Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Nr. 715 Mandat Ks. Maximilians an Konstanz

Mainau, 7. Oktober 1510

Karlsruhe, GLA, Abt. 209 Nr. 85, o. Fol., Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Stoß).

Nachdem Bm. und Rat von Konstanz sich auf sein Ersuchen hin geweigert haben, die Zünfte und Bürger von Konstanz zusammenzurufen, gebietet er ihnen unter Hinweis auf ihre Pflichten gegenüber Ks. und Reich und unter Androhung des Verlusts aller Freiheiten und Privilegien, die sie von ihm, seinen Vorfahren und dem Reich haben, die Zünfte und Bürger für morgen früh sieben Uhr einzuberufen.

Nr. 716 Instruktion Ks. Maximilians für ungenannte ksl. Räte zu einer Werbung bei Konstanz

[1.] Finanzielle Unterstützung des Ks. für Konstanz; [2.] Geplante ksl. Beschirmung der Abtei Reichenau gegen den Widerstand des Bf. von Konstanz; [3.] Bereitschaft des Ks. zur Vermittlung in den Konflikten der Rst. Konstanz mit dem dortigen Bf. und seinem Domkapitel; [4.] Bildung eines 23 Personen umfassenden Gremiums zur Wahrung der Reichszugehörigkeit von Konstanz; [5.] Schaffung einer Schutztruppe zur Bewahrung der Stadt vor eidgenössischen Übergriffen; [6.] Befreiung von Konstanz von allen künftigen Reichsanschlägen; [7.] Geplante gemeinsame Bemühungen von Ks. und Reichsständen um die Abtretung des Landgerichts Thurgau an Konstanz durch die Eidgenossen.

Mainau, 8. Oktober 1510

Dresden, HStA, GR, Loc. 9937/29, fol. 1a-3a, Kop.

Instruction, was die edl, ersam, gelert und unser lblibra (Pfund) . getreuen N., unser rete, so wir darzu verordent haben, bey den ersamen unsern und des hl. Reichs lb. getreuen Bm., rate und ganzen gemainde unser und des Reichs stat Costenz von unsern wegen werben und handeln sollen.

[1.] Am ersten sollen sy inen anzaigen und furhalten, wie wir dieser loblichen stat Costenz, so sich alzeit bisher bei uns und dem hl. Reiche tapherlich und wol gehalten hat, mit sundern gnaden genaigt und deshalben in kurzverschiener zeit gn. hilf und beystand getan, nemlichen zwischen 20[000] und 30 000 fl. rh. und den 30[000] neher dann den 20[000] zu irer underhaltung dargestregkt und gegeben haben und noch furter zu tun gnediglichen genaigt sein und die in kain weg verlassen wollen.

[2.] Zum andern, nachdem wir auf merklich ansuchen und babstlich bullen fur und fur, so uns deshalben zugeschickt, angelangt werden, Bf. Hugen zu Costenz den stift und gotshaus Reichenau einzugeben und zu incorporiren und von Kff. und Ff. vast angefochten sein, genant stift und gotshaus im zu lassen, nichtsdestminder sein wir entslossen, damit Bm., rat und ganze gemaind der stat Costenz unsern gn. willen und gemuet emphinden, nit allain mit worten, sonder auch mit gn. werken, und wollen dasselb gotshaus Reichenau dem obgemelten Bf. Haugen nit eingeben noch verfolgen lassen, sunder gedacht gotshaus und abt zu unsern als röm. Ks., obristen vogt, beschirmer, auch als Ehg. zu Osterreich etc. handen, dem solhs on mittel geburt und zusteet, nemen und sy baide gnediglich versehen [vgl. Abschnitt I.4.7.2.].

[3.] Zum dritten sollen unser rete den von Costenz ferrer anzaigen, wie wir gn. wissen tragen der grossen irrung und spenn, so sich zwischen genanntem Bf. und der stat, auch zwischen capitel und der stat manigerlay weise halten. Und wiewol wir vergangen zeit her durch etlich unser treffenlich rete, auch ander mittelpersonen vleissiglich darin handeln haben lassen, damit solh irrung und spenn gericht, entschaiden und hingelegt weren worden, so hat doch solhs der grossen, strengen hertikait und unwillen baider parteyen nit fruchtperlich mogen erschiessen, und nemlich, das sy sich des obmans, dieweil in ainem vertrag, zwischen inen aufgericht, lauter ausgedrugkt ist, das sy zu baiden parteyen sechs man erkiesen und furnemen, die sy derselben spenn und irrungen gutlich und rechtlich vertragen, wo aber das nit sein mocht, aines obmans verainen, noch bisher nye konnen oder mogen vertragen. Demnach und aus sonderm gn. gemuet und willen, so wir zu Bm., rat, zünft und ganzer gemainde der stat Costenz tragen, wiewol wir dieser zeit mit grossen, merklichen gescheften und kriegen und meniglich wissen beladen, haben wir uns derselben unser gescheft entladen und darauf in aigner person hergefuegt, in solhen irrung und spenn selbs als obman zu handln und sy zu bayder seyten dermassen verainen und vertragen, das yetz und zu ewigen zeiten der stat Costenz nützlich, erlich und loblich ansteen soll und oftgemelter Bf. mit den von der stat und widerumb die von der stat mit dem Bf. und den seinen freuntlich und vertreulich mogen handln.

