Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Kurfürstentag zu Regensburg 1575 bearbeitet von Christiane Neerfeld

Beratungen der Kff. und Pfgf. Ludwigs über die Wahlkapitulation auf der Grundlage der Vorgespräche der kfl. Räte vom Vortag. Ablehnung der von Trier eingebrachten Änderungsvorschläge betreffend Münzwesen, Zollwesen und Reichsacht. Fortsetzung der Kontroverse über die Bestätigung der Declaratio Ferdinandea in der Wahlkapitulation. Verlesung und Begutachtung des von Kursachsen vorgelegten Originals.

/141/ (Vormittag, 9 Uhra) [Rathaus]. Kff. und Pfgf. Ludwig. Umb 9 uhr seindt die churfursten und pfalzgraff Ludewig widderumb zusammen kommen und haben anfengklich die credenz und schreiben gen Ach1 und Nörnbergk2 gesiegelt und zur abferttigung befordert. Darnach ein jeder wie gestern seine session eingenommen.

Mainzer Kanzler proponiert: Nachdeme die churfursten ire rethe zu ubersehung der capittulation verordnet und was dabei in einem oder dem andern zubedencken oder vor mengel vorfielen, dasselbige einzubringen und zureferiren etc., welchs unzweiflich bei den andern sowol alß bei ime geschehen sein wurde, alß stellet er in irer, der churfursten, gefallen, ob sie sich izo davon selbst untterrehden und nach gelegenheit darob freundlich vergleichen wollen.

Trier: Er hette gestern bei den deputirten rethen in der ubersehung der capittulation bei einem punct oder zween etwas lassen anbringen und erwenen3, weil er aber berichtet, das dabei von den andern rethen davon so viel gerehdet, das die dinge ire /141'/ maß hetten, so liesse er es auch dabei bleiben. So were er auch von den seinen berichtet, was weiter in etlichen puncten erwenet und angezogen worden4. Wann es aber an deme, dz anno 62 eben dieselbigen punct auch disputiret, aber es doch domaln auf den buchstaben der capittulation geschlossen worden5, so achtet er ane not, davon weiter viel wort zu machen, sondern helt dafur, dz es nachmaln bei dem buchstaben der capittulation billich gelassen.

Köln: Weiß sich auch zuerinnern, was anno 62 derselbigen punct halben disputiret und doch lezlich wolbedechtig in der capittulation abgeschlossen und verfast etc. Weil es denn also und auch sein vorfahr6 es also mit erwogen, dz es uf die wege der capittulation gerichtet, so achtet er auch, dz es billich dabei bleibet etc.

/142/ Pfalz (Pfgf. Ludwig): Were von den seinen auch berichtet, was gestern bei der deputirten rath vorgelauffen. Hette sich darauf in habender instruction7 ersehen etc. Weil er befunde, dz man der dreier punct halben einig etc., alß dz der munz halben [Art. 28] albereit ein ordnung aufgericht8, der punct der czölle halben [Art. 17, Art. 19] in der capittulation und sonsten genugsam versehen, es auch des puncts der acht halben [Art. 23] richtig etc., so lest ers dabei beruhen. Die ubrigen punct aber hette er gleichwol vermuge seiner habenden instruction anzubringen nicht underlassen können etc. Hoffet, man wirdts nicht ubel ausnehmen. Weil sich auch Meinz noch nichts desfalß erkleret, so wolte man solcher erklerung nachmaln gewartten etc. Sonderlich hette er, wz den stuel zu Rom anlangt [Art. 1], zuerregen nicht können underlassen; wo es nu noch zuerhalten, wol und [gut], wo nicht, so muste ers auch dabei lassen bleiben. Die declaration anlangent [Art. 2], weil dz original bei Sachssen vorhandenb, so hofft er, man wirdts dabei bleiben und alß ein anhangk des religionfriedes izo der capittulation etwa mit einem wort einleiben und gedencken lassen. /142'/ Dem könige deuzschen zuzuordnen etc. [Art. 12], weil des bedencken angezogen, warumb es nicht zuthun, so wil er sich derwegen auch gern mit den andern vergleichen etc. Die freistellung [Art. 2] und annaten [Art. 15] anlangent, achtet er, man wirdts also in acht haben und dahin richten, dz es dem Reich vortreglich sei etc.

Sachsen: Hatt auch von seinen deputirten rethen relation eingenommen. Wuste auch, was anno 62 der capittulation halben bedacht und die also richtig verfast etc. Were sein meyung nicht, dz solcher vorigen einhelligen vergleichung zu erregung weitleufftigkeit etwas widderlichs solte vorgenommen werden. Liesse es dabei auch, wz Trier unnd Pfalz anbringen lassen und erinnert bleiben. Was aber die declaration und religionfrieden anlangete [Art. 2], wolte er nicht achten, dz man dz mißtrawen dahin tragen wurde, dz in deme etwas newes gesucht, cden er wuste sonst, dz dahin beschlossen und verabschiedet, dz die ksl.Mt. die stende bei dem religion- und prophanfrieden schuzen wolte–c/143/ Weil denn dz original der declaration vorhanden und dieselbe sonder zweiffell one sondern vorwissen der geistlichen churfursten und stende nicht also aufgerichtet, wie sie den auch mit dem keiserlichen insiegell und handtzeichen bekrefftigt und es also gut gemeinet etc., so sege er gerne, dz es nachmaln umb mehrer ruhe und einigkeit willen dabei bleiben und die9 izo in der capittulation mit wenig worten angezogen und gedacht werden möge etc.d Lest sich aber sonst auch nicht ungefallen, dz Meinz in dem punct auch gehöret werde etc.

