Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
A Wien HHStA, MEA RTA 7 Konv. II, fol. 85r–88v (Kop.); DV fol. 88v:Röm. ksl. Mt. etc. antrag, 8. Junij anno 41 beschechen.
B koll. Wien HHStA, RK RTA 6, unfol. (Reinkonz.) 1.
C koll. München HStA, Kasten blau 271/1, fol. 50r–52v (Kop.); AV fol. 50r: 9. Junij.
D koll. Weimar HStA, EGA, Reg. E 137, fol. 31r–34v (Kop.); DV fol. 34v: Copei ksl. Mt. relation, den stenden des reichs der religionhandlung, Mitwoch, den achten Junij, gethann. 1541, Regenspurg2.
Druck: Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,2, Nr. 167 , S. 465–468; Pfeilschifter, Acta reformationis catholicae, Bd. III, Nr. 115, S. 374–377; Walch, Bd. 17, Nr. 1380, Sp. 687–690; Corp. Reform. IV, Nr. 2261, Sp. 389–391.
Die röm. ksl. Mt., unser allergnedigister her, setzt in kainen zweyvel, Kff., Ff. und stende und der abwesenden botschaften und gesandten tragen noch in frischer gedechtnuß, wes ir ksl. Mt. a –im anfang dises gegenwurtigen reichstags und in irer ersten proposition inen–a anzaigen lassen b –und aus was ursachen derselb–b furgenomen, auch wie volgendts mit irer, der stenden, bewilligung c –in der strittigen religionsach–c als dem hauptpuncten d –dieser reichshandlung–d etliche gelerte personen aus inen, den stenden, baiderseitz verordent worden, die e –strittigen artickel–e fur die handt zu nehmen, zu erwegen, zu bedenckhen und zu beratschlagen, wie die in ein christliche vergleichung gebracht werden mochten, und, was sie also (doch unvergreiflich und allain berichtsweiß) undereinander handln wurden, das sy dasselb alsdann widerumb an ire ksl. Mt., auch Kff., Ff. und gemaine stende bringen und gelangen lassen sollten, sich darauf desto baß haben zu entschliessen, auch mit bebstlicher Hlt. legaten vermog des hagenawischen abschiedts zu communiciren. Damit nun dieselben verordenten collocutoren ein form und wege haben mochten, in solchem irem gesprech zu procediren, so hette ir ksl. Mt. f –einen schriftlichen begriff–f, durch etliche gelerte und gotsaiferigeg personen (wie ir Mt. bericht worden ist) zusamengetragen und irer Mt. behendigt, h –als ob darin wege und mittel angetzaigt–h, dardurch ihres achtens solche strittigen artickel verainiget werden möchten, inen, den colloquenten, zuestellen lassen mit bevelh, i –denselben bericht–i in beysein irer Mt. zugeordenten presidenten und anhörer fur die hand zu nehmen, von ainem artickel zu den andern zu verlesen und, wes sie darin zur vergleichung dienlich und annemlich befinden und ansehen wurden, dasselb aufzumercken, wes aber nit anzunemen, dasselb zu corrigiern und zu pessern und, nachdem solches alles volbracht, alsdann irer Mt. davon schriftlichen bericht zu thuen.
Demselben weren die gedachten collocutores also gehorsamlich nachkomen und hetten allen muglichen vleys furgewendt, auch sich darin so viel bearbait, das sie derselben strittigen artickeln ein zimliche guetej anzal und nit die geringsten, k –doch auf irer ksl. Mt. und der stende wolgevallen–k, verainigt und verglichen. Und l –soviel die ubrigen artickel belangt, so–l noch unverglichen pliben, hetten der protestirenden collocutorn m –ir bedencken und maynung in sonderhait–m ubergeben.
