Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
Nr. 791 Zyprian von Serntein (ksl. Kanzler) an Paul von Liechtenstein (Innsbrucker Hofmarschall)
[1.] Erwägung von Möglichkeiten, mehr Ff. zur Teilnahme am Reichstag zu bewegen.; [2.] Striktes Dementi des Gerüchts einer vom Ks. geplanten Verschiebung des Augsburger Reichstags.
Innsbruck, 28. November 1511
Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV/1511, fol. 333a-339a, Konz.
[...] [1.] Hat Liechtensteins gestern eingetroffenes (nicht vorliegendes) Schreiben erhalten, in dem dieser u. a. berichtet, das auf dy ausgangen mandat und bevelh, den reichstag zu besuchen [Nr. 771, 775], von ymands kein wissen hat dan allein Meinz, Wirzburg und Bamberg. Solhs wil ich ksl. Mt. auch von stund an anzeigen, bin aber der hoffnung, so inen di letzten brief [wohl Nr. 778] werden, das sy alsdan villeicht komen möchten. Aber ich hab euch jungst in meinem schreiben [liegt nicht vor] anzeigt, wiewol ich des bisher kein antwort von euch gehabt hab, ob euch gut bedeucht, so wolt ksl. Mt. noch etlich potschaften zu den treffelichsten Kff. und Ff. schicken, um sy zu bewegen, von stund an anzuziehen. Bedunkt euch solhs noch gut sein, so wird dasselb beschehen, doch mit euerm rat und gutbedunken.
[2.] Verrer als ir mir in demselben schreiben anzeigt, das zu Augspurg das gemein geschray geet, als sol ksl. Mt., denselben reichstag bis auf kunftig liechtmeß [2.2.12] zu schieben, willens sein, und nachdem der von Gurk, auch ir der ksl. Mt. wissen seyt, ist darwider uns angezeigt, ir achtet, das solhs ein erdicht und ksl. Mt. meinung nicht sei, das einich aufschub damit beschehen soll, das sol ich ksl. Mt. anzeigen, darauf gib ich euch zu erkenen, das warlichen solh sachen nicht und ksl. Mt. des willen oder gemüt nit ist und, als vil ich weis, so hat ir Mt. desselben nye gedacht. So mugt ir auch aus dem brief ksl. Mt. handschrift, des copei ich euch zugeschickt hab [liegt nicht vor], vernemen, was willens oder gemuets ksl. Mt. solhs reichstags halben ist. Darumb so wollet solhen erdachten lugen keinen gelauben geben, sonder allein verstehen, das dy ksl. Mt. solhen tag nit werde aufschieben. Und wollet nichtdestminder vleys haben, damit die Kff. und Ff. furderlich ankomen. Und ob mir deshalben von ksl. Mt. ichts weiters begegnet, wil ich euch nicht verhalten, und wo ich einichen aufschub hierin bei ksl. Mt. wisset, wollt ich euch desselb nicht verhalten. [...] Innsbruck, 28. November 1511.1
Nr. 792 Zyprian von Serntein an Paul von Liechtenstein
[1.] Milde Kritik an der Unzugänglichkeit des Ks. für gute Ratschläge; [2.] Unklarheit über dessen weitere Reisepläne; [3.] Unzufriedenheit der Gesandten der Kgg. von Ungarn und Aragón über die an sie ergangene Aufforderung des Ks. zur Reise nach Augsburg.
Innsbruck, 6. Dezember 1511
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 19b) 1511 Dez., fol. 15a-16b, Konz.
[1.] Übersendet abschriftlich ein weiteres, heute eingetroffenes (nicht vorliegendes) Schreiben des Ks. Daryn ir versteen werdet, wohin ksl. Mt. irn zug zu nemen willens ist und aus was ursachen. Hab ich euch dannocht unverhalten nit wellen lassen. Und ob ich irer Mt. schon schrib, diß oder ander furnemen, so nit gelegenlich ist, abzustellen, so acht ich wol darfur, das solhs villeicht nit wol ansehenlich ist. Und als ich mich versich, so sol ksl. Mt. numalen nit weit von Lynz sein. Got geb, daz dieselb die sachen wol ausricht. Volget aber ir ksl. Mt. zu zeiten rats, so mocht ir Mt. villeicht die verlornen und ander flecken mer noch ynnenhaben.
