Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Nr. 275 Ratschlag der Vormünder Hg. Wilhelms IV. von Bayern für Hg. Wilhelm

[1.] Erstellung dieses Ratschlags auf Ersuchen Hg. Wilhelms; [2.] Billigung der Vorschläge zum polnischen Heiratsprojekt; [3.] Empfehlung, den Ks. nochmals um Unterstützung der Bewerbung Gf. Ludwigs von Vohburg als Koadjutor in Salzburg zu bitten; [4.] Möglichkeit einer Tätigkeit Gf. Ludwigs als Salzburger Administrator; [5.] Dessen Versorgung im Erzbistum Salzburg als Maßnahme zur Vermeidung von Konflikten mit Hg. Wilhelm; [6.] Vorschläge für die vom Bf. vom Gurk verlangte Schuldentilgung.

[München, 9. März 1510]1

München, HStA, KÄA 1243, fol. 54a-55b, Orig. Pap.

[1.] Durchleuchtiger F., gn., lb. H., als eur ftl. Gn. iren hofmeister Gregorien von Egloffstain ytz von Augspurg zu uns alher mit enteckung dreyer nachvolgender sachen, darin dieselb eur Gn. unsers gutbedunkens und rats begert, abgefertigt hat, sind wir mit vleis ob den sachen gesessen und haben die unsers pösten verstands erwegen und eröffen darauf eur ftl. Gn. unser gutbedunken, wie hernachvolgt:

[2.] Erstlich in dem handl, den heyrat etc. gen Polan betreffend,2 ist uns durch gemelten eur Gn. hofmeister ain maynung, so die vormünder und räte, die ytz bey eurn Gn. zu Augspurg sind, under in selb geratslagt haben, eröffend, im beschluß mit kürz darauf ruend, das die ksl. Mt. widerumb solichs heyrats halben und dergestalt ersuecht werden soll, das ir ksl. Mt. in ansehung eur Gn. merklichen und grossen schulden genediglich geschehen ließ, sich im handl wol zu erfaren, was und wievil der zuegab und heyratsteur gefallen und erlangt werden möcht. Würde dann gefunden, wie das anzaigen Gf. Peters [von Bösing] sich helt, oder ob des nit mer dann halber teil sich erfund und das durch vertraut potschaften gewislich und an fäl erfaren würd, des sollte die ksl. Mt. widerumb bericht und ir rat und gutbedunken weiter darauf gesuecht und vernomen werden etc., wie wir dann eur Gn. hofmeisters furtrag auf die oder dergleich maynung vernomen haben. Wil uns solich geratslagt maynung nit wider, sunder gefällig sein, mögen auch unsernhalben, die also bey der ksl. Mt. ze üben, wol raten und wissen kainen schaden darauf steend dann allein die costung, so darüber laufen würd etc. Die ist auf Gf. Peters so tapfer ansuechen unsers bedunkens wol ze wagen und sich der, wo die gleichwol vergebens geschähe, nit zu beschweren. Solich maynung eur Gn. vormünder und räte, ytz bey ir, mit pöstem fueg und untertenigen worten, darzu dienend, wie dann ir ratslag, vom hofmeister uns angezeigt, in sich begreift, dabey wir es von kurz wegen besten lassen und alle wort hiein nit einziehen, der ksl. Mt. wol furzetragen wissen und sy damit zu bewegen, das also, wie obstet, geschehen ze lassen.

[3.] Am andern, gn. F., unsern gn. H. Gf. Ludwigen [von Vohburg] und den erzstift zu Salzburg belangent,3 ist unser gutbedunken, mögen auch euer ftl. Gn. wol raten, sy laß sich die ksl. Mt. in disem treflichem handl, der dem haus Bairn zu grossem nutz gedienen und der ksl. Mt. on schaden sein mag, nit so leichtlich abweisen, sunder halt gestreng, doch undertäniger und diemitiger weis, auch, wo not ist, mer dann ainest nochmals an, ir ksl. Mt. durch die ursach, in der instruction [liegt nicht vor] deshalb begriffen, ze bewegen, den guten und erbergen handl bey dem erzstift zu Salzburg an allen orten laut angeregter instruction, auch bey dem stuel zu Rom – es werde das zu Salzburg bewilligt oder nit – genediglich ze fudern, wie dann des, wo ir ksl. Mt. in solichs genediglich bewilligen würd, weiter instruction mit beweglichen, guten ursachen an baide ort, gen Salzburg und Rom, gestellt werden möge. Und ob gleichwol zu Salzburg der will nit gefunden würd, das man sich doch aus ursachen, hievor angezeigt, nit versehe, dannoch möchte die Bäbstlich Hlkt. aus irer bäbstlichen macht Gf. Ludwigen mit dem erzstift Salzburg auf vleissig furbet und gestreng anhaltung der ksl. Mt. für irn swestersun, Gf. Ludwigen, nach gelegenheit seins alters wol versehen. Und ir Hlkt. möchte leichtlich nit ursach haben, besunder diser zeit werender verwantnus baider ständ, solichs irer Mt. angeregtem irem swestersun zu verhinderung abzeschlahen.

[4.] Und ob die ksl. Mt. sorg trueg, angeregter Gf. Ludwig möchte dadurch nit mer in weltlichen stand treten, so im der erzstift laut der instruction zuestuend, darauf ir ksl. Mt. ze berichten, ob sich ain fal, das er widerumb wertlichs stands werden muest, in zwainzig jaren begäb, so mag er dazwischen den erzstift wol haben und verwalten und in sovil jaren solich weich, die in weltlichs verhindern möchten, nit annemen und dannoch nichtzmynder den stift als ain administrator wol regiren, wie dann ytz ze Regenspurg durch Hg. Johannsen [von der Pfalz] geschicht, auch durch Hg. Ruebrechten [von der Pfalz], weylend administratorn zu Freysing, geschehen ist, der dann vom stift wider zu weltlichem stand und auch zu heyrat sich begab, der ksl. Mt. unverporgen.

