Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ihre Ankunft in Posen, Eintreffen des Vertreters Kg. Wladislaws von Ungarn und Böhmen, Fernbleiben des päpstlichen Orators; [2.] Ergebnis der Befragung der beiden Konfliktparteien; [3.] Annahme zweier Schiedsvorschläge auf Hintersichbringen durch die polnischen Gesandten, Bitte an den Ks. um Hilfe für den Deutschen Orden.

[Posen, Ende Juli 1510]

Berlin, GStAPrK, XX. HA, OBA Nr. 19284, Konz.

[1.] Als euer ksl. Mt. uns zu [gese]tzter tage kegen Posenau, so zwischen kgl. wirde zu Polen an einem und dem hoemeister deutz ordens uf St. Johanstag sonewenden nestverschinen [24.6.10] neben Bebstlicher Hlkt. und kgl. wirde von Ungern und Behmen oratoribus zwischen berurten parteien noch inhalt der instruction, uns darneben ubergeschickt [Nr. 212], gütlichen zu handeln abgefertigt, alzo sein wir mitwuchen noch Johanis [26.6.10] doselbst zu Posenau einkomen und von beiden parteien vil redlicher person, die sie zu sulcher handelung gemechtiget und gefertiget, befunden. Und uf den dritten tag nach uns [29.6.10] ist der Bf. von Presla [Jan Thurzo] von wegen kgl. wirde von Ungern und Behemen einkommen, aber des Babst botschaft [Achilles de Grassis] ist außenbleiben und uns seins außenbleibens keine vermeldung getan. Aber nichtsdesteweniger haben berurte geschickten von uns und dem Bf. von Preslau handeln zu gewarten gewilligt.

[2.] Demnach haben wir beider teil gebrechen schriftlich und mundlich nach aller nottorft gehort, als wir euer ksl. Mt. sulche hiemit ubersenden [Nr. 224]. Daraus wir klar und scheinbar befunden, das die land, so etwan Kg. Casimirus, ditz Kg. vater, dem deutzen orden abgedrungen, dieselbtigen in einem rechten titel besessen, einsteils erkouft, einsteil durch gabe, einsteils mit irem blutvergiesen und swerte von den ungeloubigen mit zulasung Bebstlicher Hlkt. und ksl. Mt. erlangt und das des ordens ungetraue, widerwertige undertan, die wider den orden uber Ks. Friderichs seliger rechtspruch 1 büntnus ufgericht, slos, stet und fleck zerbrochen, zerrissen, verwust und eingenommen. Dieselbten [hat] derselbt Kg. uber vertrege und einungen, so er mit dem orden eingegangen, zu den heiligen gesworen, mit brif und sigel befestiget, wider recht und alle billikeit ufgenommen und darzu den orden mit sweren, harten krigen beleidigt und das land zu Preußen, so er itzunder dadurch eingenommen und noch innehat, [die folgenden ca. 2 Wörter sind wegen einer Beschädigung des Papiers nicht lesbar] [da]durch den orden in einen nichtigen und untuchtigen vertrag und fride 2 gedrungen, den sie aus großer forcht haben annemen und eingehen mussen. Und aus demselbten befunden, das der hoemeister und sein loblicher orden sulchs vertrags, auch entwendung der land beswert.

[3.] Haben wir an demselbten die gutliche handelung angefangen. Es ist uns aber von den geschickten kgl. wirde von Polen sulchs ganz abgeslagen, dergestalt, das sie von widergebung der land, auch von veranderung bemelts vertrags keinen handel erleiden konnen. Und dieweil sie solchs abgeslagen, haben wir andere sunliche wege zu fride und einikeid darin gesucht und vorslagen, einen fridlichen anstand uf 10 ader 15 jar ader einen rechtlichen austrag uf Bebstliche Hlkt., eur ksl. Mt., semptlich und sunderlich, auch uf eur ksl. Mt. und den Kg. von Ungern semptlich und uf einen itzlichen unverdechtigen F. des Reichs. Welche beide wege die geschickten kgl. wirde von Polen, an iren H. zu gelangen laßen, einen hindergang genommen, und was irem Kg. wil gefellig sein ader nicht, dasselbt sall dem hoemeister vermeldet und zugeschriben werden, und uns damit unsern abschid gegeben. Sulchs haben wir eur ksl. Mt. im besten nicht verhalten wollen, und sunderlich, das die geschickten des hoemeisters eur ksl. Mt. von wegen ires H. ufs undertenigst bitten, das eur ksl. Mt. wolte den loblichen orden in iren ufgerichten und gerechten sachen und vornemlich, dieweil sein ftl. Gn. uf euer ksl. Mt. rechts erbutig ist, in gn. schutz nemen und haben. Das wollen wir auch hiemit bei eur ksl. Mt. ufs undertenigst gebeten haben, eur ksl. Mt. wold als ein merer des Reichs und ein handhaber des teutschen adels und ein beschirmer der mutter Gots den berurten teutschen orden nicht verlaßen, den lon von dem almechtigen Got und seyner werden mutter empfaen. So wollen wirs neben dem orden ufs undertenigst verdienen.

Anmerkungen

1
 Urteil Ks. Friedrichs III. vom 5. Dezember 1453 im Rechtsstreit zwischen dem Deutschen Orden und dem Preußischen Bund. Regest: Eibl, Regesten 24, Nr. 185. Vgl. Biskup, Zusammenbruch, S. 431-433.
2
 Zweiter Thorner Friede von 1466.