Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Nr. 770 Ratschläge ungenannter ksl. Räte zur militärischen und politischen Lage

[1.] Notwendigkeit der Beendigung des gegenwärtigen Krieges vor Winterbeginn; [2.] Forderung nach Einberufung eines Reichstags nach Augsburg zum 1. September und dortige Durchführung des geplanten Konzils.

ohne Ort, [Juni 1511]1

Innsbruck, TLA, Maximiliana I 44/20 I. Teil, fol. 273a-282b, Konz.

Ratschleg

[1.] Item im anfang so sein die sachen, wie die diser zeit steen, auch all vergangen handlung und was ksl. Mt. weiter begegnen möcht, aigentlich bewogen und nach lengs disputiert und darauf geratschlagt, daz seiner ksl. Mt. notdurft erforder, auch nutz und gut sey, daz sich sein ksl. Mt. dermassen dareinschick, damit sein ksl. Mt. disem krieg vor angendem winter ain endschaft gebe, dann solt daz nicht beschehen und widerumb darzu komen, daz sein ksl. Mt. den winter, in massen wie die nechstvergangen jar, Bern [= Verona] und ander flecken mit ainer besetzung underhalten mueße, daz were seiner ksl. Mt., auch iren landen und leuten ganz beswerlich, als daz sein Mt. selbs wol zu ermessen waist.

[2.] Dann von wegen des reichstags, dieweil ir Mt. aus den geschriften, so von den verordneten commissaren komen, vernymbt, daz die Ff. alle hilf abschlagen und sich allain auf den reichstag waigern, auch zu besorgen ist, solt ir Mt. etlich stende vom Reich und nit all beschreiben, es möcht alsdann ainer auf den andern waigern, wie dann seiner Mt. vor im [150]8. jar beschehen ist,2 ist geratschlagt, daz in all weg not und gut sey, die sach schick sich zu fried oder nit, daz die ksl. Mt. ainen reichstag auf prima Septembris gen Augspurg ausschreiben lass und darin den jungsten abschid des reichstags, zu Augspurg gehalten [Nr. 125], anzaig, auch in sonderhait dareinstel, wie das concili durch die cardinal ausgeschrieben seye,3 und daz sich sein Mt. versehe, dasselb concili auf obbemelt zeit auch daselbsthin zu pringen. Dabey ist auch geratschlagt, daz die ksl. Mt. keinswegs daz concili abstellen las vor entlichem austrag dez kriegs. [...]

Nr. 771 Ausschreiben Ks. Maximilians an Reichsstände

[1.] Schädliches Handeln des Papstes im Zusammenwirken mit Venedig zum Nachteil von Ks. und Reich, innerkirchliche Mißstände; [2.] Ansetzung eines Konzils durch den Ks. und den Kg. von Frankreich, erfolgreiches militärisches Vorgehen gegen ihre Widersacher anstelle der Durchführung eines Reichstags; [3.] Mangelnde Unterstützung dieser Bemühungen durch die Reichsstände; [4.] Anberaumung eines Reichstags für den 16. Oktober in Augsburg; [5.] Aufforderung zur Teilnahme, Entschlossenheit zu eigener Beteiligung.

Innsbruck, 20. Juli 1511

Orig. Druck m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; der Name des jeweiligen Empfängers ist in eine freigelassene Lücke eingefügt): Esslingen, StadtA, Reichsstadt, Fasz. 283 RTA 1512, o. Fol.; München, HStA, Hst. Freising Kasten blau 200/10, o. Fol. (an Bf. N. (= Philipp) von Freising); Duisburg, LandesA, Jülich-Berg I Nr. 202, fol. 20 (an Hg. Wilhelm IV. von Jülich-Berg); Hannover, HStA, Celle Br. 15 Nr. 46, fol. 22-23 (an Hg. Heinrich d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel; Präs.vermerk: Receptum ahm dage nativitatis Marie virginis Ao. etc. XIo [8.9.11.]); Meiningen, StA, GHA, Sektion I Nr. 1574, fol. 109 (an Gf. Wilhelm von Henneberg-Schleusingen); Koblenz, LHA, Abt. 29 A Nr. 980 (an Gf. Johann von Manderscheid); Augsburg, StadtA, Literalien Selekt Ks. Maximilian I. Fasz. IV, o. Fol. (an Augsburg); Augsburg, StA, Rst. Nördlingen, MüB 991, Prod. 17 (an Nördlingen; Präs.vermerk: Praesentirt Hansen Sporer, Bm., durch ain jungen von Heßberg uf donrstag St. Afrentag 1511 [7.8.11]); Straßburg, AM, AA 335, fol. 3 (an Straßburg; Präs.vermerk: Praesentatum quarta post Laurenti [13.8.11]).