Nun hetten volgendts die gemelten collocutores baiderseits samptlich n –den angetzaigten bericht–n ausserhalb desjhenigen, so sie mit gemainem rath ainhelliglicho darin corrigiert und gepessert, abschreiben lassen und sambt berurten unverglichen artickeln irer Mt. undertheniglich uberantwordt, mit anzaigung, das sy p –denselben ubergeben bericht–p durchauß ausserhalb gemelterq artickeln fur ir personen (doch sonst unvergrifflich) verglichen hetten, der underthenigen hoffnung, ir ksl. Mt. sambt Kff., Ff. und gemainen stenden wurden wege und mittelr zu finden wissen, die ubrigen artickel mit verleihung des almechtigen auch zu vergleichen. s –Und hetten darauf ir Mt. underthenigclich gepetten, sölchen iren furgewendten vleys, muhe und arbait gnedigclich anzunemen–s. t –Welche schrift mitsambt beyligenden artickeln–t ir ksl. Mt. den Kff., Ff. und stenden hieneben uberantwordten lassen.
Und nachdem irer Mt. begierdt ye und alweg gewest und noch, diese sach furnemlich Got dem almechtigen zu lob und eer und gemainer christenhait und bevorab dem hl. reiche teutscher nation zu gueter ruhe, frid und ainigkait ye dahin zu furdern, damit der hochnachtailig zwispalt der religion hingelegt, und frid und ainigkait erhalten, auch aller unrath, so darauß entsteen möchte, verhuet bleibe, so ist ir ksl. Mt. freuntlich, gnedig und vleissig ansynnen und begeren, das Kff., Ff. und stende u –vermög angeregter irer Mt. ersten proposition–u sich hierin nit weniger dann ir Mt. als christliche Kff., Ff. und stende erzaigen und beweisen und wellen solch schriftv zum furderlichsten vleissig ersehen, beratschlagen und erwegen lassen w –und ferrer ir Mt. ir guetbedunken in diesem allem und nit allain auf die artickel, deren sich die verordenten verglichen, sonder auch der andern halben, so noch unverglichen sein, mittaillen, wes sy nach gelegenhait und notdurft der sachen fur guet und räthlich ansehen und befinden werden, damit weitter unrath und nachtail furkomen, auch wie und welchermassen weg furzunemen, damit die beschwerlichen mißbreuch, so allenthalben in geistlichen und weltlichen standt eingerissen, widerumb abgestellt und in ein christenlich reformation und pesserung gebracht werden mogen, wie dann solchs die hohe notdurft auch erhaischt3, und das Kff., Ff. und stende solchs yetzo alsbaldt furnemen, dem vleissigclich nachgedenckhen und irer Mt. ir rätlich bedencken treulich mittaillen wellen, wie dann ir Mt. nit zweyvelt, sy seyen onedas, solches ze thuen, gantz genaigt–w. So erpeuth sich ir Mt. nochmals wie hievor, nichts an ir erwinden zu lassen, auch kain muhe, vleys oder arbait zu sparen, dardurch solches alles gefurdert und zu gueter endtschaft gebracht werden möge4. x –Und ist ir Mt. der unzweiflichen zuversicht, das der bäbstlichen Hlt. legat sich zu diesem auch genaigt finden lassen, alles zu thuen, das an ime sein wirdet–x.
y –Gleicherweiß ist irer Mt. freuntlichs gnedigs begeren, nachdem die stendt bey inen selbs wol spuren und erkennen mugen, das die hoch, unvermeidlich notdurft erfordert, furderlichen auch zu beratschlagen und furzunemen, wie5 dem erbfeindt unsers christenlichen glaubens und namens, dem Thurckhen, mit eylender und beharrlicher hilf zu begegnen sey, das Kff., Ff. und die stendt disen puncten auch fur die handt nehmen und nachgedencken wellen, wes auch in dem zu thuen, damit die christenhait, bevorab teutsche nation, dises orts vor unwiderbringlichen, verderblichen schaden verhuet werde.
Deßgleichen auch, was zu erhaltung fridens und rechtens, auch gueter pollicey, rhue und ainigkait und in andern obligen teutscher nation inhalt irer Mt. außschreiben und ersten proposition furzunemen seye. Und in disem allem ansehen und bedencken die lenge der zeit, so man hie gelegen, und das der verzug zum höchsten schedlich und nachtailig ist. Das alles will ir Mt. gegen Kff., Ff. und gemainen stenden in freuntlichem willen und allem gueten und gnaden erkennen–y.