Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
Augsburg, 4.-8. April 1510
Mantua, Archivio di Stato, E/LXI/1: Corrispondenza colla Marchesa Isabella d’Este, Lettere di provenienze diverse, Busta 1893, Nr. 412-415, Orig. Pap. m. S. (ital.).
4. April: Heute morgen teilte ihm Dr. Motta mit, daß Mgf.in Isabella sich seiner Meinung nach mehr denn je beraten lassen werde, um Ks. Maximilian zufriedenzustellen. Wie es scheint, herrscht zwischen dem Ks., dem Kg. von Frankreich und dem Kg. von Aragón große Einigkeit. Der Grandmaître (des frz. Kg., Charles d’Amboise) wird persönlich mit einem großen Heer nach Verona kommen und binnen zehn Tagen Vicenza einnehmen. Er (de Preti) hat sich mit Kf. Friedrich (von Sachsen) in lateinischer Sprache über die Ergebnisse des Reichstags unterhalten. Wegen der Anwesenheit eines Dolmetschers wollte sich der Kf. aber nicht wirklich offen äußern. Der Ks. will das gesamte Geld selbst verwalten und die Ff. zu seinen Kämmerern und Hauptleuten machen. Unterdessen machten die Venezianer, da sie lieber einen Ausgleich als weiteren Krieg wollen, den Ff. verschiedene Angebote. Der Ks. ging aber darauf nicht ein, da er mit dem Kg. von Frankreich zu eng verbunden ist und sich dessen Willen nicht entziehen kann. Die Ff. werden den Ks., der auf der Seite Frankreichs und Aragóns steht, nicht von seiner Haltung abbringen können. Über den Papst beklagt sich der Ks.
5. April: Die Ff. sollen gestern abend erklärt haben, sie seien mit den Forderungen des Ks. einverstanden. Dies ist aber nicht ganz glaubhaft. Es geht auch das Gerücht, daß der Ks. von den Ff. 500 000 rh. fl. zugesagt bekommen haben soll. Der Gesandte des Papstes (Achilles de Grassis) berichtete, daß sich Konstantin Arianiti in Ravenna aufhält. Der Papst soll versucht haben, den Ks. aus der Liga zu entfernen. Mit Venedig wird der Ks. keine Verbindung eingehen, da es untreu ist.
8. April: Der Kg. von Aragón hat dem Ks. für das Unternehmen (gegen Venedig) 400 Lanzen und sechs bewaffnete Galeonen zur Verfügung gestellt, was von einer sehr festen Verbindung mit dem Ks. und dem Kg. von Frankreich zeugt. Dr. Motta hat ihm (de Preti) dringend geraten, den Ks. von der Antwort Mgf.in Isabellas zu unterrichten und davon, daß diese fest entschlossen ist, ihren Sohn (Federico) nicht zum Ks. zu schicken. Zur Entschuldigung soll sie auf sein zartes Alter verweisen und anbieten, ihren Sohn dem Ks. entgegenzuschicken, sobald dieser nach Italien kommt. Damit wird sich der Ks. hoffentlich zufrieden geben. Beim päpstlichen Gesandten (Achilles de Grassis) ist ein Bote (aus Rom) eingetroffen.