Brandenburg: Seiner kfl.Gn. were von den iren auch relation geschehen, dz etliche bedencken erreget. Weren sonst auch berichtet, was auf dem waltage zu Franckfurt anno 62 ergangen und die capittulation also geschlossen. Vermercken sonderlich auch, wz von Trier und Pfalz vor erinnerung gethan; were wol nicht böse, dz eins oder dz ander, so nötig und gut, izo mit eingezogen wurde. Weil aber Trier von etlichen puncten abgestanden, auch von Pfalz mehrers theilß geschehen, so stellens sein kfl.Gn. auch dahin und achten derwegen unnötig, desfalß weitere disputationes zuerregen etc. /143'/ Die declaration aber anlangent [Art. 2], weren sein kfl.Gn. auch berichtet, mit waß fleiß, muhe und arbeit keiser Ferdinandus, löblicher gedechtnus, diese sachen des religion- und prophanfriedens zwischen den geistlichen unnd weltlichen stenden behandelt, auch sonderlich diese declaratione mit bewilligung der geistlichen und iren botschafften laut des buchstabens gethan, alles umbs besten und zuerhaltung gemeiner ruhe und friedens willenf. Weil es denn also und izo die leuffte sorglich und grosse weitterung, unruhe und zerruttunge erfolgen möchte, wenn eine ganze commun, so hiebevorn die religion der augsburgischen confession gehabt und noch hette, solcher declaration zuwidder davon gedrungen werden solte, so achten sein kfl.Gn. dafur, dz es izo leicht, die Kff. auf gute und friedliche wege zurichten, sonderlich wenn ges bei der declaration bleibet–g , weil doch die ein anhangk und erklerung des religionfriedens ist etc., wie denn sein kfl.Gn. ungezweiffelt hoffen wollen, man wirdt es dabei lassen etc. Sonsten lassen es sein kfl.Gn. der ubrigen punct halben, weil sonsten darinne albereit ordnungen aufgerichtet und versehunge geschehen, auch dabei bleiben etc. /144/ Meinzer Kanzler: Hette izo gern gehöret, dz man einig, also dz die ubrigen punct gefallen, ane der die declaration belangende [Art. 2]. Achtet, dz nicht not, sich dieses puncts halben lange aufzuhalten. Wuste sich sonst woll zuerinnern, wz anno 55 und 62 des puncts des religionfriedts halben vorgelauffenh. Muste und köntte aber mit warheit sagen, das er weder domaln noch seit hero von bemelter declaration etwas gehöret noch gewust10. Ausserhalb inner einem jare hette er auß etlichen schreiben davon vernommen, dz die vorhanden. Darauf er gleichwol nicht untterlassen und mit allem fleiß in seiner canzlei lassen aufsuchen, ob desfalß in den domaln gehaltenen prothocollen etwas befindtlich, aber nicht dz geringste davon gefunden etc. Do nu je solcher punct der declaration halben mit vorwissen der geistlichen solte sein tractiret worden, so muste man ja etwas wissenschafft und nachrichtung haben, dz aber nicht were etc. Denn sonst were gleichwol gebreuchlich, /144'/ wenn solche oder dergleichen sachen tractiret wurden, dz die in der churfursten, fursten unnd anderer stende rath musten vorlauffen und in rath gestellet werden. iSolchs were aber zu dem male nicht geschehen, denn dz geringste nicht davon zur nachrichtung bei der canzlei zufinden–i . Und weil es denn die gelegenheit hirumb hette, so köntte er auch keiner andern meynung sein denn Trier und Cöln etc. Denn do es auch also wie angezogen gelegen und die declaration dem religionfrieden angehören solte, so wurden es ja die geistlichen churfursten auch mussen wissen. Dz auch gesucht, solche declaration izo der capittulation anzuhengen, were solchs gar bedencklich, denn es stunde nicht bei den geistlichen churfursten alleine, sondern es were ein gemein werck, so alle andere geistliche stende mit angienge etc. Darumb köntte es izo keines weges gewilligt noch eingegangen und den andern geistlichen hiedurch praejudiciret werden etc. Derhalben wolte man solchs in ruhe stellen und sich derwegen nicht lange aufhaltenj. Ist sonst erböttigk, sich in anderm gern mit inen freundlich zuvorgleichen etc.

/145/ [2. Umfrage.] Trier: Höret gerne, dz sie der capittulation halben einig. Ist seines theilß damit auch zufrieden. Soviel den punct der declaration anlangte [Art. 2], were nicht one, dz diß jar ein geschrei ergangen, dz solche declaration vorhanden sein solle. Hette aber deme keinen glauben geben können, sonderlich weil er sich des religionfriedens erinnert, auch sich bei seiner canzlei in den prothocollen ersehen lassen, aber davon keine nachrichtung funden. Nu wil er bei seinem gewissen und guter warheit sagen, dz er nicht dz geringste davon finden können, dz es were vorgelauffen und mit wissen zugangen etc. Wie es aber nu zugangen, dz solche declaration außgebracht, ob die auch gesiegelt und untterschrieben were oder nicht, dz köntte er nicht wissen, stellets an seinen ort etc. Sonsten aber gehörte es sich, wenn solche oder dergleichen dinge solten geschlossen werden, dz es mit gemeinem rathe geschehe etc., dz aber alhier nicht also zugangen etc. Demnach weiß er sich nichts einzulassen, dz es solte der capittulation eingeleibet werdenn etc.k