[2.] Weiter als mir ksl. Mt. bevilht, mit den botschaften, als nemlichen den von Engelland, Frankreich und Noverra, gen Augspurg zu ziehen, solhen bevelh wil ich ytzbemelten botschaften anzaigen und allen vleiss ankern, damit sy daselbsthin ziehen. Aber meiner person halben wil ich noch also verziehen und warten, dieweil mir in 14 tagen drei beschaid, aneinander widerwertig, worden sein, ob sich villeicht die sachen veränderten, dann es ist ye ain pöse geleichnus, so ir ksl. Mt. gen Augspurg ziehen will und irn weg auf Linz zue nymbt. Aber ich will mein gut kundschaft haben, das ich noch wol zu massen gen Augspurg kume, so ich siech, das ksl. Mt. iren weg auch daselbshin nymbt.
[3.] Verrer versteet ir in solher ksl. Mt. schreiben den beschaid, so ich den botschaften von Hungern und Aragon geben solle. Ksl. Mt. vermeint villeicht, daz dieselben noch hie seien. Das aber nicht ist, sonder sy sein auf irer Mt. bevelh, nemlichen der hungrisch gestern acht tag am freitag [28.11.11] und der von Aragon [Pietro de Urrea] heut acht tag vergangen [29.11.11], von hynnen verruckt. Aber dannocht nichtdestmynder so hab ich inen baiden ksl. Mt. bevelh und beschaid zugeschickt und hieryn getan, als vil mir von ksl. Mt. bevolhen gewesen ist. Aber glaubt genzlichen, das baid oratores ganz ubel zufriden sein werden, sonderlich der hungrisch, dann er von irer ksl. Mt. allain urlaub nemen hat wellen und darnach gen Rom zu ziehen. So wist ir, was der orator von Aragon zu tun hat und sein bevelh ist. Got der almechtig wil villeicht die sachen also haben, anders kan ichs nicht gedenken, dann es ist ye beswerlichen, dermassen zu handlen. [...] Datum Innsprugg sambstags, den 6. tag Decembris Ao. etc. im 11.
Nr. 793 Zyprian von Serntein an Ks. Maximilian
[1.] Widerstand der frz. Gesandten gegen die Forderung des Ks., nach Augsburg statt zu ihm zu kommen; [2.] Baldige Abreise Sernteins nach Augsburg; [3.] Bitte, den päpstlichen Orator zu informieren; [4.] Wunsch der Gesandten der Kgg. von Ungarn und Aragón nach einem Treffen mit dem Ks.
Innsbruck, 8. Dezember 1511
Innsbruck, TLA, Maximiliana XIII 256/VII, fol. 231a-234b, Konz.
[1.] Allergnst. H., ich hab euer ksl. Mt. schreiben, des datum steet zu Mauterndorf am dritten tag Decembris [liegt nicht vor], daryn eur ksl. Mt. meldet, wie eur Mt. zuziehe in das land ob der Enns und auf Linz, gehorsamlich vernumen. Und als euer ksl. Mt. mir in demselben bevilht, die franzosischen, englischen und navarrischen potschaften, gen Augspurg zu ziehen, zu beschaiden, fueg ich euer ksl. Mt. zu vernemen, das die englisch und navarisch potschaft des also willig sein. Aber die franzosischen oratores beschwerten sich solches hoch, angesehen, das sy, und nemlichen der Rigault, vermeint, in so treffenlichen sachen und gescheften nutzer bey euer ksl. Mt. dann daselbs zu sein. Daneben berichten mich dieselben oratores, das sy brief gehabt, das Andreas de Burgo am 25. tag des vergangen monets von dem Kg. von Frankreich auszogen und des willens ist, zu euer Mt. eilends zu reiten; desselben wollt er also gern erwarten. Aber nichtdestminder will ich allen muglichen vleis bey inen ankeren, sy gen Augspurg zu bewegen. Aber ich will euer Mt. nit verhalten, das bemelten Rigault das podagra zusampt seiner alten krankheit ankumen, dermassen, das er zu pett ligt und in etlichen tagen nit ziehen mag. Aber ich will allen vleis ankeren mit hilf der ertzt, ob im geholfen werd und ich in auf den weg gen Augspurg pringen mocht.
