Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Bewilligung einer einjährigen Eilenden Hilfe durch die Reichsstände zur Eroberung von Geldern bzw. einer viermonatigen Hilfe in Form einer Anleihe, Einhebung der entsprechenden Beträge durch Augsburg und Frankfurt, Verrechnung der viermonatigen Hilfe mit dem bewilligten Großen Anschlag (Gemeiner Pfennig); [2.] Vereinbarung mit Jakob Villinger über die vorgriffsweise Zurverfügungstellung von Geldbeträgen durch Jakob Fugger und Philipp Adler für die Truppenbesoldung; [3.] Absicherung Villingers durch Überschreiben der viermonatigen Eilenden Hilfe; [4.] Versprechen des Ks., keine eigenmächtigen Eingriffe in den Anschlag der Geldernhilfe vorzunehmen; [5.] Zusage, Villinger nötigenfalls auch an Hilfszahlungen anderer Mächte zu beteiligen.

[Köln, Ende August 1512]1

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 41 (alt 33b) ohne Dat. II/28 fol. 1-135, fol. 92a-95b, Konz.

[1.] Ks. Maximilian bekundet: Als unser und des hl. Reichs Kff., Ff. und ander stende auf jüngstgehaltem reichstag zu Trier und yetzo hie zu Cöllen ain ordnung, sechs jar lang zu weren, aufgericht und darin under anderm ainen anslag ainer gemainen hilf durch das ganz hl. Reiche aus [= Gemeiner Pfennig] zu underhaltung desselben bewilligt [Nr. 1011 [13.]] und aber solh hilf nach ausweisung berürter aufgerichten ordnung noch nicht angelegt, auch so furderlichen nicht berait werden, dardurch uns zu unsern obligenden notdurften diser gegenwurtigen leuf ain eylende hilf beschehen möcht. Deshalben wir dann mit bemelten stenden des hl. Reichs sovil gehandlt, daz sy uns yetzo hie wider Karl von Egmund, der sich nennet Hg. zu Geldern, und sein anhenger, damit wir das yetzbestimbt Gelderlande, das dann ain aigentumb des hl. Reichs ist, dest statlicher erobern und zu gehorsam bringen mügen, ain hilf, nemlichen 1000 man zu roß und 3000 zu fueß unabgenklich ain ganz jar lang zu halten, zugesagt, dieselben von der oberürten grossen hilf der 6 jare zu bezalen, das sich dann ain monet auf ain pherd 10 fl. und ainen zu fueß 4 fl. rh. ain ganz jare auf 264 000 fl. rh. laufet. Und aber solh jarehilf wider Geldern, wie oben angezaigt, auch nicht so eylends, als dann die notdurft dits gegenwurtigen geldrischen kriegs ervordert, von bestimbter grossen hilf, dieweil die noch nicht angeslagen, aufzubringen noch berait zu raichen ist, dardurch uns dann die obenanten stende des hl. Reichs zu ainer eylenden hilf vorberurter kriegsleuf weiter verwilligt, anlehensweis die bezalung obemelter anzal volks der 1000 pherd und 3000 zu fueß, das sich in ainer summa 4 monet auf 88 000 fl. rh. laufet, zu tun und darzugeben. Die sy auch nun under inen angeslagen nach laut des anslags, deshalben aufgericht [Nr. 1005], und, solh summa gelts hinder unser und des Reichs stete Augspurg und Frankfort gegen irn bekantnussen zu erlegen und zu bezalen, verordent haben, doch dergestalt, was die stende obenbenent gelt vorbestimbter 4 monet halben darleihen werden, daz sy sich nachmals von dem grossen anslag und hilf davon anfenklichen, wie dann in der ordnung davon meldung beschicht, widerumben bezalen sullen.

