Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Weisung in Sachen Verbesserungen beim Geleit; [2.] Wunsch nach Änderungen bei der Verwendung fiskalischer Gefälle; [3.] Auftrag bzgl. der Acht gegen die Beteiligten am Geleitbruch bei Forchheim; [4.] Neuerliche Weisung zur Erlangung eines ksl. Mandats gegen Wilhelm Rauscher.
Nürnberg, 6. Juli 1512
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher Nr. 68, fol. 247b-249a, Kop.
Teildruck bzw. Regest: Reicke/Reimann, Pirckheimers Briefwechsel, Nr. 209.
[1.] Lb. freund, dweil (wie ir wißt) die täglich plackerei und tetlichen handlung, so wider uns und andere von den stetten geübt werden, ainen grossen tail darumb so unverschont und one scheuhen gepraucht, das die glayt der Ff. und ander stend etwas geprechenlich und nicht stracks oder frey gegeben werden, haben wir gedacht, das ytzo auf disem reichstag möcht nutz und gut, auch durch eingefallen tetlichen zugriff unser bürger und kaufleut die recht und bequem zeyt sein, solher geprechenlicher und löchererter glait halben bey röm. ksl. Mt. und den reichsstenden anregung ze tun, in massen auch das hievor durch gemaine stett des punds zu etlichen pundstagen und nemlich in ainem abschied, der zu der hl. dreyer Kgg. tag des zehenden jars vergangen [6.1.10] zu Ulm verfaßt, fur gut und notdürftig bewegen und den stettpotschaften, auf dem reichstag gein Augspurg dermassen ze handeln, bevolhen worden ist [Nr. 70 [2.]]. Wiewol wir nu besorgen tragen, das derhalben nichts fruchtpars geschafft, aus ursachen, das diser fal, das glayt berürnd, zum höchsten die Ff., die do glait haben, werde belangen, darumb sy auch zu verhinderung desselben mit allem vleyß irs vortails gedenken werden, noch dann mag solhs in künftig zeyt, wie wir verhoffen, zu andern mitteln, die plackereyen ze ringern und in pesser weg ze richten, dienstlichs sein. Darumb ist an euch unser bevelh, das ir dises stucks halben mit Dr. Neytharten, dem stethauptman, auch Jörigen Langenmantel und andern stettpotschaften red halten, sy der abschide und verfassungen des punds ermanen und mit allem vleiß beweget, demgemeß bey den reichsstenden zu arbaiten, mit anzaig, was nutzparkayt allen verwandten der erbern frey- und Rstt., wo solichs erhept, daraus erwachsen, das auch der posen, straflichen hendel, die sich täglich und on underlaß mit neuen beschwerlichen zufellen ereugen, vil abgestrickt, dann dardurch wurden die Ff. und Hh. der glayt verpunden, sovil dester mer aufsehens auf ire glayt ze haben, die verglayten unbeschedigt durchzepringen und sich selbs des abtrags, darzu sy gegen den beschedigten verpflicht, zu entledigen und zu verhüten. Und damit ir dises artikels halben, was hievor von wegen und in namen gemainer frey- und Rstt. durch derselben sendpoten auf gehaltem reichstag zu Augspurg gehandelt ist, dester gewisern grund empahet, senden wir euch hiemit abschrift ainer supplication [liegt nicht vor], so dieselben der stett potschaften an unsern gnst. H., den EB zu Menz, erstlich haben gelangen lassen. Dem gleich möcht es ytzo mit notdürftigern pesserungen, wie ir die bey euch selbs in rat erfynden und euch alle fur nutz und gut ansehen wirdet, auch beschehen für ains.