[5.] Wir achten auch, des möcht zum handl nit undinstlich sein, der ksl. Mt., wo die je so hart dem handl wider sein wollt, zu eröffen, Gf. Ludwig hab sich gegen eurn Gn. anders nit noch von kains andern bistumbs wegen verpflichten wellen, geistlich ze werden und gravenstitel ze haben, im werde dann zu dem erzstift Salzburg geholfen, wie dann des eurn Gn. sein aygen hantschrift mit verpflichtung seins gesworen aids zu handen gestellt ist. Auf das die ksl. Mt., künftig aufrur, widerwillen und unlust zwischen eur Gn. und sein genediglich zu verhueten, eur baider Gn. gebruedern aus angeborner tugend und siptschaft wol schuldig sey, angeregten eur Gn. brueder, Gf. Ludwigen, zu solichem erzstift ze helfen, in ansehung, das von künftiger bruederlicher ainigkeit wegen eur Gn. H. und vater [Hg. Albrecht IV. von Bayern] in seinem leben Gf. Ludwigen zu geistlichem stand furgenomen und ine darauf nit an sonder mue und costung [zum] tumbrobst zu Freysing durch zuegeben des Bäbstlichen Stuels gemacht hat. Dann weilend gemelter sein H. und vater wol erwegen hat, das durch etlich, so zwischen der brueder aufrur ze machen genaigt sind, Gf. Ludwig bewegt werden möcht, weilend seins H. und vaters ordnung4 nit zu halten und, so er nun manpar würde, sich gegen eurn Gn. aufzewerfen und mit eurn Gn. ze regirn oder ainen tail am Hgt. ze haben understen. Das dann wider seins H. und vaters ordnung, auch wider irer ksl. Mt. brieflich bestattung und darzu wider gemain ksl. recht wär. Und so im das nit gestat würd, möchte daraus krieg, auch verderben land und leut erwachsen, wie dann eur Gn. H. und vater mit seinen bruedern [Hgg. Wolfgang und Christoph] offenbarlich begegnet und er daraus verursacht ist, das durch solich sein aufgerichte und bestätigte ordnung zu verkomen. Solich künftig beswärlich zufall möge ir ksl. Mt. leitlicher und fueglicher nit furkomen dann mit solicher irer gn. furderung eur Gn. brueder, Gf. Ludwigs, zu dem erzstift Salzburg, wie dann das und merers ir ksl. Mt. aus hoher vernunft pas ze bedenken wisse, dann ir das angezeigt werden mög.

Ob aber ir Mt. sich ye zu solicher furderung nit bewegen wollt lassen, achten wir, ir Mt. sollt gebeten werden, das doch ir Mt. aufs wenigist zuelassen und begunnen well, das eur Gn. sambt irn vormündern den EB zu Salzburg [Leonhard von Keutschach] und das capitl selb ersuechen und ze bewegen understen mög, Gf. Ludwigen laut der instruction anzenemen. Und so das bey ine erlangt würde, als man sich auf des EB freuntlich beweisen genzlich versicht, das alsdann die ksl. Mt. solichen handl bey der Bäbstlichen Hlkt. statlich und genediglich zu völliger volziehung furdern welle, als sich eur Gn., die dadurch in rue gestellt und der sorg künftiger irrung eur Gn. brueders entledigt werde, des und aller gnaden bey irer Mt. unterteniglich versehen und das umb irer Mt., alles vleyß ir leben lang zu verdienen, willig und unvergessen sein wolle.

[6.] Fürs drit, den [Bf. Matthäus] von Gurk und sein schuldvordrung berürend, ist unser gutbedunken, die nachlassung der 2000 fl. angesehen gleich wie der andern eur Gn. vormünder und räte, ytz bey ir, und ye lenger eur Gn. frist und zeit der künftigen bezalung bey im erlangen mag, ye mer das für eur Gn. ist. Darauf die räte weiter mit ime handlen und besliessen mögen, auf was geraum zeit ime yede bezalung geschehen soll. Nachdem aber die letzt bezalung der merern suma auf ain zeit, uns angezeigt, beschehen sol, haben die vormünder und räte bey eurn Gn. zu erwegen, ob dieselb summ neben andern merklichen bezalungen wol und fueglich ze geschehen sey. Auf das sy, ain lange zeit solicher bezalung oder die ganzen summ ime järlich zu verzinsen zu erlangen, hohen vleis ankern sollen. Und mocht nit ungeschickt sein, nachdem der handl, den erzstift Salzburg berürend, an zweyfl an den von Gurk langen und ime der nit verhalten bleibt, eur Gn. liessen ine im handel pfächten [= einbeziehen] und ersuechen, solichen handl eur Gn. brueders halb bey der ksl. Mt. ze fudern, als er dann eurn Gn. auf die groß belonung und sein erbieten ze tun wol schuldig ist. Uns hiemit eurn ftl. Gn. undertaniglich bevelhend.

Nr. 276 Hg. Wilhelm IV. von Bayern an seine Vormünder und Räte in München

Anbahnung von Verhandlungen über eine Heirat Kf. Ludwigs von der Pfalz mit Hg.in Sibylle von Bayern.

Augsburg, 9. Mai 1510 (ascensionis domini)

München, Geheimes HausA, Korrespondenzakten 579/1, fol. 137, Orig. Pap. m. S.

