Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 209r–216v (Kop.); AS fol. 209r: An die röm. ksl. Mt. des Bf. von Meissen beschwerde belangende.

B  koll. Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 08994/01, Der Bff. zu Meissen, Merseburg und Naumburg [...] angemaßte Session im Reich [...] auf den Reichstagen zu Speyer 1541–1547, fol. 21r–28v (Kop.).

C  koll. Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 08993/04, Acta Misnensia oder Acta des Reichsstandes halben [...] Sachsen [...] Meißen, fol. 45v–56v (Kop.); ÜS fol. 45v: Des Bf. zue Meissenn dritte supplication, an die ksl. Mt. anderer beschwerung halben uber die chur- und fursten zue Sachsenn etc. uff obberurtem reichstag ubergeben.

Regest mit Ausz.: Gersdorf, Urkundenbuch Bd. III, unter Nr. 1423 , S. 364–366.

Eurer ksl. Mt. habe ich in ainer andern schrift furbracht, welchergestalt die Kff. und Ff. tzu Sachsen, mich und mein stift Meissen umb den furstlichen standt, recht und gerechtigkaithen und freihaitten tzu bringen und derselben mit gewalt tzu entsetzen und also von eurer ksl. Mt. und des hl. reichs gehorsam abtzureissen und aynem furstenhaus underthenig tzu machen, understanden, wie dan euer ksl. Mt. solch mein klag und anligen aus berurther meyner eurer ksl. Mt. ubergeben schrift noch der leng gnedigst und wol haben vernhemen mugen2.

Und wiewol ich andere meins stiefts beschwerden, so mir und meinen stift von hochgedachten Kff. und Ff. tzu Sachsen in viel wege tzugefuget werden, in gemelter meyner clage wol hett furbringen mogen, dieweil aber die austziehung meines stiefts von eurer ksl. Mt. und des reichs ordenlichen oberkhait und obedientz nicht allein mir, sonder auch eurer ksl. Mt. und dem hl. reich tzum hochsten beschwerlich und verletzlich ist und also mir meyner ehren und pflichten halben, damit ich eurer ksl. Mt. und dem hl. reich tzugethan, vor allen dingen gebhuren wollen, das ich dasselbig eurer ksl. Mt. tzum forderlichsten berichte und damit ich auch eurer ksl. Mt. uf einmalh nicht tzuvil bemuhete, hab ich gemelt beschwerde des reichstands halben eurer ksl. Mt. tzuforderst und in einer sondern schrift und dan die ubrigen mein und meynes stiftes beschwerden und anligen hernach und itzundt antzaigen wollen, abermals undertheniglich bittendt, euer ksl. Mt. geruchen, auch diß mein schreiben gnediglich antzunehmen und vetterlichen tzu behertzigen und mir und meyner kirchen und stift mit genediger hulf und beystandt tzu erscheinen.

Und anfengklich und tzum ersten, wiewol mein stieft Meissen dem haus Sachsen in kein weis noch weg underworfen, sunder fur sich selbs von eurer ksl. Mt. als ein sonder gliedt des hl. reichs furstlichs recht, gerechtigkaithen, regalien und freyheitten, manschaften, land und leut, auch uber dieselben gebott und verbott und dan hohe und nidere gericht hat und die Bff. tzu Meissen als ein furst des hl. reichs dieselben alle von einem romischen kayser und dem hl. reich tzu lehen tragen, wie dan ich auch als itziger regirender bischof dieselben von eurer ksl. Mt. tzu lehen empfangen und derselben allen gnedige confirmation und bestettigung erlangt hab, inmassen ich solchs eurer ksl. Mt. in meyner hievor ubergeben supplication nach der leng bericht und angetzeigt hab, wiewol auch hochgedachte und bemelte Ff. von Sachsen vil gutter von mir und meynem stifte tzu lehen tragen, ich aber und mein stift denselben anders nicht dan allein mit schutz verwandt sein und dartzu mein stift Meyssen gleich wie andere bistumb in seinem district und gezirck alle geistliche und bischofliche oberkhait hat und vermog der heyligen canonen und kayserlicher rechte allein mir als eynen bischof und keyner weltlichen oberkhait, dieselben tzu verwalthen, tzuestehet, wie dan die bischofe von anbegin weilandt des grossen Ks. Otto stiftung und also, solangk das bistumb Meissen gewesen, solchs alles in geruwigen gebrauch und possession gewesen, idoch, solchs alles unangesehen, haben die Kff. und Ff. tzu Sachsen nach absterben weylandt Hg. Georgen, loblicher und seliger gedechtnus, sich understanden und sein noch in stetter ubung fur und fur, mich und mein stieft solcher gaistlicher und weltlicher oberkhaitten, herlichkaithen und freyhaitten mit gewalt on erlangt ainiches rechtens tzu enthsetzen.

