Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] [Konflikt zwischen Nürnberg und Brandenburg wegen des adligen Räuberunwesens; Nr. 625, Anm. 3]. Referiert aufgrund von Hörensagen aus dem Inhalt der Erklärung Kg. Maximilians für die kurpfälzischen Gesandten [Nr. 952] und berichtet über deren Reaktion.1 [Bevorstehende Abreise Kg. Maximilians, Statthalteramt Kf. Friedrichs von Sachsen; Nr. 746, Pkt. 2].

[2.] An Nürnberg wird die Aufforderung ergehen, die Stadtsteuer zehn Jahre lang an Kf. Friedrich von Sachsen auszubezahlen. Er, Topler, hat deshalb bereits mit [Anton] Tetzel und [Jörg] Holzschuher gesprochen. Falls die Stadt sich weigern sollte, wäre dies unproblematisch. Denn es wird viel verlangt, man kann indessen nicht alles bewilligen. Ebenso wird die Stadt aufgefordert werden, sich wegen der verpfändeten Häuser des kgl. Kammermeisters [Balthasar Wolf] auf den Zoll zu Engelhartszell verweisen zu lassen.2 [Neuigkeiten bezüglich des geplanten Romzugs; Nr. 746, Pkt. 3].

[3.] [Beiliegender Zettel] Anton Tetzel erhielt bei seiner Verabschiedung eine kgl. Quittung über die ausstehende Nürnberger Stadtsteuer ausgehändigt.3 Diese 800 fl. sollen formal an Kf. Friedrich von Sachsen, de facto jedoch je zur Hälfte an den Kg. und an den Kf. gehen. Der Kf. hat indessen seinen Anteil an Niklas Ziegler überschrieben. Er empfiehlt, diese 400 fl. auszubezahlen, da Ziegler für Nürnberg noch von Nutzen sein kann. Wegen der restlichen 400 fl. hat Kf. Friedrich Nürnberg bereits zur Auszahlung an den Kg. aufgefordert. Dieser hat indessen seinen Anteil je zur Hälfte Dr. Hayden und ihm, Topler, zugedacht. Hayden, der sich stets in der Umgebung des Kg. aufhält und viel für Nürnberg getan hat, drängt ihn angesichts des allgemeinen Aufbruchs zur Bezahlung seiner 200 fl. Da er selbst sich ebenfalls für berechtigt hält, will er sich um hier einen Wechsel über 400 fl. bemühen, den die Stadt einlösen soll. Falls der Magistrat dies nicht will, steht er selbst für die 200 fl., die er Hayden geben wird, ein. Er bittet um einen günstigen Bescheid und um Übergabe der 400 fl. an Hans Stromer.

[4.] [Beiliegender Zettel] Niklas Ziegler hat ihn gebeten, die an Martini [11.11.] fällige Stadtsteuer – in Höhe von 600 fl. nach Abzug der dem Bürgermeister von Laufenburg [Friedrich Moll] geliehenen 200 fl.4 – vorzeitig an Kf. Friedrich von Sachsen auszubezahlen. Er rät davon ab, dies zu tun.

Konstanz, 10. August 1507 (St. Lorenzen tag).

Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, D-Laden-Akten, Nr. 219, Stück-Nr. 42 (eh. Or. m. S.).

Druck: Gümbel, Berichte, Nr. 13, S. 295–299.

Anmerkungen

1
 Wie Nr. 954 [Er konnte ... vorgelassen].
2
 Vgl. dazu Gümbel, Berichte, S. 297 Anm. 2, S. 306 Anm. 1. Nürnberg informierte am 14.9. Balthasar Wolf, über ein in dieser Angelegenheit eingegangenes kgl. Schreiben. Laut einer Mitteilung Anton Tetzels waren dieser und Wolf bereits während des Konstanzer RT beim Kg. vorstellig geworden und hatten eine zweifenliche antwurt erhalten. Die Stadt erklärte sich einverstanden, gemäß kgl. Wunsch die Schuld zu begleichen, lehnte aber die vom Kg. angebotenen Sicherheiten ab. So war sie bereits wegen anderer kgl. Schulden auf den Zoll zu Engelhartszell verwiesen worden. Ihre Bemühungen dort um Bezahlung blieben aber erfolglos, da zuerst die kgl. Verbindlichkeiten bei Ff. und anderen Personen bedient wurden. Wolf sollte sich deshalb um die Stellung anderer Sicherheiten bemühen (Kop., tertia post [!] crucis exaltationis; Kanzleiverm.: Auß ursachen, in unser schrift vermelt, haben wir die kgl. Mt. dieser zeit uf ir schreiben an antwurt gelassen;StA Nürnberg, Rst. Nürnberg, Briefbücher 60, fol. 24–25).
3
 Quittung Kg. Maximilians über die Nürnberger Stadtsteuer für das Jahr 1506, Konstanz, 28.7.1507 (Or. Perg. m. S., Verm. prps., Gegenz. H. v. Landau/B. Hölzl, Registraturverm. J. Villinger;StA Nürnberg, 35 neue Laden der unteren Losungsstube, Urk. V 85/1 375).
4
 Am 18.7. hatte der Kg. Nürnberg die Einbehaltung von 200 fl. aus der Stadtsteuer genehmigt. Diese Summe hatte Nürnberg Moll geliehen, dem Kg. Maximilian wiederum 200 fl. für die Bezahlung von Fußknechten während des Landshuter Erbfolgekrieges schuldete (Or. Perg. m. S., Verm.: per regem H. v. Landaw, r[itter], Verm. amdrp., Gegenz. B. Hölzl, Registraturverm. U. Möringer; ebd., V 84/2, Nr. 367. Gümbel, Berichte, S. 299 Anm. 1; Reicke/Reimann, Briefwechsel I, S. 537f. Anm. 4). Laut Rechnungsbuch wurden am 11.11. im Zusammenhang mit der Stadtsteuer 200 fl. an Sixtus Ölhafen, 100 fl. gemäß kgl. Anweisung an Erasmus Topler, 600 fl. gemäß kgl. Verschreibung an Kf. Friedrich von Sachsen und 200 fl. gemäß kgl. Anweisung an Friedrich Moll ausbezahlt (StA Nürnberg, Rst. Nürnberg, Stadtrechnungen, Nr. 181, fol. 426).