Hat vor guter verschiner zeit mit Bf. Philipp von Freising über eine Heirat von dessen Bruder, Kf. Ludwig von der Pfalz, mit seiner (Hg. Wilhelms) ältesten Schwester gesprochen.1 Haben wir ytzt in disen tagen solhe handlung und rede an die röm. ksl. Mt., unsern allergnst. H. und vettern, gelangen lassen und uns ires ksl. gemüts und willens hieinn auch erlernen wellen und bey irer Mt. gefunden, das sy in solich handlung und furnemen gnediglich gewilligt und uns darzu geraten. Solichs der ksl. Mt. gn. bewilligen haben wir gemeltem unsern vettern, dem Bf. von Freising, angezaigt, domit sein lieb solichs iren bruder, Pfalzgf. Ludwigen, zu berichten wisse. Das auch also gescheen. Darauf ist uns von gemeltem Pfalzgf. Ludwigen zu antburt gefallen, seiner gemuet und maynung sey, mit uns und unsern vormundern von ainer entlichen und fruntlichen abrede aines heyrats zwischen seiner lieb und unser gemelten eltern swestern in gehaim und still zu handlen, doch mit der maß, wo solichs unser maynung auch wäre seiner will und gefallen, das wir zwen oder drey unser gehaimen räte zu dem handel verordent hetten. Desgleichs wollte sein lieb auch zwen seiner lieb räte zum handl schaffen und verordnen. Dieselben baider tail ftl. räte sollten sich auf ain kurzbenente zeit, dieweil ytzt sein lieb und wir beyeinander hie wärn, an ain gelegen ende in die nähent von hynn, als gein Aichach oder Fridberg, zusam verfugen und miteinander in gehaim und still von ainer fruntlichen, entlichen und beschlieslichen abred des berürten heyrats handlen. Wo dann not würde, die sachen an sein lieb oder uns gelangen zu lassen, das mochte alda durch unser baider tail räte furderlichen und mit gutem fueg auch gescheen. Weist sie demgemäß an, die Angelegenheit zu erwägen und ihm ihre Meinung dazu mitzuteilen.

Nr. 277 Instruktion Hg. Wilhelms IV. von Bayern für Johann von der Leiter (hgl. Vormund) zu einer Werbung bei Hg. Ulrich von Württemberg

[1.] Zustimmung des Ks. zu einer Heirat Kf. Ludwigs von der Pfalz mit Hg.in Sibylle von Bayern, Vorteile dieser Verbindung; [2.] Bitte um Billigung der Eheschließung durch Hg. Ulrich trotz seines Konflikts mit dem Kf.; [3.] Auftrag, die Unterstützung der führenden württembergischen Räte für das Heiratsprojekt zu erlangen.

ohne Ort, [Anfang Juni 1510]

München, Geheimes HausA, Korrespondenzakten 579/1, fol. 135a u. b, Konz.

Was von unser, Hg. Wilhalms, wegen unser mitvormunder, rat und lb. getreuer Johanns von der Layter, H. zu Peren [= Verona] und Vinzenz, dem hochgebornen F., unserm lb. schwager und oheym, H. Ulrichen, Hg. zu Wirtenberg und Deck, furtragen sol, volgt hienach.

[1.] Übergabe der Kredenz, Gruß und nachvolgend weiter furzetragen diß maynung: Seiner lieb sei unverporgen, das wir noch ain unverheyrate schwester haben, freylein Sibilla genant, die dann etlich jar elter sei dann seiner lieb gemahl, unser lb. schwester freylein Sabina, und solich ir alter nu fast ervordert, sy mit heyrat auch zu versehen. Das hat erwegen die röm. ksl. Mt., unser allergnst., lb. H. und vetter, in betrachtung, das zbischen unserm vettern Pfalzgf. Ludwigen und gemelter unser eltern schwestern von ainem freuntlichen heyrat wol ze handeln sei, auch gehandelt werden solle. Und wo sein lieb dazumal noch zu Augspurg gewesen wär, so hetten wir dieselb sein lieb der wissend gemacht und irs freuntlichen rats darin auch gepflegen, in freuntlicher achtung, sein lieb het uns dem handel zu furdrung und damit gedachte unser schwester auf ervordrung irs angeregten alters auch erlich und loblich mit heyrat versehen wurd, seiner lieb rat und guetdunken in dem nit verhalten, sonder uns den freuntlicherweis mitgetailt und solchen heiratshandel irstails aus unser baider aufgerichter schwagerschaft zum pösten auch gefudert. Dieweil aber sein lieb irn abschid aus Augspurg dazumal genomen het und wir diß handels halb ir nichts gruntlichs zur selben zeit anzebringen westen und doch nachvolgend bei allen unsern vormundern, auch etwovil unsern treflichen landsässen vom adel, prelaten und steten in treflichem rat funden haben, freuntlich handlung von angeregtem heyrat nit abzeschlahen, in ansehung, das bestympter unser vetter Pfalzgf. Ludwig ain Kf. und deshalb uns und unser lblibra (Pfund) . unverheyraten schwester mer dann genos ist, auch weilent unser lb. H. und vater [Hg. Albrecht IV.] ime sein eltiste tochter, weilent unser lb. schwester freylein Sidonia, auch zu gemahl versprochen het, dem allen nach und sonderlich auf der röm. ksl. Mt. guet betrachtung, hievor gemelt, sind wir sambt unsern vormundern, räten und der von der landschaft, hievor gedacht, entschlossen, uns mit gebürlicher handlung angeregts heyrats halben gegen unsern vorgemelten vettern Pfalzgf. Ludwigen einzelassen und werden mit seiner lieb räten unser vormunder und rät, davon ze handlen, gestatten, sonderlich auch in ansehung und bewegnus, das solich oder dergleich ftl. heyrat nit pald noch leichtlich seien zu finden. Deshalb dann unser lblibra (Pfund) ., unverheyrate schwester, wo wir solich handlung waygerten, versehenlich lang zeit heyrats halben unversehen bleiben muest. Das uns und unsern verwandten gegen irer lieb, auch gegen meniklich nit wol zu verantborten stuend. Wir achten auch, sein lieb solle der freuntlichen neygung neben uns gegen irem gemahl, unser lb. schwestern, auch sein und unser, auch ir unverheyrate schwester zu solchem erlichen und loblichen heyrat, inen, baiden schwestern, zu er und guetem, freuntlich fürdern, dann dadurch dieselben baid unser lieb schwestern nahend zusamenkumen und vil gueter freuntschaft durch sy baid zbischen seiner lieb und der Phaltz in kunftig zeit üben und wurcken mögen. Darzu auch wir sambt unsern vormundern, wo solcher heyrat beschlossen, allen moglichen vleis furwenden, ankeren und darin kein müe sparen wolten, in hofnung, das dadurch guet freuntschaft baiderseit aufgericht und bleiblich sein wurde.

