Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Verwahrung Nürnbergs gegen den Vorwurf befohlener Brandstiftungen, Bereitschaft zur Purgation; [2.] Bitte, derartigen Unterstellungen keinen Glauben zu schenken; [3.] Ersuchen um Unterstützung Nürnbergs gegen seine Widersacher.

[Köln, ca. 10. August 1512]1

Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Amts- und Standbücher Nr. 147a, fol. 71b-72b, Kop. (Überschrift: Verantwurtung aines erbarn rats von wegen der bezicknus feuereinlegens in den marggravischen flecken, vor ksl. Mt. durch W. Birckhamer beschehen zu Coln).

[1.] Allergnst. H. etc., durch eur ksl. Mt. gehorsam und getreu undertan Bm. und rate zu Nürmberg sind wir als ir gesandten bericht, haben auch hie verstanden, wie dieselben unser Hh. hoch und seer bey eur ksl. Mt. beruchtiget und verunglimpft sind, als solten sy oder die iren etlich vil personen, als nemlich bey hunderten, bestelt haben, auch etlichen gelt darauf geben, das dieselbigen in etlichen ine angezaigten flecken feuer einlegen und prennen solten. Der dann ain tail gefangen worden, die solchs bekannt, auch ir etlich ir strafe darumb empfangen hetten. Allergnst. H., wo dem also und unser Hh. oder die irn solchs getan oder zu tun verfugt, were solchs nit allain wider Got den allmechtigen, cristenliche ordnung, recht und pillichait, sunder auch vor der welt, eur ksl. Mt. und meniglich hoch streflich und unerlich. Aber unser Hh. haben, on rum zu reden, ir tag dermaß herbracht, hoffen auch, die also zu erschliessen, das sy dergleichen ubeltat nye uberwünden und, ob Got will, nymmer uberwünden sollen werden, unangesehen, was poser und mutwilliger vergweltigung inen und den iren teglich zustet wider Got, recht, den aufgerichten landfriden und alle erbarkait. Dadurch sy vor langst ursach gehabt, auch bewegt solten sein worden, sich mit gleichmessiger tat aufzuhalten. Aber das soll weit von inen sein, das sie sich understeen solten dess, so sy bey andern für unerlich und hoch streflich achten, unangesehen, was inen begegnen. Darumb ist solche verleumutung nit anders dann ein poser, giftiger samen, der von den widerwertigen gemeiner stat Nurmberg aus einem arglistigen, posen gemüt eingeset wirdet, der maynung, eur ksl. Mt. damit zu ungnaden und unwillen zu bewegen. Lassen sich nit settigen der teglichen tetlichen handlung, damit sy unser Hh. und die irn an leyb und gut hoch und schwerlich angreifen, wolten auch dis[e] gern an iren eren, leumut und gutem geruch vermeyligen [= beschädigen] und beflecken, damit sy das, so sy mit warhait nit zuwegen bringen, durch falsch und listig gedicht in eur ksl. Mt. einpilden und ir neydisch gemüt an unsern Hh. ersettigen und erkülen mochten. Aber solch ir geschopft listigkait und verleumutung sollen oder werden sy mit einichen bestendigen grund nymmermer zu unsern Hh. bringen oder warmachen, unangesehen, ob etlich leichtvertig person umb miet oder gab willen solchs bekennen oder durch marter, wie hievor mermals bescheen ist, zu bekennen bedrangt weren worden. Ist auch nit gleublich noch der warhait gemes, das ein erbar rat oder die iren in einer solchen posen sach so vil leichtfertigen personen glauben oder vertrauen solten, zudem, das die armen leut, so in den flecken sitzen, an der rauberey und plackerey unschuldig und inen den meisten teil die leyd ist. Darumb abermals nit glaublich ist, das sich unser Hh. an yemands rechen solten oder wolten, der inen nichts getan und an ander leut streflicher ubung kein schuld hetten. Darumb so wissen sich unser Hh. diser beylag, verleumutung und meuterey ganz ledig, rain und unschuldig. Und damit eur Mt. nit achten möge, das dise entschuldigung allain auf worten stee, erpieten wir uns hiemit, haben des auch ein besundern bevelh, nach des hl. Reichs ordnung zu purgiern, der maynung, das unser Hh. in gemain oder sunderlich von diser handlung und unwarlichen zulag kein wissen, nyemand hierauf bestelt oder bevelh getan, auch weder rat noch tat daran haben, wie uns dann das kan oder mag durch eur ksl. Mt. aufgelegt oder erkent werden. Daraus hat eur Mt. leicht und wol zu vernemen, aus was posen grundes unser widerwertige ir streflich, unerlich und pos hendel, auch ir vergweltigung und unrecht unverporgen vermeinen, das auch derselben gemüt allain dohin stet, ir rauberey, schand und posheit, die sy mit keinen eren zu verantworten wissen, mit unser Hh. unschuld zu bedecken. Und wolt Got, das ein yeglicher, der solch oder dergleichen unerlich und pos hendel zu treiben understet, sein straf darumb empfahen solt, on zweifel, es würde gar vil pas in dem hl. Reich steen.

[2.] Demnach ist an eur ksl. Mt. unser undertanig bit, dieselbig wolle sich durch diß geschwind ansleg, listig und behend erdichten zu keinen ungnaden bewegen lassen und wo eur ksl. Mt. diß oder dergleichen verleumutung red gehort oder noch horen wurden, denen kainen glauben geben, sonder dise unser warhaftige entschuldigung annemen und der gnediglich ingedenk zu sein. Das sollen unser Hh. umb eur ksl. Mt. etc.

[3.] Und dieweil wir eur Mt. hievor zu merern mal in undertanigkait ersucht und gebeten haben, unser Hh. in iren schwerlichen obligen gnediglich zu bedenken, bitten wir noch undertaniglich, dieselb eur Mt. wolle dem gn. zusagen mit den werken volg tun, angesehen, das unser widerwertigen nit feyrn, auch die zeit sich verlauft und durch solch verlengung die wetertag2 vergeend, damit unser Hh. eur Mt. und dem hl. Reich, wie bisher allweg bescheen ist, undertanig dinstparkait und gehorsam laisten und erzaigen mogen. Dann solten unser Hh., dieweil sy all ir hoffnung, trost und zuflucht allain nach Got zu eur Mt. setzen, hilflos gelassen werden, westen sy nyemand auf erden, zu dem sy fliehen oder umb verner hilf ersuchen mochten etc.

Anmerkungen

1
 Die Supplikation ist wohl das Resultat der Weisung an Willibald Pirckheimer in Nr. 1754 [9.], Nürnberg bei Ks. und Reichsständen gegen verleumderische Behauptungen, es habe Brandstiftungen in mgfl.-ansbachischen Ortschaften in Auftrag gegeben, zu verteidigen.
2
 Eigentlich das Frühjahr, hier wohl allgemein die Zeit mit gutem Wetter.