[1.] Wir, Maximilian etc., empieten unsern und des Reichs lb. getreuen N. Bm. und rate der stat Esslingen unser gnad und alles gut. Wiewol wir neulich hievor euch und andern stenden des Reichs durch unsere ausschreiben [Nr. 763] klärlich erzelt die unrechtlich, gewaltig entwerung und beswärung, so die hl. kirchen, auch wir, das röm. Reich, Kgr. Neapols und Hgt. Mayland lange iar her von den Venedigern getragen und gedult zusambt irer irrung, anfechtung und beschedigung, die sy uns in unserm iungst fürgenomen romzug ungeursacht bewisen, darumb wir uns damals in krieg gegen inen einlassen müssen, solhen krieg auch darnach auf ervordern und gepot der Bäbstlichen Hlkt. neben im und unsern lb. pruedern, den Kgg. zu Frankreich und Aragon, in craft unser aller confederation und pundnus1 gefuert. Als aber der Babst, sopald er seinen willen erlangt, nit alain die Venediger von dem pan absolviert, sein hilf von uns gezogen und der confederation und pundnus nit mer gemäß gehandelt, das im doch nach vermügen der confederation und puntnus nit gezimbt, sonder sich zu mererm unfueg zu den Venedigern parteyt und inen wider uns und unser confederation und pundsverwandten, auch ander unser und derselben confederation und pundnus zuegehörigen sein vermüglich hilf und beystand zuegesetzt und uns und dieselben anfangs merklich angefochten, beswärt und gesmächt, wie er sich auch iungst in der guetlichen handlung, darein er uns durch sein hoch ersuechen vermügt, gegen unserm F., dem Bf. von Gurk, und andern unsern treffenlichen räten, über das wir uns mer dann zuvil gediemuetigt und begeben haben, so schimpflicher, ungegründter mittel merken lassen.2 Das uns, dem hl. Reich und allen Teutschen (wo wir darein bewilligt) nit alain zu verachtung, verlust und zunichten geraicht hette, sonder auch in erwegung unserer ansprüch und gerechtigkaiten, darzu bisher erlittner mue, costen und darlegen und gegen dem, das wir uns in der guetlichen handlung, wie vor angezaigt ist, umb fridens und rue willen so vil genaigt und begeben haben, zu erparmen wär. Darbey wir auch euch und andern stenden mer fürgehalten haben die unordnung und unwesen der cristenlichen kirchen regiments und den merklichen schatz, so den Bäbsten am maysten aus dem hl. Reich und teutscher nation verfolgt, zusambt den treffenlichen almusen, land und leuten, die inen von weylend unsern vorfordern am Reich gegönt, zuegelassen und gegeben, auch etlicher massen betruglich durch sy selbs eingezogen sein. Das alles zu hilf wider die unglaubigen und zu friden und rue der hl. kirchen und cristenhait gepraucht werden solt. Wie unfruchtpar aber das angelegt werde, mag meniglich wol wissen.

[2.] In bedacht des alles wir uns auf ersuechen und anruefen etlicher cardinäl, die unsers bedenkens durch den Hl. Gaist darzu geraitzt sein, zusambt unserm lb. prueder, dem Kg. zu Frankreich, der das auch für not betracht und erwegen hat, ains gemainen concili entslossen [vgl. Nr. 770 Anm. 3]. Und dieweil wir sorg gehabt haben, als sich auch erscheint, das Babst Julius dawider streben und, dasselb zu verhindern, den Venedigern wie bisher anhangen und beysteen, deshalben aus not gegen im und inen mit dem schwert fürter fürgenomen werden mueß. Darzu dann unser lb. prueder, der Kg. zu Frankreich, bisher geschickt gewest und noch ist. Darauf auch wir uns beworben, die Kff., Ff. und stend des Reichs auf den ersten tag Aprilis nechstverschinen, auch nachmals durch das obberürt unser iungst ausschreiben aufs ernstlichist umb hilf ersuecht und ermant und darbey under anderm angezaigt haben ursachen, derhalben die sach den verzug ains reichstags, darauf wir zu Augspurg abschid genomen hetten, nit erleiden möcht, dann sich desselben mals der Babst mit den Venedigern merklich gesterkt und zu veld gerüst hetten. Denen auch unser prueder von Frankreich mit treffenlicher macht begegnet, also das die sach auf der wag gestanden und zu besorgen gewest ist, solte der Babst und Venediger unserm prueder von Frankreich obgesigt haben, was nachtails und beschwärd nit alain im, sonder auch nachvolgend uns, dem hl. Reich und teutscher nation daraus zu gewarten gewest wärn. Aber der Allmächtig hat uns und sein lieb mit dem sig, wie wir den stenden des Reichs nechst durch unsere beybrief [Nr. 765] verkündt und nu meniglich wissen haben mag, begnadt. Darnach auch unser prueder von Frankreich die statt Bononi (wiewol sy der kirchen zuegehört) erlangt und zu seinem und unserm willen pracht hat, aber nit der maynung, der kirchen die zu entziehen, sonder das wir die zeit unserer kriegsübung schadens und nachtails von den veinden daraus gesichert seyen.

[3.] So sein doch solh vor und yetz erzelt unser und des hl. Reichs, auch teutscher nation und gemainer cristenhait treffenliche fürnemen, obligen und geschäft durch die stend des Reichs wenig bedacht, sonder unsers bedunkens mer veracht und wir mit hilf und beystand bisher verlassen, das nit alain uns, dem hl. Reich und teutscher nation zu erlangen dasien[ige], so uns und dem hl. Reich zuegehört, schad- und ungewinlich, sonder auch gegen unsern confederaten und pundsverwandten, den Kgg. zu Frankreich und Aragon, und allen menschen schimpflich ist und nit unpillich abgenomen wirdet, so wir Teutschen in solhen gueten zuestenden, darin uns der sig und das glück vor der tür ligen, also seumig erscheinen, wie wir uns dann zu sachen, die uns gefärlich und beswärlich vorsteen solten, schicken wurden. Wir künden auch nit gedenken, warfür wir solhs achten oder wie wir die stend des Reichs höher und dermassen, das sy bewegt werden möchten, ermanen solten. Ob vileicht wir das glück gegen inen nit haben, so solt doch zu betrachten sein, das Got solher schedlichen versaumnus mißfallen tragen und etwa erscheinen lassen möcht, das in künftig zeit ain ungefell uns, dem Reich und teutscher nation unträglicher und unleidlicher, dann so yetzo mit ernst und tapferkait darzu getan wurd, daraus entsteen und erwachsen möcht.

[4.] Nu, wie dem allem, so wellen wir der stend des Reichs hilf und zuezug auf unser iungst ermanung und gepot noch gewarten, uns der gnädiglich und vertraulich versehen und getrösten und auf hoffnung derselben, auch unserer erblichen land, leut und aigen camerguets sambt unserer lb. prueder confederaten und pundsverwandten hilf, darmit wir den swären krieg in merklichem, unzalparem costen dannocht bisher getragen und underhalten, dieselben auch yetzo von neuem bewegt und aufpracht haben, nit nachlassen, uns den veinden, dahin wir yetzo auf dem zug sein, nähern und understeen, inen, wo wir sy betreten, abzuprechen. Dieweil aber das glück synwel [= unbeständig] ist, dardurch der krieg vileicht über unsern pesten vleis disen zug nit ausgetragen, sonder sich noch weiter anhengen und in ain harr ziehen möcht, dasselb und darzu das fürgenomen concili zu notturft gemainer cristenhait bestand, guten regiments, ordnung und wesens, wie dann ir und ander stend hienachadurch ain sonder schreiben [nicht ergangen] vernemen werden, und ander des hl. Reichs und teutscher nation obligen und notturften zu bedenken, zu beratslagen, zu sliessen und zu erstatten, auch in craft und vermügen unsers abschids zu Augspurg [Nr. 125 [14.]], so haben wir uns ains reichstags entslossen, den wir euch und andern stenden des Reichs hiemit ansetzen und benennen, nemblich auf St. Gallen, den 16. tag Octobris nechstkünftig, in unser und des Reichs statt Augspurg.

