Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Annullierung der Neufassung des EB Uriel von Mainz zu leistenden Eides der Erfurter; [2.] Bildung eines neuen Erfurter Rates aus bisherigen Mitgliedern und Vertretern der ausgetretenen Bürger; [3.] Freigabe aller städtischen Register und Bücher für den öffentlichen Gebrauch; [4.] Überstellung sämtlicher Gefangener an den Ks.; [5.] Beilegung des Konflikts durch ein paritätisch besetztes Gremium.

[Augsburg, ca. 14. Mai 1510]1

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 195, fol. 55a u. b, Kop.

Ksl. Mt. mittl

[1.] Item das mein gnst. H. von Menz die neuen pflicht, so er von den von Erfort genomen hat [vgl. Nr. 138], aufheben und das sich dieselbig pflicht nit ferner erstrecken soll, dann wie vormals die von Erfort weylent Bf. Bertholden2 pflicht geton haben.

[2.] Item das die gefreundten, die noch in der statt Erfort und des rats sind, uf ir eydspflicht zu inen aus den, so aus der statt Erfort sind gewichen, und auch aus den, so neben den gefreundten yzo im rat sind, in gleicher zal aus beden teylen die tuglichsten und nutzlichsten nach irem besten verstand zu rat erweln, domit aller person 25 sind, die das gegenwertig jar des rats sein und uf das getreulichst gemeiner statt ere und nutz suchen und furdern. Und sollen alle die, so aus der statt Erfort gewichen sind, mit iren hausfrauen, kinden, leyb, hab und gütern widerumb in Erfort zu wonen versichert sein.

[3.] Item alle register und bücher sollen zu gemeiner hand erlegt und yglichem teyl uf sein begern derselben abschrift und copey gegeben werden, domit sich die von Erfort und auch die, so aus der statt Erfort gewichen sind, derselben in nachvolgendem austrag von allen teyln zu irer notturft und gegenwerhe geprauchen mugen.

[4.] Item alle gefangen von allen teyln sollen zu röm. ksl. Mt. handen gestellt werden.

[5.] Item so das alles, als obsteht, gescheen ist, so will ksl. Mt. einen an irer statt, desgleichen sollen die geystlichen Kff. einen irer treffenlichen rete und die werntlichen Kff. auch einen treffenlichen rate von iren wegen verordnen. Zu denselben sollen mein gnst. H. von Menz vir, desgleichen mein gnst. H. Hg. Friderich von Sachsen vier person nydersetzen, und sollen zum furderlichsten gemelt mein gnst. Hh. von Meinz und Sachsen, auch die statt Erfort und die, so aus der statt gewichen sind, an gelegen ende zu tagen beschiden werden und uf denselben tag mein gnst. H. von Menz mit gewalt seiner Gn. tumbcapitels, desgleichen mein gnst. H. von Sachsen mit gewalt Hg. Johannsen und Hg. Jorgen von Sachsen, auch die von Erfort mit voligem gewalt der vom rate und gemeinde doselbst, desgleichen die, so aus der statt gewichen sind, personlich oder durch ir volmechtig anwelde erscheinen, und sollen alsdann die verhorer die parteyen in allen iren geprechen nach notturft verhoren und sich erstmals understeen, die teyl mit wissen in der güte zu vertragen, ob aber die güte nit funden werden mocht, sie durch ir rechtlich erkantnus zu entscheyden. Und wie sie von allen teylen, als obsteht, entschiden werden, dobey soll es pleyben und sich alle partey des on wegerung genügen lassen.

Anmerkungen

1
 Die Datierung ergibt sich aus der Antwort Kf. Friedrichs von Sachsen vom 15. Mai, Nr. 152.
2
  EB Berthold von Henneberg-Römhild (reg. 1484-1504).