Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil
[1.] Verzögerung der Verhandlungen über die Landvogteien; [2.] Ausschluß der Kurpfalz vom RT; [3.] Bemühungen Pfgf. Friedrichs um die Unterbindung der Schwäbischen Bundeshilfe für Hg. Albrecht von Bayern; [4.] Überlegungen bezüglich der Übergabe der Pfründen und des Kanonikats Pfgf. Philipps, Administrators von Freising, an einen seiner Brüder; Anregung Bf. Lorenz’ von Würzburg zur Ausstattung Pfgf. Wolfgangs mit Kanonikaten in Würzburg und Augsburg.
[Konstanz], 16. Mai 1507 (sontags exaudi); präs. [Heidelberg], 22. Mai 1507 (pfinstabent).
München, HStA, Fürstensachen 963, fol. 131–136’ (Or. m. 2. Ss.).
[1.] Der Stand ihrer Verhandlungen entspricht noch dem ihres letzten Berichts [Nr. 555]. Zwar ist der Kg. am Abend des 15. Mai (gestern samstags) mit seinen Begleitern, darunter Serntein, nach Konstanz zurückgekehrt, doch ist in der kurpfälzischen Angelegenheit entgegen ihren Erwartungen nichts weiter geschehen. Wegen der intensiven Verhandlungen im Streit zwischen Hg. Albrecht von Bayern und Pfgf. Friedrich, der eidgenössischen Tagsatzung zu Schaffhausen, der Anwesenheit einer eidgenössischen Gesandtschaft in Konstanz und anderer für den Kg. und die Ff. wohl wichigerer Angelegenheiten steht eine weitere Verzögerung zu befürchten.1
[2.] Wirt von der Ff. verwanten und botschaften, auch andern geandet und fast beredt, das wir als euer Gn. ret hie sin und doch zu andern nit erfordert noch in des Richs versamelung gesehen sollen werden. Machet euern ftl. Gn. auch nit wenigs geschreyß und rufs, wiewole wir es noch zur zyt uber vielfeltigs anhalten und moglichen ankerten vlyß nit wissen noch haben kunden wenden, mit nit kleiner befrembdung, das euer Gn. mitchurfursten sich des nit auch wyter noch in sonders annemen. [Schlußfloskel, Datum, Unterzeichnung].
[3.] [PS] Pfgf. Friedrich gingen eine Vielzahl von Warnungen zu, daß Hg. Albrecht und seine Verbündeten zu den Waffen greifen würden und daß die Schwäbischen Bundesstände aufgeboten seien, ihre Truppenkontingente am 30. Mai (trinitatis) bei Augsburg zu versammeln.2 Der Pfgf. hat den Kg. mehrmals, zuletzt auch schriftlich gebeten, dies zu verhindern [Nr. 389]. Der Kg. hat daraufhin seinen Räten hier in Konstanz schriftlich befohlen3, die Sache vor die anwesenden Stände zu bringen, um zu beraten, wie ein Krieg im Reich verhindert werden kann. Daneben hat Pfgf. Friedrich die Reichsversammlung ebenfalls um Unterstützung beim Kg. gebeten und sein Anliegen nach vorgetragener Rede auch in schriftlicher Form übergeben [Nr. 390]. Die Stände sagten zu, sein Anliegen beim Kg. zu unterstützen. Gleich anschließend traten die kgl. Räte vor die Stände und informierten sie durch Gf. Eitelfriedrich von Zollern (Zorn) über den ihnen erteilten kgl. Befehl. Die Stände setzten die kgl. Räte über die Beschwerde Pfgf. Friedrichs in Kenntnis und erklärten, daß sie die Sache vor den Kg. hätten bringen wollen. Dies habe sich durch die Vortrag der Räte als unnötig erwiesen; sie wollten dem Kg. jedoch gerne in dieser Angelegenheit raten. Und wiewole vielerley maynung gewesen, einßteyls sich auch groblich horen laßen, doch nach eim bedacht beschlußlich kgl. Mt. geraten worden, das sie erstlich Hg. Albrechten solt gebieten lassen, stiellzusten und kein ufrur zu machen by penen etc., derglich dem Schwebischen Pund auch, und sie bayde Hg. Albrechten herzukomen und die pundischen dorzuzuschicken vermogen etc. Daraufhin gingen entsprechende Mandate [Nrr. 391–393] aus. Der Schwäbische Bund willigte nach weiteren Verhandlungen ein, auf die Aufmahnung seiner Mitglieder zu verzichten und zuvor Vermittlungsbemühungen zuzulassen. Man erwartet, daß Hg. Albrecht dem auch zustimmen wird. Der Kg. hat deshalb bereits eine Gesandtschaft zum Hg. abgeordnet. Ihrer Meinung nach wird die Sache gut ausgehen, wenn man für die Verhandlungen gut gerüstet ist, wozu sie ihren Teil beitragen wollen. Wenngleich Pfgf. Friedrich und seine Räte sich nach Kräften bemühen, so ist dennoch zu empfehlen, daß er, Kf. Philipp, weitere geeignete Leute hinzuzieht.
[4.] [PPS] Erinnern an Überlegungen im kfl. Rat, daß der Administrator von Freising von seinen Pfründen und seinem Kanonikat zugunsten eines seiner Brüder resignieren sollte, womit Pfgf. Philipp auch einverstanden war. Der Plan wurde jedoch wegen der noch ungeklärten Frage, ob man wegen der Übertragung in Rom vorstellig werden muß, nicht umgesetzt. Er, Kf. Philipp, hat sich diesbezüglich in Ladenburg und Speyer informiert und erfahren, daß die für den Administrator ausgestellte päpstliche Bulle maßgeblich ist. Sie haben sich deshalb an den Administrator gewandt, aber noch keine Antwort erhalten. Dieser hatte die Entscheidung, welcher seiner Brüder der Nutznießer sein soll, ihm, Kf. Philipp, anheimgestellt. Sie beide empfehlen Pfgf. Heinrich, der bislang am schlechtesten versorgt ist.
Der Bf. von Würzburg hat ihnen jüngst geraten, Pfgf. Wolfgang in den Besitz der zwei Kanonikate in Würzburg und Augsburg mit jährlichen Einkünften von je 1000 fl. zu bringen. Das Kanonikat in Augsburg sei zwar nicht viel wert, könne aber gegen ein Kanonikat in Bamberg getauscht werden. Man müsse sich indessen beeilen, denn sobald der Administrator [Pfgf. Philipp] das notwendige Alter erreicht habe und konsekriert werde, würden alle Kanonikate und Pfründen verfallen. Sie haben deshalb mit dem Administrator gesprochen und festgestellt, daß er mit dem Plan nach wie vor einverstanden ist. Die päpstliche Bulle schließt nach seiner Aussage lediglich die Mainzer Dompropstei aus und erwähnt die übrigen Kanonikate gar nicht. Er, Kf. Philipp, muß nun überlegen, ob die Übertragung in Rom oder anderswo stattfinden muß und welchen seiner Söhne er bedenken will. Falls er in dieser Sache nichts unternehmen will, so sollte er wenigstens auf die Würzburger Anregung wegen der zwei Pfründe eingehen, ihnen deshalb Weisung erteilen und ihnen ggf. Abschriften der diesbezüglichen Urkunden schicken. Der Administrator hat ihnen auch mitgeteilt, daß er ein Kanonikat in Köln innehabe, wovon er selbst und sie bislang nichts wußten.4