Dan anfengklich, soviel die geistliche oberkhait und jurisdiction belangt, sein tzuforderst durch ihr anrichtung und nachlassung allerley irriger und falscher lehr in meynen bistumb eingefurt und durch offen druck und ire predicanten ausgebreittet und dem gemeynen, ainfeltigen volck in ander viel wege eingebildet, wie es dan heuttigs tags dahin gelerth und gewiesen wirth3, als nemlich, das der glaub allein gerecht mache, das die gutten wergk nicht tzur seligkait dienen, das diejhenen, so das hochwirdig sacrament under einer gestalt nhemen, sundigen, derhalben ihn auch das begrebnus versaget wirdt, das der heyligen vetter und babsts satzungen nicht binden und, welche dieselben halten, nicht christen sein, das der heyligen anruffung abgotterey, das die furbittung fur die todten gaucklerey, das die heylige meß kein opfer, sonder abgotterey und vor Gott ain greuel sey.

Uf solche maß lehren sie auch von ceremonien, sacramenten und kirchendiensten alle, der gemeinen kirchen ceremonien und gottesdinst als singen, leßen, bethen, fasten, feyren, underschiedung der speis und andere dergleichen kirchendinst, so auch von den aposteln her in der altgemeinen [sic!] kirchen gehalten, verwerfen sie. So haben sie die tauffe, wie sie von alther in der kirchen gehalten, verendert, auch die heylige fiermung, ölung und priesterweyhung4, welche sie ein gotzenschnur nennen, bey inen tzu gebrauchen verbotten. Von den hochwirdigen sacrament des leibs und bluts Christj leren sie, das es allein in der niessung und nicht lenger bleibe, derhalben sie auch nicht gedulden, dasselbig in den kirchen tzu behalten, und das fest des fronleichnams Christj nicht halten.

So wollen sie auch wieder bapst noch bischof noch ander der kirchen oberkhaitten, personen und dienern ainichen gewalt gestatten, den babst nennen sie ein abgott, die bischofe sehelmorder, wie sie dan auch alle andere, so ihrer sect und leher nicht tzuhören noch volgen wollen, mit vielfaltigen schmahungen und iniurien an iren ehr und glimpfen tzum beschwerlichsten antasten. Dagegen aber machen und ordenen sie andere kirchendiener, die sie superattendenten und tzum theil auch bischof nennen, welche ihr leben lang kein priesterlich noch ander heylig weihung empfangen, und dieselben understehen sich, doch priester tzu weyhen, und halten darnach meß, dadurch erschrockentliche abgotterey und idolatria angericht und das volck, ain unconsecrirtes brot und wein antzubetten5, angewiesen wurdt, jha etliche lerntn [sic!] auch, das ein hausvatter diermena und sein hausgesindt communiciren muge.

Uber das und damit die alten, wharen kirchendienst und diener abgethon und ihr abgottisch ordenung und andere vormainte kirchendiener an die stad gebracht werden6, haben hochgedachte Kff. und Ff. tzu Sachsen fast alle closter, gestifte und lehen, unangesehen, ab sie auch von romischen kaysern gestift und andern andechtigen, christglaubigen menschen den kirchen tzu den wahren, althergebrachten der altgemeinen [sic!] kirchen dinst gegeben, in ihr verwaltung getzogen, die priester und andere ordenliche, wahre kirchendiener, so in ihre ordenung nicht willigen wolten, irer lehen und pfrunden eigens gewalts enthsetzt, auch etliche ordensleut verjagt, etliche mit irer ordenung so hoch beschwert, das sie selbs ihre closter verlassen mussen, etlich der andern dermassen erschreckt, das die tzu irer enthaltung ethwas geringes genommen und, unangesehen, das sie es nicht macht gehabt, ire closter ubergeben haben. Dadurch dan die closter der personen beraubt und nachent veröhdet worden, tzudem, das auch die ubrigen personen, so noch in clostern sein, iren ordenshabit ablegen und die blatten verwachsen, auch ire geseng noch einsatzung irer regel und sonderlich das gebett und gesang von der heiligen gottesgebererin und andern gottesheyligen fallen lassen mussen7.