/145'/ Köln: Ist der andern punct halben mit einig etc. Was aber die declaration betrifft [Art. 2], sagt er auch mit warheit, dz er davon nicht gehöret noch gewust alß ungeferlich in einem jare. Nu hette er sich auch mit fleiß erkundigt, funde aber auch nichts, dz etwz davon were vorgelauffen. Derwegen achtet er, dz es bei dem religionfrieden billich bleibe und nichts mehr angehengt werde. Köntte so wenig alß Trier seines theilß der declaration halben etwz nachgeben. Wil also hoffen, man wirdt sich dieses puncts halben nicht lange aufhalten und denselben fallen lassenl.

Pfalz: Ist der andern punct halben auch einig. Die declaration anlangent [Art. 2], befindet er, dz die geistlichen Kff. bedencken haben, die einzugehen. Ob die mit bewilligung aller stende zugangen oder nicht, wuste er nichtm. Sachssen, bei deme sie vor handen, wurde es am besten wissen. Sonsten aber achtet er, dz an der richtigen außbringung nicht zu zweiffeln, weil dz original besiegelt und underschrieben und darinne begriffen, dz es mit wissen zugangen und dz es zum religion frieden gehöre und billich dabei gelassen werde. /146/nDz aber von Meinz angezogen, do es von inen eingegangen, dz es den andern geistlichen prejudicirlich etc., achtet er, weil es einmal albereit von der ksl.Mt. decretiret und gegeben, dz es die gelegenheit nicht haben könne und dz sie es billich dabei bleiben lassen–n .\

Sachsen: Weil man der ubrigen punct halben einig, so lest ers auch dabei etc. Was die declaration anlangte [Art. 2], hette er gehöret, was von den geistlichen Kff. vor bedencken angezogen, alß dz Meinz erst in einem jare wissenschafft davon erlangt, item sich bei der canzlei erkundigt, aber weder original noch einigen buchstaben davon gefunden, da doch, wz gehandelt, Meinz alles prothocolliren lassen muste etc., derwegen ime bedencklich, weil es auch anno 62 nicht erregt, desfalß etwas einzugehen und dz die andern weltlichen churfursten wurden zufrieden sein etc. Nu achtet er und zweiffelt nicht, man wirdt das, was der keiser untter seinem handtzeichen und insiegell geschrieben und außgehen lassen11, vor war und glaubwirdigk halten und nu nicht in ein zweiffel oder mißverstandt ziehen etc. /146'/ So helt er auch dafur, wie der religionfrieden ein gemeine werck worden und bißhero bestendig blieben und gehalten, dz die declaration solchem religionfrieden anhange und demselben nicht ungemeß noch solchs etwas newes etc. Darumb nicht zuzweiffeln, es wirdt ane bewilligung der geistlichen nicht zugangen sein etc.12; des auch uf den cölnischen canzler13 gezogen, so domaln mit im rath gewesen, der auch wissen wurde, wz der freistellunge halben vorgelauffen und wie hart die disputiret, oalso dz man auch vermeinet, es wurde alles uber einen hauffen gehen und nichts draus werden. Und were diß den tagk zuvor, ehe der religionfrieden publiciret, also richtig gemacht und geschlossen, und were also denselben gantzen tagk biß uf den abent von der ksl.Mt. (alß Ferdinando domaln römischen könig etc.) durch doctor Jonaßen14 in dieser sachen tractiret worden, und solchs alles mundtlich vorgelauffen, dz domaln derwegen kein prothocoll gehalten worden, so wuste er nicht, dz einiger mehr, so domaln darbei gewesen, izo alhier zur stet etc.–o Were also die general declaration mit der geistlichen vorwissen und bewilligung und nicht anders zugangen. Das aber anno 62 davon nichts erregt worden, achtet er es dahero verblieben /147/ sein, dz es sonsten der religion halben friedlich, stille und ruhig gewesen etc. pDo nu izo die declaration solte außgeschlossen oder nichtig sein, wurde es im Reich grosse zerruttung geben. Nu were es je vor keine newerung zuachten, derhalben hoffet er, die geistlichen Kff. werden es zufrieden sein–p .\ Köntte auch nicht ermessen werden, dz es den andern geistlichen stenden zuwiddern, denn die geistlichen churfursten hetten je wol macht, ane der andern geistlichen stende vorwissen in solchen oder dergleichen sachen zu handeln. Wie denn auch ane der gemeinen geistlichen stende vorwissen der religionfrieden were hinein in die capittulation gebracht etc.15 Helts noch vor notwendig und gut, dz die declaration bleibe, denn wo nicht, so wurden sich die babstischen allerlei understehen etc. qDo man dz original der declaration sehen wil16, were es vorhanden, [und] solte wol gezeiget werden–q . Wil nachmaln hoffen, man wirdt zu guter einigkeit geneigt sein. Und wie jenes mal der religionfrieden ane der andern gemeinen geistlichen stende vorwissen in die capittulation gesezt worden, also helt er dafur, dz es izo mit der declaration auch wol geschehen kan etc. /147'/ Letzlich, ob auch wol er nicht zweifelt, man wirdt auß dem gethanen bericht vernommen haben und noch weiter auß ersehung des originalß der declaration vernehmen, wie es allenthalben geschaffen und derwegen sich von den weltlichen churfursten abzusondern nicht gemeinet sein, so achtet er doch, uf den fall sie, die geistlichen Kff., je auf voriger irer meynung beharren solten, das es der ksl.Mt. referiret und also deme zu fortpflanzung und erhaltung gemeines friedens abgehulffen werde etc.