[5.] Und ermanen euch abermals auf höchst, so ir als ain glid der hl. cristenlichen kirchen uns und dem Reich verwandt seyt, mit ernst gepitend und wellen, das ir unangesehen aller ursachen und geschäft durch euer volmächtig ratspotschaft auf dem yetzbestimbten tag zu Augspurg erscheinet und alda uns und andern Kff., Ff. und stenden alle vor und yetz erzelt der cristenhait, darzu unser und des hl. Reichs und teutscher nation obligen, geprechen und notturften ernstlich zu bedenken, zu ratslagen, zu schliessen und zu erstatten verhelfet. Mittler zeit wir uns befleissen, dise gegenwürtige unsere kriegsgeschäft wider die veind, ob Gott will, dermassen zu stellen, das wir solhen tag mit unser person auch besuchen. Wo wir aber derselben zeit ye mit dem krieg so hart behaft sein wurden, so wellen wir doch unser treffenlich, volmächtig räte hinaus verordnen und unser vermügen, leibs und guets noch nit sparn, der cristenhait, dem hl. Reich und teutscher nation zu behaltung [und] merung ruen [= Ruhe], ern und guetem, die doch ir und ander stende und verwandten sowol als wir wie unser aller aigen sach und mer zu betrachten und zu fürdern pflichtig und schuldig sein. Darumb so wellet kainswegs aussen pleiben und auf unser person (ob wir des kriegs halben nit kumen möchten) noch auf ander nit waygern oder verziehen, sonder euch die sach, als ob sy euer alain wär, anligen lassen, wie ungezweifelt ander auch tuen werden. Dardurch ir verzug des tags kain ursach seyt, auch vil uncosten, so zu fruchtparer aufrichtung der hendel wol dienen möchten, verhuet und erspart werden. Dess wellen wir uns zusambt euer hilf auf unser vorberürt iungst ausgegangen aufpot [Nr. 763] gnädiglich versehen, und ir tuet daran unser ernstliche maynung und gefallen. Geben in unser statt Innsprugg am 20. tag des monets Julii Ao. domini 1511, unserer reiche des röm. im 26. und des hungerischen im 22. jarn.

Nr. 772 Ks. Maximilian an Bf. Matthäus von Gurk (ksl. Rat)

Steinach, 21. Juli 1511

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 25 (alt 19a) 1511 Juli, fol. 76, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; c.d.i.p.; Gegenzeichnung: U. Butsch).

Hat das aus Worms übersandte (nicht vorliegende) Schreiben Langs und der anderen Räte, die gemeinsam mit ihm mit den rheinischen Kff. verhandelt haben, erhalten und müssen die sachen bis zu deiner zukunft zu uns also ansteen lassen. Allain des EB von Meinz halben ist not, daz wir demselben yetzo beschaid tuen, ob er euerm schreiben nach also auf Augspurg verrucken oder anhaim bis auf unsern yetz ausgeschribnen reichstag oder verrern beschaid, bis ander Kff. auch anziehen, warten sulle. Darzu wir deiner underricht noturftig werden, wes du dich versehest, ob die EBB zu Trier und Coln auch aufsein und gemelten von Menz an seinem zug zu Augspurg oder herein bas erraichen mugen, es sey mit irer person oder ir volk. Ersucht ihn deshalb um Mitteilung, ob er erwartet, daß die EBB von Trier und Köln entweder persönlich kommen, Kriegsvolk schicken oder aber gar nichts tun werden und, falls sie kommen, wann sie zum EB von Mainz stoßen werden, damit wir uns mit dem beschaid, dem von Meinz zu tun, auch mit dem obangezaigten reichstag darnach zu entsliessen und zu richten wissen.

Nr. 773 Ks. Maximilian an EB Uriel von Mainz

Bozen, 24. Juli 1511

Innsbruck, TLA, Maximiliana VI 25, fol. 158a, Konz.

Hat durch seinen Rat Bf. Christoph von Laibach mit Wohlgefallen von der Bereitschaft EB Uriels, persönlich nach Augsburg zu kommen, erfahren. Da er - wie in Kürze aus dem Ausschreiben (Nr. 771) zu ersehen sein wird - plant, gemäß dem Abschied des Augsburger Reichstags (1510) dort am 16. Oktober ( St. Gallentag schierist) einen (weiteren) Reichstag abzuhalten, hat er seine Hofräte angewiesen, EB Uriel mitzuteilen, daß diesem bis dahin der Zug nach Augsburg erlassen wird. Auf dem Reichstag soll er allerdings unbedingt persönlich erscheinen.

Nr. 774 Kf. Friedrich III. von Sachsen an Hg. Georg von Sachsen

Mutmaßungen über das Nichterscheinen des Ks. auf dem Augsburger Reichstag, Entschuldigung für eigenes Fernbleiben.

Wittenberg, 5. September 1511 (freitag nach St. Egidientag)

Dresden, HStA, GR, Loc. 8039/3, fol. 38, Orig. Pap. m. S. (Zettel zu einem ansonsten für RTA nicht relevanten Schreiben; Vermerk: Zu seiner lieb handen).