[2.] Und sei darauf unser gar freuntlich pit, sover Got der almechtig angeregten heyrat beschaffen und den furgang ze haben sein gotlich Gn. verhengen wurd, das alsdann sein lieb im den uns zu sonder freuntschaft auch gefallen lassen und dem zu wider nit erwegen will, ob etlich spenn und irrung zbischen seiner lieb und der Phaltz sich noch zur zeit halten, dann durch disen heyrat sei gar hofflich zu Got, das all irrung leichtlich hingelegt und in sonder guet freuntschaft gebracht werden mögen. Darzu auch wir, Hg. Wilhalm, und unser vormunder und rät alles getreuen vleiß gar fruntlich und williglich, wie vorgemelt, verholfen sein wellen. Dann sein lieb solle sich (es gewynn der heyrat seinen beschlus oder nit) aller freuntschaft und guettat zu uns und unsern vormundern aus unser baider sondert und freuntlicher verwandtnus genzlich versehen und des in seiner lieb gemuet ganz kaynen zbeifel tragen. Und damit ze pausirn und antbort warten.

[3.] Wurde dann antbort geben, die nit lust oder guten willen anzaigt, so sol unser potschaft rede mit dem wirtenbergischen canzler [Dr. Gregor Lamparter], marschalk [Konrad Thumb] und haushofmaister [Dietegen von Westerstetten] halten und den handel, das der erberg und loblich sei, auch nur zu guetem dien, gegen in aus vorgemelten ursachen wol ausstreichen und sy dadurch bewegen, das sy das pöste zum handel reden und raten wellen, damit, wo der heyrat seinen furgang gewunn, zbischen baiden Ff. nit unlust und unfreuntschaft zufall. Des sich dann, wo es geschähe, ir baider misgünner wol ze freyen heten und ir sach dester pas ze schicken westen. Das dann der Ff. keynem zu guetem dienen wurd. Und sy darauf von unsern wegen guts vleiß ze piten, solichs bei irem H. zu verhuten und ine zu erwegen, ime solchen erlichen und loblichen heyrat, wo der furgang gewünn, wol gevallen ze lassen, als auch der nit anders dann gar gueter und noturftiger maynung auf der ksl. Mt. betrachtung und aus angeregten guten ursachen in übung gestelt sei. Das wellen wir sambt unsren vormundern gegen inen in allen gnaden bedenken. Wurde dann unsern gesandten für guet ansehen, vor seiner werbung die rät zu berichten und, wie vorgemelt ist, sy ze piten, das stee in seinem guetbedunken.

Nr. 278 Hg. Ulrich von Württemberg an Hg. Wilhelm IV. von Bayern und dessen Vormünder

[1.] Lange und enge Beziehungen zwischen Bayern und Württemberg, sein intensives Engagement zugunsten Hg. Albrechts von Bayern im Landshuter Erbfolgekrieg, Hoffen auf Unterstützung durch Hg. Wilhelm im Fall einer Rückforderung an Württemberg gefallener pfälzischer Gebiete durch Kurpfalz; [2.] Vertrauen auf die Unanfechtbarkeit dieser Gebietsgewinne; [3.] Verweigerte Belehnung Kf. Philipps von der Pfalz auf dem Konstanzer Reichstag; [4.] Erneutes Scheitern des kurpfälzischen Belehnungsgesuchs auf dem Augsburger Reichstag; [5.] Sorge um den Fortgang der Belehnungsangelegenheit nach dem Tod Ks. Maximilians, Hoffen auf die Unterstützung durch Hg. Wilhelm; [6.] Skepsis gegenüber der geplanten neuen pfälzisch–bayerischen Eheverbindung angesichts der alten Freundschaft zwischen Bayern und Württemberg, Negation einer Pflicht zur Besitzrückgabe an Kurpfalz; Bereitschaft zu friedfertigen Beziehungen zum Kf. von der Pfalz; [7.] Bitte um sorgfältiges Erwägen dieser Überlegungen.

Stuttgart, 7. Juni 1510

München, Geheimes HausA, Korrespondenzakten 580/1, o. Fol., Orig. Pap. m. S. (Kanzleivermerk unter der Adresse: Wirtenberg des pfalzgravischen heirats halben Ao. 1510).1

[1.] Gruß. Hochgeporner F., fruntlicher, lb. swager, pruder und oheim, uns hat der edel, eur lieb vormunder, rat und diener Johann von der Leyter, H. zu Vinzenz und Bern [= Verona], ain credenz sampt einer instruction [Nr. 277] behendigt, damit eur lieb fruntlich erbieten zu erkennen geben. Daz wir dann mit sonder dankbarkeyt verstanden, mit glichem erpieten hinwider zu tun willig sind. Achten es muglich und halten dafur, daz wir beydersidtz in betrachtung unser swägerschaft, fruntlich verträg, eynung und herbracht, bewisen guttat und fruntschaft, so eur lieb und unserm vater loblicher gedechtnus2wir von beiden teyln ainander erzögt, daz alles vermög, zugeb und nit vergessen soll werden und daz wir ainander mit rechten, steten, waren trüwen mainen, haben, halten und furdern sollen und ainander nit verlassen werden, daz auch unser beider abschid, dergestalt mit unsern leiben, landen und guten gegenainander zu tun, gewesen und des gegen euwer liebe noch nit zwyfel tragen. Und darumb das eur lieb zu lob, ern und wolfart erschiessen möcht, sehen wir gern, wollten daz ungespart unsers vermögens mit willen furdern. Haben auch dem glich mit den werken gegen eur lieb und unserm vater loblicher gedechtnus und dero Ft. ungespart unsers vermögens lyb, land, leut und gut getan und ob den 400 000 fl. sampt unser landschaft schaden genomen des vergangen kriegs3 zwifelhaftigs sigs, auch herzlich und uf das truwlichst yngesetzt, sein lieb allenthalb mit rat, hilf und bystand also gefurdert, selb gewer, bürg und schuldner worden, unser land versetzt, ander in den krieg pracht und zogen und mögen in warheit sagen, daz wir und unser rät mer vlyß ankert haben, dann wer die sach unser selbs allein aigen gewest, dafür wir die gehapt. Achten auch, das Gott und wir uwers vaters seligen [Hg. Albrecht IV.] zufallenden, eroberten lands, von Hg. Jörgen herrürend, by den meysten geholfen und getruw bystender gewesen. Haben uns des gehalten, wie wir ainander vilfaltig schuldig, daz wir dehein entlich bericht annemen, alle partyen weren dann gericht, sind auch des erpietens alzyt erfunden worden, mit den werken zu tun urbutig gewesen, daz uwer und unser vater dehein bericht solle uf- oder annemen, dann so seiner lieb loblich, brachtlich, nutzlich und gefellig sein werd. Darzu wollen wir truwlich helfen und ungespart leibs und gutz in nit verlassen. Und haben siner lieb in dem vergangen krieg nie ichtzit abgeschlagen, so er an uns begert hat, daran gelegen ist, und wenig versorgnus begert, sonder des, so sein lieb uns furgeschlagen, benügen lassen und uns getröst und versehen, wie jetzo zu eur lieb uns ungezwyfelt auch getrösten, wa die Pfalz über kurz oder lang wider uns sollt sich enbern oder understen, des eroberten wider zu irn handen zu bringen, alsdann irs vermügens das zu wenden, wie wir dann vilvaltig gegenainander verschriben und zu tun schuldig sind.