Brandenburg: Ist gleichergestalt der ubrigen punct halben, sowol dz die capittulation in andern puncten bleibe, einig. Vermerckt aber, dz etliche disputationes fur gefallen der declaration halben[Art. 2]r. Weil es denn dz Heilige Reich anlangte, köntte man je die weltliche Kff. nicht verdencken, dz sie also drauf drungen etc. sNu were nicht one, wie sein kfl.Gn. deßen nach notturfft berichtet, dz man sich anno 55 der freistellunge halben nicht vergleichen könen, da hette sich keiser /148/ Ferdinandus, löblicher gedechtnus, drein geschlagen und es dahin gerichtet, dz ire Mt. darinne ein disposition gethan. Ire Mt. aber hette den ganzen tagk biß in die nacht gehandelt und ad partem von einem zum andern gangen, dz wol zu achten, dz domal nichtes prothocolliret worden. Daneben weren auch ire Mt. der communen halben etc. erinnert, da hetten sie bei dem religionfrieden die bemelte declaration gethan–s . Das nu solchs mit bewilligung der geistlichen gesantten und rethe geschehen, wusten die jenigen, so dabei gewesen, und were auß der declaration zusehen und zu befindent. Darumb halten sein kfl.Gn. dafur, dz es also ergangen und gehandelt wie es zusehen. Wollen auch je nicht achten, dz man der ksl.Mt. nu in der grube dz nachsagen wurde, dz sie etwas declarirt, verbrieft und versiegelt, so nicht war noch geschehen were. Dz auch der declaration oder dieser sachen anno 62 nicht gedacht, halten sein kfl.Gn. dafur, dz es dahero geschehen und verblieben, dz die communen, so under den geistlichen gesessen, bei irer religion der auspurgischen confession geruglich gelassen und sie also der declaration genossen etc.u /148'/ Das es auch ein preiuditium den andern stenden sein solte, können sein kfl.Gn. nicht noch dafur achten, dz es not, erst nu solchs bei den andern stenden zu suchen, sondern vielmehr, dz es bei der keiserlichen declaration bleibe und die in der capittulation etwas mit angezogen werdev. Item, weil es auch sonderlich uf eine ganze commun oder ritterschafft gemeinet, wurde es billich dabei gelassen. Das aber daruntter etliche enzelle personen, alß zwo, drei oder viere, sich deßen anmassen und gebrauchen, und also dieselben alleine untter einem herrn im ganzen lande etwas newes und eine sonderliche religion haben wolten, da hette es seine maß; denen köntte man solchs wol nicht gestatten. Demnach bitten sein kfl.Gn. nachmaln freundlich, es woltens die geistlichen churfursten zuvorhutung weitleufftigkeit und unruhe im Reich etc.w nachmaln bei der bemelten declaration bleiben lassen und friedlich sein, dz es etwa auch mit einem wort in der capittulation gesetzt und gedacht werde. Solte es denn an die ksl.Mt. gelanget und ire Mt. also mit widd[rig] bedencken bemuhet werden, segen [es] sein kfl.Gn. wol nicht gerne, doch stellens sein kfl.Gn. auch dahin, dz es irer Mt. neben anderm musse referiret werdenx. Segen auch gerne, das die declaration, weil dz original vorhanden, abgelesen und dz keiserliche siegell und handt zeichen besehen werde etc. etc.

/149/ Mainzer Kanzler: Hette ferner vernommen, was die andern sich weiter erkleret und allenthalben zufrieden sein biß uf die declaration [Art. 2] etc. Nu hette er zuvor angezeigt, dz bei seiner canzlei davon kein nachrichtung zufinden. Er, Kf. Meinz, auch selbst domaln albereit in der regirung gewesen und etliche seine rethe, die izo nicht zur stet, aber sagt nachmaln mit warheit, das ime nichtes davon vorgefallen etc. etc. Weil denn dieses die andern geistlichen stende mitbelangete, so köntte ers auf sich alleine nicht nehmen, sondern stellets dahin, dz zu anderer gelegenheit, sonderlich wenn die andern stende darbei sein mögen, besser davon kan gerehdet werden. yWilß derwegen izo also in seinen wirden bleiben lassen biß dahin etc. Bittet, man wolle sich dieses puncts halben lenger nicht aufhalten, sondern sich desfalß vergleichen und, wie gemelt, es biß dahin einstellen etc. etc.–y 

Ob auch wol von vorlesung unnd ersehung des originalß keisers Ferdinandi declaration von den geistlichen Kff. nicht das geringste angedeutet oder begeret, haben sich doch lezlich die Kff. semptlich untter sich selbst soviel berehdet und von den weltlichen angetrieben, dz man zufrieden gewesen, dz der meintzische canzler solche declaration offentlich im rath abgelesen. Darnach sie dz original allenthalben besehen etc.