[4.] Und als oftgemelt Bm., rat, zunft und ganz gemainde der stat Costenz nu wol versteen und merken, nachdem dieselb stat Costenz sich ob 1700 jaren her, dieweil sy haiden bei 700 jarn und darnach cristen gewest, bisher an dem hl. Reiche so tapfer, eerlich und vestiglich gehalten haben, dardurch die fur ander unser und des hl. stat Constantia, das zu teutsch ist vest und bestandhaft, genant werden, aber yetzo darauf gestanden, das dieselb loblich stat Costenz durch etlich handlung in verderblich schand und schaden gefallen und von uns und dem hl. Reich kumen were, das doch aus schickung des Almechtigen und unser zukunft furkumen und verhuet worden ist, dem allem nach, damit wir und gedacht stat zu ewigen zeiten berueblich beleiben, so ist unser ernstlich begern und unser rete sollen darauf Bm. und rat, zunft und ganze gemainde der stat Costenz bei iren phlichten und aiden, so sy uns als irem rechten, natürlichen H. röm. Kg. oder Ks. getan, ermanen und ansuchen, das sy uns aus dem clainen rat ain, grossen rat zwen und von den zehen zünften aus yeder zwen mann, das bringt 23 man, kiesen, die sambt dem rat der stat wolfart, nutz, eer und aufnemen handln und zu handln verhelfen, damit die stat bei uns und dem hl. Reiche unabgefallen beleibe mit behütung tag und nach[t], wie hernach volgt.

[5.] Dieselben 23 man sollen auch aus den zünften und ganz gemainde der stat Costenz hundert gemainer man nemen, dieselben zu behuet der stat tor, turn und mauern verordnen, also das dieselb stat tag und nacht bewart und versehen sey. Die wollen wir auch in unser selbs sold und gnediglich underhalten, damit wir und gedacht unser und des Reichs stat Costenz der sorgveltigkait und geferlichait, nachdem die Aidgenossen nach der stat stellen, wiewol solhs wider den tractat, zu Basel aufgericht,1 ist, entladen sein und beleiben.

[6.] Ferrer sollen unser rete anzaigen oftgemeltem rat und gemainde, das wir aus gnaden und damit sy unser gemuet miltiglich und gnediglich emphinden, furan unser leben lang alle ansleg und hilf, so ye zu zeiten von des Reichs stenden auf sy gelegt werden möchten, freyen und erlassen und sy hierin mit hilf unser land und leut vertreten wollen, auch dieselben unser land und leut zu inen setzen und in dhainen wege verlassen, damit sy die stat wider die Aidgnossen dest paß mögen bevestigen.

[7.] Wir wollen auch nach dem yetzkumenden reichstag zu Straspurg des [recte: die] stende des Reichs mit uns herauf gen Costenz bringen und [mit] denselben handeln, das den von Costenz das landgericht [Thurgau] oder auf das myndest ain gezierk daraus von den Aidgenossen widerumb und zu iren handen geledigt werde.

In dem allen sollen unser rete das pest und mit vleis handln, als sy zu tun wol wissen. Daran tun sy unser ernstliche maynung. Geben in der Mainau den achtenden tag des monats Octobris Ao. etc. decimo, unsers reichs des röm. im 25. jaren.

Nr. 717 Schirmvertrag Ks. Maximilians mit Konstanz

[1.] Seine fortwährende Obsorge und sein Schutz für das Reich und dessen Glieder; [2.] Abschluß eines dauerhaften Vertrags zwischen ihm und Konstanz; [3.] Gewährung des ksl. Schutzes und Schirms für die Stadt; [4.] Beendigung bisheriger Mißhelligkeiten; [5.] Zahlung eines jährlichen Geldbetrags an Konstanz durch den Ks.; [6.] Gewährung des Öffnungs-, Aufenthalts- und Durchzugsrechts für den Ks.; [7.] Schadloserklärung für Konstanzer Schäden in ksl. Kriegen; [8.] Weitere ksl. Garantien; [9.] Berücksichtigung von Konstanz in einem etwaigen ksl. Abkommen mit den Eidgenossen; [10.] Geplanter Erwerb eines bestimmten Bezirks von den Eidgenossen und dessen Übertragung an Konstanz durch den Ks.; [11.] Auslösung des Landgerichts Thurgau als Alternative; [12.] Übertragung diverser Herrschaftsrechte an Konstanz; [13.] Zusicherung bewaffneter ksl. Hilfe im Konfliktfall; [14.] Befreiung der Stadt von Reichsanschlägen; [15.] Regelung von Differenzen zwischen den Vertragsparteien; [16.] Eventueller Transfer des Rottweiler Hofgerichts nach Konstanz; [17.] Regelmäßige Erneuerung dieses Schirmvertrags.

Konstanz, 10. Oktober 1510

Karlsruhe, GLA, Abt. D Nr. 1133, Orig. Perg. m. S. ( p.r.p.s.; c.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein).

Druck: Eberlin, Versuch, S. 76-102.