Welche closterpersonen auch solcher irer ordenung nicht geleben, sunder bey der gemeinen kirchen bleiben und sich davon nicht dringen lassen wollen, die haben sie, mit allerlay drauung und gewalt davon tzu dringen, understanden. Als nemlich haben sie die eptischin tzum Heyligen Kreutz, under Meissen gelegen, mit gewalt aus dem closter genommen und tzu iren freunden gefurt. So hat Hg. Heinrich tzu Sachsen etc. den closterjungfrauen schreiben lassen, wo sie iren habit nicht ablegen und sich seiner ordenung gemeß halten, so werde ehr verbietten, das inen hinfuro kein tzins geraicht werden soll. Er hat auch denselben jungkfrauen neulich ire gemach mit gewalt erofnen, die schlussel nhemen und inen ein lutterischen verwalter einsetzen lassen. Uber das haben hochgedachte Kff. und Ff. tzu Sachsen ingemein verbotten, hinfuro nihemants mher in die closter eintzunhemen, auch kein obere person darin tzu whelen, und sie die regirung der closter an sich genummen.

Daraus dan volget, das den clostern ire gutter mit gewalt enthwendet, die ware gottesdinst von tag tzu tag jhe mher geringert, jha gantz ausgeleschet und andere falsche, verfurerische leher, scismata und trennungen in der heyligen kirchen eingefurt, der verstorbnen christlichen kayser, konigen und ander christglaubigen letzter willen tzersteret, tzerruckt und tzerbrochen, die armen ires almusen, so sie bißher von stiften und clostern gehabt, beraubt worden und solchs alles on der bepstlichen Hlt. und eurer ksl. Mt. wissen und willen und tzu tzersterung aller christlichen ordenungen und der kirchen frayheit.

Es folget auch ferner daraus, das ich als ein bischof meiner bischoflichen gerechtigkeit und einkummens und sonderlich des cathedratici, welchs das best und furnembst einkumen meines stift ist, enthsetzt und beraubt8, so ich doch dagegen in des reichs obligen mein gebhurende anlage hoher dan vor tzeitten tragen und laisten mus, das mir aber in diesem fhalh, so ich meiner und meynes stiftes gerechtigkeit beraubet und enthsetzt sein und bleiben solt, nicht muglich, leidlich noch treglich sein wurde.

Ferner haben sie durch etlich ire vermainthe superattendenten gemacht, welche sich aller geistlichen jurisdiction, verwaltung der closter, gestift und verenderung der lehen und, derselben einkumens ires gefallens tzu ordenen, understehen, alles nicht allein meinem bistumb, sonder auch an dem orth, da ich von eurer ksl. Mt. und dem hl. reich lehenschaft habe, da auch mir als einem bischofe das ius patronatus, alle oberkeit, hocheit und gebottmessigkait allein tzustendig ist, tzu merglicher verletzung und nachteil.

