Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Schriftliche Darlegung der Gesandten Bf. Philipps von Speyer über dessen Rechte an Landau sowie über die Verhandlung der Angelegenheit am Reichskammergericht; [2.] Erklärung der Landauer Gesandten zu den Bedingungen, unter denen sie sich auf ein Rechtsverfahren einlassen wollen; [3.] Mündliche Stellungnahme der bfl. Gesandten zur Schrift der Vertreter Landaus; [4.] Bitte der Landauer Gesandten um eine schriftliche Fassung des mündlichen Vortrags sowie eine mehrtägige Bedenkzeit; [5.] Widerstand der bfl. Vertreter dagegen, Wunsch nach einem Abschied; [6.] Wiederholung der Bitte der Landauer Gesandten; [7.] Gewährung der Schriftfassung und der Bedenkzeit.

[Trier], 7. Mai/2. Juli 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Mai, Orig. Pap.

Fol. 30a: [1.] 7. Mai 1512: Die ret des Bf. von Speir legen ein copey des penalmandats, von ksl. Mt. an in ausgangen, daryn gemelt, das er auf dem reichstag all sein gerechtigkeit furbringen sol [Nr. 1249]. Darauf erscheinen sy, zaigen an, wiewol das mandat laut, das ksl. Mt. und die stende handln wollen, so hat doch Serntein in anzaigt, welhermas gehandelt werden sol; sein zufriden. Zaigen daruf an sein gerechtigkait in schrift, legen das ein, daneben die handlung, wie am camergericht ergangen, mitsampt dem gewalt. Protestieren, das [sie] allein aus notdurft des stifts und den von Landau nit zu nachteil oder schmach das einlegen und tun.

[2.] Stat Landau: Erscheinen auf die ladung, legen ein iren gewalt, protestieren, sich gegen Bf. von Speir noch niemands anderm von seint wegen in kein rechtfertigung, verhoer oder in ander weg gerichtlich einzulassen, dann sovil sy schuldig werden und allein zu anzaigen die pillich gehorsam, so sy zu dem Reich tragen und haben und anzuzaigen die losung, absolution der phlicht und ir neu getan phlicht, dabey sy bleiben wollen. Bitten auf Bf. furtrag ein bedacht irer notdurft.1

Fol. 30a-31b: [3.] 2. Juli 1512: Auf solchs haben baid tail ir schriften eingelegt [liegen nicht vor]. Und haben des Bf. anweld geret auf den gegeben beschaid, das sy 2 schriften furbracht und Landau die letzt eingelegt, darauf sich wol gepurt, die drit zu tun. Aber der sachen zu gut und damit die Hh. nit vergebenlich aufgehalten werden, wollen sy es umbgeen und das, so not ist anzuzaigen, muntlich furbringen:

Die angeregte letzt der von Landau schrift ruet auf zweyen stucken. Der erst tail ist ain form ains rechtlichen products. Auf dieselben zu handln achten wir unnot in ansehung, das dieselbe materi dieser sach und anfengter clag nit dienlich ist. Ob sy gleich war und ytz bewert wer, so wirt dennoch die clag damit nit verantwurt oder ausgelescht, zudem, das sy dieselben artikl bis auf die, daryn sy den Bf. von Speir antasten, vor aim camergericht auch einpracht. Darauf Speir dasselbst antwort geben und Landau sich undernomena, aber nichts bewisen, und do sy von Landau das gemerkt, davon gefallen und dise handlung furhanden genommen. Daraus abzunemen, das von unnoten ist, auf dieselbe materi zu handeln. Als aber in derselben artikulirten materi anhenkt, wie die Bff. phlegen vor irem einreiten phlicht und ayd den von Landau zu tun, wie sy ain copy eingelegt, und wie Bf. dem nit gelebt hab, damit sy den Bf. an seinen eren understeen anzutasten. Darzu wir, sovil ytzo not, antworten und sagen, das sy iren veracht tun, wissen auch, das er dermassen im Reich angesehen, das er ungern etwas zusagen wil, geschweren, geloben oder sigeln und das nit halten solte. Wollen das an Bf. langen lassen, on zweifel, werd sich gegen Landau und andern, wo not, wol wissen zu halten.

Der ander teil der von Landau schrift will sich dahin lenden, das sy mit demselben die zweit unser eingebracht schrift wollen ableinen. Wirt auf 2 puncten gestelt: am ersten, als ob sich Bf. in der bericht irrt, als ob der phantbrif nit dergestalt am camergericht, als wir bericht, einbracht sol sein; der ander punct, das Bf. gegen ksl. comissarien sich ungehorsam gehalten sol han. Auf das erst, aus was ursachen der phantbrief einbracht, ist in voriger schrift einbracht, ist war, mugen es beweisen, lassen es dabey. Auf das ander, das er sich, der Bf., ungehorsamlich gehalten, kan im nit zugelegt werden, erfindt sich aus zwein schriften, ain den von Landau zugeschickt, die ander von ksl. Mt. an [Gf. Sigmund von] Lupfen und [Sigmund von] Valkenstein ausgangen. So hat der Bf., sobald im die verkund und an dem palmabent [3.4.12] zukommen und der tag auf dornstag nach ostern [15.4.12] angesetzt, in der kurzen zeit zu ksl. Mt. und lantvogt [Fh. Hans Jakob von Mörsberg] geschickt und der notdurft, wie es mit Landau gestalt hab, berichten lassen. Darauf erlangt, das ksl. [Mt.] bevolhen den obgemelten hab, zu Bf. zu reiten, zu erkunden etc., dergleichen lantvogt, stilzusteen mit der losung. Darumb dem Bf. kein lassigkeit oder versaumbnus aufgelegt mag werden. Ultimo der absolution halben, was von uns und Landau angezaigt ist, ruet auf dem rechten, ist unnot, weiter anzuzeigen, lassen es dabey, bevelhen es zu ermessen, wollen beslossen und begert haben laut der ersten schrift. Aber im handel ist von uns mer dann an ainem end anzaigt, wie Landau nit mit 5000 lblibra (Pfund) h. und allein zu losen sey. [...] Wollen, wo nit neus furbracht, beslossen haben.

Fol. 34a: [4.] Stat Landau: Bit des furtrags abschrift und bedacht furzubringen, sovil not ist ires interesse halben, zwei oder 3 tag, alles mit vorbehalt vorgetaner muntlicher und schriftlicher protestation.

[5.] Bf.: Maint, sey nit not und allein ain verzug, begert des abschid. Haben sich auch horen lassen, wollen mit uns nit handln. Wollen sy handln, so lassen sy zu, was in erkant wirt.

[6.] Landau: Haben interesse, weren sunst unpillich vertugt [= wohl: vertagt = geladen], piten darumb wie vor.

[7.] Ist inen copey und bedacht bis auf freitag schierist [9.7.12] zugelassen.

Anmerkungen

1
 Über weitere Verhandlungen in der Landauer Angelegenheit, die offensichtlich im Zeitraum zwischen dem 7. Mai und dem 2. Juli 1512 stattfanden, liegen keine Nachweise vor.
a
 Unsichere Lesung.