Anmerkungen

a
 Uhr] Kursachsen (fol. 27') abweichend: 8 Uhr.
1
Kredenzbrief der Kff. für Berneburg an den Rat der Stadt Aachen [in simili an das Stiftskapitel zu Aachen] (Regensburg, 15.10.1575): HHStA Wien, MEA, WuKA 6-2, fol. 448. Konz.HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/3, fol. 176 f. Kop. – Aus dem Bericht Johann Ilsungs an Ks. Maximilian II. vom 22.10.1575 (HHStA Wien, RK, WuKA 4, fol. 230–232. Kop. Druck: Schneidt, Geschichte, 451–454) geht hervor, dass der kfl. Gesandte Berneburg und er am 17.10. aus Augsburg aufbrachen, aber aufgrund vielfältiger Schwierigkeiten erst am 21.10. in Aachen eintrafen. Rat und Stiftskapitel hätten, so Ilsung, sölche zum zwaitenmal beschehne verenderung der kunigclichen crönung mit gantz betruebten gemüett vernommen, jedoch zugesagt, dass ihre Delegation am 23. oder 24.10. aufbrechen und über Frankfurt und Nürnberg so schnell wie möglich nach Regensburg kommen wolle. Sie bäten, mit der Krönung zwei oder drei Tage zu warten, falls sich ihre spätestens für den 31.10. geplante Ankunft verzögern sollte. Der in der Instruktion für Ilsung und Berneburg (vgl. Anm.4 bei Nr. 6) genannte Krönungstermin musste daher vom 30.10. auf den 1.11.1575 verschoben werden.
2
Schreiben der Kff. an den Rat der Stadt Nürnberg (Regensburg, 15.10.1575): HHStA Wien, MEA, WuKA 6-2, fol. 449 f. Konz.HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/3, fol. 177 f. Kop. Übersandt als Beilage zum Schreiben Ks. Maximilians II. an die Stadt Nürnberg (Regensburg, 14.10.1575): HHStA Wien, RK, WuKA 4, fol. 233 f. Kop. Druck: Schneidt, Geschichte, 456 f. – Vgl. dazu auch die Bitte Ks. Maximilians II. an Kf. Friedrich III. von der Pfalz [in simili an Hg. Albrecht V. von Bayern, Pfgf. Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg und Mgf. Georg Friedrich I. von Brandenburg-Ansbach] um Geleit für die Überbringer der Nürnberger Reichskleinodien (Regensburg, 14.10.1575): HHStA Wien, RK, WuKA 4, fol. 233' f. Kop. Fehlerhafter Druck: Schneidt, Geschichte, 457 f.
3
Bezug auf die am Vortag von Kurtrier vorgeschlagenen Änderungen betreffend Münzwesen, Zollwesen und Reichsacht; vgl. Kurbrandenburg, fol. 132'–133' (Nr. 6).
4
Bezug auf die von Kurpfalz vorgetragenen Änderungswünsche; vgl. Kurbrandenburg, fol. 134–136 (Nr. 6).
5
Zu den Verhandlungen über die Wahlkapitulation Maximilians II. 1562 vgl. Luttenberger, Kurfürsten, 126–139.
6
Vorgänger Salentins im Amt des Ebf. und Kf. von Köln war Friedrich IV. von Wied; vgl. Anm.5 bei Nr. 2.
7
Nr. 24.
8
Vgl. Anm.10 bei Nr. 6.
b
 vorhanden] Kursachsen (fol. 28) zusätzlich: auch mit der stände wissen und willen ergangen ist.
c
 den ... wolte] Kurpfalz (fol. 31) deutlicher: Stehe in capitulatione, dz rex bey religion frieden handhaben soll.
9
= die Declaratio Ferdinandea.
d
 etc.] Kursachsen (fol. 28') zusätzlich: dadurch aber doch den andern puncten, im religionfriede begriffen, nichts derogirt sein soll.
e
 declaration] Kursachsen (fol. 28') zusätzlich zum Inhalt: daß die von der ritterschafft und die unterthanen, so unter den geistlichen gesessen, bey der religion der augspurgischen confession gelaßen werden möchten, domit künfftig mißvorstandt und weiterung verhütet würde. Sinngemäß so auch in Kurpfalz (fol. 31'). Vgl. unten Anm. 10.
f
 willen] Kursachsen (fol. 28' f.) zusätzlich: und domit der religionfriede nicht gemißdeutet, auch die clausula derogatoria [vgl. unten Anm. 14] dorinne angezogen worden, in ansehunge, daß sonsten und ausserhalb solcher declaration ein bestendigen frieden zuerhaltten unmöglich gewesen.
g
 es ... bleibet] Kursachsen (fol. 29) differenzierter: die obligation mit inserirung der keyserlichen declaration verbeßert und solches zu dem ende gerichtet werde, domit niemand ursach habe, unruhe im Reich zuerregen, in ansehunge, daß auch ohne das die communen und die von der ritterschafft im religion frieden mitbegriffen. Sinngemäß so auch in Kurpfalz (fol. 31').
h
 vorgelauffen] Kursachsen (fol. 29) zusätzlich: und wie im cammergericht disfalls procedirt werde.
10
