Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Seine Ankunft in Ravensburg, Verlegung des geplanten dortigen ksl. Tages nach Überlingen bzw. Konstanz, persönliche Begegnung mit dem Ks.; [2.] Werbung einer Abordnung der Rst. Konstanz beim Ks. in Sachen Konflikt mit dem Bf. von Konstanz; [3.] Einzug des Ks. in Konstanz, Flucht einiger Ratsmitglieder aus der Stadt; [4.] Rückkehr der Konstanzer Vertreter von der eidgenössischen Tagsatzung in Zürich, dortige Ankunft einer Gesandtschaft des Kg. von Frankreich, Verhandlungen ksl. Räte mit den Eidgenossen über eine Einung.
Konstanz, 24. September 1510
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei A-Laden Akten 126 Nr. 2, fol. 141b-143a, Konz.
Geht davon aus, daß sein Schreiben vom 15. September (Nr. 705) in Nürnberg eingetroffen ist.
[1.] Hat sich nach Ravensburg begeben, wo er von der Mitteilung des Ks. an den dortigen Rat erfahren hat, das ir Mt. den tag hab verendert aus ursachen, das die Schweizer wider seyent ab- und anheimsgezogen und auch, das sich etlich neuerung in der stat Kostniz hab erhebt etc. Deshalb hat der Ks. befohlen, alle, die nach Ravensburg kommen, entweder nach Konstanz oder nach Überlingen umzudirigieren. Er (Nützel) ist deshalb zunächst nach Konstanz geritten und hat dort erfahren, daß der Tag in Überlingen stattfinden wird. Eine halbe Meile von Konstanz entfernt ist mir ksl. Mt. perschonlich wegegent mit wenig pferden, der merer teil Ungern, die vast costlich gekleit mit gulden stuken und andern gezirden. Sind in botschaft pey ir Mt. Darneben het ir Mt. pey 200 wolgeruster fusknecht und rit den nachsten auf Costniz zu.
[2.] Am Abend ist der Ks., von Konstanz kommend, in Überlingen eingetroffen. Zuvor hat er von Konstanz verlangt, drei Ratsmitglieder und vier von der Gemeinde zu ihm zu schicken. Deren Werbung bestand dem Vernehmen nach darin, wa die ksl. Mt. allein das furnemen mit der Reichenau, nemlich das der Bf. von Costniz zu der abtey daselbst nit kum, abstell und darneben in den andern gebrechen, so sich zwischen dem Bf., auch capitel und gemeiner ir stat halt, gütlicher handlung woll verfahen, das alsdann die von Costniz, ir Hh. und freunt, nit anders gedenken oder willens seyen, dann sich an dem hl. Reich, wie sie und ir vorfarn bisher gehorschamlich getan, zu halten.
[3.] Der Ks. begab sich daraufhin wieder nach Konstanz, zog am 22. September (suntag) in die Stadt ein und wurde feierlich empfangen. Es sind aber geleichwol, als ir Mt. hie einkumen ist, unter acht oder zehen treffenlichen perschonen des rats und ander von hin aus der stat nit gewichen. Was sich aber die schuldig wissen, haben euer weisheit dem furnemen nach, so mit den Eidgenossen vor augen gewest, nit schwer zu wedenken. [...]
[4.] Weiter als euer weisheit ein wissen zu haben wegern, welcher gestalt sich der tag zu Zurch anlas etc.: Von demselben tag sind nechten abents der von Costniz potschaft wider hieher gelangt. Dye lassen sich vernemen, das sie der stat Costniz halb an ends und mit gutem willen abgeschiden seyend, also das ich acht, auf dismal der stat Costniz halb nit not haben werd, verhut aber allein der ksl. Mt. gegenwertikeit und auch ir gn. und trostlich zusagen, so ir Mt. in vil weg inen hat getan und noch teglich tut. Dapey sagen sie, das des Kg. von Frankreich botschaft mit 40 pferden in Zurch sey erschinen und in stifel und schporn von stund fur gemein Eidgenossen eingelassen, hab aber vor nachts wider von dann heimwarts gemüst, also das sie achten, seinerhalb die sach nit recht stee, wissen aber keinen grund zu sagen. So ist ksl. Mt. potschaft, nemlich H. Ulrich von Sachs [= Hohensax], Fh., H. Hans von Kinsek [= Königsegg] und H. Hans von Landau auch auf solchem tag. Die wegern, als die sag ist, ein einigung mit ksl. Mt. und inen zu machen, sind aber noch nit verhort. [...] Datum Costnitz am eritag nach St. Matheustag Ao. decimo.