[2.] Nun haben wir uns versechen und anders nit wissen gehapt, dann daz der vergangen krieg entlich gericht sollt sein und wir deshalben, so sich darin begeben, auch gericht, entlich vertragen und ichtzit wider zu geben schuldig sein sollten, in ansehung, daz es ein volziehung mit dem swert gesprochner urteyl gewesen wider die frevenlichen ungehorsamen mit aucht, aberaucht und verachtung der meystet ains röm. Kg. Und also uf des begern und handlung ainen cristenlichen krieg gehalten, der mit erklerung des geprochen landfriedens, daruf processen gangen und zu mer sicherheit uns und andern helfern von ksl. Mt. brief und sigel geben, daz wir umb alles das, so wir in disem krieg erobern, jemands inner- oder usserthalb rechtens antwurt zu geben, nit schuldig sein sollten, auch das erobert zu ergotzlicheit, zum teil unser erliten schäden und costen behalten, daz auch ksl. Mt. den widerteyl oder sein erben nit zu gnaden nemen oder restituiern, dann das erobert sye den helfern vorbehalten und usgenomen. Darzu soll sich die widerpartey und ir erben mit iren brief und sigel verzyhen, gegen uns und andern helfern nymermer anforderung zu tun.

[3.] Fruntlicher, lb. pruder, das ist nit allein unser, sonder eur lieb und aller deren, so uns hilf schuldig sind, swert und rechte gegenwör und bestendiger trost und hilf gewest, damit wir künftiglich nit angefochten, in wyter krieg, ufrur, costen, schäden oder unwillen yngefürt werden sollten, und hat daz ksl. Mt. macht, fug und recht gehapt, zu handhabung des Reichs oberkeyt, irer gesprochen urteyl und volziehung irs cristenlichen kriegs und straf der ungehorsamen. Haben uns anders nie versehen, diser behelf sollte uns von jemands, so ksl. Mt. lob, eer und wolfart, desglichen und eur lieb, unser und aller kriegsverwandten, sonder deren, so eur lieb und unsers vaters party gewesen, abgestellt oder darin verhinderung getan oder joch sust die, so zu der erberkeyt geneigt weren, wider brief und sigel nit raten werden, sonder so die klar, luter und kein zwyfel hetten, dann wir uns der nit begeben noch verzigen haben, zudem kein vertrag die hingenomen. Dann wir und unser vetter, der Landgf. [Wilhelm d. M. von Hessen] loblicher gedechtnus, die von Nürnberg oder ander pundsverwandten keinen vertrag angenomen haben dann mit vorbehaltung usgangner execution, processen und gegebner brief und sigel. Daz uns ksl. Mt. müntlich zu Cöln4 in bysin Kff. und Ff. zugesagt hat, auch daz gnediglich unz uf disen tag volzogen, dem alten Pfalzgf. [Kf. Philipp] nit gelichen. Und ist da durch eur lieb und unsern vater loblicher gedechtnus uf dem reichstag zu Costanz mit andern pundsverwandten mit ksl. Mt. gehandelt, nachdem Kff. und Ff. ir Mt. gepeten haben, die Pfalz zu belehnen, dawider gehandelt und egemelt brief und sigel angezögt worden. Hat ir Mt. gn. antwurt geben, sie syen ir Mt. in frischer gedechtnus, wollen dawider nit handeln. Also ist der Pfalz uf dis zyt ir begert regalien, die doch in aucht und publitiert und meniglichem anzugrifen erlaupt sind gewesen, nit gelichen.

[4.] Nun mag die ksl. Mt. ir die wol lihen, doch das uns unser brief und sigel, derglichen andern pundsverwandten och volzogen werden, damit kunftiger krieg verhüt werd. Die möchte wol beyde miteinander besteen, wo anders die Pfalzgff. zu ruw komen und kunftig ufrurn und emberung wollte vermiten seien. Eur lieb mögen aber wissen haben, wie beid Pfalzgff., geprüder [Kf. Ludwig von der Pfalz und Pfalzgf. Friedrich], begert und strenglich bey ksl. Mt. durch etlich stend des Reichs angehalten haben, inen ire lehen zu lyhen, das ouch ksl. Mt. dise usgangen brief und sigel angezogt hat zu verhinderung der lehenschaft. Daruf an die stend des Reichs begert, ir darin zu raten. Die erstlich also geraten, daz ksl. Mt. in ratschlag geworfen, ob die onangesehen ir usgangen brief und sigel das tun mög. Ist nachmals geratschlagt [Nr. 326]. Aber unser rät und denen wir bevelh geben haben, ob der handel uf die ban komen würd, daz zu verhindern, haben nach irem vermögen mit hilf des hus Österrich und Hessen rät, so glichlutend brief mit uns haben, sovil erlangt, daz bey ksl. Mt. der handel in irer Mt. treffenlichen ratschlag geworfen, daselbs an rat erfunden, uns unser brief und sigel zu volziehen schuldig sein. Darumb dann der handel mit der lehenschaft der Pfalz gestürtzt unz [= bis] uf zukunftigen reichstag. Mittler zyt etlich commissarien verordnet sollten werden, die sachen gutlich hinzulegen. Wer aber unser oder ander eur lieb vaters helfer party gewesen oder dawider, ist uns unverborgen, was disputation darin gehalten, ob der usgangen process und krieg bestendig, die und ander verträg und brief kreftig. Und finden neben dem allem, das diejhen, so eur lieb vater im leben widerwertig gewesen, groß hilf und rat wider in getan, noch des gemutz und willens nach dem tod sind und wollten gern uns zu schaden andern mit dem unsern, so wir mit darstreckung libs, land, lüt und gut uf das höchst mit grosser sorgfeltigkeyt erlangt, zu hilf komen. Daz wir gegen inen nit verschult, sonder engelten, der wir muglich geniessen sollten.