Die am 24.9.1555 von Kg. Ferdinand erlassene Declaratio Ferdinandea wurde in zwei Exemplaren – einmal für Kursachsen und einmal für die Reichskanzlei – ausgefertigt (Brandi, Religionsfriede, 52–54 (Nr. IV); Aulinger/Eltz/Machoczek, RTAJR XX, Nr. 231 S. 2132–2134; zur Entstehung der ksl. Erklärung vgl. unten Anm. 11, Anm. 12 und Anm. 14), jedoch wurde sie nicht in den Augsburger RAb von 1555 aufgenommen und auch nicht offiziell gedruckt oder dem RKG amtlich mitgeteilt. Anders als die Artikel des Religionsfriedens hat die Declaratio Ferdinandea somit keine Gesetzeskraft erlangt. Wahrscheinlich wurde sie bereits 1555 auf Veranlassung des Kf. von Sachsen in Leipzig gedruckt, um dieses für die protestantische Seite wichtige Dokument zu verbreiten, geriet anschließend jedoch in Vergessenheit. Erst im Zuge der Rekatholisierungsbestrebungen vor allem in der Fürstabtei Fulda und auf dem zu Kurmainz gehörenden Eichsfeld wurde die Declaratio Ferdinandea zum Politikum, da sie in der aktuellen konfessionspolitischen Auseinandersetzung dazu dienen konnte, die Rechte der in die Defensive gedrängten Protestanten zu verteidigen. Auf Drängen Fuldas bat Lgf. Wilhelm IV. von Hessen-Kassel 1574 um ein Exemplar des in der sächsischen Kanzlei verwahrten Textes und ließ in Marburg einen Nachdruck herstellen, den er sodann unter den protestantischen Ff. verbreitete (Heppe, Restauration, 71–73; Urban, Druckgeschichte, bes. 256–260; Gotthard, Religionsfrieden, 348–350). In Regensburg übergaben die Hessen-Kasseler Gesandten Wolf Wambold von Umstadt und Antonius Winter zwei Schreiben Lgf. Wilhelms IV. vom 18.9.1575, in denen Kf. August von Sachsen und Kf. Friedrich III. von der Pfalz dazu aufgefordert wurden, sich auf dem Kurfürstentag für die Belange der bedrängten Protestanten und die Bestätigung der Declaratio Ferdinandea einzusetzen; vgl. unten Anm. 16 sowie Anm.1 bei Nr. 40.
i
 Solchs ... zufinden]Kursachsen (fol. 29') differenzierter: Do auch dieser declaration halben etwas der obligation hette einvorleibet werden sollen, so müste solches anno 62 auch gesucht und darauf geschehen sein. Sinngemäß so auch in Kurpfalz (fol. 32).
j
 aufhalten] Kurpfalz (fol. 32) zusätzlich: Bit, man wol es bey der capitulation, wie die caesari anno 62 gegeben, aller dings pleyben laßen.
k
 etc.] Kursachsen (fol. 30) zusätzlich: vergleicht sich durchaus mit Meintz.
l
 lassen] Kurpfalz (fol. 32') zusätzlich: Man solt niemandts alhie, der interesse hett, praejudiciren noch diesen regem herter alß vorigen beschwern.
m
 nicht] Kursachsen (fol. 30) zusätzlich: und sey zu der zeit der alte pfaltzgraff churfürst [= Kf. Friedrich II. von der Pfalz († 1556; NDB , V, 528–530)] noch bäbstisch gewesen, erachte aber, daß es sich damit Sachßen und Brandeburgs bericht gemeß vorhalte. Daß aber anno 62 der declaration inn der obligation nicht gedacht, sey daher kommen, daß man damals nicht vormeint, daß die von der ritterschafft von ihrer religion, inmaßen itzo geschicht, solten gedrungen werden, derowegen solche erinnerung zu derselbigen zeit vor unnöthig geachtet wordenn. Sinngemäß so auch in Kurpfalz (fol. 33).
n
 Dz ... lassen] Kursachsen (fol. 30) deutlicher: Und weil die declaration albereit auffgericht und ein jus quaesitum ist, so kan dieselbige vor kein praeiudicium angezogen werden; schleust derwegen, daß die declaration alß ein pertinentz und anhang des religionfriedens der obligation einzuvorleiben. Sinngemäß so auch in Kurpfalz (fol. 33).
11
Um den Abschluss der Verhandlungen auf dem Augsburger RT 1555 nicht zu gefährden, hatte Kg. Ferdinand den CA-Ständen im Gegenzug für ihre Zustimmung zur Aufnahme des Geistlichen Vorbehalts in den Religionsfrieden (RAb 1555, § 18: Aulinger/Eltz/Machoczek, RTAJR XX, Nr. 390, hier S. 3109 f.) eine Urkunde außerhalb des RAb versprochen (die spätere Declaratio Ferdinandea), die den landsässigen Adligen und Städten in den geistlichen Fstt. die Freiheit der evangelischen Religionsausübung in bisher gehaltenem Umfang gewährte (zu den entscheidenden Schlussverhandlungen des Kg. mit den CA-Ständen vor dem 21.9.1555 vgl. Aulinger/Eltz/Machoczek, RTAJR XX, Einleitung, 84–87, das Brandenburg-Küstriner Protokoll ebd., Nr. 222 S. 2080–2104, sowie das Hornung-Protokoll in Lutz/Kohler, Reichstagsprotokoll, 118–131, 142–149). Die Idee, den landsässigen protestantischen Ritterschaften und Städten eine derartige Assekuration auszustellen, geht auf einen Vorschlag Kf. Augusts von Sachsen zurück (ebd., 144, Anm. 404), der beim Zustandekommen der umstrittenen Declaratio Ferdinandea also eine maßgebliche Rolle gespielt hatte.
12
Aus dem Protokoll des ksl. Kommissars Dr. Felix Hornung (nach Lutz/Kohler, Reichstagsprotokoll, 148 f.) geht hervor, dass die Declaratio Ferdinandea nicht nur mit dem Einverständnis der katholischen Reichsstände zustande kam, sondern dass es sogar die Idee der Gesandten der geistlichen Kff. war, dass der Kg. diese Erklärung außerhalb des RAb ausstellte.
13
= Dr. Franz Burkhard.
o