[...] Als eur lieb uns auch an einer zettel geschriben, daz sie bedacht, den reichstag zu Augspurg zu besuchen, und so wir auch des willens, eur lieb alsdann zu einem geferten zu haben etc., geben wir eur lieb zu erkennen, das wir bey uns bedacht, weyl ksl. Mt. ytzo in welschen landen und mit merklichen gescheften beladen ist und furter zeucht, wie die zeytung melden, die uns eur lieb zugeschickt hat, daz ire Mt. swerlich auf den ausgeschriben tag komen mocht. Darumb der reichstag so eylends nicht mocht furgang haben, wir auch, als eur lieb ungezweivelt wissen, mit merklichen obligen beladen. Darumb wir willens, umb St. Gallentag [16.10.11] unser botschaft zu schicken, sich zu erkunden, wie es mit dem tag gelegen, uns auch dißmals unsers persondlichen aussenbleibens, ob ksl. Mt. botschaft oder stend aldo sein, wurden entschuldigen lassen, doch mit diesem erbieten, wue wir zu solchem tag unsers persondlichen aussenbleibens nit erlassen werden mochten, wolten wir uns mit Gots hilf als der gehorsam in dem, das uns moglich, erzeigen. Wu wir aber ytzo in aigner person geritten weren, wolten wir gern eur lieb geferten gewest und derselben geselschaft geleist haben. [...] Datum ut supra.

Nr. 775 Ausschreiben Ks. Maximilians an Reichsstände

[1.] Aktueller Stand der Reichsangelegenheiten als Grund für die Einberufung des neuen Reichstags; [2.] Erfolge bei der Rückeroberung durch Venedig besetzter Gebiete; [3.] Seine Entschlossenheit zur Absicherung der erzielten Territorialgewinne und zu anschließender persönlicher Teilnahme am Augsburger Reichstag; [4.] Mahnung an die Reichsstände zum Erscheinen auf dem Reichstag und zur Mitteilung ihres Anreisetermins.

Toblach, 8. Oktober 1511

Orig. Druck m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein; gedruckt wohl bei Hans Schönsperger in Augsburg): Augsburg, StA, Rst. Nördlingen, MüB 991, Prod. 21 (Präs.vermerk: Praesentirt Hansen Sporer, Bm. [von Nördlingen], durch Hansen Horstall, den ksl. boten, uf freytag nach der 11m mayttag 1511 [24.10.11]); Augsburg, StadtA, Literalien Personenselekt Ks. Maximilian I. Fasz. IV, o. Fol.; Innsbruck, TLA, Inkunabeln Nr. 36; Straßburg, AM, AA 335, fol. 4 (Präs.vermerk: Praesentatum Andree [30.11.11]; Kanzleivermerk: Richstag gen Augspurg Ao. 11. Angesiht des briefs wart verzogen bis wyhenachten); München, HStA, Klosterliteralien Niedermünster 40, o. Fol.

Kop.: Duisburg, LandesA, Jülich-Berg I Nr. 202, fol. 25a-27a.

Druck: Bergmann, Ausschreiben aus Toblach, S. 151-156.

Kurzregest: Rosenthal, Einblattdrucke, Nr. 104.

[1.] Wir, Maximilian etc., embieten den erwirdigen und hochgeporn unsern lb. neven, oheimen Kff. und Ff., auch den wolgeporn, edeln, ersamen, andechtigen und unsern und des Reichs lb. getreuen N., allen und ieglichen prelaten, Gff., freyen Hh. und stetten unser und des hl. Reichs und ieglichen in sonderheit unser gnad und alles gut. Erwirdigen und hochgeporn, lb. neven, oheimen Kff., Ff., wolgeporn, edeln, ersamen, andechtigen und lb. getreuen, aus gn., genaigtem willen, so wir zu euch tragen, auch treffenlichen, beweglichen ursachen, die ir selbs bedenken mügt, haben wir nit underlassen wellen, euch hiemit gestalt und gelegenheit unserer kriegsübung für neu zeitung zu berichten und euch darbey zu dem reichstag, so wir euch iungst durch unsere ausschreiben [Nr. 771] angesetzt haben, zu ermanen. Dieweil nu unser gegenwürtig kriegsübung (wo wir die nach der leng von eingang der ietzverruckten sumerzeit bis auf disen tag erzelen solten) ain leng auf ir trüg, so wellen wir die hierin vermeyden und euch alain des grunds und wie unser und des Reichs sachen ietzo steen, gnediglich, wie sich auch wol gezimpt, erinnern.

[2.] Und fügen euch zu vernemen, das wir aus gnaden und sig des Almechtigen unsern und des hl. Reichs veinden, den Venedigern, dise sumerzeit alle stett, dero ob 20 sein, auch alle flecken und befestigungen der gepirg und eben land und sonderlich ietz iungst dise herbstzeit der lender Fryaul und Küniglan [= Conegliano] abgedrungen und in unser gwalt und huldigung erobert. Damit wir nu nahend alles das, so die gedachten veind lange iar her uns, dem hl. Reich und unserm haus Osterreich entzogen und on rechtlichen titl tirannisch besessen haben und auch in craft der confederation und puntnus von Cameregk und aus bevelch und gepot der Bäbstlichen Hlkt. und des stuls zu Rom, wie ir wissen mügt, anzufechten und einzuziehen gepürt hat, auf heutigen tag innehaben, nichts ausgenomen dann alain die zwo stett Padua und Terfiss [= Tarvisio], auch das sloss und die landweer Peutlstain mit aim anhang etlicher pösen paurn, die irn trost auf dasselb sloss setzen, als solte nit müglich sein, das weder mit geschütz noch sturm zu zwingen. Hat nach diesem Sieg Gf. Christoph von Frangepan beauftragt, zusammen mit Truppen der Krainer Landstände nach Istrien zu ziehen, das die Venezianer seit langem widerrechtlich besetzt halten. Erste Rückeroberungen konnten bereits erzielt werden. Auch die Rückgewinnung von Padua und Tarvisio wurde in Angriff genommen, dann aber vorläufig zurückgestellt. Für den kommenden Sommer ist die endgültige Einnahme beider Städte geplant. Die Belagerung des Schlosses Beutelstein und die Bestrafung der dortigen widersetzlichen Bauern sind ebenfalls in die Wege geleitet. So dasselb, als wir zu Got hoffen, in kürz beschicht, alsdann haben wir alles gepirg und die päss zu unserm willen und vortail, mügen dardurch nit alain unser land und leut sichern, sonder auch Fryaul und die andern eroberten land dest pas handhaben und behalten.