[1.] Ks. Maximilian bekundet öffentlich, daz wir guetlich betracht haben, mit was eern und wirden der Almechtig unser loblich haus Osterreich geziert und begabt, durch daz er die röm. ksl. regierung und mayestat auf uns als Ehg. zu Osterreich gewidembt, uns auch die zeit unsrer regierung here mit solhen gnaden fürsehen hat, daz wir, als uns von ambts wegen geburt, das hl. Reich, die stend und glider desselben nit allein bey wesen, wirden und eern behalten und gehandhabt, sonder auch gemeret und mit unsern loblichen osterreichischen und burgundischen erbheusern und camerguet beschützt, beschirmbt und dieselben unser heuser zu schild, hilf und handhab des hl. Reichs manigfaltiglich miltiglich furgesetzt und dargestreckt haben. Desgleichen wir noch heutigs tags begern und bedenken, dem hl. Reich nit allain von seinem darstrecken, sonder auch durch gemelte unser heuser und erblich camerguet bis zu end unsers lebens und regierens zu eern, wolfart, auch merung und handhabung seiner stend und glider unserm vermugen nach gnediglich und getreulich obzusein.

[2.] Hat nunmehr gesehen manicherlay notturften, obligen, gebrechen und anfechtung der ersamen unser und des Reichs lb. getreuen N. Bm., rat und gemain der stat Costenz, dardurch zu besorgen, derselben stat mocht hinfur so stattlich und gehorsamlich als bishere on sonder unser und unsers haus Osterreich zuetuen bey uns und dem hl. Reich zu besteen nit vermuglich gewest sein, darüber hinaus auch berücksichtigt ir redlich herkumen, auch getreu und gehorsam dienstparkeit, darzu darstrecken irer leib und gueter, damit sy sich lang jar here gegen unsern vorfarn, auch uns, dem hl. Reiche und unserm loblichen haus Osterreich erzaigt und gehalten haben und hinfür wol tun mugen und sollen und aus sonderm gn. willen und getrauen, so wir zu derselben stat, iren burgern und inwonern tragen. Bm., Großer und Kleiner Rat sowie die Gemeinde von Konstanz anerkennen ihrerseits, daß der Ks. vielfach große Gnade und Milde gegenüber dem Reich, dessen Gliedern und insbesondere gegenüber der Rst. Konstanz walten hat lassen und sich zudem deren Nöte und Gebrechen zu Herzen genommen hat. Ks. und Rst. haben daher zur Ehre und Wohlfahrt des Reiches, zur Handhabung von Konstanz sowie zum Nutzen des Hauses Österreich und Burgund folgenden dauerhaften Vertrag geschlossen:

[3.] Der Ks. nimmt als Ehg. von Österreich Bm., Rat und Gemeinde von Konstanz mit allem, was er ihnen nachfolgend zuweisen wird, in unser und unsrer erben am haus Osterreich und Burgundi, unsers stammens, namens und regierender Hh. der Gft. Tyrol und diser unserer vordern landen und desselben unsers haus ewigen verspruch, pundnus, schutz und schirm. Er wird sie in gn. bevelh halten, sy zu aufnemen und frumen furdern, bey iren alten herkumen, loblichen und gueten gebreuchen, gewonhaiten, freyhaiten und privilegien, auch bey irem leib und guet und sonderlich bey demjhen, so wir inen, wie vorgedacht und hernachgeschriben ist, zuestellen werden, beschützen, schirmen und handhaben wider meniglich, so sy daran zu belaidigen, zu uberziehen, zu beschedigen und zu besweren understeen möchten. Bm., Rat und Gemeinde von Konstanz bekunden im Gegenzug ihren Willen, sich unter den ksl. Schutz und Schirm zu begeben und versprechen, ohne Wissen und Zustimmung des Ks. oder seiner Nachkommen mit niemand anderem ein Bündnis oder einen Vertrag abzuschließen, sondern immer treu zu diesem Schirmbrief zu stehen. Allerdings sollen sie befugt sein, im Bedarfsfall mit denjhen, so dem hl. Reich gehorsam oder dem haus Osterreich verwandt und nit widerwertig sein, pündnus und verständnus anzunemen, wenn sich diese in keiner Weise gegen den Ks., das Reich und das Haus Österreich und Burgund richten.

[4.] Alles, was bisher beiden Seiten zum Nachteil gereicht und Unwillen verursacht hat, soll hinfällig und vergessen sein. Der Ks. soll Konstanz gnädig, im Gegenzug die Rst. dem Ks. gehorsam sein.

[5.] Im Rahmen des Schutzbündnisses wird der Ks. jährlich am 24. Juni ( St. Johannstag sunwenden), beginnend in diesem Jahr, 1200 rh. fl. an Konstanz zahlen und sich über diesen Betrag beim Innsbrucker Regiment verschreiben.

[6.] Konstanz wird dem Ks. für alle seine Angelegenheiten und Geschäfte Öffnung, Aufenthalt und Durchzug gewähren und ihn dabei unterstützen. Vor allem im Kriegsfall soll er darauf zurückgreifen können, allerdings ohne Schaden und Kosten für Konstanzer Bürger. Keine Öffnungspflicht besteht zugunsten von Verwandten des Hauses Österreich, die für sich selbst in einer Fehde stehen, es sei denn, daß sie auf ksl. Befehl für einen Krieg angeworben worden sind und dafür Sold erhalten.

[7.] Sollten Ks. oder dessen Erben irgendwann gegen irgendjemanden einen Krieg beginnen oder selbst von jemandem bekriegt und dabei die Konstanzer aufgrund dieses Schirmvertrages gefangengenommen, geschatzt oder geschädigt werden, werden der Ks. oder dessen Erben sie entweder angemessen entschädigen oder für die Rückführung ihres geraubten Besitzes und ihrer Gefangenen sorgen.

