Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Augsburg, 20. September 1512 ( St. Matheusabent)

Stuttgart, HStA, H 53 Bü. 8, fol. 60, Orig. Pap. m. S.

Hat gehört, daß der Bf. von Eichstätt dem Schwäbischen Bund beigetreten ist. Der Bf. von Bamberg wollte verschiedene Stände ausnehmen, was jedoch abgelehnt wurde. Wenn er dem Bund fernbleibt, wird dies wohl akzeptiert werden. Die Gesandtschaft des Bf. von Konstanz hat diesem nach Hause geschrieben. Man wartet auf seine Antwort, doch wird er wohl beitreten. Meins gn. H. von Brandenburg halben hat man die erbainung ausnemen lassen, und ist mit dem bund aller beswert in sachen ains, dann ausgenomen des artikels, welcher partey zwischen Mgf. und denen von Nüremberg den andern mit hörescraft überzeucht, das dann dem andern tail vom bund hylf beschehen soll. Die mgfl. Räte haben dies dem Mgf. mitgeteilt und ihm empfohlen, dem Bund beizutreten. 1 Die führenden Bundesmitglieder wären jedoch offenkundig damit einverstanden, wenn der Mgf. fernbliebe. Die Bundeshilfe des Ks. als Ehg. von Österreich sowie die des EB von Mainz und des Hg. von Bayern wurde jeweils erhöht, die des Mgf. von Ansbach-Kulmbach und Hg. Ulrichs von Württemberg um jeweils 50 Berittene und 200 Fußknechte und die des Bf. von Augsburg um 20 Berittene und 50 Fußknechte reduziert. Über eine Verminderung oder Erhöhung der Hilfe der Ritterschaft und der Städte ist ihm momentan nichts bekannt. Hinsichtlich des Beibriefs für Hg. Ulrich wird man es wohl bei dem gemainen artikel bleiben lassen. Paul von Liechtenstein hat auf Befragen erklärt, es wäre gut, wenn Hg. Ulrich baldmöglichst Antwort geben würde, da die Dauer dieser Bundesversammlung nicht abzusehen sei. Deshalb sei auch seine (Westerstettens) Abreise nicht zu empfehlen. Lat sich auch abermals merken, sollt eur Gn. nit in bund komen, des sein rat aus guten trauen nit sey, so werde ander eingenomen, die eurn Gn. widerwertig seyend. Des begegnet mir von andern auch, das mir dannocht auch gedenken gybt.

Anmerkungen

1
 Am 18. September übergaben die beiden Gesandten Mgf. Friedrichs von Ansbach-Kulmbach, Sigmund von Lentersheim und Georg Vogler, der Augsburger Bundesversammlung folgende Kompromißvorschläge: 1. Der mgfl. Bundesanschlag wird auf 150 Berittene und 800 Fußsoldaten vermindert; 2. Mgf. Friedrich wird durch einen Beibrief die Ausnehmung der Erbeinung mit Sachsen und Hessen erneut gestattet; 3. Das Verhältnis des Mgf. zu Nürnberg im Rahmen des Bundes wird so geregelt, daß beide Seiten einander nicht zur Hilfe verpflichtet sind. Greift jedoch eine Seite die andere widerrechtlich an, ist der Bund verpflichtet, dem Angegriffenen beizustehen. Gemäß diesen Vorschlägen wurde im Bundesvertrag vom 11. Oktober (Nr. 1472) die Zahl der vom Mgf. zu stellenden Fußsoldaten nochmals auf 500 reduziert, während die von ihm gewünschte Regelung bzgl. seines Verhältnisses zu Nürnberg vollständig übernommen wurde. Seyboth, Markgraftümer, S. 288.