Pfortendolmetscher, 49–51).
34
Vgl. oben Anm. 4.
35
= Heer.
36
= beste.
37
= ihm her.
e
 worden] Korr. nach B und C. In der Textvorlage: werden.