Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
Wie schon von vielen früheren Reichsversammlungen her gewohnt, verzögerte sich auch diesmal der Beginn des für den 13. Januar 1510 einberufenen Augsburger Reichstags. Zwar kamen nach und nach viele Fürsten und Gesandtschaften in die schwäbische Reichsstadt, doch Kaiser Maximilian ließ einmal mehr auf sich warten. Aus Oberitalien kommend, reiste er mit längeren Zwischenaufenthalten in Bozen und Innsbruck erstaunlich bedächtig in Richtung Augsburg, wo er erst am 21. Februar eintraf (Nr. 481 [1.], 522 [2.]). Es dauerte dann nochmals bis zum 2. März, ehe der Reichstag mit einer Messe im Dom feierlich eröffnet wurde (Nr. 94 [1.]).
Gemessen an den Teilnehmerzahlen manch anderer Reichstage der Maximilianszeit war Augsburg 1510 eine durchaus gutbesuchte Tagung. Außer dem Kaiser erschienen fünf Kurfürsten, fünfzehn geistliche und sieben weltliche Fürsten sowie zahlreiche Äbte, Prälaten, Grafen, Freiherren und Herren persönlich. Hinzu kam eine beachtliche Anzahl kurfürstlicher, fürstlicher und reichsstädtischer Gesandter. Der internationale Charakter der Zusammenkunft und das europaweite Interesse an ihr wurden durch die Anwesenheit von Vertretern des Papstes, der Könige von Frankreich, Aragón und Navarra sowie der vom laufenden Krieg des Kaisers gegen Venedig ebenfalls tangierten oberitalienischen Fürstentümer Ferrara, Mantua und Savoyen deutlich (Nr. 597). Die in organisatorischen Dingen sehr erfahrene Reichsstadt Augsburg hatte mit der standesgemäßen Unterbringung und monatelangen Versorgung der zahlreichen Besucher ebenso wenig Probleme wie mit anderen logistischen Herausforderungen, die sich aus der stark frequentierten Tagung ergaben (Nr. 593, 594). Gleiches gilt auch für die Durchführung eines ebenso spektakulären wie öffentlichkeitswirksamen Auftritts Maximilians, bei dem sich dieser, wie schon bei ähnlichen früheren Gelegenheiten, einem illustren Publikum als kraftvoller und versierter Turnierkämpfer zu präsentieren suchte. Am 15. Mai maß der immerhin schon 51 Jahre alte Kaiser mit dem gleichfalls bereits siebenundvierzigjährigen Kurfürsten Friedrich von Sachsen die Kräfte im ritterlichen Zweikampf (Nr. 454 Anm. 1). Eine Woche später, am 22. Mai, ging der Augsburger Reichstag mit der Verkündung des Abschieds zuende (Nr. 125). Kaiser Maximilian blieb allerdings gemäß seiner Gewohnheit noch länger am Tagungsort und reiste erst am 12. Juli mit Zielrichtung Innsbruck ab.