[8.] Die genannten Öffnungs- und Schirmvereinbarungen gelten gegen jedermann mit Ausnahme der christlichen Kirche und des röm. Reiches, gegen die der Ks. keine Öffnung verlangen wird und Konstanz auch nicht entsprechend verpflichtet ist. Die vereinbarte Öffnung tangiert nicht die Obrigkeit von Konstanz, das darüber hinaus auch keine spezielle Hilfe auf eigene Kosten leisten muß.

[9.] Innerhalb der kommenden fünf bis sechs Jahre soll der Ks. für Konstanz bei den Eidgenossen ainen zimlichen, leidenlichn vertrag ains austreglichen rechtens erlangen oder wo wir als Ehg. zu Österreich mit gemainen Aidgenossen in ainen sonderlichen vertrag komen, alsdann ainer stat Costenz austreglich recht gegen inen daryn verfassen.

[10.] Im gleichen Zeitraum soll er bei den Eidgenossen erlangen disen gezirk, nemlich das, so herdishalb der Thaur [= Thur] gelegen ist und yetz in die Landgft. [Thurgau] gehort, also das solhs mit aller oberkait und manschaft ainer stat Costenz zugeordnet und der Aidgenossen oberkait, wie sy die yetzo haben, daran abgestellt werde [vgl. Nr. 718].

[11.] Wenn dies innerhalb des genannten Zeitraums nicht gelingt, soll der Ks. im Folgejahr das ganz landgericht [Thurgau] lösen und so das gelöst wirdet, alsdann ainer stat Costenz den yetzgenannten gezirk daraus zuordnen und vervolgen lassen, denselben hinfur in ewig zeit bey der stat Costenz zu haben, und darnach den ubrigen tail des landgerichts der stat in ambtsweyse bevelhen, sie auch in dessen friedlichem Besitz schützen, jedoch ohne Schaden für den dereinst durch Konstanz gesiegelter Pfandbrief. Geschieht all dies nicht, soll der Ks. den Konstanzern in ander weg ain zimlich, gleichmässigs benuegen darumb tun nach erkanntnus des obmans und der beysessen, wie hernach der rechtvertigung halb begriffen ist.

[12.] Der Ks. wird Konstanz die hohen gericht, die gebot und verbot von Petersheusen bis gen Alerspach und was zwischen den zwayen seen ligt, sovil des in die Landgft. Nellenburg gehört, desgleichen, ob etwas in die Gft. Zum Hl. Perg oberhalb des gemelten gezirks, auch zwischen den zwayen seen, genannt das Aichorn, gehört, gleicherweis mit hohen gerichten, gebot und verboten in ewig zeit geben und zuestellen vorbehaltlich des Geleits sowie des Forst- und Wildbanns an besagten Orten. Zudem gestattet er die Schaffung einer Landwehr in dem Bezirk.

[13.] Der Ks. wird für den Fall, daß Konstanz durch irgendjemanden angefochten, beleidigt oder beschwert wird und deshalb Unterstützung benötigt, Anweisung geben, daß es diese Hilfe ohne eigene Kosten durch die Untertanen der Landgft. Nellenburg, nötigenfalls auch durch andere Untertanen des Hauses Österreich und mit Unterstützung der ksl. Vögte und Hauptleute erhält. Geschieht dies wider Erwarten nicht, sollen sich die Konstanzer an ihn persönlich oder, wenn er nicht in der Nähe ist, an das Innsbrucker Regiment wenden. Die Zugezogenen kann Konstanz dann mit Rat der ksl. Vögte und Hauptleute nach Bedarf einsetzen.

[14.] Aufgrund der Erkenntnis, daß Konstanz wegen seiner gegenwärtigen Anfechtungen und Ausgaben dem Reich ohne erheblichen eigenen Schaden nicht dienen kann und damit ihm aus diesem Schirmvertrag nicht Nachteil, sondern Nutzen erwächst, befreit der Ks. die Rst. für die Zeit seines Lebens von der Zahlung aller Reichsanschläge, jedoch vorbehaltlich der Obrigkeit des Reiches an Konstanz nach seinem Tod. Seine möglichen Nachfolger aus dem Haus Österreich und Burgund sollen Konstanz ebenfalls entsprechend befreien.

[15.] Falls zwischen beiden Vertragsparteien Uneinigkeiten über dieses Abkommen entstehen, sollen sie sich (in näher beschriebener Weise) auf einen redlichen Gf. oder Fh. des Reiches als Obmann einigen, der sich dann auf Weisung des Ks. der Sache anzunehmen und eine gütliche oder rechtliche Entscheidung zu treffen hat. Wird diese von einer der beiden Parteien nicht eingehalten, ist die andere an den Vertrag nicht mehr gebunden.

[16.] Der Ks. hat bereits früher davon gesprochen, das ksl. Hofgericht aus Rottweil abzuziehen. Falls dies geschieht, wird er es Bm., Rat und Gemeinde von Konstanz zuordnen und sie in dessen sicherem Besitz schützen und schirmen.