[2.] Und so aber solh hilfgelt der 4 monet yetzo auch noch nicht erlegt sein oder so eylends, als unser notdurft ervordert, gefallen mugen, damit dann wir in unserm furnemen des gedachten geldrischen kriegs desselben gelts halben nicht verhindert oder versaumbt, sonder damit gefurdert werden, haben wir mit unserm getreuen, lblibra (Pfund) . Jakoben Villinger, unserm rate und tresorir, sovil gehandelt, daz er uns von unsern und des Reichs lb. getreuen Jacoben Fugker 13 000 fl. und Philippen Adler 10 000 fl. rh. in negster Frankforter herbstmeß aufbringen und von solhem gelt die hochgebornen Hainrichen und Erichen, gebrüder, Hgg. zu Braunswig, unser lb. oheimen und Ff., mit der anzal volks zu roß und fueß, wie wir sy dann bestellt, in vorgedacht lande zu Geldern abfertigen und umb die ubermaß gelts, was sy yetzo nicht emphahen, vertröstung tun sullen, damit ir lieb ir bezalung auf dreu monet lang auf daz berürt ir volk gehaben mugen.

[3.] Und damit nu bemelter unser tresorir solhs seins aufbringens nicht zu nachtail oder schaden kome, sondern er und die, davon er berürt summa gelts aufbringen sol, widerumben bezalt werden, daz wir demnach demselben Villinger, unserm tresorir, vorberürten der stende anslag der 4 monet genzlichen hiemit zugestellt haben, stellen im dem auch hiemit zue wissentlich in kraft dits briefs also, daz er denselben anslag von den vorbenanten zwayen steten Augspurg und Frankfort, auch, ob uns von yemands desselben anslags halb ainich gelt an unsern hof gepracht würde, einnemen und davon die bezalung obgedachten unsern lb. oheimen und Ff. von Braunswig auf das berürt kriegsvolk, desgleichen die 23 000 fl., so er von benannten Fugker und Adler, wie vor begriffen ist, aufbringen sol.

[4.] Wir sagen auch demselben Jacoben Villinger hiemit verrer zue, daz wir in berürten anslag der stende angeslagen und erlegt gelt kainswegs greifen noch dasselb in ander hende verwenden, auch nyemandem denselben nachlassen noch ainicherlay vertreg machen oder hierinnen ichts anders, so diser unser verschreibung widerwertig sein möcht, handeln wellen, derselb Villinger sei dann zuvor aller oberürter summa gelts und darzu 15 356 fl. rh., so uns obemelter Philipp Adler in sonderhait zu dem geldrischen krieg hievor dargelihen, zusambt dem uncosten, was dann, solh gelt aufzubringen, gesteen wirdet, auch was uns derselb Villinger mitler zeit auf unsern bevelh und ansuchen weiter aufzubringen und von unsern wegen ausgeben wird, völliglichen vergnugt und bezalt. Wo er aber derselben summa gelts gar oder zum tail von der stende anslag der 4 monet, wie oben steet, nachdem zu besorgen ist, daz etlich von denselben stenden ir aufgelegt gelt langsam erlegen, nicht bezalt werden möchte, daz wir alsdann dem gedachten Villinger die übermaß seins ausstands, so also von den 4 moneten nicht entricht würde, nachmals von den übrigen 8 moneten des grossen anslags, zu Trier gewilligt, [geben werden].

[5.] Und soferr sich auch zutrüge, daz uns mitler zeit, ee und im die bezalung oder verweisung, wie oben begriffen ist, beschehen, von Babstlicher Hlkt., den Kgg. von Aragon und Englande oder den Venedigern ainich gelt gefiele oder zustünde, daz wir alsdann von solhem gelt demselben Villinger oder seinen erben das, so in an oberurter irer bezalung abgeen würde, auch genediglichen auszurichten und zu bezalen schuldig sein und deshalben guten glauben haben sullen und wellen. Und waz der obgemelt unser rat und tresorier von dem berurten anslag also einnemen und emphahen wirdet, davon soll er uns gut raitung halten und tun., alles getreulich und ungeverlich. Mit urkund des briefs, besigelt mit unserm anhangenden insigel, geben.

Anmerkungen

1
 Die Verschreibung dürfte in etwa zeitgleich mit Nr. 1588 entstanden sein.