Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Enttäuschung über die Ablehnung der Reichshilfe zum Schutz Nürnbergs vor Gewaltakten; [2.] Zurückweisung des Vorschlags einer Bereitstellung von Büchsen und Pulver für die Bamberger Hilfe; [3.] Wunsch nach einem Mitspracherecht bei der Festlegung der Kompetenzen des Hauptmanns der Hilfe für Bf. Georg von Bamberg; [4.] Sicherstellung des Geleits für Kaufleute auf dem Weg zu Messen; [5.] Absicherung des Nürnberger Darlehens für den Ks.; [6.] Präzisierende Erläuterung zu den ksl. Mandaten mit Nennung Ulms vor Nürnberg; [7.] Lob für die kluge Darlegung der Gesandten zum Brandstiftungsvorwurf gegen Nürnberg; [8.] Auftrag zum Erwirken eines ksl. Befehls zum erneuten Eintritt in den Schwäbischen Bund ohne Ausnehmungen; [9.] Weisung zur Publikation einiger gedruckter Ausschreiben; [10.] Auftrag an Groland zum Verbleib am ksl. Hof.
Nürnberg, 25. August 1512
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher Nr. 69, fol. 91a-93b, Kop.
Regest: Reicke/Reimann, Pirckheimers Briefwechsel, Nr. 216.
[1.] Lb. freund, durch unsern poten Erharten Goler sind uns nachstvergangens montags [23.8.12] zu guter weyle euer schriften [liegen nicht vor], daryn ir uns in dem ainen der sachen halben, die hilf wider Bamberg und unsere widerwertige von wegen jüngstgeubter handlung und glaytsbruchs belangend, und in dem andern, von dir, Wilbalden Birckhaimer, ausgangen, der reichssachen halben anzaigung gebt, sampt copien der verantwortung, die bezicknus von wegen feuereinlegens in den marggrafischen flecken berurnd, zukomen. Und wiewol wir an allem getreuen, möglichen und emsigen vleys, den ir in solchen sachen uns zu gut furgewendt, bisher ainichen mangel ganz nit gespurt, so haben wir doch dasselb euer schreyben mit erschrockem gemute und beschwernus vernomen, in bedacht, zu was nachtayl uns der abschlag unsers begerns, wo die reichsstende darauf verharren sollten, dweyl unsere widerwertige großlich davon gesterkt und sich deshalb wider uns vil mer dann vor erheben und in täglich merung erwachsen, beschließlich raichen wurde. Hetten uns auch diser verkeerlichen handlung zum Bf. von Bamberg nit versehen, mussen aber das dem Allmechtigen, durch den dise und andere tegliche leufe geendert, gebessert und nach seinem gottlichen willen regirt werden, bevelhen und unsern vertrauen mer in ine dann die menschen setzen. Und ist durch euch wol gehandelt, das ir Bamberg mit antwurt nach anzaigen euers schreybens seit begegent. Und nochmalen unser meynung, euch bevelhende, das ir bey ksl. Mt. wollt arbaiten, uf irem begeren der hilf halben bey den reichsstenden zu beharren. Wo dann die hilf uns gegen diejenen, so in unser commission benent, erkannt (welche wir auch allain von wegen dises geubten glaytsbruchs und kainer andern sachen halben zu der purgation gedenken zu bringen), wirdet und mag die hilf gegen denselben Bamberg und unsernhalben nit getailt, sonder uf uns bede tail gestellt werden etc.
[2.] Und als zum andern in der verzaichnus, so Bamberg den reichsstenden uberantwort hat, ain artikel ist gesetzt, das Bamberg, Wurzburg und Nurmberg puchsen und pulfer, yder tayl, sovil er des hett, das zu geprauchen were, mit aller notdurftigen zugehord darleyhen sollt [Nr. 1035 [6.]], das ist zu weitleuftig erstreckt und unsers vermutens wider uns gesatzt. Damit wir aber Bamberg deshalb nit uf uns laden oder zu unlust bewegen, so wollet seinen Gn. dise antwurt geben: So es zum treffen der hilf gelangen und sein ftl. Gn. anhaims komen, werde ain notdurft sein, das sein Gn. und wir der und ander sachen halben, dise hilf betreffend, zusamenkomen und die notdurft ermessen. Alsdann wollen wir uns deshalb mit unverweislicher antwort, dero unsers verhoffens sein ftl. Gn. nit ungnad empfahen soll, vernemen lassen. Das ist ein gemaine antwort und damit nichtzit begeben.
[3.] Zum dritten were auch ganz ungleich, das der verordent hauptman, ain vertrag oder anstand anzunemen, macht haben sollt, doch mit bewilligung Bambergs, in massen auch ein sonder artikel in die bambergischen verzaichnus ist verleibt [Nr. 1035 [15.]], dann solchs wurd Bamberg zu vortayl und uns zu nachtail raichen, und onzweifenlich bedenkt sich Bamberg hieryn nit wenig. Und darumb wollet bey seinen Gn. arbaiten, das wir hieryn, als pillich beschicht, auch in disen artikel neben Bamberg gezogen, zu verhüten, das die vehd nochmaln nit uf uns gewendet werde.