[17.] Beide Seiten bekunden ihre einhellige Zufriedenheit mit diesen Vereinbarungen. Der Ks. hat durch sein ftl. Wort versprochen, den Vertrag einzuhalten, während Bm., Rat und Gemeinde von Konstanz darauf einen Eid geschworen haben. Dieser Eid ist auf Ersuchen des Ks. alle zehn Jahre zu erneuern, nach seinem Tod auch gegenüber seinen Herrschaftsnachfolgern aus dem Haus Österreich und Burgund zu leisten und dann wieder nach jeweils zehn Jahren. Umgekehrt sollen die Nachfolger des Ks. jeweils die Einhaltung des Vertrags zusichern. Und wiewol dem hl. Reiche sein oberkayt und gerechtigkeit an der stat Costenz oben vorbehalten ist, so wellen doch wir, Ks. Maximilian, uber disen vertrag, pündnus, schirm und öffnung von den stenden des Reichs notturftig ratification oder bewilligung erlangen. Von diesem Vertrag werden zwei gleichlautende gesiegelte Exemplare angefertigt und den beiden Parteien übergeben.1

Nr. 718 Vereinbarung Ks. Maximilians mit Konstanz über den Kauf von Gütern im Thurgau

Konstanz, 10. Oktober 1510

Karlsruhe, GLA, Abt. D Nr. 1134, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; Gegenzeichnung: Serntein).

Ks. Maximilian hat mit Bm., Rat und Gemeinde von Konstanz über den geschlossenen Schirmvertrag (Nr. 717) hinaus Folgendes vereinbart:

Seit geraumer Zeit hat der Ks. gemerkt dero von Costenz, irer burger und inwoner beswerung, geverlichait und sorgfeltigkeit, so sy irer gueter halben im Turgew haben und gewarten muessen. Daher will er ihnen ihre dortigen Güter, Renten, Nutzungen und Gülten abkaufen. Die Konstanzer sind dazu bereit, doch soll diese Zusage nur für diejenigen Bürger gelten, die in einem dem Ks. übersandten Register genannt sind. Jede Seite soll je einen Bürger von Lindau und von Überlingen, dazu je einen in der Nähe von Konstanz ansässigen Prälaten und Freien benennen, denen der Abt von Salem als Obmann beigegeben wird. Diese neun Personen sollen den Wert besagter Güter, Renten, Nutzungen und Gülten einzeln schätzen, anschließend wird ein Kaufbrief erstellt. Aus sondern genaden und zu ainer ergetzlichait und vererung will der Ks. denen von Konstanz zusätzlich noch ein Viertel der Kaufsumme geben. Weil er derzeit irer Mt. und des hl. Reichs obligenden kriegsleuf und ander merklicher ausgab halben nicht in der Lage ist, die Güter bar zu bezahlen, sind die Konstanzer berechtigt, sie bis zur Begleichung der Kaufsumme und des zusätzlichen Viertels wie bisher zu nutzen. Außerdem wird ihnen der Ks. jährlich am 24. Juni ( St. Johannstag sonnwenden) 500 rh. fl. in die Kammer reichen. Diesen Betrag sollen Bm. und Rat nach ihrem Ermessen verteilen, und zwar sowohl an die Verkäufer wie auch an diejenigen, die nicht verkauft haben und denen an solhen iren guetern, renten und gülten von den Eidgenossen ye zu zeiten mit auflegungen, steurn oder geltlichen beswerden uber alt herkumen eintrag beschähe, nach gelegenhait ains yeden beswerung oder schaden. Wenn die Bezahlung der Kaufsumme und des zusätzlichen Viertels erfolgt ist oder der Ks. den gezirk herdishalb der Taur [= Thur] erlangen und denen von Costenz zustellen oder das landgericht losen und inen denselben gezirk zuordnen [wird] oder wo das nit beschähe und sy ir Mt. sonst vergnugen werd nach inhalt und vermügen des obgedachten erbvertrags, hieneben aufgericht, so sind der Ks. und seine Nachkommen nicht mehr verpflichtet, besagte 500 rh. fl. zu bezahlen. Der Ks. hat zugesagt, daß er im Fall einer Bezahlung der Güter Bm. und Rat von Konstanz bevollmächtigen wird, sie im ksl. Namen selbst oder durch Amtleute als ksl. Güter zu verwalten. Hierüber wird er mit ihnen eine Vereinbarung treffen.

Nr. 719 Beratungen Ks. Maximilians mit den Reichsständen über die Erneuerung der Konstanzer Ratsordnung

[1.] Anfrage des Ks. an die Reichsversammlung zur geplanten Neuordnung der politischen Führung in Konstanz; [2.] Antwort der Stände; [3.] Ankündigung einer neuen Ratsordnung für die Stadt und des Endes der gegenwärtigen Versammlung.

Konstanz, 11. Oktober 1510

Kop.: A) Karlsruhe, GLA, Abt. 50 Nr. 8, fol. 92-93a; B) Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei A-Laden Akten 126 Nr. 2, fol. 159a-160a (von der Hand des Nürnberger Gesandten Kaspar Nützel); C) München, HStA, KÄA 3136, fol. 240a-241a (inseriert in Nr. 722).

abAuf freitag vor St. Gallentag [11.10.10] zu Costenz gehandelt–a

[1.] Als unser allergnst. H., der röm. Ks., an die versamlung des Reichs, sovil der yetz zu Costenz sind, gepracht und zu beratschlahen begert hat,–b wie es hinfure mit den 23 personen, so ir ksl. Mt., namlich drey aus dem rat und von den 10 zünften als von jeder zunft zwen, yetz zu Costenz zu furkomung kunftiger beswerd erwelen und irer ksl. Mt. und dem hl. Reich sweren lassen hat, gehalten werden und was derselben 23 personen handlung und gewalt sein, auch welcher maß der rat zu Costenz hinfuro erwelt und besetzt werden soll etc., cuf solchs hat sich die versamlung und sonderlich die botschaft nit in namen und von wegen irer Hh., sonder allain fur ir personen underred. Und nach vleissiger ermessung aller gelegenheit ist der versamlung undertänig gutbedunken und anzaigung, wie hernachvolgt:–c

[2.] Anfangs, daz röm. ksl. Mt. den von Costenz alles das halt und sy bei allem dem gnediglich beleiben laß, so inen durch ir Mt. und von iren wegend bewilligt und zugesagt ist, unwillen und beswerd, so deshalben entsten möcht, damit zu verhüten.

