Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ersuchen EB Uriels von Mainz an Ks. und Reichsstände um Weiterbehandlung des Erfurter Streitfalls durch den Reichskammerrichter und die Beisitzer des Reichskammergerichts, Nachteile einer Gewährung dieser Bitte für die Hgg. von Sachsen angesichts der bereits gegen Erfurt verhängten Acht; [2.] Wunsch nach Ablehnung der Bitte und Aufrechterhaltung der Acht; [3.] Bitte um Beantwortung ihres Antrags in Sachen Jülicher Erbangelegenheit.

[Trier, ca. Ende Juni 1512]1

Konz. Kop.: A) Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 346a-347a.

Kop.: B) Ebd., Reg. G Nr. 207, fol. 198a-199a.

[1.] Allerdurchluchtigster, großmechtigster Ks., allergnst. H., der hochwirdigst F., H. Uriel, EB zu Meinz, Kf., hat hievor in einer supplication, an euer ksl. Mt. und die stend ausgangen [liegt nicht vor], gebeten, das dieselb euer ksl. Mt. die erfortisch sachen von iren verordenten commissarien abfordern und mitsampt den stenden ander commissarien, nemlich chamerrichter und bysitzer, orden und setzen, ouch inen [befehle], das sie dieselben, wie sie zu end dits reichstags steen werden, resumirn und darin volfaren sollen etc. Darauf geben wir euer ksl. Mt. von wegen unser gnst. und gn. Hh., der Kff. und Ff. zu Sachsen, in aller undertänigkeit zu erkennen, das euer ksl. Mt. vor diser zeit die von Erfurt umb irer offenbaren verachtung und rebellion, die sie euer ksl. Mt., ouch iren kftl. und ftl. Gn. beweist haben, in die acht und aberacht erkennt, declarirt und denunciert hat. Deshalben unser gnst. und gn. Hh., sich mit inen vor einichem richter in rechtvertigung zu begeben, nicht pflichtig sind. Es were auch irn kftl. und ftl. Gn. hoch beswerlich und nachteilig, sich erlangter acht, die dann aus redlichen und treffenlichen ursachen wider die von Erfurt ausgangen ist, zu verzeihen und mit inen in weiter rechtvertigung zu wachsen, und möcht fürwar disen verdacht gebern, als ob euer ksl. Mt. sie unbillicherweis in die acht erkennt, auch unser gnst. H., der Kf., dasselb mit deheinem fugen by euer ksl. Mt. solicitirt hette. Zu was beswerung solichs euer ksl. Mt., ouch gedachten unsern gnst. und gn. Hh. raichen möcht, kan euer ksl. Mt. als ain hochverstendiger Ks. wol ermessen. So ist auch in euer Mt. aufgerichten ordnungen clärlich versehen, wie und welcher mass Kff. und Ff. ainander rechtvertigen sollen. Ob dann gemelter EB unser gnst. und gn. Hh. rechtvertigung nicht vertragen will, so hat er den claren weg, den sein kftl. Gn. die ordnung des Reichs anzeigt. Zudem, wa gleich die von Erfurt nicht in der acht weren, so sollen sie auch billich wissen, wa sie unser gnst. und gn. Hh. laut des Reichs ordnung, ouch der verträg, zwischen unsern gnst. und gn. Hh. und inen aufgericht, mit recht ersuchen sollen.

[2.] Dem allem nach bitten wir in aller undertenigkeit, euer ksl. Mt. wolle ades EB von Menz unzimlich bitt nicht stat geben, besonder unser gnst. und gn. Hh.–a by der erlangten acht gnediglich b beleiben lassen und sie davon aus angezeigten ursachen, ouch das sich ir kftl. und ftl. Gn. allweg als gehorsam Kff. und Ff. des Reichs underteniglich gegen euer Mt. beweist haben und on zweivel furan auch ton werden, mitnichten davon in einich rechtvertigung tringen, cob aber gemelter EB–c je unser gnst. und gn. Hh. rechtvertigung nicht erlaussen wolt, sein ftl. Gn. dahin weisen, das er solichs laut des hl. Reichs ordnung ton soll. Hierin wolle sich euer Mt. als unser allergnst. Ks. erzeigen. Das werden on zweivel unser gnst. und gn. Hh. umb ir Mt. in aller undertenigkeit als ir gehorsamen Kff. und Ff. verdienen und zu gutem nicht vergessen.

[3.] dVerrer, nachdem euer ksl. Mt. auf unser jungst antragen, von wegn unser gnst. und gn. Hh. der gulchschen und bergschn lehn halb geschehn, uns in vier tagn darauf antwort zu geben, gnediglich vertröst hat, dwyl dann die vier tag lengst verschinen sind, ist unser undertenigst bitt, euer ksl. Mt. wolle uns on lenger aufhalten uns gn. antwort widerfarn lassen.–d

Anmerkungen

1
 Im Schreiben vom 5. Juli 1512 an seine in Köln befindlichen Räte (Nr. 1106) gab der Ks. dem Wunsch EB Uriels nach Einsetzung Gf. Sigmunds zum Haag als Richter im Erfurter Streitfall statt.
a
–a A von anderer Hand korrigiert aus: ir ftl. Gn.; B ir ftl. Gn.
b
 A von anderer Hand hinzugefügt.
c
–c A von anderer Hand korrigiert aus: des EB unzimlich bitt nit statt geben, besonder ob er.
d
–d A von anderer Hand hinzugefügt, B fehlt.