[5.] Unser will ist aber anders, dann diewyl uns daz by leben ksl. Mt. und, so der handel noch nuw ist, in frischer gedechtnus geschicht und der widerteil jetzo umb hilf sucht, mit fruntschaft, aynung und anderm sich zu sterken understet, villicht wider uns und ander, so im schaden sollen zugefügt, da vater in des Bapsts bann und des Ks. ungehorsamy gewesen und unser beyder vater, uns und ander zum krieg und genomen schaden gepracht und yngefürt und wir als der gehorsam Bapsts, Ks. und des Reichs erfunden mit so merklichem darlegen und mancherley helfer alles eur lieb und irem Ft. zu nutz gehandelt, was wollt geschehen, so ksl. Mt. (das Gott lang verhüt) mit tod abgangen, ir sachen villicht wenig wollten verantwurten oder etlich understeen, die anzufechten, wie dann zu Augspurg geschehen, und sich die widerpartey gesterkt und also geschickt mit fruntschaft und ander weg und uns unser helfer absterben und in ander weg möchten empfallen? So ist auch eur lieb uns vilfaltig hilf schuldig, on zwyfel, da werde nit mangel erfunden, sich nit undankbar erschinen lassen, dann wir von eur lieb vater und eur lieb wegen, der es och irm Ft. zu vil gutem erschossen hat, in disen krieg komen sind und an keinem ort mangel erlassen, mer getan, dann wir schuldig gewesen. Anders mag uns mit warheit nit zugemessen werden. Und ob eur lieb und dero vater uns ain somma geltz zugesagt und verschriben hat, achten wir, daz wol fur ain fruntschaft anzunemen wer, daz, so wir bar usgeben, stuckend und uf borg noch zur zyt mit unserm merklichen schaden angenomen haben. Und ob wir daneben etwas gewunnen, so mag doch by anderthalbhunderttusent fl. daz dahin nit reichen, so wir und unser landschaft usgeben oder darob erlitten haben, uber daz, so wir an gelt und geltzwert gewonnen und uns geben wirt. Daz ist unser gewin und öwiger nachvolgender zank und unwill.

[6.] Lb. pruder, wiewol wir eur lieb mit fruntschaft, eynung und in vil weg zugetan und verwandt sind, achten wir doch den weg by der hochsten auch einen, daz wir so truwlich, eur lieb und unser beyder vater zusamengesetzt und uns nit versehen, so er in leben beliben, daz er sich jemands uf ertrich wider uns oder unser Ft. hetten lassen gewögen, weder umb hyrat, fruntschaft, miet, gab oder gelt, sonder uns und unser Ft. groß, hoch und wolgeacht bedacht und betracht empfangner guttat und eingenomen dienst und uns allen versienten frunden furgesatzt, sich auch mit jemands ingelassen mit fruntschaft, eynung oder ander weg, der wider uns ist und sich understet, das, so unser ist, zu erobern. Wurdet, ob Gott will, lichtsam nit zugan und sonder mit denen, wider den unser lib, land, leut und gut siner lieb und dero Ft. zu nutz uf das truwest geprucht haben. Achten auch wol, wa sich eur lieb bey irn vormundern und all räten, die vil diser sachen kundigung haben, erfarn, es werd also bey inen erfunden. Wir wollten och ungern mit jemands, so siner oder eur lieb widerwertig gewesen, jetzo oder mit der zyt understanden, fruntschaft zu suchen oder zu machen, haben. Derglichen versehen wir von eur lieb, gegen uns des gemütz und willens auch sein. Es ist wol zu bedenken, daz nit ain frund gesucht und damit zwen verlassen werden. Und ob eur lieb furgehalten, das hus Beyern zusamenzubringen mach vil frucht, hat by uns nit mangel, daselbs fruntschaft zu suchen und machen. Weißt eur lieb mit irn räten wyter zu bedenken, dann wir anzogen mogen. Daz aber eur lieb uns und Pfalz so in diser irrung, der wir uns warlich nit versehen haben und erst nach unserm abschid zu Augspurg begeget, indem der heyrat eur lieb sollt furnemlich yngefallen sein, uns beid zu frunden mog behalten und dannocht ir lyb und gut wider die Pfalz zu uns setzen und ir und unser swester also hingeben, daz möcht, wa die sach zu ufrur komen, mer zerrittung dann merung der fruntschaft bringen. Wa wir aber entlich mit der Pfalz vertragen, als wir verwent gewesen oder noch wern, were by uns aller guter will erscheint, dann wir der Pfalz zu tun nichtz schuldig, sonder die uns noch kleinet und silbergeschirr, von unserm vetter Hg. Eberharten herrurende, vorhelt und dann unser anher [Gf. Ulrich V. von Württemberg] zu Heidelberg im stock ob mit hundert Gff., ritter und knechten gesessen, wiewol in gehorsamy Bapsts und Ks. er und sie nidergelegen, die Pfalz [= Kf. Friedrich der Siegreiche] in Bapsts bann und Ks. aucht gewesen. So unser anher erledigt werden wollen, hat sein lieb 100 000 fl. zu schatzung müssen geben, darzu sich wol 40 000 fl. verzygen.5 Ist im uber 160 000 fl. sust schaden daruf gangen. Aber jemands hat im oder sinen erben nichtz widergeben wollen. Warumb sollten wir etwas widergeben und an daz ort, da man uns gern land und leut hinzogen hett und vil jar her alle beswerd zugefügt hat? So ist es die gruntlich warheit, wie wir anzögen, wissen uwer furmunder der merteil und noch noch vil ander, auch fromer, dapfer, redlicher lut. Darumb haben wir daz eur lieb, darzu unser sonder hoffnung stet, nit wollen verhalten, allein, diewyl die nit by allen hendeln gewesen, die und ir furmunder, ob inen etwaz durch vile der gescheft empfallen, erinnern, daz mögen bedenken und zu frischer gedechtnus füren und was gut sy, eur lieb zu lob, eer und wolfart dienlich, daz furnemen, unser damit nit vergessen, alz uns nit zwyfelt. Dann ye unser gemüt ist, sich fruntlich und gutwillig ungespart unsers vermogens mit eur lieb zu haben und zu halten und unser lib, land und gut zu ir zu setzen und in nöten nit verlassen. Daruf wir uns versehen, derglichen genzlich von eur lieb herwider zu uns. So stet unser will oder gemüt nit so verbittert wider die Pfalz, wa die genzlich und mit herzen mit uns wollt gericht sein, daz uns widerfaren lassen, so uns zustet, auch gute nachpurschaft haben und halten, unser fruntlicher vetter sein. Das wollten wir hinwider mit fruntschaft och tun, ir aller liebden mit ganzen truwen meinen, aber kein fruntschaft koufen mit gelt oder gut, dann wir nichtz hinus wollen geben, gut oder gelt, fur daz erobert. Deshalb es nit comissarien oder tedinger bedarf, und viengen den handel beydersidtz nit mit widerwillen oder zank an, sonder [mit] guten, fruntlichen, nutzen diensten. Daz brecht gute, bestendige fruntschaft. So mochten wir der Pfalz wol gunden, das die noch ein Ft. uberkomen möcht. Darzu, wa wir mit fugen künden, wollten wir helfen. Aber daz unser daby zu behalten, achten wir, es werd uns niemands verargen. Dann usserthalb des, so wir von eur lieb wegen gehandelt und der kleinet und silbergeschirr halb, wie obstet, wissen wir nichtz mit der Pfalz spennig zu sind.

