Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

ohne Ort, [kurz nach 9. April 1512]1

Druck: Le Glay, Correspondance 1, Nr. 380 (frz.).

Dankt für seine (nicht vorliegenden) Briefe vom 16. März und die Entsendung Hg. Heinrichs d. Ä. von Braunschweig-Wolfenbüttel, der Karl von Geldern und die anderen geldrischen Rebellen unterwerfen und von den Städten Brabants und Hollands bezahlt werden soll. Ist selbst guten Willens, aber das hiesige Volk ist derart widerspenstig, daß Ks. Maximilian persönlich herkommen muß, nachdem die Versammlung der Stände in Breda Frieden um jeden Preis gefordert hat. Auch die Städte Brabants wurden um ihre Zustimmung gebeten. Löwen, Brüssel und andere Städte lehnten jedoch die Bezahlung des Kriegsvolkes, das die Grenzen Brabants schützen soll, ab. Sie forderten ebenfalls Frieden und erklärten, wenn sie Geld zahlten und Truppen stellten, würden sie nie Frieden bekommen. Sie selbst hatte für den 4. April einen neuen Ständetag nach Brüssel einberufen, um die Finanzierung des Kriegsvolkes zu erreichen, doch besteht hierfür wenig Hoffnung. Vielleicht werden Antwerpen, Herzogenbusch und Mecheln sich bereitfinden. Da sie in allem, insbesondere in der geldrischen Frage, mit Ks. Maximilian übereinstimmt, beginnt das Volk gegen sie zu murren und behauptet, sie wolle den Krieg und die Zerstörung der Niederlande, wie zuvor der Ks. In der Karfreitagnacht (9. April) wurden Flugschriften an den Kirchentüren der Stadt angebracht, in denen sie verhöhnt wird. Ks. Maximilian muß sofort herkommen und nach dem Rechten sehen. Sie selbst weiß sich angesichts der geringen Unterstützung und der leeren Kassen nicht mehr zu helfen. Selbst wenn die Existenz an 1000 fl. hinge, könne der Schatzmeister diesen Betrag nicht mehr aufbringen. Die Lage ist sehr ernst. Wenn der Ks. nicht sofort kommt, gibt es vielleicht kein Mittel mehr gegen die große Verwirrung. Bedauert diese schlechten Nachrichten, hofft aber, ihren Mut zurückzugewinnen und das Bestmögliche tun zu können, wenn der Ks. kommt.

Anmerkungen

1
 Zu diesem Schreiben, das wohl unter dem Eindruck der geschilderten Vorgänge am Karfreitag entstanden sein dürfte, vgl. Königsberger, Margarethe, S. 42f.