Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Wunsch nach unverzüglicher Erhebung des Gemeinen Pfennigs; [2.] Vorschlag einer Verwendung der Hilfe für den Papst zugunsten der Sicherung des Hgt. Mailand; [3.] Einsatz der in Verona stationierten ksl. Truppen für den Schutz Mailands; [4.] Finanzierung dieser Truppen durch den Gemeinen Pfennig; [5.] Bereitschaft zur Entlassung der italienischen Kontingente; [6.] Ersuchen um rasche Aufbringung einer Hilfe zum Unterhalt der Truppen für den Geldernkrieg, Rückerstattung der Kosten aus dem Gemeinen Pfennig; [7.] Erneuerung der Bestimmungen der alten Reichsordnung in Sachen Heckenreiterei; [8.] Unverzichtbarkeit der Reichsräte für den Vollzug der Reichsordnung; [9.] Erhebung des Gemeinen Pfennigs bis zur Höhe von einer Million fl., weitere Einsammlung nur mit Zustimmung der Reichsstände; [10.] Bereitschaft zu neuerlichen Gesprächen über ständische Anliegen nach Erfüllung der wichtigsten ksl. Forderungen; [11.] Wunsch nach Bildung eines ständischen Ausschusses für weitere Verhandlungen; [12.] Beharren auf einer Mindestlaufzeit der Reichsordnung von sechs Jahren.

Köln, 3. August 1512

Kop.: A) Nürnberg, StA, Ft. Brandenburg-Ansbach, RTA Nr. 9, fol. 192a-196a (Überschrift: Actum Collen uf mitwoch nach vincula Petri Ao. etc. 12 [4.8.12]); die Reihenfolge einiger Abschnitte ist durcheinandergeraten und wurde anhand der übrigen Exemplare richtiggestellt); B) Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei Nr. 8, fol. 67b-70a (mit Marginalien neben den einzelnen Absätzen, die deren Inhalt kennzeichnen); C) Straßburg, AM, AA 336, fol. 61b-62b (Überschrift: Lecta 3a post vincula Petri [3.8.12]); Dresden, HStA, GR, Loc. 10181/2, fol. 57a-60b (Überschrift wie in A); Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 31, fol. 68a-70b; Köln, Historisches A., Köln und das Reich Nr. 40, fol. 71b-75a; Straßburg, AM, AA 337 Fasz. 1, fol. 70a-71b; Stuttgart, HStA, A 262 Bd. 8, fol. 134b-136b; Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 58, fol. 105a-108a; Würzburg, StA, Würzburger RTA 6, fol. 80a-83a (Überschrift: Ksl. Mt. antwort, den stenden uf ir schrift [Nr. 999] weiter ubergeben zu Colen und am tag, als hernachsteet).

Druck: Janssen, Frankfurts Reichscorrespondenz, Nr. 1090 S. 877-879.

[1.] Die röm. ksl. Mt. hat der Kff., Ff. und stend des Reichs schrift, irer ksl. Mt. diesen abent uberantwurt, vernohmen und dorin gemerkt der stend erbiet, das sich dohin lendet, so ir ksl. Mt. irer jüngst gegeben antwurt und schrift benugig sein wolt und dan ir Mt. sunst der antwurt, die hilf betreffend, etlicher maß beschwerung entpfangen het, so mag sich ir Mt. furnhemen lassen, was ir Mt. gemüt in demselben sey. So wollen sich die stend darauf bedenken und in dem, das inen muglich, leidlich und treglich sey, dermassen hören lassen, das sie hoffen, ksl. Mt. soll des settigung tragen und kein misfallen darab enpfahen. Dan was irenthalben darin ksl. Mt. vorgehalten, sey aus beweglichen ursachen und ires ansehens guter, getreuer und nottorftiger meynung gescheen.

Daruf gibt die ksl. Mt. den Kff., Ff. und stenden weiter zu erkennen, das in der jüngsten ir ksl. Mt. schrift [Nr. 995 [4.]] irer Mt. verstant gewest und noch ist, das der gemein pfenning soll aufs forderlichste eingebracht und gehebt werden noch laut der handlung und bewilligung, zu Trier gescheen.

[2.] Und als ir ksl. Mt. mermals angezeigt hat, das ir ksl. Mt. gern sech, das der gemein pfenning gebraucht würd der Bebstlich Hlkt. und der hl. kirchen zu trost, dem land Geldern zu rettung und die heckenreuterei abzustellen, darin ist ksl. Mt. verstand, nachdem nun der Babst den sieg wider den Kg. zu Frankreich hoch erlangt hat, das sich dan der trost, so dem Babst bescheen sol, streckt zu hanthabung und underhaltung Meyland als des Reichs eygentumb, ein schilt beyder, der kirchen und ksl. kronen.

[3.] Die ksl. Mt. hat jtzo ob 3000 dinstleut deutscher zu ros und fueß zu Bern [= Verona] ligen, nit zu besetzung Bern, damit ir Mt. mocht solich besetzung in ansehung des bestands kegen den Venedigern wol ringern, sunder allein zu warten uf den gedachten troest, zua dem Hgt. Meiland als der hl. kirchen und des Reichs schylt undb dem Reich bescheen solt. Dieselbig anzal volkes oder meher mocht man zu dem troest in Meiland in des Reichs namen gebrauchen, so das die stend des Reichs raten, bewilligen und wan sie solichs furnehmen wurden.