Zum andern, der 23 personen halb, das hinfuro durch den rat zu Costenz in eehaften, grossen und dapfern sachen, so gemaine stat berüren, als namlich gelt aufzubringen oder hinzuleichen oder von gemainer stat wegen aynung, puntnus oder verstentnus zu suchen oder zu machen oder andern dergleichen sachen, nit gehandelt werd noch ain rat darin zu handeln macht noch gewalt haben soll on beysein der obgemelten 23 personen, die sy allwegen in solichen und dergleichen sachen in den rat verordnen und mit inen ratschlagen und besliessen sollen, wie sich zum besten gepüren wird.

Zum dritten, erwelung und besetzung halben ains rats zu Costenz, laßt ir die versamlung gefallen, soverr die röm. ksl. Mt. mit gutem lieb und willen ains rats zu Costenz solichs erlangen mug, daz sy dann erwelung und besetzung halb des rats ordnung setz und mach, daz yede zunft die iren, so in den rat geen sollen, selbs zu erwelen hab, wie bei andern steten des Reichs gewonlich der geprauch ist. Ob aber die röm. ksl. Mt. solichs mit gutem willen und lieb bei dem rat nit erlangen mag, ist der versamlung gutbedunken, das diser zeyt nach gestalt der sachen kain enderung furzunemen noch zu tun, sonder also zuzesehen sey, in hoffnung, das sich die sachen mit der zeyt sunst zu besserm wesen schicken und nachvolgend das und anders bei inen füglicher furgenomen und gemacht werden mug. Zudem, daz die versamlung dafur acht, das die sachen yetz durch die 23 und die 100 personen, so auf sy beschaiden sind, allenthalben des statlicher fursehen werden sollen und destminder sorg bedürfen.

Zum vierden, dieweyl die versamlung vermerkt, das ksl. Mt. gemaine stat Costenz widerum zu gnaden angenomen und all beschehen handlung gnediglich verzigen hab, ist der versamlung undertanig gutbedunken, das die ksl. Mt. bey den von Costenz daran sei, daz sy irs tails kain person solcher sachen halben umb alles das, so sich durch reden oder sunst bis auf disen tag begeben hat, nit anziechen noch strafen sollen, beswerd und unwillen, so deshalb entsten möcht, zu furkomen und zu verhüten.

Solichs alles hat die versamlung der röm. ksl. Mt. in aller undertänigkait nit wollen verhalten, doch stellen sy solchs alles zu gutbedunken irer ksl. Mt., die unzweivelich aus hochbegabter vernunft mitsampt iren räten in solchen und andern sachen fruchtbarlicher und bas zu handlen und zu bedenken dann die versamlung davon anzaigung zu tun wissen.

[3.] eSolichen ratschlag hat ir die ksl. Mt. gefallen lassen und durch ir rät angezaigt, das ir ksl. Mt. mit erwelung und besetzung des rats zu Costenz yetz ordnung setzen und machen und auf morgen, sampstag [12.10.10], vor mittag besliessen woll, in hoffnung, daz ir Mt. solchs gut macht, nachdem sy alle sachen zu im gestelt haben, mit beger, das ain yeder bis mittag zu Costenz verziech, und nach mittags woll ir Mt. ainem yeden anhaim zu ziehen gnediglich erlaubt haben.–e

Nr. 720 Erneuerung der Konstanzer Ratsordnung durch Ks. Maximilian

[1.] Seine besondere Obsorge für die Nöte treu dienender Reichsglieder; [2.] Aufrichtung einer Ordnung für Konstanz durch Kg. Sigmund, deren Modifzierung durch Kg. Maximilian; [3.] Notwendige Aktualisierung der Ordnung durch den Ks. und die versammelten Reichsstände; [4.] Zusammensetzung des Kleinen und des Großen Konstanzer Rates; [5.] Jährlicher Wechsel bei der Berufung des Vogts aus den Reihen der Geschlechter bzw. der Gemeinde; [6.] Paritätische Besetzung von Gesandtschaften; [7.] Ratswahlen unter Eid; [8.] Fortbestehende Begrenzung der Anzahl der Zünfte auf zehn; [9.] Verbot eines gesonderten Rats der Zünfte; [10.] Handhabung der Sturmglocke; [11.] Verbot eines eigenen Paniers der Zünfte; [12.] Regelungen für familiäre Beziehungen zwischen Zunft- bzw. Gemeindemitgliedern und Angehörigen der alten Geschlechter; [13.] Recht zum freien Abzug von Bürgern aus der Stadt; [14.] Jährliche Beeidigung der Ordnung, Strafen für Verstöße.

[Konstanz], 13. Oktober 1510

Karlsruhe, GLA, Abt. D Nr. 1135, Orig. Perg. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Finsterwalder).

Teildruck: Beyerle, Ratslisten, S. 31f.

