Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Wiederholung des Angebots einer Vermittlung zwischen dem Papst und dem Kg. von Frankreich, bei Scheitern des Ausgleichsversuchs Bemühen um den Schutz des Papstes vor weiterer Bedrängnis; [2.] Vorschlag einer ständischen Vermittlung im Konflikt des Ks. mit dem Hg. von Geldern; [3.] Ablehnung der den Gemeinen Pfennig betreffenden ksl. Änderungswünsche zum ständischen Entwurf einer Reichsordnung, Bitte, es bei ihrem Vorschlag bleiben zu lassen; [4.] Bereitschaft zur Aufnahme des Pfahlbürgerartikels in die Reichsordnung.
Köln, 27. Juli 1512
Kop.: A) Nürnberg, StA, Ft. Brandenburg-Ansbach, RTA Nr. 9, fol. 177b-182a (Überschrift: Actum Colen dinstag nach Jacobi Ao. etc. XII [27.7.12]); B) Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei Nr. 8, fol. 53b-56b; C) Dresden, HStA, GR, Loc. 10181/2, fol. 40a-44a (auf dem Deckblatt fol. 39a: Handlung des reichstags, so zu Trier und Collen gehalten Ao. etc. XIIo. Haben H. Cesar Pflug, ritter, und Dr. Lorenz Zoch von Collen anbracht auf Michaelis Ao. etc. ut supra [29.9.12]; Überschrift: Dienstag nach Margarethe [27.7.12]); D) Straßburg, AM, AA 336, fol. 45a-46b; Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 31, fol. 58a-61a; Köln, Historisches A., Köln und das Reich Nr. 40, fol. 59a-63a; Stuttgart, HStA, A 262 Bd. 8, fol. 126a-128a; Würzburg, StA, Würzburger RTA 6, fol. 65b-68b (Überschrift: Der stende widerantwurt. Actum Colen dinstag nach Jacobi apostoli Ao. etc. XIImo).
Druck: Janssen, Frankfurts Reichscorrespondenz, Nr. 1086.
[1.] Kff., Ff. und andere des hl. Reychs stende, zu Trier und alhye zu Colen auf diesem reychstage versamelt, haben ksl. Mt., unsers allergnst. H., antwurt auf den ungeferlichen begriff, von den stenden irer ksl. Mt. verschyner tag zugesandt [Nr. 990], unterteyniglich empfangen, horen lesen und etlicher maß ermessen.
Und erstlich Bebstliche Hlkt. betreffend, das ksl. Mt. angezeygt, wes ir ksl. Mt. als rechter vogt und schirmherr der Bebstlichen Hlkt. uf ir ansuchen zu helfen schuldig seyn etc., mit beger, ir Mt. in demselben, auch der Kgg. von Aragon und Engelland halber zu raten, auch sich zu entsliessen und ir Mt. zu erkennen zu geben, was hielf ir Mt. von dem Reyche in solchen sachen Bebstlicher Hlkt. und der kirchen gehaben mog, darauf geben die stend irer Mt. unterteyniglich zu erkennen, das sie, wie sie in vorigen irem uberschicktena begriffe angezeygt, als cristlich stende willig sein, sich mit ksl. Mt., wo es ir Mt. in massen di stende fur nutz und gut ansehen, in di sachen zwüschen Bebstlicher Hlkt. und dem Kg. von Frankreyche zu schlagen und ein trefflich potschaft zu Bebstlicher Hlkt. und dem Kg. von Frankreych zu schicken, zu untersteen, di sachen zwüschen inen zu tagen und gütlicher handlung zu bringen und müglichen vleys furzuwenden, di beide cristelich gewelde zu vertragen, damit vergyssung des cristelichen bluts verhütet werde. Woe aber di potschaft nichts verfenglichs in solchem handeln oder erlangen mochten und dan die stende vernemen wurden, das die Bebstliche Hlkt. und di hl. röm. kirche wider ir freiheyt, recht oder gerechtigkeit vergeweltigt oder verdrückt werden wolt oder ein scisma in der hl. kirchen ensteen, so sein di stende neben ksl. Mt. als dem heupt als cristgleubig gewelt und leut wol geneygt, weiter zu ratschlagen und treulich zu furdern, wi solch vergeweltigung und verdrückung dem stul zu Rom abgewent und verhyndert werden moge, wie dan das alles in dem ubersandten begryff angezeygt ist.