Es haben auch weitter gemelthe des churfusten und Hg. Heinrich tzu Sachsen vermeinte visitatores am 14. tagk des monats Julij des verschinnen 39. jhars die hern meines thumbcapittels tzu Meissen uf das schlos daselbst erfordert und mit sehr ernstem befhelh der fursten angetzeigt, das sie hinfurder alda in der thumbkirchen kein bebstliche messen mher in ewigkait halten, auch das grab Sankt Bennonis aldo in der kirchen abthun und sich mit iren ceremonien mit inen vorgleichen solthen9, und diese und andere artickel mher furgehalten. Und wiewol inen von den thumbdechant in seines und des thumbcapittels nhamen die anthwort gefallen, das sie sich in solchs nicht tzu geben wusten, sonder ir gemuth where, das sie bey dem gebrauch gemeiner, christlichen kirchen bleiben wolten, tzudem, das die visitation nicht inen, sonder mir als iren bischofe und ordinarien gebhurte, die ich mich auch in alle wege tzu thun erbotten, mith bitt, das sie in dem stift in betrachtung, das es ain keyserlicher stift, auch in eurer ksl. Mt. christliche bunthnus ufgenommen und das es wider eurer ksl. Mt. augspurgischen und andere abschiedt und mandata where, kain neuerung furnhemen noch machen wolten, so ist man doch, solchs ungeacht, desselben tages aus sondern befelh der fursten in die thumbkirchen daselbs mit gewapneter, gewerter, gewaltiger handt bey nechtlicher weyle gefallen und alda das wolgetzirt grab des heyligen Bf. Bennen sampt den altar tzu kleynen stucken tzerschlagen und uf den grundt abgebrochen, ein hultzen bildt des heyligen Bennonis enthaubt und tzu sondern gespot in das schlos fur die kirchen gesatzt, die fursten alda daruber jubilirt und des alles ein sonders wolgefallen getragen10. Noch solchen allen ist auch den thumbdechant mit grossen ernst und vermeydung ungnaden und straf gebotten und befholen worden, das man im thum nicht mher nach gemeynem der kirchen gebrauch singen, lesen noch meß halten solte, wie dan solche gotliche empter nach uf heuttigen tagk tzu halten verbotten und dagegen lutterische gesang und predig eingefurt und gehalten werden, alles tzu ausleschung der waren gottesdinst, so bißher tagk und nacht tzu der ehr des almechtigen und schuldiger dancksagung fur sein gotliche gaben und wolthat geschehen sein.

Daraus volget dan, das ich meiner bischoflichen cathedralhkirchen gentzlich entsetzt und beraubet11, also das ich darinnen wider einiche empter halten noch ordenung machen, gebietten noch verbietten darfe. Desgleichen werden meine gehorsame priester12, so sich noch alda mit grossen beschwerden erhalten, durch die scißmatischen prediger mit vielen schelt- und schmeheworthen angegriffen und spotlich uberfaren, auch uber solchs durch die amptleut daselbst fur weltlich gericht gewaltiglich getzogen, auch etlich irer heuser tzu den geistlichen lehen gehorig, dergleichen der teglichenb distribution spoliirt und in vil ander weg dermassen bedrangt, das sie in das elend tziehen und ihr eigen kirchen verlassen mussen. Und damit auch die wurtzel aller wharen kirchendinst und diener ausgereuttet, werden wider canonicat noch vicarien mher tugentlichen und gemeiner kirchen anhengig und verwandten personen verliehen, daraus dan jhe von nott wegen volgt, das tzuletzt kein thumbcapittel noch einiche election sein wurdet und also der bischofliche stull evacuirt, die so alt, löbliche, kayserliche stiftung abgethan und in prophanissimos, jha impios usus in der Hgg. tzu Sachsen und also in der weltlichen hendt gar kumen mus.

Tzum andern understehen sich die Kff. und Ff. tzu Sachsen, mich und mein stift auch meiner weltlichen oberkhait tzu enthsetzen, dan welchergestalt sie mir und meinen stift an meinen furstlichen rechten, regalien und freihaitten eintragk gethan und noch teglich thun, das haben euer ksl. Mt. aus meiner hievor derselben irer Mt. ubergeben supplication und andern bericht, so eurer ksl. Mt. ich davor unthertheniglich gethan, und sonderlich auch aus der vergewaltigung, die sie mir alhie uf diesen reichstagk in eurer ksl. Mt. und der stende des hl. reichs gegenwertigkhait tzufuegen, gnediglich tzu vornhemen. Darauf ich mich itzundt umb kurtz willen widerumb getzogen haben wil.

Uber solches hat der Kf. tzu Sachsen meinen armen leutten, umb die stadt Wurtzen gelegen, daruber ich von eurer ksl. Mt. und den hl. reich die lehen und gebottmessigkait, auch alle nidere und obere gericht hab, gebotten, das sie mir kaine tzins, dinst noch gehorsam geben noch laisten, sunder sich seiner gebott halten solten, und das keyner andern meynung, dan das er, mich dadurch dahin tzu dringen, understehet, das ich sein underthan und undtersaß sein sol. So understehet sich Hg. Heinrich auch, meine leutte tzu pfenden an den orthern, da mir die oberkeit tzustendig. Und wiewol ich den Kf. tzu Sachsen, davon abetzustehen, gebetten, so hat doch solch mein bitt nicht stadt funden noch haben wollen, sunder er hat mir daruber mein tzins und gult verhalten lassen, alles wider mein und meynes stiftes offenbare gerechtigkait, auch uber das, das die Kff. und Ff. tzu Sachsen mich undc meinen stift nicht allein fur sich dermassen nith vergewaltigen, sonder mit allen treuen vor fremben gewalt schutzen und schirmen solten, darumb sie dan von dem stifte stett, schlosser, vil dorfer und grosse geholtze uberkummen und noch uf heuttigen tagk, vom stift tzu lehen tzu empfahen und dagegen, dem stift getreulich tzu schutzen und tzu schirmen und dan andere lehenpflicht tzu laisten, schuldig sein13.