[1.] Ks. Maximilian bekundet öffentlich: Wiewol die sunn der gerechtigkait, der Almechtig, die röm. ksl. Mt. in unser person gephlanzt hat mit solichen genaden und gaben, daz wir genaigt sein, das hl. röm. Reiche bey seinen altherbrachten würden, glidern und stenden, wie im die der Almechtig eingeleibt hat, zu behalten, zu aufnemen und zu meren, yedoch so ist unser ksl. gemuet mer begirig und schuldig, die gelider und stende unser und des hl. Reichs, dero notturften, beswerungen und gebrechen offenlich erscheinen und die sich gegen uns und dem hl. Reiche alzeit in getreuer dinstperkait erzaigen, fur ander zu bedenken, sy mit unseren ksl. gnaden zu fürsehen und under dem schatten unserer flüg[el] zu handhaben.

[2.] Bereits zur Regierungszeit Kg. Sigmunds gab es in Konstanz Differenzen zwischen dem Rat und der Gemeinde. Diese hat der Kg. beigelegt und der Stadt am 13. Dezember 1430 ( St. Lucientag) in Überlingen eine neue Ordnung gegeben.1 Verschiedene darin enthaltene Artikel hat er (Ks. Maximilian) am 24. April 1495 in Worms aufgehebt, declariert und erclert. 2

[3.] Beide Verfügungen waren sicherlich zum jeweiligen Zeitpunkt ihrer Entstehung angemessen, doch haben sich die Verhältnisse in Konstanz seitdem soweit verändert, daß besagte Ordnung Kg. Sigmunds ohne entsprechende Anpassungen nicht länger Bestand haben kann. Hat sich deshalb in Anerkennung der bisherigen und wohl auch künftigen treuen Dienste der Rst. für frühere Kss. und Kgg., ihn selbst und das Reich sowie angesichts ihrer gegenwärtigen Beschwernisse und Obliegenheiten persönlich hierher begeben und mit Rat der in stattlicher Anzahl versammelten Reichsstände, seiner Hofräte und etlicher wichtiger kgl. Gesandtschaften sowie mit dem guten Willen von Bm., Rat und Gemeinde deren Nöte und Beschwernisse erörtert und schließlich die Ordnung Kg. Sigmunds sowie seine eigene darauf bezügliche Deklaration folgendermaßen reformiert und neu aufgerichtet:

[4.] Zum ersten, das hinfür in ewig zeit der rat zu Costenz soll besetzt und erwelt werden, in massen, wie hernach steet: Nemlich sollen jerlich die von den alten, erberen geslechten zehen man aus inen kiesen und setzen. So sollen die zehen zünft, yegeliche in sonderhait, ain zunftmaister und zu demselben noch ain ratsman erwelen. Mit disen dreyssig mannen zusambt dem Bm., vogt und amman, doch des ammans halb nach seiner ordnung und herkomen und nit anderst, bedünkt uns, den teglichen rat wol bestellt sein, doch das under disen dreyunddreissig namen nit gebrueder seyen. Ferrer in den grossen rat sollen und mögen die von den geslechten noch zehen man aus inen kiesen und darnach yegliche der zehen zünften noch vier aus irn zünftigern erwelen. Dise fünfzig personen zusambt dem teglichn rat, das dann zusamen dreyundachtzig man sein, den grossen rat bestellen, machen und bedeuten sollen. Dieselben fünfzig man sollen auch alwegen, so der teglich rat ir bedörfte, berueft werden, und was mit dem mererm tail des clainen oder des grossen rats gericht, gesetzt, geordnet und beslossen wirdet, dabey sol es beleiben, doch mögen in den grossen rat wol gebrueder gekieset und gesetzt werden.

[5.] Item wir ordnen, setzen und wellen auch, das von den geslechten, auch die gemain aintwederer tail on den anderen dhainen sondern rat noch underreden haben sollen. Item wir gönnen und erlauben, das ye ain jar ain vogt von den geslechten und das andere jar von der gemaind sein sol und setzen das auch, desgleich mit ainem Bm., daz der ain jar von den geslechten und das ander von der gemaind sein sol, doch das daran alle jar ain wechsel sey, also wann ain Bm. von den geslechten ist, das dann der vogt von der gemaind sey und desgleich mit dem vogt hinwider. Die baid sollen auch durch gros und clain rate, wie bisher beschehen ist, getreulich dem hl. Reiche und der stat Costenz nützlich und eerlich bey iren treuen und ayden erwelt werden.

[6.] Item wir setzn und ordnen, ob man ainich potschaft tun würde, wohin das were, so sol man von den geslechten und von der gemain gleiche zal nemen.

[7.] Item wir setzen und ordnen auch, wann hinfür die rete, gros und clain, in obgeschribner maß erkiest werden, so sollen die von den geslechten und die zünft oder gemain getreulich den rat setzen und kiesen nach iren treuen und bey den ayden, die sy zu den heyligen darumb swern sollen, das dem Reiche, der stat, arm und reichen eerlich, nütz und gut sey on alle arglist und geverde.

[8.] Item nachdem aus vermögen weilend obgedachts unsers oheim und vorfordern Kg. Sigmunds ordnung und bericht nit mer dann zehen zünft bisher zu Costenz gewesen sein, also setzen wir, das es bey denselben zehen zünften fürohin auch beleiben sol. Dieselben zehen zünft und alle gemain sollen zu den heiligen swern, ainem Bm. und rat gehorsam zu sein, in massen von alter herkomen ist. Ob aber ainicher pündnus, verainigung oder verendrung halben der stat fürgenomen würde, das sol durch gros und clain rete an die zünft und gemain gelangen und on ir aller oder des merern tayls wissen und willen nit beslossen werden. Doch sol solicher pündnus, verainigung oder verendrung der stat dhainen, so wider uns, das hl. Reiche und die gehorsam, damit ain stat Costenz uns und dem Reiche verwandt weren, fürgenomen, gehandelt noch beslossen werden.