[3.] Und darauf sein wir entlichs willens und entslossen, sopald wir vernemen, euch, unser lb. neven und oheimen Kff., Ff., auch ander steend auf unser iungst ausgegangen ermanung und ausschreiben zu dem reichstag gen Augspurg [Nr. 771] ankomen sein, das wir uns von stund an erheben, zu euch daselbsthin fügen und on allen verzug bey euch sein wellen, als uns auch von disem land über die gepirg postierensweyse gar bald müglich ist, und mitler zeit unserm sig und glück mit rat und tat fürter nachzuvolgen und darob zu halten, auch fürsehung zu tun, unser gewunnen und eroberte lande, stett und flecken und sonderlich die genötigisten zu besetzen und zu handhaben und ain heer über winter wider die veind aufzurichten und zu bestellen und auf gn. hoffnung, das ir unsern ausgangen ausschreiben und ermanungen zu dem reichstag nit ungehorsam erscheinen, damit dann kain zeit verlorn werd. So haben wir ietz zu stund, auch vor ainer zeit unser treffenlich räte vor unser gen Augspurg verordent, mit bevelch, euch die sachen und hendel, derhalben wir den reichstag ausgeschriben haben [und die] dem abschid des iungstgehalten reichstags zu Augspurg nit widerwärtig sein, fürzulegen und zu erzelen. Und sopald wir, als vorsteet, euer gehorsam und gegenwürtigkeit zu dem reichstag durch unser posterey oder euer poten vernemen, [werden wir] uns mit unser person hinaus nit saumen und zu weyterer handlung und besluss der sachen gnediglich und getreulich verhelfen.

[4.] Ermanen demnach euch all und ieglich in sonderheit mit ganzem ernst und vleys, ir wellet gemainer cristenheit, des hl. Reichs und teutscher nacion geprechen und notturften, so sich gute zeit her etwas beswärlich erzaigt haben und uns in künftig zeit noch herter begegnen möchten, mitsampt uns getreulich zu herzen nemen, auch darbey bedenken, das denselben notturften und geprechen diser zeit auf unsern sig und glück pas und stattlicher dann lang nye guter rat und pesserung beschehen und all unser und des hl. Reichs, auch teutscher nacion und gemainer cristenhait sachen wol zu guter rue, eerlichem und loblichem wesen gebracht und gestelt werden mügen, und euch darauf all, welher oder welhe noch nit zu Augspurg oder auf dem weg wern, im fusstapfen erheben und daselbsthin fürdern, euerm selbst bewilligen nach inhalt des gedachten iungstgehalten reichstags zu Augspurg, wiewol derselb auf vergangen liechtmess [2.2.11] anderer unserer merklichen gescheft halben nit hat gehalten werden mügen, wie wir euch durch unsere vorig ausschreiben erzelt haben [vgl. Nr. 754], und euch daran kain ander gescheft noch hendl nit verhindern lassen. Dann welhe under euch also gefärlich auspleiben wurden, muessten wir gedenken, das derselben maynung nit wär, unser und des hl. Reichs, teutscher nacion und gemainer cristenhait nutz und wolfart zu fürdern. Des wir uns doch zu eur kainem versehen, auch ainer auf den andern nit wägern noch verziehen, damit die ersten gehorsam und willigen durch der andern verzug oder auspleiben künftiglich in unsern und des hl. Reichs gescheften nit auch zu ungehorsam bewegt werden, uns auch euer ieder zu angesicht dits briefs bey aigen poten zueschreiben und verkünden, auf was tag er sich zu dem reichstag erhebt hab oder (welher noch anhaim wer, des wir uns doch nit versehen) auf sein welle, uns mit unser zukunft und kriegshendlen darnach wissen zu richten. Des wellen wir uns zu euch gnediglich versehen und vertrösten und das euch allen und ieglichen in sonderheit mit gnaden gedenken. Geben in unserm flecken Toblach am 8. tag des monets Octobris Ao. domini 1511, unserer reiche es röm. im 26. und des hungerischen im 22. jarn.

Nr. 776 Beschluß Frankfurts a. M. in Sachen Augsburger Reichstag

Einholung von Informationen über den geplanten Reichstag.

Frankfurt, 13. Oktober 1511

Frankfurt, IfStG, Ratschlagungsprotokoll 1510-1517, fol. 150a, Orig. Pap.

Feria secunda post Dionisii Ao. 1511: Item als die röm. ksl. Mt. eynen richstag gein Augspurg, uf den 16. tag des monats Octobris zu erschinen, usgeschrieben hait, sol man etlichen freunden befelhen, hynuffen zu iren guten gonnern zu schriben, sich zu erkunden und ufmerken zu haben, obe der richstag eyn furgang gewinnen oder wes sich deshalb begeben wirde, sie zu verstendigen. Item desglichen sol man uf unsern gn. H. von Menz, wie sich der mit besuchen des tags halten wirdet, flißigs ufsehens haben, sich desterbaß darnach mogen wissen zu halten.

Nr. 777 Mühlhausen, Goslar und Nordhausen an Frankfurt a. M.

ohne Ort, 25. Oktober 1511 (sonnabends nach Severi)

Frankfurt, IfStG, Reichssachen II Nr. 311, o. Fol., Orig. Perg. m. S.

Sind vom Ks. zur Teilnahme am Reichstag in Augsburg ab dem 16. Oktober (Galli) aufgefordert worden, doch ist dieser Termin verstrichen, ohne daß sie wissen, ob der Tag stattfinden wird und ob andere Stände sich in Augsburg versammelt oder dort Herberge bestellt haben. Um weder zuviel noch zuwenig zu tun, bitten sie Frankfurt um Mitteilung, was es selbst zu tun gedenkt. Gegebenenfalls möge es sich bei seinen Nachbarn erkundigen.1

Nr. 778 Mandat Ks. Maximilians an Reichsstände

[1.] Ausbleiben der Reichsstände trotz mehrfacher Aufforderung zur Teilnahme am Reichstag; [2.] Abhaltung eines Landtags in Tirol; [3.] Nochmaliges Ersuchen, nach Augsburg zu kommen.