 also ... etc.] Kursachsen (fol. 30') differenzierter und zum Teil abweichend: daß die ksl.Mt. domahls diese dinge mit den ständen in ihrer Mt. cammer berathschlagt, auch durch Dr. Seld, den vicecantzler, [= Dr. Georg Sigmund Seld (1516–1565; NDB , XXIV, 213–215), Reichsvizekanzler] die päbstischen stände ermahnen laßen, zu weichen und zuzurucken, damit der religionfriede nicht gar zerschlagen würde. Und dieweil domahls sich die handlung tieff inn die nacht verzogen und kein protocoll gehalten worden, so sey sich nicht zuverwundern, ob gleich inn den cantzley registraturen darvon nichts befindlich. So viel s.kfl.Gn. sich itzo erinnert, sey itzo niemand mehr am leben, so wegen Meintzen domahls dabey gewesen.
14
Dr. Jakob Jonas (um 1500–1558; NDB , X, 593; Burmeister, Jakob Jonas), Vizekanzler Kg. Ferdinands. Gemeint sind hier wahrscheinlich seine Vermittlungsbemühungen am Ende der Beratungen über den RAb von 1555: Nachdem den Katholiken am 21.9.1555 ein Konzept derDeclaratio Ferdinandea zugestellt worden war und sie ihre Änderungsvorschläge vorgebracht hatten (Aulinger/Eltz/Machoczek, RTAJR XX, Nr. 231, Variante D; vgl. Hornung-Protokoll nach Lutz/Kohler, Reichstagsprotokoll, 149 f.), kam es am 23.9., kurz vor Abschluss der Beratungen zu einem Streit zwischen den protestantischen und den katholischen Ständen, da der RAb eine Klausel enthielt, die jede Veränderung des Religionsfriedens durch zusätzliche Erklärungen untersagte (RAb 1555, § 28: Aulinger/Eltz/Machoczek, RTAJR XX, Nr. 390, hier S. 3113) und die die CA-Stände als Gefahr für die ihnen bewilligte Declaratio Ferdinandea ansahen. Der kgl. Vizekanzler Dr. Jonas fügte dieser schließlich eine Derogationsklausel hinzu, in der erklärt wurde, das die derogation, in gemeinem religionfridt dises reichstags inhaltende, das wider denselbigen religionfridt kein declaration oder etwas anders, so denselbigen verhindern oder verendern mochte, nit gegeben, erlangt noch angenommen werden, sondern uncreftig sein soll, mit mehreren worten begriffen, obberurter unser erclerunge und entscheidt unabbruchig, aber sonst bey ihren creften und wurden bestehen und gelassen werden soll (Aulinger/Eltz/Machoczek, RTAJR XX, Nr. 231, hier S. 2134; vgl. dazu das Hornung-Protokoll nach Lutz/Kohler, Reichstagsprotokoll, 156). Die kursächsischen Gesandten schrieben am 25.9.1555 an Kf. August über das Ende des RT und berichteten erleichtert: Und doneben haben wir dise ding auch mit Jonas geredt, welcher [...] es selber darvor geacht, man muste den dingen helfen. Und ob er auch woll erstlich in genere stellen wollen, das die clausel des religionfridens dise nit hindern solt, aus ursach, das es kain beyhandel, sondern ein tractat dises reichstags were, so haben wir doch alleweg darauf gedrungen, des es ahne der geistlichen bewilligunge ferlich, vordechtig und nachdencklich sein wöll. Und haben es entlichen dohin – Gott lob – bracht, das Jonas ein clausel gestalt, das die gaistlichen bewilligt, die derogation im religionfride soll diser erclerung und entschaidt nicht abbruchlich sein (Aulinger/Eltz/Machoczek, RTAJR XX, Nr. 392, hier 3162).
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 Do ... sein]Kursachsen (fol. 30' f.) differenzierter: Und dieweil die declaration ein appendix und das furnehmste stück des religionfriedens ist, die leuffte auch itzo viel fährlicher dann zu jener zeit, so erachtet s.kfl.Gn., die andern churfürsten werden geschehen laßen, daß die declaration mit wenig wortten der obligation inserirt werde, dann wo solches nicht geschicht, ist sich im Reich einer unruhe zubefahren. Sinngemäß so auch in Kurpfalz (fol. 34).
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Bezug auf die Wahlkapitulation Ks. Ferdinands I. vom 14.3.1558, in der in Art. 2 die Verpflichtung des Ks. auf den Augsburger Religions- und Landfrieden von 1555 aufgenommen wurde (Leeb, RTARV 1558/59, Nr. 46 S. 442–453, hier 446; vgl. Hartung, Wahlkapitulationen, 331; Kleinheyer, Wahlkapitulationen, 72–76).
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 Do ... werden] Kursachsen (fol. 31) deutlicher: Weil auch Meintz angezogen, s.kfl.Gn. habe das original nie gesehen, so wird daßelbige hirmit fürgelegt und gebethen, solch original verlesen zulaßen.