[2.] Und als euer ksl. Mt. mir bevilht, gen Augspurg zu ziehen, hab ich bisher verzogen der teglichen gescheft halben, so mit dem regiment hie zu handlen. Darzu so wais ich diser zeit euer ksl. Mt. nichts nutzlichs zu Augspurg auszurichten und will mich, so beldest ich mag, daselbst hinfuegen, doch die potschaften zuvor hinausfertigen. [...]
[3.] Des Babst orator [Lorenzo Campeggi] hat mich umb beschaid und wohin er ziehen sol angelangt. Nu hat euer Mt. mir seinenthalben nichts geschrieben. Darumb wer mein gutbedunken, euer ksl. Mt. het im furderlichen beschaid geben, dann im kumen vil breve und handlung, die, als er anzaigt, not sein, an euer ksl. Mt. zu bringen.
[4.] Berurnd die potschaften von Hungern und Arragon fueg ich euer Mt. zu vernemen, das dieselben zuvor und ee mir dieser euer Mt. bevelh zukumen ist, hie wegsein, des willens, zu euer Mt. zu ziehen. Und sobald mir dieser euer ksl. Mt. brief zukumen ist, hab ich dem orator von Arragon [Pietro de Urrea] eylends zugeschrieben, das er sich gen Lientz zu H. Micheln von Wolkenstain fuegen solle. [...] Und der hungrischen potschaft hab ich geschrieben, gen Villach zu ziehen, daselbst werde sy bey euer Mt. reten allen beschaid finden, auch dem brobst von Nurmberg [Dr. Erasmus Toppler] solchs anzaigt, damit er bey derselben potschaft beleibe. Ich trag aber fursorg, das dieselb potschaft ubel zufriden sein werde, dann sy allein zu euer Mt. geritten ist, urlaub von euer Mt. zu nehmen. [...] Und wo euer Mt. derselben potschaft nit ain gn. abschid gelassen hette, so wolle euer Mt. solchs nochmals durch ainen gn. brief oder sunst bestellen, damit er mit gnaden abscheid. [...] Innsprugg 8. December 1511.
Nr. 794 Bf. Matthäus von Gurk (ksl. Rat) und Paul von Liechtenstein (Innsbrucker Hofmarschall) an Ks. Maximilian
[1.] Ersuchen des Ks. um Rat bzgl. der Sicherung von Verona und Friaul; [2.] Empfehlung zur Verstärkung der Besatzung einiger bedrohter Städte; [3.] Rat zur Wahrung positiver Beziehungen zu Frankreich und den Eidgenossen.
Augsburg, 20. Dezember 1511
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 19b) 1511 Dez., fol. 55-59, Orig. Pap. m. S.