Innsbruck, 2. November 1511

Orig. Pap. m. S. (p.r.p.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein): Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei, B-Laden Akten B 61 Nr. 7, fol. 61 (an Nürnberg); München, HStA, Hst. Freising Kasten blau 200/10, o. Fol. (an Bf. Philipp von Freising); Ebd., KÄA 3137, fol. 190 (an Hg. Wilhelm von Bayern).

[1.] Ersamen, lb. getreuen, wir haben aus merklichen, treffenlichen ursachen, so uns und dem hl. Reich obligen, in craft des abschieds unsers jüngstgehalten reichstags zu Augspurg [Nr. 125 [14.]] ainen reichstag daselbshin gen Augspurg auf den 16. tag des monats Octobris nechstverschinen angesetzt und unsern und des Reichs Kff., Ff. und stenden und euch solhen tag verkundet [Nr. 771] und nachmals aber ernstlich ersucht und ermant, daselbs zu erscheinen und solhs obligens halben dem hl. Reich, teutscher nation und gemainer cristenhait zu eren, nutz und gutem zu handln, alles laut unser ausgegangen schriften [Nr. 775], so euch sonder zweyfl zukomen sein. Nu hetten wir uns genzlich versehen, ir weret auf solh unser schreiben und erfordern, auch in ansehung, was uns und dem hl. Reiche an solhem reichstag gelegen ist, auf denselben tag durch eur volmechtig potschaft gehorsamlich erschinen, und solher euer, auch ander des Reichs stend zukunft ganz kainen zweyfl gehebt und uns furgenomen, demselben reichstag zu nähern und an gestern [1.11.11] hieher gen Ynsprugg komen. So befinden wir doch glaublichen, daz ir noch ander stende des Reichs bisher zu Augspurg nicht ankumen sein und nicht wissen haben, wann ir und ander stende noch ankumen werden.

[2.] Und damit wir aber die zeit nit unnützlichen verschwenden, auch das, so wir den verschinen summer durch Gotz hilf mit unser sighaften hand und swerten darlegen und nemblichen des lands Friaul erlichen und loblichen in unser gehorsam bracht, behalten, haben wir unser landschaft unsers Ft. Tyrol eylends hieher gen Ynsprugg zu uns erfordert, mit inen zu handln und zu ratslagen, wie solhs zu behalten seye, weren auch der maynung, uns deshalben unserm kriegsfolk zu nähern und in solhem mit guter vorbetrachtung statliche fursehung zu tun, dann kürzlichen durch verwarlosung und verachtung unser haubtleut etwas angefangen, widerumb umbzuslagen. Aber nichtdestermynder dadurch unser person unsers furgenomen reichstags halben kain saumbung zugemessen werde, lassen wir uns vorangezaigten unsern sig noch ander unser furnemen nicht irren, sonder seyen genaigt, bestimbten reichstag selbs persondlichen zu ersuechen.

[3.] Und begern demnach an euch, mit ernst bevelhend, ir wellet also in betrachtung unser und des hl. Reichs merklichen obligen und nodturften und sonderlichen, daz durch solhen verzug des reichstags uns und dem hl. Reiche merklicher nachtail entsteet, von stund an und on alles verziehen durch eur volmechtig potschafta zu Augspurg erscheinen und nit lenger ausbleiben noch verziehen noch auf yemands weyter waygern, in massen ir des zu tun schuldig seyt und wir uns genzlichen zu euch versehen und verlassen. Und sopald ir, auch ander stende des hl. Reichs in guter und nodtürftiger anzal, damit solher reichstag angefangen und gehalten werden mug, daselbshin gen Augspurg ankomen und uns solhs verkündt wirt oder wir sunst gewar wurden, daz ir am anzug weren, wellen wir uns furderlich erheben und gestrack daselbshin gen Augspurg ziehen, uns auch in solhem nicht irren noch verhindern lassen, damit an uns kain mangel erscheine, wie wir dann solhs andern des Reichs treffenlichisten stenden yetz abermals vorangezaigtermassen geschriben haben. Daran tut ir unser ernstliche maynung. Geben in unser statt Ynnsprugg am andern tag Novembris Ao. etc. undecimo, unsers reichs im 26. jare.

Nr. 779 Instruktion Ks. Maximilians für seinen Furier Volprecht Hager zu einer Werbung bei Augsburg

Auftrag zur Vorbereitung geeigneter Herbergen.

Innsbruck, 2. November 1511

Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV/1511, fol. 305a, Konz.

Instruction, was unser getreuer Wolprecht Hager, unser furir, bey den ersamen unsern und des Reichs lb. getreuen Bm. und rat der stat Augspurg der herberg halben von unsern wegen handlen soll.

Erstlichen soll er sich zu den gemelten von Augspurg fuegen und inen unsern hiebeyligenden brief [liegt nicht vor] uberantworten und darauf die pfalz fur unser person, wie sich geburt, allenthalben zurichten lassen und darnach aufs nechst umb unser herberg die potschaften, so bey uns sein, alsdann unser rete, darnach unser canzley und ferrer unser hofgesind mit herbergen fursehen und hierin seinem guetbedunken noch allenthalben das best tun, damit obgemelt herbergen fur uns, die potschaften, unser rete, canzley und hofgesind ordenlich, wie sich geburt, ausgeteylt werden. Daran tut er unser ernstliche meynung. Datum Innsprugg am 2. tag Novembris Ao. 11.

Nr. 780 Kf. Ludwig V. von der Pfalz an Ks. Maximilian

Gründe für sein Fernbleiben vom Augsburger Reichstag.

Heidelberg, 2. November 1511

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 19b) 1511 Nov., fol. 14, Orig. Pap. m. S.