[7.] Das alles ganzer, fruntlicher, getruwer, pruderlicher meynung eur lieb wir nit haben wollen verhalten, die uns diser langen schrift verzyhen. Wir haben disen handel so groß und dapfer. Ist eur lieb, uns und allen denen, so beydersidtz uns gutz gunden, vil daran gelegen, mit wenig worten nit mogen zu erkennen geben. Er geet uns nit klein zu herzen. Achten, eur lieb werd mit iren furmunder daz ouch also truwlich und herzlich versteen und also handeln, damit nit spate ruw in handel ynfall und onwiderbringenlichen schaden gepern möge. Wannt wir dann eur lieb fruntschaft und pruderliche truw und lieb alz unserm fruntlichen, lb. swager, pruder und oheim und irn firmundern, auch gemeiner landschaft frundschaft, guten und gn. willen mogen erzogen, finden ir uns ganz willig. Achten es dafür, wa unser allergnst. H., der röm. Ks., aller handlung, zu Augspurg yngefallen [und] in disputation komen, ir Mt. und daz hus Osterrich betreffend, den wir gutz gunden, gewißt und beducht, villicht were der sach wyter nachgedenkens geben und mit der zyt, wie wir hoffen und anzögt, wa sich gepurt, wyter handlung geschehen. Doch weyßt ir Mt. und eur lieb in dem und grosserm wol zu handeln. Dem wir billich volg tun sollen, wie uns wol ansteet. Datum Stutgarten frytags nach Bonifacii Ao. etc. decimo.

Nr. 279 Hg. Wilhelm IV. von Bayern an Hg. Wolfgang von Bayern

[1.] Verhandlungen mit dem Ks. und Kf. Ludwig von der Pfalz auf dem Augsburger Reichstag über eine Heirat des Kf. mit Hg.in Sibylle, Abschluß eines Heiratsvertrags, Vereinbarung des Beilagers; [2.] Einberufung eines Landtags zur Beratung über die Mitgiften Hg.in Sibylles und Hg.in Sabines.

München, 15. Juni 1510

München, HStA, KÄA 1969, fol. 158, Orig. Pap. m. S.

[1.] Hg. Albrecht (IV.) von Bayern hat zu seinen Lebzeiten auf Vermittlung des jetzigen Bf. (Philipp) von Freising mit Kf. Ludwig von der Pfalz über eine Heirat zwischen diesem und Hg.in Sibylle verhandeln lassen. Darauf haben wir, als eurer lieb und Gn. on zweifl unabgefallen ist, in gehaltner besingnus,1 auch nachmals und sonderlich am jüngsten vor dem reichstag, so ytz zu Augsburg gewest ist, geratslagt, das in vil wege nütz und gut sey, bemelte unser swester und gn. freulin Sibilla numals auch zu verheiratn und weg fürzukeren, damit die mitsambt der [Hg.in Sabine], so dem von Wirtemberg vermähelt ist, auch verheirat und sy baid unter ainsten mit der heyratsteur abgevertigt werden. Und darauf uns entslossen, solhs an unsern gnst. H., den röm. Ks., ze bringen und seiner Mt. den heirat mit Pfalzgf. Ludwigen vorgemelt fürzelegen und seiner Mt. rats, hilf und fürdrung darin zu begeren. Und als solhs durch uns, Hg. Wilhelmen, an seiner Mt. ytz zu Augspurg gelangt und gebracht ist, hat sein Mt. ir solichen angezeigten heyrat mit Pfalzgf. Ludwigen, Kf., und vorgemeltem freulin Sibilla wol gevallen lassen und den irs teils zu fürdern und darzuzehelfen genediglich bewilligt. Demnach ist mit Pfalzgf. Ludwigen ytz zu Augspurg sovil gehandelt worden, das er und seine brüder ine die sach auch gevallen lassen. Und haben darauf ainen tag alher angestossen, von der sach gütlich und früntlich zu handln. Daraus nachmals ervolgt, das in der vergangen wochen ain heyratsabred zwischen demselben unserm vetern und gnst. H. Pfalzgf. Ludwigen und unser swester und gn. freulin, freylin Sibilla, begriffen und entlich beslossen worden2 mit maß und form der heirat mit Wirtemberg, auch hievor mit dem abgestorben freulin Sidonia, so Pfalzgf. Ludwigen zuerst versprochen gewest, in weilend unsers H. und vaters und gn. H. Hg. Albrechts leben auch aufgericht worden. Es ist auch in solher abred beredt, das un[ge]verlich umb liechtmessen [2.2.11] ain hochzeit[t]ag des beyslafens zwischen Pfalzgf. Ludwigen und freulin Sibilla sol gehalten und auf denselben tag das zuegelt und heymsteur, nemlich 32 000 fl., bezalt [werden].