Hieneben wil eure ksl. Mt. ich in aller underthenigkait auch nicht verhalten, als Hg. Heinrich tzu Sachsen die stett, schlosser, dorfer, gehultz, so von mir und meynem stift tzu lehen gehen, durch seine geschickten bey mir suchen lassen14, das ich in ansehung obertzelter vergewaltigung und sonderlich, das er mich meiner geistlichen jurisdiction und freyhait, auch der cathedralhkirchen entsetzt, mich auch wider des hl. reichs ordenung befhedet, ime dieselben ahne vorwissen eurer ksl. Mt. tzu leyhen, nicht gewust, und habe solchs an euer ksl. Mt. underthenigst hiebevorn gelangen lassen, mir ist aber derhalben bißher von derselben eurer ksl. Mt. noch keine anthwurt worden.

Und aus solchen allen haben euer ksl. Mt. gnedigst tzu vernhemen, in wieviel weg ich und mein stift bißher von den Kff. und Ff., den Hgg. tzu Sachsen, wider eurer ksl. Mt. und des hl. reichs ordenung, landtfrieden, mandaten und fridestandt belestiget und beschwert worden und das an dem allen bey inen noch kein ufhoren sein wil.

Und wiewol ich und mein capittel als eurer ksl. Mt. ufgerichter, christlicher bunthnus verwant und noch bey loblicher, seliger gedechtnus Hg. Georgens tzu Sachsen etc. leben uf irer Gn. anhalden darein kommen, auch alle gebhurende bißanher darlegunge gethan15, mich berurther meiner und meines capittels beschwerunge bey meinem gnedigen hern, Hg. Hainrichen von Braunschweigk etc., als der sechsischen provintz obersten haubtman dieser bunthnus beclagt, so ist doch bißanher vermoge derselben keyne einsehunge gescheen.

Dem allen nach ist mein ainige tzuflucht tzu eurer ksl. Mt. als meiner ainigen, naturlichen und von Got verordenten oberkheit und allergnedigsten hern mit underthenigen bitte, euer ksl. Mt. geruche, solche beschwerden von mir als iren gehorsamen, gedrangthen underthan in genedigen willen uftzunhemen und dieselben gnediglich und vetterlich tzu behertzigen und darinnen billiche christenliche verfugung tzu thun, auch mit besonderm, christenlichen ernst darob tzu sein, das des almechtigen ehre und gotlicher dinst gemheret, die heiligen sacrament und ceremonien christlicher kirchen erhalten und der mißverstandt der gotlichen schrift tzu Gottes lob und der kirchen ruhe und aynigkait gewandt werde und das die geistlichkhait nicht also verdruckt, injuriirt noch ausgetilget, besonder bey iren stiften clostern, profession, habit, kleydung und freyhaitten bleiben und weitter ordensleut tzu erhaltung der closter eingenommen und mit weltlichen, lutterischen vorstehern, visitatorn und sequestratorn verschonet mochten werden und das auch die stift, closter und andere geistliche lehen, so algereit in weltliche hand, gebiette und gebrauch kommen, widerumb den geistlichen mit irer tzugehorunge, privilegien, freihaitten und verwaltung derselben eingereumbt und verliehen werden, und auch in sonderhait mit oben gedachten fursten mit besonderm ernst tzu verschaffen, das mir mein cathedralhkirchen tzu Meissen und mein geistliche jurisdiction uber mein bistumb widerumb tzugestelt und mir vorstatt werde, dieselb tzu den ehren Gottes und nach ordenung der recht als ein ordinarius gebrauchen moge, auch mich und die meinen geistlichs und weltlichs stands in den gottesdinst, noch verordenunge christlicher kirchen herbracht, unvorhindert tzu lassen und das ich und meine geistliche bey iren tzinsen, einkummen, gerechtigkaitten, freihaitten und allen andern tzugehorungen geruiglichen verbleiben, dan ane das wirth man nicht gehorsame priester an die ort, da noch itzo gottesdinst ist, haben mogen16.