Gruß. Allergnst. H., als euer ksl. Mt. mir und andern Kff. und Ff. des hl. Reichs ytzt us gn., geneigten willen, so sie zu uns tragen, auch us trefflichen, beweglichen ursachen irer Mt. glücklich zustend kriegsubung gegen den Venedigern entdeckt, mit beger, mich daruf furderlich uf den usgeschrieben reichstage gein Augspurg zu erheben [Nr. 775], hab ich alles fernern inhalts nach lengs verlesen und mit aller undertenigkeit, das glücklich euer ksl. Mt. zusten, gern mit begirlichen freuden vernomen, ungezwifelt, der almechtig Gott euer ksl. Mt. mit fernerm sig und nach allem euer ksl. Mt. gefallen die sachen gegen irn widerwertigen schicken werd, welichs zu vernemen ich allzeit mit erfreutem gemüt gern ferner und weyter sehen wolt. Were auch uf solich erforderung des undertenigen, geneigten willens, mich also furderlich gein Augspurg zu erheben. So bin ich ungezwifelt, uwer ksl. Mt. konne wol ermessen und hab in unentsunkener, frischer gedechtnis, welicher mas ich und mein bruder, Hg. Fridrich, euer ksl. Mt. hievor unser armut und anligend not entdeckt, wes wir bed dannocht unangesehen desselbigen, auch uf euer ksl. Mt. begern uns weyter in beschwerd ufnemens begeben, geton, wie wir gemugt. Damit mein bruder, Hg. Fridrich, und ich mit merklichem unserm darlegen und schaden uns euer ksl. Mt. auch underteniglich erzeigt und mein bruder von unser beder wegen, mer dan wole unsers vermogens gewest, mit einer rüstung zu euer ksl. Mt. in iren ubenden kriegshandlungen wider die Venediger gehorsamlich erschienen. Darzu bin ich ytzt zu zeit mit merklichen hohen meins und meins bruders Ft. obligenden notsachen beladen. Solichs mir also, eylings gein Augspurg zu erheben, nit wenig, sondern hoch verhinderung bringt. Will aber nichtdesteminder euer ksl. Mt. zu undertenigem gefallen meine ret furderlich zu anhebung der sachen gein Augspurg verorden, auch mein kuntschaft machen und haben, so ander Kff. und Ff. des Reinstrams iren weg uf anzeigten dag gein Augspurg nemen werden, mich alsdan auch gehorsamlichen halten und meins vermogens ratslagen und helfen will alles, das euer ksl. Mt. und dem hl. Reich zu ere, nutz und ufnemen dienen ist. Wolt ich euer ksl. Mt. uf ir schreyben widerumb underteniger meynung nit verhalten, mit underteniger bitt, euer ksl. Mt. wolle mein schreyben und verzug gein Augspurg dismals eigner person nit ungnediger oder anderer dan angemelter ursach halb vermerken. Das will ich in aller undertenigkeit meins vermogens zu verdienen geneigt sein und tu mich damit euer ksl. Mt. underteniglich bevelhen. Datum Heidelberg uf allerselentag Ao. etc. 11.

Nr. 781 Deutschordenshochmeister Albrecht von Brandenburg an Georg von Eltz, Komtur zu Osterode

Auftrag zur Reise zum Reichstag

Ansbach, 10. November 1511 (abent Martini)

Berlin, GStAPrK, XX. HA, OBA Nr. 19 489, fol. 1a u. b, Konz.

Kurzregest: Joachim/Hubatsch, Regesta I,3, Nr. 19489.

Hat durch die Regenten des Deutschen Ordens das (nicht vorliegende) Schreiben des Komturs erhalten, in dem dieser mitteilt, daß er sich gegenwärtig am Rhein aufhält und für den Fall, daß der Hochmeister dort etwas zu handeln hat, um entsprechende Weisungen bittet. Weiß zwar zu dieser zeit an solichem ort nichts zu schaffen noch zu handeln, aber unser maynung ist, nachdem der reichstag vor augen, das ir euch mit der Ff. ainem, als nemlich Maynz, Trier oder Coln, so dieselbigen zyhen werden, auf solichen reichstag fügt. Wollen wir daselbst, was da die notdurft erfordert, ansuchen und handeln.

Nr. 782 Deutschordenshochmeister Albrecht von Brandenburg an Ludwig von Seinsheim, Komtur zu Koblenz

Ansbach, 10. November 1511 (abent Martini)

Berlin, GStAPrK, XX. HA, OBA Nr. 19 489, fol. 2a, Konz.

Dem Komtur ist sicherlich noch in Erinnerung, wie wir mehrmals, so der reichstag seinen furgank gewon, euch daselbsthyn zu fugen, gehandelt haben. Ersucht ihn deshalb nochmals, nachdem vor augen ist, das solicher reichstag seinen furgang haben werd, ir wollet euch, so ir vermerkt, das ander Ff. dohyn zyhen, unserm nehsten abschid nach gemeß halten.

Nr. 783 Hg. Wilhelm IV. von Bayern und dessen Vormünder an Ks. Maximilian

Bereitschaft zur Reise nach Augsburg nach der dortigen Ankunft des Ks.

München, 11. November 1511

München, HStA, KÄA 3137, fol. 205a, Konz.

Hat das Ausschreiben des Ks. vom 8. Oktober (Nr. 775) erst am 9. November erhalten und täglich mein kuntschaft in Augspurg, der maynung, sopald ander Ff. rät aldahin kumen, mein rät auch alda ze haben, wann auch eur ksl. Mt. persondlich alda ist, mich in aygner person zu ir auch ze fuegen, dann ich albeg in ainem tag oder aufs lengst in anderthalben von Munchen dahin kumen mag. Des hab ich mich hievor gegen eur Mt. auch erboten und die hat solchs von mir nit zu ungefallen angenomen. Dem wil ich auch getreulich nachkomen, und ist mein meynung, meinen halben nit not sein, das ich vor eurer ksl. Mt. zu Augspurg erschein, in ansehung des kurzen hievor angeregten wegs, den ich aldahin hab, wiewol dannoch mein rät yetz alda sind und kain F., als mein kundschafter mir zutregt, noch sein rät alda hat. Das hab ich eurer ksl. Mt. auf iren offen brief unterteniger maynung bei aygem poten nit sollen verhalten, mich der als meinem allergnst. H. und vettern in aller diemutigkait hiemit bevelhend. Datum Munchen an St. Marteinstag Ao. etc. im 11.