[4.] Dasselb kriegvolk hat die ksl. Mt. itzt zwey monet uf ir Mt. kost underhalten und wer urbitig, das noch lenger zu underhalten, bis der gemein pfening vil, doch damit ir Mt. um solich underhaltung darauf verwisen und versichert würd, nemlich um gebürlich bezalung uf die bemelte anzal oder mher, sovil dan die stend, dem Babst zu trost in Meyland zu fertigen, raten wolten.

[5.] Zusampt dem hett auch ir ksl. Mt. 2000 bemischer fueßknecht und 1200 italischer pferd beworben und bestelt und die bezalung darauf verordent gehabt. Die werden auch nun balt ankomen. So aber ir ksl. Mt. der stend beschwerung merkt, so ist die ksl. Mt. des willens, demselben kriegvolk wider abzihn abzebieten und sie arestiren, wiewol ir Mt. sorg, das der merteil nu im anzug sei.

[6.] Item zum andern antreffend die rettung des lands Geldern, ist ksl. Mt. anzeigung, die stend mogen selbst bedenken, das solicher handel kein bit noch verzug erleiden mag. Deshalb ist ksl. Mt. verstant, ob die stend irer Mt. ein anzal geldes fur gereysig und fueßvolk darstrecken wolten, damit ir Mt. zu berürtem gelderischen handel ein solich anzal zu roß und fueß, so itzt bei den [Hgg. Heinrich d. Ä. und Erich] von Brunschweig[-Wolfenbüttel bzw. -Calenberg] und an andern enden beynander und alles ausgeklaubt dinstleut sein, und nemlich auch die knechte, so dem Kg. zu Frankreich in obern teutschen landen abgefordert sein, bewerben und bestellen mocht. So mochten die stend under inen selbs, und nemlich uf diejenigen, do das vormogen wer, eyn anlegen anschlagen, dasselb von stund an ufbringen und tun und das von dem gemein pfenning widerumb nhemen und zu bezalen vorordenen.

[7.] Item zum dritten, die heckenreuterey abzustellen, ist ksl. Mt. verstant, das die vorige ordenung widerumb ufgericht und erneuet, und was mangel und gebrechen darin gewest oder noch weren, dieselben jtzo erstatet und beschlossen, dardurch solich heckenreuterey ganzlich abgestelt würd.

[8.] Item zum vierden, die 12 oder 8 ret berürent, versteet die ksl. Mt. also, das derselben fur allen dingen not sein, die obgeschrieben drey sachen aufzurichten und in anfang und gank zu bringen, dan ir Mt. ermist, das zu execution und volzug solicher sachen und dieser ordnung keinerley brief helfen, sunder diese ret von des Reichs wegen als personlich executores sein müssen.

[9.] Zum fünften, berürend die som der tax und anslags des gemeinen pfenings, diweil sich die stend beschweren, die sum erlauten zu lassen, so wolt ir ksl. Mt. zufriden und benugig sein, das die stend irer Mt. mündlich zusagen und bewilligen deten und nit in schrift ausgehen lassen bedorfen, das die tax und der anslag gereicht werden solt, bis 10 mal 100 000 fl. versamelt, und wan dieselb sum aufgeen, das alsdan stillgestanden. Es wer dan des Reichs obligen mehr nottorftig und die stend gut ansehen würden, weiter zu reichen, so solt nach der stend rat darin gehandelt werden inhalt des artikels, in einer irer voriger schrift begriffen.

[10.] Und so ksl. Mt. gute antwurt uf dise meinungen als die genotigisten von den stenden gefelt, so will ir Mt. ander artikel in der stend vorigen schrift, so sich mit irer Mt. meinung vergleichen mochten, angenomen haben, in welchen artikeln aber noch irrung oder misverstand weren, derselb halben auch weiter gnediglich mit den stenden handln. Und darumb so hat ir Mt. den stenden verordenten ir schrift [Nr. 996] wider gegeben, damit sie underscheit machen und auszihen, welich artikel sich vergleichen ader noch irrung und weiter handlung uf inen tragen.

[11.] Zum letzten, wo die stend in diesen und andern meynungen, so inen ir Mt. vortragen last, irrung ader misverstand haben ader weiter underricht bedorfen würd, so wer ksl. Mt. meinung, das sie alweg vor dem beschlos einen ausschos zu ir Mt. verordneten, mit den ir Mt. gnediglich disputiren und inen grund und nottorft der sachen clerlich zu versteen geben wolt. Datum Collen am Rhein am drytten tag Augusti Ao. etc. XIIo.

[12.] Item berurend die zeit, so dise ordenung weren solt, last es die ksl. Mt. bei irer Mt. voriger meinung der 6 jar bleiben, und meint ir Mt., das es nicht minder oder kurzer kunt weren.

Anmerkungen

a
 B, C so.
b
 B, C von.