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Lgf. Wilhelm IV. von Hessen-Kassel hatte den Kf. von Sachsen darum gebeten, das Original aus seiner Kanzlei bey dießer gutten gelegenheit, die nit allenn tag vorstost dem Ks. vorzulegen und die Insinuation der Declaratio Ferdinandea beim RKG zu erwirken. Mit Bezug auf die bedrängte Situation der Protestanten in Fulda und auf dem Eichsfeld schrieb er am 18.9.1575 aus Melsungen an Kf. August von Sachsen (HStA München, K. blau 100/1, fol. 24–26. Kop.; übersandt als Beilage zum Schreiben Lgf. Wilhelms IV. an Kf. Friedrich III. von der Pfalz: Ebd., fol. 21–22), dass von den Katholiken behauptet wurde, das entweder dieselbige in orig[i]nali gahr nicht vorhandenn oder es je darumb nicht recht sein muße, und dass es deshalb notwendig sei, das obangeregtte keyserliche declaration bey itzo vorstehender gelegenheitt der ksl.Mt. underthenigst vorbracht und durch ihre Mt. furtters dem cammergericht insinuirt, auch sonstet deroselbenn sich gemeß zuverhaltenn verordnet werde. Im PS beschwörte der Kf. August, sich für die rechtliche Bestätigung der Declaratio Ferdinandea einzusetzen, denn da man dermaßen wirtt fortfahrenn, die conscientias zu urgierenn und die reine lehre zuverfolgenn, sehe ich schon vor augen, was vor jamer und bluttbadt daraus werdenn wirtt, großer als jemals inn Franckreich oder Niederlandt je geweßenn, dann hungers nott ist groß und bricht eißen, aber der hunger nach Gottes wortt ist ungleich grosser und hefftiger wie der heilige geist durch den propheten Amos spricht. Zu den Schreiben des Lgf. von Hessen an Kf. Friedrich III. von der Pfalz und an Kf. August von Sachsen vom 18.9.1575 vgl. auch oben Anm. 10 sowie Anm.1 bei Nr. 40.
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 halben] Kurpfalz (fol. 34') zusätzlich: Sieht nicht gern, dz dz gemein werk hiemit ufgehalten, dieweil es aber vonnoten, konne er es nicht umbgehn.
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 Nu ... gethan] Kursachsen (fol. 31 f.) differenzierter: Weil die churfürsten könig Ferdinando zweyerley meinungen referirt und die stände nicht weiter zusammen kommen wollen, so hat s.kgl.Mt. zu ende des reichstages inn dieser sachen biß umb acht uhr in die nacht sich bemühet [und] von einem zum andern gehandelt biß es letzlich zu ihrer kgl.Mt. mechtigem ausspruch kommen, dobey auch ire Mt. sonderlich erinnert worden, was vor unruhe im Reich entstehen würde, wann die von der ritterschafft durch die geistlichen von der religion solten gedrungen werden. Dorauff dann s.kgl.Mt. in tragender gewaldt und voller macht, die s.kgl.Mt. von keyser Carolo gehabt, gleich wie mit der freystellung auch geschehen, diese declaration mit der stände wissen und willen ergehen laßen und dobey gesagt, man hab uff diesem reichstage s.Mt. einen guten kerab geben.
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 befinden] Kursachsen (fol. 31') zusätzlich: und auch deme, daß dorinne die derogatoria clausula [vgl. oben Anm. 14] ausdrücklich gesazt wirdt, welches nicht sein köndte, wann es nicht mit der churfürstlichen abgesandten vorwissen geschehen were, derowegen hiran gar nicht zu zweiffeln. Sinngemäß so auch in Kurpfalz (fol. 34' f.).
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 etc.] Kurpfalz (fol. 35) zusätzlich: dieweil aber die fäll itz fürkemen, hett man deßen umb so viel mehr anregens zuthun notig geacht.
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 werde] Kursachsen (fol. 31' f.) zusätzlich: Es were auch wieder der churfürsten praeeminentz, die andern stände, so mit der capitulation gar nichts zuthun haben, in dieses werck, so alleine den churfürsten zuverrichten gebüret, zu mengen.
w
 etc.] Kursachsen (fol. 32) zusätzlich: und weil keyser Ferdinand durch viel erfahrung nicht allein den land- und religionfrieden, sondern auch die declaration auffzurichten bewogen.
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 werden] Kursachsen (fol. 32) zusätzlich: wie anno 62, als von des pabsts advocatien disputirt worden, auch geschehen. Sinngemäß so auch in Kurpfalz (fol. 35'). Vgl. Anm.17 bei Nr. 6.
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 Wilß ... etc.] Kursachsen (fol. 32') deutlicher und zusätzlich: Will vor ihre person die declaration nicht loben noch schelten, achtet aber, daß derowegen das ordentliche vorhabende werck nicht aufzuhalten und zuerwegen sey, daß vor dieser zeit die churfürsten alle ding unter ihnen selbst freundlich verglichen und niemand anders ersucht haben. Sey erböthig, alles, was von anno 55 bishero im Reich ordentlich verabschiedet, und beyde, den religion- und profanfrieden, treulich zuhalten. Bittet, die obligation, inmaßen die anno 62 bedacht, also bleiben zulaßen und disfalls freundlich einig zusein.