Nr. 784 Paul von Liechtenstein (Innsbrucker Hofmarschall) an Bf. Philipp von Freising

Augsburg, 14. November 1511

München, HStA, Hst. Freising Kasten blau 200/10, o. Fol., Orig. Pap. m. S. und eigenhändiger Unterschrift.

Wie der Bf. sehen wird, ersucht Ks. Maximilian ihn abermals, unverzüglich zum Reichstag zu kommen. Da der Ks. beabsichtigt, beim Eintreffen Bf. Philipps und der anderen Reichsstände sofort selbst hierher aufzubrechen, bittet Liechtenstein den Bf., sich umgehend auf den Weg zu machen und keinesfalls fernzubleiben.

Nr. 785 Paul von Liechtenstein an Kf. Joachim I. von Brandenburg

Zufriedenheit mit der Entsendung Eitelwolfs vom Stein als Reichstagsgesandter des verhinderten Kf.

Augsburg, 21. Dezember 1511

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 19b) 1511 Dez., fol. 63a u. b, Kop. (in der Adresse fälschlich: Kf. Johann von Brandenburg).

Hat von Eitelwolf vom Stein, Hauptmann zu Trebbin, ein an den Ks. gerichtetes (nicht vorliegendes) Kredenzschreiben Kf. Joachims entgegengenommen und es in seiner Eigenschaft als ksl. Beauftragter auf dem hiesigen Reichstag geöffnet. Darauf mir derselb euer Gn. haubtman zu versteen geben, wie in eur Gn. auf ksl. Mt. ervordern von eur Gn. wegen hieher auf den reichstag verordent, und wolt sich hiemit von eur Gn. wegen als ain gehorsamer F. angezaygt haben, mit dem erbieten, daz eur Gn. selbst der maynung und des gemuets gewesen, in aygner person auf den reichstag ze komen. So hette aber ksl. Mt. an eur Gn. begert, in den irrungen, die sich zwischen dem Kg. zu Tenmark und den von Lübeck halten [vgl. Abschnitt I.4.7.13.], zu handeln. Den er solhs verkündt und sich darauf verwilligt, dieselb ir irrung vor eurn Gn. auszufueren. Und eur Gn. were guter hoffnung, dy sachen zwischen ir guetlichen hinzulegen. Dem eur Gn. numer auswarten muesset. Eur Gn. hette aber im bevolhen, wo sich die handlung auf dem reichstag so schwer zutruegen, daz ksl. Mt. an seiner person nit genuegig sein wolt, hette eur Gn. am ksl. camergericht ain Dr., den solt er auch zu im ervordern. Wo dann eur Gn. selbs person not sein würde und ksl. Mt. das eurn Gn. verkundet, wolt sich eur Gn. erheben und selbs den nechsten solhem reichstag zuziehen etc. Desselben eur Gn. erbieten ich von ksl. Mt. wegen wol zufriden pin. Daz ich irer ksl. Mt. von eurn Gn. beruemen und zuschreiben wil, die, als ich wayß, ab solhem eur Gn. erbieten, daz die als ain gehorsamer F. auf dem reichstag erschinen ist und sonderlich ab der handlung, die eur Gn. zwischen dem Kg. von Denmark und den von Lübegk furgenomen hat, sonder gnedigs gevallen haben und emphahen wirdet. Und bedunkt mich, daz unnot sey, daz eur Gn. neben dem gedachten eur Gn. hauptman eur Gn. Dr. am camergericht auf solichem reichstag geprauche, dann ksl. Mt. demselben eur Gn. hauptman mit sondern gnaden genaigt und irer Mt. vast [= sehr] wol annemlichen ist. Wo dann eur Gn. person auf solhem reichstag, des ich mich nicht versich, notdürftig sein wirdet, daz [wird] ksl. Mt. eur Gn. verkünden. Daz ich eurn ftl. Gn., der ich mich alzeyt ganz gehorsamlich tue bevelhen, nicht wollen verhalten. Datum zu Augspurg am 21. tag Decembris Ao. etc. 11.

Anmerkungen

1
 Diese Datierung ergibt sich aus Anm. 3.
2
 Vgl. Heil, Reichstagsakten 10, Nr. 16, 23.
3
 Das Konzil war am 16. Mai 1511 durch fünf profranzösische Kardinäle zum 1. September 1511 nach Pisa einberufen worden. Die Prokuratoren Ks. Maximilians und Kg. Ludwigs von Frankreich hatten sich dem Ausschreiben angeschlossen. Vgl. Hefele, Conciliengeschichte, S. 437-439.
1
 Gemeint ist die Liga von Cambrai vom 10. Dezember 1508.
2
 Dies bezieht sich auf die Verhandlungen Matthäus Langs mit Papst Julius II. in Bologna im April 1511. Vgl. Sallaberger, Matthäus Lang, S. 76.
a
 Handschriftlich in eine freigelassene Lücke eingefügt.
1
 Am 4. November 1511 (dinstags nach omnium sanctorum) antwortete Frankfurt, es habe noch niemanden zum Reichstag abgefertigt, stehe jedoch bereit, dies zu tun, sobald die Ff. und andere Nachbarn aufbrächen, da dem Vernehmen nach etliche Hh. Herberge in Augsburg bestellt hätten. Frankfurt, IfStG, Reichssachen II Nr. 311, o. Fol., Konz. – Gleichfalls am 25. Oktober 1511 teilte Nordhausen Nürnberg mit, es sei vom Ks. zum Reichstag nach Augsburg am 16. Oktober geladen worden, wolle auch Gesandte dorthin abfertigen, höre jedoch, der Reichstag sei nach Worms verlegt worden. Hierüber erbitte es Informationen. Regest: Kuhlbrodt, Spezialinventar, S. 617f.
a
 In Exemplaren an Ff.: Aufforderung zum persönlichen Erscheinen.