[2.] Und als ksl. Mt. us ursachen, durch ir Mt. angezeygt, begert, ir Mt. hielf wider den von Geldern mitzuteylen, daruf zeygen di stende ksl. Mt. in unterteynigkeit und allerbesten an, das, wue es ir Mt. auch fur nutz und gute, in massen di stend fur redlichb achten, ansehe, das di stende des Reychs sich in di sachen zwüschen ir Mt. und den von Geldern schlahen solten, so weren di stende des, irer Mt. zu unterteynigem gefallen, auch seiner Mt. erblanden und dem Reych zu gut willig, ein treffelich potschaft zu dem von Geldern zu schicken und moglichen vleys furzuwenden, di sachen nach gleichen, billichen dingen zu vertragen, damit di sorge und beswerung des kriegs und anders, so daraus volgen mag, verhütet werde. Woe aber der von Geldern sich gleycher, leidlicher und zymlicher dinge nit wysen lassen, sonder seinen mutwillen fur und fur uben wollt, so gedechten di stende, weiter zu ratslagen und zu ermessen, wie sich noch vermoge und ausweysung diser ordenung gebüren würde.
[3.] Ferrer als ksl. Mt. auf disem reychstage an die stende des Reychs begert hat, ein ordenung und hyelf im hl. Reyche zu unterhaltung frids und rechts etc. aufzurychten, und di stende als di gehorsamen sich des gutwillig begeben, ein ordenung und hyelf furgenomen, wie sie di dan ksl. Mt. verschyner tag in schriften zugesandt [Nr. 989/I], darauf ir Mt. den stenden ir antwurt zugefertiget und ir dieselben begriffen ordenung gnediglich gefallen lassen hat, doch mit etlicher enderung, als nemlich di hyelf das erst jar zu duppliren und zu teylen, nemlich halp Bebstlicher Hlkt. und halp gein Geldern, item di hyelf uf etlich jare zu setzen, auch etlich rete zu erhalten, mit anderm, wie das ir ksl. antwort ferrer inhelt.
Darauf geben di stende ksl. Mt. in aller unterteynikeit zu vernemen, das sie in keinen zweyfel setzen, ir Mt. moge bei ir selbs erkennen, das sich di stende des Reychs uf obberürt ksl. Mt. begere ein gut zeyt zu Trier und alhye zu Kolen uf disem reychstage enthalten, den sachen nach irem hochsten verstentnus zum besten nachgetracht und zuletzst ein ordenung und hyelf im hl. Reyche furgenomen, di sie hoffen, ksl. Mt., dem hl. Reyche und allen stenden desselben, wo sie durch aus in volzyehung kome, zu grossem trost, erhaltung und auffungc merklich ersprieslich und furderlich sein solle, und sich im selben nach gestalt der sachen im Reyche etwas genug angegryffen, in hoffnung, die bei den iren aufzubringen und zu erlangen, wiewol sie dannocht daneben besorgen, das inen dorin allerlei beswerung begegen werden. Sollt nuhe di berürt hyelf, wie ksl. Mt. begert, dupplirt, auch uf etlich jare ausgedrückt, gesetzt und den untertanen furgehalten werden, so besorgen di stende, dieweyl dise hielf einfach als ein neuerung bei den untertanen swerlich zu erlangen sey, das sye dupplirt und sunst uf jarezale gesetzt mynder oder gare nichts ausbracht werden mocht, und würd also den sachen ein ganz und gewiss verhynderung und zurrüttung diß loblichen furnemens geberen. Wan ksl. Mt. als der hochverstendig kan on zweyfel aus vorergangen sachen des gemeynen pfennings und anders nachgevolgts erwegen und erkennen, was beswerung solch neuerung uf ime tragen und wi di gefallen und zurgangen sein, auch wie beswerlich und sorglich in solchen neuerungen mit dem gemeynen volk, das sunst mit iren bürden und beswerungen genug belestigt, zu handeln und wie belestlich in solchem etwas auszubringen und zu erlangen sey. Darumb und so di ksl. Mt. auch für sich selbst gute wissens tregt, wie di gelegenheyt alenthalben im Reych gestalt, so sei der stende unterteyniglich bit, ufs allerhochst sie mogen, das ksl. Mt. solchs alles gnediglich und der notdurft nach wolle bedenken und ermessen und die masse der ordenung und hyelf unverendert pleyben lasse, wi di durch di stende im besten der sachen allenthalber zu furderung angesehen und gestelt synd, damit di hielf dester eher auspracht und erlangt werden moge. So synd di stende in unterteynigkeit willig, sich darauf anheym zu iren untertanen, wie ir notturft in solchem erfordert, zu fügen und allen müglichen und getreuen, ernstlichen vleys furzuwenden und anzukeren, damit di hyelf, wie di alhye durch di stende furgenomen und gesatzt ist, zuwegen pracht und erlangt werde, das auch ir Mt. bei iren untertanen, auch andern, dem Reych on mittel unterworfen und uf disem tag nit erschynen sein, dergleichen tun und anhalt, damit solch ordenung und hyelf bei inen auch ausbracht und in furgang kom und andere, sich des zu widersetzen, nit ursach nehmen.
[4.] Auch so lassen inen di stende den artikel, die pfalbürger betreffend, den ksl. Mt. gesatzt hat, wol gefallen, wollen, den in di ordnung zu setzen, verfügen.