[1.] Haben vom Ks. drei (nicht vorliegende) Briefe erhalten. Im dritten schreibt er, nachdem die Eydgnossen den Kg. zu Frankreich so stark anfechten, daz euer Mt. gedenk, er möcht sein kriegfolk von Bern [= Verona] gar abfordern und des wider dieselben Aydgnossen und in ander weg notdurftig werden. In Anbetracht dessen weist er sie an, unverzüglich darüber nachzudenken, wie Verona und Friaul dennoch bewahrt werden können, und zwar sowohl auf friedlichem als auch auf militärischem Weg. Hierzu können sie keine besseren Empfehlungen geben als die folgenden:
[2.] Und nemlichen zum ersten, dieweil sich bey allen parteyen etwas selzam und geschwind practicen zutragen und sich euer Mt. keiner entlichen noch bestendigen hilf bey iren pundsverwandten nicht versehen, darzu, wie euer Mt. selbs anzeigt, ir sachen auf keinen entlichen friden setzen noch stellen noch mit irem volk in diser kalten zeit wider euer Mt. vind nichts fruchtparlichs handeln und furnemen mag und dis stat Pern und Graditsch, daran eur Mt., auch derselben land und leut diser zeit am maisten gelegen ist, zudem Görz, Triest und andere vom Ks. besetzte Orte nicht in sorg und geferlicheit gestelt werden, wil uns undertaniger meynung rätlich und fur gut ansehen, nachdem sich der Kg. von Frankreich bewilligt, als uns auch misser Andreas de Burgow zu versteen geben hat, eur Mt. in Bern zu disem winterleger 500 lanzen zu roß und 3000 zu fuß zu halten, das euer Mt., sofer es nit frid wirdet, dennocht in Bern zusampt den 850 knechten, die euer Mt. vor in den geslossen daselbst hat, noch 1100 teutsche knecht und 400 allerley teutsche, welsche und ander reuter in Pern schicke, desgleichen Graditsch mit 400 zu fueß und 200 zu roß, Görz behüt noch mit 100 und Triest auch mit 100 fueßknechten versehe. [...] Und nachdem aber, als zu besorgen ist, sich dasselb euer Mt. kriegsvolk in die besetzung keinswegs oder von ein andern ausserhalb bezalung irer schulden teilen oder pringen lassen werden und wir und sonderlich ich, Paulsen von Liechtenstein, umb gelt meiner merklichen und grossen schulden halben, darin ich mich von euer Mt. wegen verstrickt und ich zu bezalung derselben und erhaltung meins glaubens, wie ich dann euer Mt. zu mermalen schriftlichen zu versteen geben, gnug zu tun hab zu aufbringung des gedachten euer Mt. kriegsvolks noch auf ir kunftig underhaltung keinen weg anzuzeigen wissen und dabey von dem obgenanten Andre de Burgow sovil verstanden, daz sich euer Mt. bey dem Kg. von Frankreich auch keins gelts getrösten sol, muß euer Mt. selbs zu aufpringung desselben euer Mt. kriegsfolk und auf ir kunftig underhaltung ordnung geben, wie und in was gestalt oder wovon solich underhaltung beschehen sol. Dann wo sich euer Mt. der berurten underhaltung halben auf mich, Paulsen von Liechtenstein, oder auf die camer zu Ynsprugg verlassen, würde euer Mt. darinnen gesaumbt und dardurch die bestimpten euer Mt. besetzungen, auch ander ire land und leut in geferlicheit gestelt.
[2.] Und damit aber solich underhaltung dest statlicher beschehen müge, wissen wir darinnen euer Mt. keinen andern wege anzuzeigen, dann so euer Mt. noch der meynung und gemüts were, den ausgeschribnen reichstag seinen furgang haben zu lassen, daz sich euer Mt. den negsten und fürderlich diser stat hie, da dann solcher reichstag gehalten werden sol, zugenehert und ir treffenlich rät zu ir erfordert und mitsampt in von solcher underhaltung, auch, ob sich dise handlungen zu friden oder unfriden wenden, wie sich euer Mt. darinnen halten solle, ratslagen und daz alzeit mit guter vorbetrachtung tun. Dann wir sovil versteen haben, so uns euer Mt. gelaublichen zuschreibt, das die, gewißlichen solchem reichstag zuzuziehen, in willen ist und uns ungefarlichen einen tag benempt, darauf euer Mt. hie oder nit weit von diser stat seine wirdet, das vor euer Mt. zukunft vil Ff. und ander des Reichs stend hie ankumen werden. So dann solichs beschicht und euer Mt. auch hie oder in der nehend ist, zweyfelt uns nit, die andern Ff. und stend wurden sich auch nit saumen und den negsten solchem reichstag zuziehen. Darauf euer Mt. dann mit denselben Ff. und des Reichs stenden zu der gedachten underhaltung Bern umb gelt, auch auf künftig kriegszeit umb volk handeln mag. Die sich, als wir uns verhoffen, gutwilliglich gegen euer ksl. Mt. halten und erzeigen werden, doch das mitler zeit euer Mt., wie vor begriffen ist, auf daz bestimbt ir kriegsvolk mit bezalung und in ander weg fursehung tue. Wo euer Mt. aber nit gelegen, disen ausgeschriben reichstag seinen furgang haben zu lassen und ander mitel und weg wisset, davon euer Mt. kriegsvolk jetz und in kunftig zeit bezalt und underhalten werd möchten, waißt euer Mt. dasselb iren verordenten kriegsräten und commissarien wol anzuzeigen und in darauf bescheid zu tun, wo, wie und in was gestalt sy solich bezalung nemen und tun sollen.