[2.] Zum andern so ist euch unverporgen, das wir von gemainer stat wegen in kurz umb drey oder vier sachen durch den ksl. fiscal an daz cammergericht citirt und daselbst gerechtvertigt werden, weliche sachen noch unentschiden anhengig sind. Müssen auch desselben furnemens in andern fellen täglich gewertig sein und also in allem unserm obligen dester geschmogner [= gebeugt, klein] und mit forcht handeln. Und wiewol uns solich rechtlich furnemen beschwerlich, so ist doch diser nachvolgender anhang noch vil unträglicher, und nemlich, das alle fiscalische gefell nicht dem fiscal, sonder one mittel und abgang den assessorn und urtailsprechern des ksl. cammergerichts zu irer unterhaltung und besoldung gegeben, und wirdet also durch dieselben urtailsprecher in angezaigten fiscalischen sachen in iren aigen seckel geurtailt. Damit sind sy richter, urtailer und parteien. So wir dann wissen tragen, das aus angezaigten ursachen der fiscal wider nymand dann die stett und insonders uns taglich geraitzt und angeregt wirdet, fiscalisch zu procediren, furnemlich darumb, das die urtailsprecher des gewiß, das mit execution gegen den stetten gar leichtlich mag gehandelt werden und sie dardurch so vil dester ringer zu erlangung deß, darumb die rechtlich handlung wider uns ist angefengt, komen mögen, so wirdet hierinnen der Ff. verschont und allain die stett mit disen und andern unleidlichen beschwerden belestigt, auch dem fiscal, als uns unverporgen, verpoten, kain fiscalische handlung wider Nurmberg fallen zu lassen, sonder der bis zum end anzehangen, zudem, das er auch, wie uns anlangt, seine advocaten unter denen, die der sachen genieß tragen, gepraucht. Haben wir gedacht, solhs den stettpotschaften, so ytzo zu Trier seien, auch zu entdecken, zuversichtlich, das sy genaigt, umb abstellung oder enderung desselben bey den reichsstenden auch ze handeln, dann ye nicht gleich und allem rechten entgegen ist, das im yemand selbs ze nutz und in sein aigen peutel urtail sprechen sollen. Deshalben wir auch sovil mer trosts haben, das hierinnen andere und leidlichere ordungen bedacht werden. Darumb wollet solhs dem hauptman und den andern der stett gesandten anzaigen und neben inen vleiß tun, desselben auch endrung und pessere ordnung zu erheben.
[3.] Item so sind uns euere schreiben aus Trier [liegen nicht vor] am freitag nechstvergangen [2.7.12] geantwurt.1 Die haben wir alles inhalts vernomen, und euch hievor zu zwaien malen, nemlich des ersten durch Erharten Goler [Nr. 1747] und des andern durch Leyßmüllner, unsere poten, geschriben [Nr. 1748], in hoffnung, die seien euch mitler zeyt zu handen kommen. Und wiewol sich unser erstgegebne fertigung [Nr. 1746], auch die instruction, euch nachst durch Leyßmüllnern zugesandt [Nr. 1748 [1.]], mit unsers gn. H. von Bamberg vorhaben etlicher maßen nicht vergleicht, noch dann, dweil ir seinen ftl. Gn. guter maynung und auf seiner Gn. rat seid angehangen und wir auch bederseits in unsern handlungen nicht ungleich erscheinen, wirdet unsers ansehens unfruchtpar, euch mit vil underrichtung zu fursehen. Destmynder nicht wollen wir euch uber etlich tag unser maynung und gutbedunken hinnach fertigen. Allain ist unser bevelh, das ir in all weg wollet gewarnet sein, die ksl. acht und anders, so bey ksl. Mt. zu erlangen ist, nicht in unserm namen oder auf unser anregen ze stellen, sonder aus aigner ksl. Mt. bewegnis oder in namen des von Bambergs, dann sollt das auf anregen euer als unser verordenten beschechen, würd uns nachmalen benommen, gegen den beschedigern tetlich ze handeln, sampt andern bewegnissen, so uns beywonen. Und dise unser schrift wollest du, Wilbolt Birckhaimer, den andern unsern verordenten gein Antdorf [= Antwerpen] zu fertigen und dise zway stuck, der löchereten glayt und fiscalischen sachen berürnd, zu Trier handeln. Daran tust du unser gut gefallen, mit freuntschaft gegen euch allen samentlich und sonderlich zu bedenken. Datum unter Jeronimus Holzschuhers, Bm., petschir, am eritag nach Udalrici Ao. etc. 12.
[4.] Zedula interclusa: Lb. freunde, in jüngstem unserm schreiben [Nr. 1747 [3.]] haben wir euch zu erkennen geben, das sich unser burger Wilhelm Rauscher etwovil bedrolicher reden wider uns und die unsern understee zu geprauchen, mit bevelh, wie ir des sonders zweifels bericht hapt empfangen. Nun langt ye mer und mer an, das gedachter Rauscher in täglicher arbait stee, uns und etlich unser ratsfreund mit schmach anzetasten und in manigvaltig wege zu bedroen. Darumb wir euch wie vor bevelhen, bey ksl. Mt. umb ain mandat ze arbaiten und nach erlangung desselben unsern diener Jörigen Winkler furderlich gein Wormbs ze fertigen und ze handeln, wie solhs in nachstem unserm schreiben ist verleybt. Des wollen wir uns, unser notdurft nach zu geschechen, zu euch also genzlich verlassen. Datum ut in litteris.