Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Abfertigung eines Gesandten zum Augsburger Reichstag, dessen Aufträge; [2.] Grund für den Unmut des Ks. über Kf. Friedrich; [3.] Dank für Neuigkeiten, scherzhafte Bemerkung.

Lochau, 16. Januar 1510 (mitwoch nach Felicis in pincis)

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 57, fol. 22-23, 25a, Orig. Pap. m. S.

[1.] Gruß. Hochgeborner F., lb. oheim, wir haben euer lieb schreiben [Nr. 67] mit anzeige, wie sie von ksl. Mt. zu dem reichstag gein Augspurg erfordert sey, gar freuntlicher meynung vernomen und wollen euer lieb nit verhalten, das wir auch auf den 8. nach der hl. dreu Kgg. tag [13.1.10] erfordert sein. Weyl uns aber dasselb mandat kurz vor dem termin zukomen, so haben wir den unser gelegenheit nach der eyl halb in aigner person nit besuchen mogen. Wir haben aber, damit ksl. Mt. in iren gescheften unsern halb nit verzogen werd, einen der unsern [Wolf von Weißenbach] in eyl zu solchem reichstag verordent, der bevelh hat, uf ein credenzbrief an euer lieb, wu er dieselb aldo antreffen würd, von unsern wegen werbung zu tun und zu bitten, das euer lieb unsers aussenpleibens nit wolt mißfallen haben, uns auch bey ksl. Mt. und den stenden, wu unser gedacht, deshalb zu entschuldigen, wie euer lieb von demselben unserm geschickten vernemen werd. Wir wollen euer lieb auch freuntlicher meynung als unserm vertrauten freund nit pergen, das wir demselben unserm geschickten bevolhen, ob er unsers personlichen komens halb angelangt würd, das er sich mocht vernemen lassen, er were on zweivel, so ksl. Mt. unser begern würd, uber das, das er doch mit ganzem bevelh abgefertigt und irer Mt. gescheft den verzog leiden mochten, wir würden uns, wie wir allemal getan, als der gehorsam undertan halten und erzeigen etc. Dem wir auch, wu dermasen an uns gelangte, mit Gots hilf folge zu tun gedenken.

[2.] Als uns euer lieb auch zu versteen geben haben, das an sie gelange, wie ksl. Mt. zu uns etlicher maß unwillen tragen soll etc., solche anzeigung haben wir freuntlicher meynung von euer lieb vermarkt, des wir uns auch bedanken mit erbietung, solhs freuntlich umb euer lieb zu verdienen. Und wollen euer lieb derhalb auch nit uneröffent lassen, das an uns hievor auch gerucht ist, als solten wir der gegeben antwurt halb zu Wormbs ungnade haben, weyl dann euer lieb wissen, das dieselbe gegeben antwurt eintrechtiglich durch die stend des hl. Reichs, dazumal versammelt, beschlossen und gegeben.1 So wollen wir uns sonderlich ungnade derhalb nit versehen. Ob aber ander ursachen unser ungnade euer lieb wissent weren, so bitten wir freuntlich, euer lieb wollen uns derselben, sovil sich gezympt, auch verstendigen, dann wir zu Got dem Almechtigen hoffen, das wir allenthalben gut entschuldigung zu tun wissen, und sind willig, solchs nach unserm vermogen freuntlich umb euer lieb zu verdienen. Datum zur Loch [wohl: Lochau] am mitwoch nach Felicis in pincis.

[3.] Zettel: Wir bedanken uns auch gegen euer lieb freuntlich der zeitung, so sie uns geschrieben. Wir wern auch wol geneigt gewest, euer lieb wider was von zeitung anzuzeigen, so achten wir doch dafur, was an uns gereicht, das euer lieb derselben zuvor bericht sein. Und wu wir auch gein Augspurg komen weren, so wolten wir die fasnacht euer lieb wapenmeister gewest sein und uns understanden haben, daz euer lieb den dank bey hübschen frauen und junkfrauen erlangt het. Datum ut supra.

Anmerkungen

1
 Dies bezieht sich auf die unter Führung Kf. Friedrichs von Sachsen erfolgte Verweigerung der vom Ks. geforderten Hilfe gegen Venedig durch die Stände auf dem Wormser Reichstag 1509. Vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. 4, S. 262.