[9.] Item so setzen und ordnen wir, das sonst dieselben zünft dhainen besondern rat ausser dem rechten rat haben sollen, sonder waz sy zu schaffen haben, das sollen sy an den Bm. und rat bringen und daselbst vertigen lassen und austragen.

[10.] Item wir setzen und ordnen weiter, das die sturmglogk bestelt werden sol mit zwayen ratsmannen, ainem von den geslechten und ainem von der gemain, zu dem Bm. Die sollen alle jar, wann man ainen rat setzt, durch den rat darzu geordnet werden.

[11.] Item wir setzen und ordnen, daz die zünft kaine besonder panyer haben, sonder under der stat panier sein und beleiben sollen, wann das not wirdet.

[12.] Item wir setzen und ordnen auch, were sach, daz die von den alten geslechten, weyb oder mann, sich zu der gemain befreunden oder desgleich die von der gemain zu den von den alten geslechten, dieselben, es sey weyb oder man, mög wol zu den alten geslechten geen und bey irem schimpf sein, doch unschedlich den zünften, darinnen sy weren, an iren zunftrechten. Und sollen auch die alten geslecht hinfüro bey irem schimph beleiben, wie von alter herkomen ist. Wo auch ain oder mer person von der gemain zu Costenz sich daselbst durch das sacrament der heyligen ee zu den von den alten geslechten verheyrate und alsdann von denselben der alten geslechten zu irem mitgsellen in ir gesellschaft angenomen werden, wann dann der oder dieselben den zünften, darin sy gewesen oder noch weren, zwainzig fl. rh. geben und sich fürterhin als ander von den geslechten daselbst halten, daz sy damit für sy und ir eeliche kinder derselben zünften ganz frey und ledig sein und darnach von den alten geslechten haissen und sein sollen.

[13.] Item wir setzen und ordnen auch, das yederman zu Costenz, reich und arm, sein bürgerrecht aufsagen und geben und darnach ainen freyen zug, so im des nottürftig ist, haben sol und mag, ungeverlich.

[14.] Auch setzen und ordnen wir, nemlich, daz der rat und die gemain alle jar dise unser reformation, ordnung und satzung offenlich lesen lassen und darauf zu den heiligen sweren sollen, die vestiglich zu halten und darwider nit zu tun, in kain weyse, doch uns und dem hl. Reiche, ainem Bf. und dem stift zu Costenz in allen obgenanten stücken, puncten und artikeln an unsern und iren obrikaiten, rechten und gewonhaiten, als das herkomen ist, unschedlich, on geverde. Und wer sach, das yemands, wer der oder die wern, dise unser reformation, ordnung und statuten in ainem oder mer artikeln überfueren und darwider teten in ainichem wege, das sich mit warhait erfünde, der oder dieselben sollen eerlos, treulos und ma[i]naydig gehalten werden und uns und unsern nachkomen und dem hl. Reiche, als oft das geschehe, leyb und gut verfallen sein, on alle gnad zu nemen.3

Anmerkungen

1
 Friedensvertrag zwischen Kg. Maximilian und den Eidgenossen vom 22. September 1499. Vgl. Nr. 713 Anm. 3.
1
 Zu Inhalt und Bewertung des Schirmvertrags vgl. Heuschen, Reformation, S. 40-43; Maurer, Konstanz, S. 268f.; Rublack, Einführung, S. 9.
a
–a B fehlt.
b
–b C Item an demselben pfintztag vor Galli [10.10.10] zu nacht umb dy neunt ur hat dy ksl. Mt. in aigner person selb geret mit vil umbstenten, aber im grund dise maynung uns, der versamlung des Reichs, sovil der itz zu Costniz sein, fürgehalten.
c
–c B auf solichs hat sich die versamlung an freytag [11.10.10] zu morgens bedacht, das uns als den gesanten von wegen unser gnst. und gn. Hh., der Ff., in solicher klainer anzal nit gepurn will, auch das ausschreiben des tags nit [Nr. 693] vermag, dieweil ksl. Mt. und dem Reich sovil an diser stat gelegen, zu raten, wo aber ir Mt. fur unser person in solichem unser gutbedunken haben wolt, irer Mt. dasselbig gern anzuzeigen. Darauf ir Mt. dasselbig unser erbieten zu genaden angenomen, ires ratschlags begert. Darauf sy, die potschaften, nit im namen und von wegen unser Hh., sonder allain fur unser person unterret. Und nach vleissiger ermessung aller gelegenhayt ist der versamlung undertänyg gutbedunken und anzaigung, wie hernachvolgt.
d
 B, C folgt: aus gnaden.
e
–e B, C fehlt.
1
 Druck: Ruppert, Das alte Konstanz, S. 361-368.
2
 Regest: Angermeier, Reichstagsakten, Nr. 1444.
3
 Zur Bewertung der Konstanzer Ratsordnung vgl. Oelze, Gemeinde, S. 218-235; Rublack, Einführung, S. 9f.; Maurer, Konstanz, S. 269f.