[2.] Und wann aber Wirtemberg in der vasnacht negst darnach [4.3.11] sein beyligen auch halten und ime sovil zu haymsteur auch geben werden sol, demnach haben wir in eurer lieb und Gn. und unser, Hg. Wilhelms, namen ainen gemainen landtag allen stenden der landschaft zugeschriben und, auf montag nach Laurentii schiristen [12.8.10] gen Straubing ze komen etc., laut hieinligunder abschrift, so wir eurer lieb und Gn. zu vernemen senden [liegt nicht vor], ernennt. Hofft, daß Hg. Wolfgang dem zustimmt und bereit ist, diese Sache bei den Landständen zu unterstützen, damit sie bed heyratsteur und darzu ein ubermaß, alles bis in dy 100 000 fl., wie dann hievor Hg. Jörgen [von Bayern] solhe summa von seinem Ft. allain auch zu steur geben ist, zu bezalung solher baider haymsteur und auch zu erledigung etlicher merklicher schulden gutwilliglich ze geben bewilligen und zusagen und das gut, loblich werch beder heirat mit eren vollenden helfen, daraus dann dem haus Bairn in vil wege ere, nutz und wolfart erwachsen mag. [...] Datum Münchn an St. Veitstag Ao. etc. decimo.

Anmerkungen

1
 Mit Begleitschreiben von diesem Tag (sambstag vor sonntags letare) übersandten die Verfasser den Ratschlag an Hg. Wilhelm, der auf dem Augsburger Reichstag weilte. Und wo die ksl. Mt. nit mer gen Augspurg, als die rede steet, ditzmals käme oder ob eur ftl. Gn. seiner Mt. zukunft nit erwarten kunt oder wolt, wo auch eurn Gn. durch ir Mt. vor irer zukunft anheyms zu reiten erlaubt würde, so ist doch unser gutbedunken, eur Gn. schaid von irer Mt. endlich nit ab, sonder wo ir Mt. vor eur Gn. abschaiden nit gen Augspurg käme, eur Gn. reit zu irer Mt. und bring baid eur Gn. sachen, des heyrats und erzstifts Salzpurg halb, in pössern stand, damit eur Gn. wissen mög, wes sich die in disen zwayen irn sachen zu irer Mt. zu versehen hab. München, HStA, KÄA 1243, fol. 57, Orig. Pap. m. S. – Mit Schreiben aus München vom 11. April 1510 teilten die Mitvormünder und Räte Hg. Wilhelms Hg. Wolfgang mit, sie hätten heute ein Schreiben Hg. Wilhelms aus Augsburg erhalten, in dem er über Mangel an Futter und Holz klage, die er dort nicht bekommen könne. Da Hg. Wolfgang wisse, daß Hg. Wilhelm auf ksl. Mt. erfordern der enden sein mueß, bäten sie darum, diesem unverzüglich 50 Scheffel Hafer und 50 oder 60 Fuder Brennholz zukommen zu lassen. Die Kosten würden sie erstatten. München, HStA, KÄA 1969, fol. 130, Orig. Pap. m. S.
2
 Zu den eventuell schon seit 1508 oder spätestens 1509 laufenden, letztlich gescheiterten Verhandlungen über eine Heirat Hg. Wilhelms von Bayern mit Elisabeth, Tochter Kg. Kasimirs IV. von Polen, vgl. Marth, Dynastische Politik, S. 209-224.
3
 Zu den Bemühungen von Hg. Wilhelms Bruder Ludwig um die Stelle als Koadjutor von Salzburg vgl. ebd., S. 258f.
4
 Das Primogeniturgesetz Hg. Albrechts IV. von Bayern vom 8. Juli 1506. Druck: Gebert, Primogeniturordnung. Vgl. dazu Weinfurter, Einheit Bayerns.
1
 Zu den Verhandlungen über dieses auf dem Augsburger Reichstag 1510 initiierte Eheprojekt, die am 6. Juni 1510 in München zum Abschluß eines Heiratsvertrags führten, vgl. Marth, Dynastische Politik, S. 158-160.
1
 Zu diesem Schreiben vgl. Marth, Dynastische Politik, S. 184f.
2
  Hg. Ulrich war seit 1498 mit Hg.in Sabine von Bayern, der Tochter Hg. Albechts IV., verlobt. Deshalb bezeichnet er letzteren hier als seinen (verstorbenen) Vater (recte: Schwiegervater). Die Hochzeit des Brautpaares fand am 2. März 1511 in Stuttgart statt. Vgl. Marth, Dynastische Politik, S. 173, 184-189.
3
 Der Landshuter Erbfolgekrieg.
4
 Gemeint ist im Rahmen des Reichstags 1505.
5
 Zur Gefangenhaltung Gf. Ulrichs von Württemberg durch Kf. Friedrich von der Pfalz 1462/63 vgl. Fritz, Ulrich der Vielgeliebte, S. 265-281.
1
 Gemeint ist das Leichenbegängnis für Hg. Albrecht von Bayern am 22./23. Januar 1509. Vgl. Marth, Dynastische Politik, S. 183 Anm. 226.
2
 Die Ausfertigung des Heiratsvertrags erfolgte am 6. Juni 1510 in München. Vgl. ebd., S. 159.