[3.] [...] Und dieweil auch der Franzosen und Eydgnossen furnemen und handlungen noch auf der wag und zu glück steen und niemands waist, wie sich dieselben sachen für oder wider euer Mt. kerden, wil uns abermalen in al weg für notdurftig ansehen, daz sich euer Mt. darinnen gegen den Franzosen, auch den Eydgenossen dermassen halt, dardurch sy sich auf keinen teil wider euer Mt. besweren, und sonderlich noch bey den vier ortern in der Eydgnoschaft [= Basel, Freiburg, Solothurn, Schaffhausen] versuchen laß, die auch in die erbeinigung zu bringen. Und dannocht, so die sachen bey inen, den Franzosen und Eydgnossen, in verainigung oder die ein partey die ander auch in macht zu irem willen bringen würde, daz sy dannocht euer Mt. in die pundnus oder vereinigung, darein sy jetzo komen möchten, zu bringen wisse, dann euer Mt. diser zeit auch nicht klein daran gelegen sein wil. [...] Datum Augspurg am 20. tag Decembris Ao. etc. 11.
Nr. 795 Zyprian von Serntein (ksl. Kanzler) an Ks. Maximilian
Skepsis bzgl. des vom Ks. geplanten Zuges nach Kärnten.
Innsbruck, 28. Dezember 1511
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 19b) 1511 Dez., fol. 120a-121b, Konz.
Hat das (nicht vorliegende) Schreiben des Ks. aus Bruneck erhalten, in dem dieser mitteilt, daß er bei seiner dortigen Ankunft beschlossen habe, weiter nach Kärnten zu dem 4000 Mann umfassenden Kriegsvolk zu ziehen, um zu versuchen, die Feinde zurückzudrängen, und sich anschließend über Salzburg nach Augsburg zum Reichstag zu begeben. Allergnst H., dieweil euer Mt. solhen zug also furgenumen hat, so wais sich euer ksl. Mt. in dem wol zu halten. Aber ich befind bey mir und andern euer ksl. Mt. reten vil beweglicher ursachen, das solher zug nit ganz gut ist. Doch so steet das und anders bey euer ksl. Mt. willen und gefallen. Ich wolt auch gern, das euer ksl. Mt. auf solhem zug vil nutzlichs und guts ausrichtet. [...] Ynnsprugg am 28. tag Decembris Ao. etc. undecimo.
Nr. 796 Ks. Maximilian an Zyprian von Serntein
[1.] Durchführung von Landtagen in den Erbländern zur Erlangung von Zehrgeld für den Reichstag; [2.] Entschlossenheit zur Wiederaufrichtung des Schwäbischen Bundes; [3.] Zusammenstellung eines Truppenkontingents zur Feindabwehr während des Reichstags.
Wels, 6. Januar 1512
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 20) 1512 Jan., fol. 10a-11a, Kop.
[1.] Hat Sernteins Schreiben (Nr. 795) erhalten. Darin erklärt dieser, das dich gut und nutzlich bedeuchte, das wir auf den reichstag gen Augspurg ziehen und uns nit ferrer in unsern niderosterreichischen landen begeben solten, angesehen, das wir bei den stenden des Reichs ain merer hilf dann bei denselben niderosterreichischen landen erlangen möchten. Darauf fugen wir dir zu wissen, das uns an solhem nichts dann zerung bisher verhindert hat. Darumb wir geursacht sein, in unser niderosterreichische land zu ziehen, darin landtag zu halten und gelt aufzubringen, damit wir ain zerung erlangen, solhen reichstag alsdann besuchen und daneben Gorz und Triest, auch Gradisch besetzen und behalten mögen.
[2.] Weiter, das wir den swebischen pund furderlich aufrichten sollen, angesehen, wo dise unser vehd gegen den Venedigern lenger weren sol, das uns derselb pund mit ainer tapfern hilf erschiessen und in hilf zueziehen möchte. Sein wir also aufzurichten geneigt und wellen dir deshalben von stund lautern underricht zueschreiben.