Dergleichen auch mit vielgenanthen fursten mit tapfern ernst tzu verfuegen, das sie sich der gebottmessigkait in meinen und meines stiftes guttern in geistlichen und welthlichen sachen gentzlichen enthalten und mich in meynen gebietten, hochaiten, freyhaitten und regalien nicht vorunruigen, turbiren noch ainigen einhalt thun, besonder mich bey gehorsam eurer ksl. Mt. und des hl. reichs bleiben lassen, auch besonder dem Kf. tzu Sachsen tzu befhelen, das er meinen leutten nicht wolt gebietten und sie daruber mit gewalt auch nicht schutzen, mir das meyne als tzinse und gehorsam nicht tzu geben noch tzu laisten, und dieselben also undter seine gebottmessigkhait, wie sie dan undter denselben nicht sein, tzu tziehen, und mir auch so gnedig tzu erscheinen und gnediglich tzu eroffnen, wes ich mich gegen Hg. Heinrich der lehenschaft halben verhalten solt, daran eurer ksl. Mt. ich gnedigen gefallen und meynes stiftes besten thun magk. Und dieweil durch oben berurts vorhaben meine underthan vom adel, stetten, dorfern fast tzu ungehorsam erwegkt, das euer ksl. Mt. auch unbeschwert wollen sein, durch ein offentlichs, ernstlichs mandat denselben tzu gebietten, das sie sich meines gebots und gehorsams verhalten wollen und sollen und nicht der Ff. tzu Sachsen, wo solches anders von inen gehalten, das sie derwegen gewisser straf gewertig sein sollen.

Wil mich auch tzu eurer ksl. Mt. in aller underthenigkhait vertrosten, das dieselb gnedigs einsehen und erkenthnus thun werden, damit ich und mein stift bey eurer ksl. Mt. und dem hl. reich, wie es dan von anfang bißher gewesen, bleiben mogen und in allen denjhenigen, so ich berechtet und von eurer ksl. Mt. und dem hl. reich belehnet, begnadet und befreihet bin, vor ubrigen gewalt der Ff. tzu Sachsen als ein gehorsamer underthan eurer ksl. Mt. und ein gliedt des hl. reichs geschutzt und gehandthabet werde17, in gantz trostlicher tzuversicht, euer ksl. Mt. werde sich in solchen nothwendigen beschwerungen genediglichen ertzaigen und mir als einen gehorsamen underthan und, dero sich noch bey leben hochloblicher und seliger gedechtnus Hg. Georg tzu Sachsen mit seinem stift und capittel in eurer ksl. Mt. christlichs gebunthnus gegeben18, tzum forderlichsten retthig, hulflich und beistendig erscheinen, uf das solchen unbillichen furnhemen und gewaltiger verenderung mochte gesteuret und nicht alles verhangen und nachgelassen werden19.