[4.] Und zum vierten, wo ye die erkanntnus der hilf bis uf den nechsten reichstag sollt aufgeschoben werde, so wollet mit hilf der geschickten von den stetten Augspurg, Ulme etc., die irer kaufleut halben in gleichem fall neben uns steen und bestendigs glayts nit weniger dann wir notdurftig sind, bey ksl. Mt. arbaiten, das denjenen, dero glayt wir berurn, gepoten und ytzo beschlossen und bevolhen werd, zwischen hie und des nachsten reichstags ire glayt also zu bestellen und zu versorgen, zuvor in den namhaften messen und merkten, damit die unsern vor dergleichen beschedigung verhutet werden.
[5.] Von wegen des anlehens der 2000 fl. beruet es uf dem, das ir nach laut euers schreibens werdet vleis tun, durch hilf des brobsts Sebaldi [Melchior Pfinzing] gnugsame versicherung und verschreibung darumb zu erlangen.
[6.] Aber die mandata, in denen Ulme fur Nurmberg gesetzt und daryn, wie brobst anzaigt, geirrt ist, sein von wegen der sachen, die von Regenspurg gegen irem hauptman Thoman Fuchsen berurnd, darumb wir dann unser potschaft aus bevelh ksl. Mt. zu Regenspurg gehabt haben [vgl. Nr. 1493], ausgangen. Des wißt ir also den brobst zu berichten.
[7.] Berürnd die berichtigung von wegen des feuereinlegens in den marggrafischen flecken lassen wir uns euer verantwortung als schicklich und ordenlich gestellt wol gefallen, und ist wol bedacht, das ir euch aus erzelten euern bewegnussen, bey den reichsstenden deshalb verantwortung zu tun, habt enthalten. Ist auch nochmaln unser bevelh, die sachen also uf dise antwort, so du, Wilbald Birckhaimer, bey ksl. Mt. hast furpracht, lassen beruen, es were dann, das ir des so offenware rede und geruchd wider uns sollten vernemen; alsdann were not, unserm vorigen bevelh zu volziehen.
[8.] So haben wir aus deinem, Wilbalden Birckhaimers, davor getanem schreyben [liegt nicht vor] vernomen, das Bamberg nit genaigt ist, in den pund zu komen. Sollt nun der Mgf., des wir doch nit grundlich wissen haben, in den pund genomen werden, so wurde uns in all weg wollen gepurn, Bamberg gegen Mgf. auszunemen. Dweyl aber solchs kainem von den verwandten des punds will gestattet werden und wir doch den pund (aus zuversichtlicher vermutung, Bamberg wurd in den pund komen und wir uns deshalb von wegen des ausnemens mit seinen Gn. wol verainigen) zugesagt haben, so ist unser meynung, das du, Wilbald Birckhaimer, bey dem hauptman Dr. Neitharten oder, wo der nit mer zugegen were, durch hilf und mittel des brobsts Sebaldi, unsern oder eurn halben ganz unvermerkt, auch in gehaimbd hynder Bamberg arbaiten wollet umb ein mandat, daryn uns und andern stetten des punds in gemain und in ainem mandat ernstlich erpoten werde, one alles ausnemen in den pund zu komen, in massen dann dergleichen mandata, der wir dir hieryn ain ungeverliche copy ubersenden [Nr. 1436], hievor den andern stetten zukomen ist, und das dann solchs mandat hinfur und ehe der pund beschlossen und nemlich dergestalt, wie es in solcher copy gestellt und derselben zeyt zu Trier ausgangen ist, gestellt werde, dann on ein solch mandat wurde uns gegen Bamberg ganz nachredlich sein, das wir uns also uber unser vor aufgerichte ainigung mit dem stift in neue pundnus gegeben hetten. Daryn wollest mit hilf des brobsts Sebaldi uf unsern costen vleis tun, das solchs in all weg erlangt werde.
[9.] So schicken wir euch hiemit etlich versigelt abdruck, die wollet zu Coln bitten anzuschlagen.1
[10.] Und dweil dann die leufd unser widerwertigen und ander sachen halben ganz geschwind, derhalben wir noch der zeyt wol notdurftig sind, yemand an dem ksl. hof zu haben, so ist unser meynung und freuntlich gesynnen, das du, Lenhart Groland, uf abzug und abschaiden euer, der andern, noch ain zeyt am ksl. hof verharren und unser sachen in vleissigem bevelh haben wollest. Und wiewol wir dein gern verschonen und dir mit den andern unsern verordenten anhaims zu ziehen erlauben wollten,2 so ist doch aus angezaigten ursachen unser merklich notdurft, dich des orts noch lenger zu geprauchen, in hoffnung, du werdest ungeachtet vorsteender deiner beswerden gemaine unser stat als dein vaterland und das statlich obligen desselben hoher und grosser dann deine sachen bewegen. Das wirdet dir sonders zweifels bey Got zu sonder belonung raichen. So sein wir auch solhs gegen dir mit freuntschaft zu bedenken genaigt.3 Datum mitwoch nach Bartholomei 1512.