[3.] [...] So wollen wir ytz allen muglichen vleyss furkeren, 5[000] oder 6000 mann aufzubringen, dieweil wir auf solchem reichstag sein, gegen denselben unsern veinden zu halten, dann sonst zu besorgen, dieselben unser veind möchten unser Ft. Crain oder die stat Bern [= Verona] erobern und zu iren handen bringen, wo wir uns gegen inen nit in gegenwer schikten. Das dann unsern landen und leuten zu merklichem schaden und nachtail raichen. Solchs wolten wir dir gn. maynung nicht verhalten. Das ist unser ernstliche maynung. Geben zu Wels am 6. tag Januarii Ao. etc. 12, unsers reichs im 26. jar.
Nr. 797 Zyprian von Serntein an Hans von Landau (ksl. Rat und Reichsschatzmeister)
[1.] Planung weiterer Landtage in Graz und Sterzing durch den Ks.; [2.] Unklarheit über den Beginn des Reichstags.
Innsbruck, 12. Januar 1512
Innsbruck, TLA, Maximiliana I 44/20, Nr. 11, Konz.
[1.] Der Ks. hat sich eine Zeitlang in Linz aufgehalten, mit seinen Untertanen im Land ob der Enns einen Landtag abgehalten und von ihnen 6000 fl. erlangt. Nunmehr will er in die Steiermark nach Graz ziehen und auch dort einen Landtag durchführen. Für den 2. Februar (purificationis Marie) hat er in Tirol einen Landtag nach Sterzing ausgeschrieben. 1
[2.] Aber des reichstags halben zu Augspurg kann ich euch nichts entliches oder gütliches verkunden, wann oder auf was tag der angeen werde, dann es ist wol zu gedenken, nachdem ksl. Mt. die vorbestimbten landteg furgenomen hat, das sy nit willens ist, denselben in kurz anzufahen. So werden auch die stend des Reichs, die da ankomen sein oder noch ankomen sollen, onzweiflich nit so lang verziehen bis auf irer Mt. zukunft gen Augspurg oder auch nit ankomen, ir Mt. seie dann zuvor da.
Nr. 798 Zyprian von Serntein an Vinzenz Rogkner (ksl. Rat)
Innsbruck, 20. Januar 1512
Innsbruck, TLA, Maximiliana I 44/20, Nr. 16, Konz. ( p.m.p.).
Übersendet abschriftlich ein Schreiben des Ks. aus Wels vom 6. Januar (Nr. 796), dessen Inhalt er mit dem Innsbrucker Regiment erörtert hat.
Weiter zaigt mir ir Mt. des reichstags halben zu Augspurg an, das sy willens sei, sonderlich, dieweil ir Mt. denselben reichstag bis auf prima Marci erstrekt hab, die landteg in den niderösterreichischen landen von erst zu ersuchen, damit sy ain zerung auf solhen reichstag erhole inhalt des artikels B [Nr. 796 [1.]]. Bei solher irer Mt. maynung lass ich es beleiben. Ir Mt. handel darin, was sy guet bedunk.
Nr. 799 Johann Renner (ksl. Rat) an Zyprian von Serntein
[1.] Absage des geplanten Zuges des Ks. nach Graz; [2.] Warten auf die Nachricht vom Friedensschluß mit Venedig.
Braunau, 26. Januar 1512
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 20) 1512 Jan., fol. 75, Orig. Pap. m. S.
[1.] Besonder lb. H., ich hab auf eur und H. Paulsen [von Liechtenstein] anzaigen so oft gesolicitiert, wiewol ich zu etlichen malen böse wort daruber gehört hab, das ksl. Mt. den zug gen Graz abgestelt hat, und wir keren den kopf uber sich, und acht, sein Mt. werde auf den reichstag ziehen. Aber wo und wan der gehalten sol werden, kan ich euch noch nit schreiben.
[2.] Wir warten teglichs gute potschaft vom frid, und ist sel[t]sam, das es so lang zugeet. [...] Datum Brunau am 26. tag Januarii Ao. etc. 12.