Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Ankündigung baldiger Pensionszahlungen durch den Ks.; [2.] Bericht der eidgenössischen Truppen über ihre Erfolge in Oberitalien, Weisungen an die Truppen für ihr weiteres Vorgehen; [3.] Ergebnis der Verhandlungen mit den ksl. Gesandten; [4.] Anberaumung einer weiteren Tagsatzung nach Zürich.
Zürich, 19. Juni 1512
Kop.: Bern, StA, Allgemeine eidgenössische Abschiede, Bd. M, pag. 272-275; Zürich, StA, B VIII 85, fol. 182-185; Basel, StA, Politisches M 1, Italienische Kriege (1510-1512), Nr. 148; Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juni, fol. 77a-78a (nur [3.]; Beilage zu Nr. 893).
Regest: Segesser, Abschiede, Nr. 444.
Abscheyd des gehaltnen tag angefangen Zurich mittwuch in der applaswuchen Ao. etc. 12 [16.6.12]
[1.] [...] Jeder bot weisdt zu sagen, wie die röm. ksl. botschaft mit uns geredt hat, das wir noch ein kurze zit beiten [= warten] wollen in der bezalung der verschribnen pension; werde röm. ksl. Mt. uns on verzug entrichten lassen.
[2.] Es weisdt ouch jeder sinen Hh. zu sagen, wie dann die unsern im veld harus geschriben haben, das es inen glucklich und wol gange und vor Bafy [= Pavia] jetz mentag vergangen [14.6.12] gelegen syen und etlich schloß und stett ingenommen, die ouch Bäbstlicher Hlkt., Spaniern und Venediern geschworn, wie wir inen geschriben haben den abscheyd jetz mit ksl. Mt. und das uns gevallens syg, das si die lut von stetten und schlossen, so si erobernt, sowol uns Eydgnossen lassen schweren als dem Bapst und den andern, us der ursach, das wir ouch im krieg sind und si nit täding hinder uns annämen. Werdent wir hinder inen ouch nit tun, dann si mogend selbs ermessen, zu was nachteils uns Eydgenossen das wurde dienen, wenn si alle land, sloß und stett solten innämen Bäpstlicher Hlkt., den Spaniern und Venediern und wir nit mit inen in der sach solten sin und wir hieus mit den röm. Keiserlichen tagetind, da uns etwas werden möcht, und dann zwuschen zweyen stülen nidersässen und den costen an uns selbs müsten haben. Und das si uns allwäg wussen lassen, was ir handlung sye, ouch wie es umb si stande, ob si hilf ald [= oder] einicherley notturftig wären. Wollen wir unser lib, ere und gut nach unserm vermogen allwäg tröstlich zu inen setzen, desselben si sich ouch sollind zu uns halten, alles mit mer und lutern worten.
[3.] Als uf den abscheid zu Tryer, desglich des nächstgehaltnen tags hie Zurich röm. ksl. Mt. räta vor uns Eydgnossen erschinen sind mit erschönung ir credenzbriefen und instruction, b–dieselb dann under anderm witer grunt, dann unser voriger abscheyd das anzoigt, haben wir uf vil gruntlicher reden irs anbringens uns des verabscheydt und entschlossen, diewil si nit ganz mit vollem gewalt uf vorigen unsern abscheyd gevertiget syen und wir ouch, so si nuws bringen, nit ander bevelch haben dann zu lösen, das wir abermals diß meynung, als si anbringen, in den abscheyd nämen wollen: Das ist namlich von erst,–b ob unsern Hh. gefallen wolle, die erbeynung in etlichen artikeln und meynungen mit witrem und besserm vergriff zu erlutren und besonder mit Bapstlicher Hlkt., ouch dem Kg. von Hispanien witer verstäntnus ze machen, wie nachmals, so man deshalb zu worten keme, witer darvon geredt möcht werden, und das jeder teil dem andern bistand und handhab bewisen und wie das sin solt; am andern, ob uns Eydgnossen in disem zug das gluck zustünde, das wir Meyland erobern wurden und uns nit gemeint wäre, dasselb dem Babst und dem pund inzuantwurten, sonder lieber den jungen Hg. [Massimiliano Sforza] wolten insetzen und er das inhette und gegen Frankenrich befridet wäre, das er uns gebe drümal 100 000 tuggaten, in drien jaren ze bezalende, und darzu uns orten, jedem in sunderheyt, ouch ein järliche pension; zum dritten oder ob uf disem zug uns Meyland nit wurde, das wir doch stillstünden bis herpstzit ald etwas davor und wir uns dann mit herskraft wider erhüben, einen zug uf Meyland zu tun. Wolt ksl. Mt. uns mit 4000 pferden, ouch notturftigem houptgeschutz von Bern [= Verona] helfen, Meyland zu erobern, den Hg. da inzusetzen, doch das wir in daby handhabeten und gegen Kg. von Frankrich befrideten und sicher hetten, aber in obberürter gestalt; zum vierden, diewil ksl. Mt. durch ir land uns paß gegeben und im selbs damit ein schwäre burde ufgeladen, also das er den Kg. von Frankrich verwurkt und in zu unwillen bewegt hab, das er vil anfächtungen und beschwärungen gewarten müsse, und ksl. Mt. begert, in deshalb nit zu verlassen, und ob einicher vertrag oder frid gemacht wurde, in darin nit uszuschließen, sunder getruwlich zu meinen, das im dadurch kein nachteil oder beschwärd mog ziechen, und das er sich des getroisten mög, im des brief und urkund ze geben, darin wir siner Mt. solichs zusagint. Welle sin Mt. uns hinwider gnädenclich und getruwlich ouch bevolchen haben in unsern begegnungenc und uns allwäg gn., guten, nachpurlichen willen bewisen, darzu sich gegen uns ouch verschriben mit dem reisigen zug und geschutz zu disem gegenwurtigen zug, uns den zu lichen, d–wie dann solichs alles mit bessern und mer worten, als jeder pot witer ze sagen weisdt, geredt–d.
[4.] Ist daruf ein andrer tag angesetzt, namlich uf mittwoch nach St. Ulrichstag nechstkunftig [7.7.12] nachtz [zu] Zurich an der herberg ze sind e–und darumb antwurt ze geben und ze handeln mit vollem gewalt, so der sach den ustrag bringen mag–e.f