Anmerkungen

1
 Eine sinngemäße, wenn auch im Einzelnen ungenaue Zusammenfassung der Supplikation liegt vor in: Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 225r–226v (Kop.) und Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 08994/01, Der Bff. zu Meissen, Merseburg und Naumburg [...] angemaßte Session im Reich [...] auf den Reichstagen zu Speyer 1541–1547, fol. 29r–31v; DV v. a. Hd. fol. 31v: Bf. von Meissen clage ufm reichstag. Nota: sie seint nicht im bundnus.
2
 Zu dieser Supplikation an den Kaiser vgl. Anm. 1 zu Nr. 279.
3
 Die folgenden sieben abhängigen Aussagesätze sind marg. von 1 bis 7 durchnummeriert. Dazu ist marg. v. a. Hd. notiert: Das seindt sieben hertzstöße, herr bischoff, die thun euch den todt, hetten fur euch erger nicht sein können.
4
 Zum Folgenden marg. v. a. Hd.: Ey, ey, ey das ist baldt zuvil uf einen bißen. Uf solche weise werdet ihr, herr bischoff, leider nicht viel pfrunden behalten.
5
 Dazu marg. v. a. Hd.: Domine Johannes, erras toto caelo. Sie lehren, weder consecrirtes oder unconsecrirtes brodt anzubeten, sonder allein den einigen Gott, welcher einig im wesen und dreyfaltig in der person ist.
a
 In C: dirnen.
6
 Dazu marg. v. a. Hd.: Nota: o guckuck.
7
 Zum letzten Teil des Satzes marg. v. a. Hd.: Scheinet euch baldt, herr bischof, als wans nicht recht wehr.
8
 Dazu marg. v. a. Hd.: Leider steckts da, herr bischoff.
9
 Dazu marg. v. a. Hd.: Nota: Sankt Bennonis grab.
10
 Dazu marg. v. a. Hd.: Ach des schönen grabes.
11
 Dazu marg. v. a. Hd.: Dran ist kein zweiffel, ehrwurdiger herr Johan.
12
 Dazu marg. v. a. Hd.: Baals pfaffen.
b
 In C: geistlichen.
c
 Nach B und C korr. aus: umb.
13
 Dazu marg. v. a. Hd.: Nota.
14
 In C dazu marg. v. a. Hd.: Hg. Heinrich hat die lehn bei dem bischoff suchen lassen.
15
 Dazu marg. v. a. Hd.: Nota.
16
 Dazu marg. v. a. Hd.: Nota.
17
 Vgl. das ksl. Dekret über die Reichsstandschaft des Bischofs von Meißen, Regensburg, 1541 Juli 26 [Nr. 286].
18
 Dazu marg. v. a. Hd.: Nota.
19
 Zu den reformatorischen Intentionen und Maßnahmen Hg. Heinrichs von Sachsen und zu dem religionspolitischen Druck auf das Hochstift Meißen vgl. Lobeck, Das Hochstift Meißen, S. 90–131 und S. 148–167. Vgl. auch Dr. Gregor Brück an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Wittenberg, 1540 Mai 28, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 290 Nr. 120 Bd. 1, fol. 125r–126v (Ausf.): Hat Dr. Melchior [von Ossa] um Stellungnahme zu der von Hg. Heinrich von Sachsen an das Kammergericht geschickten instruction ader radtschlage gebeten. Dieser rät aus den in beiliegendem Verzeichnis aufgeführten Gründen, von der Rekusation abzusehen und gegenüber dem Kammergericht wie die Juristen Hg. Heinrichs zu argumentieren. Nhun ist wol war, das schwer sein wil, das camergericht in einer solchen alß prophansachen zu recusiren, aber gewißlich konten diejenigen, die das spiell treiben allein auß haß der christlichen religion, von dem hause zu Sachssen reissen, es were mit recht ader unrecht, ßo wirdet man es mit allem vleiß gerne thun, dan es wirdet den gesellen nicht do allein liggen, ob die bischoff sollen standt haben auf reichstegen, wie sie sich dan itzo zu Hagenaw gewißlich widder anmassen werden, nochdem sie erfordert sollen sein, sondern es wirdet inen auch do liggen, das die bischoff moge [sic!] ire gentzliche administracion haben, unverhindert der religion halben zu schaffen auf kayserliche edicte, reichsabschiede und mandata. So lautet des camergerichts precept in gemeine von der administracion, darumb dasselb gemeine wort alle administracion begreiffen muß, wie die ein ander weltlicher reichstandt hat, nemlich baide der religion und auch weltlicher sachen halben zu schaffen und zu gebieten. Wirdet man nhun stiller schweigen und davon keine meldung thuen ader das camergericht darumb recusiren, alß falle der religion handel preiudicialiter mit ein, und das precept solt creftig erkannt werden, so wurde man wol sehen, was man darnach weiter erhalten wurde. So hengets auch aneinander, dan wan inen die adminstracio erkant wirdet und das sie euere kfl. Gn. dar nicht irren sollen, so ist inen auch schon erkant, in der religion alß reichstenden bei iren weltlichen unterthanen zu schaffen, und eueren kfl. Gn. eben mit dem vorbotten, das euere kfl. und fstl. Gn. dawidder der religion halben nichts schaffen noch inen einich gedrengnus daruber zufugen sollen. Darumb wil noch wol das best sein, euere kfl. Gn. recusiren und das man die religion mit einziehe auß angezeigter ursach. Abreise Dr. Melchiors nach Dresden. Hätte gern mit ihm über die Form der Rekusation gesprochen, damit er sie konzipiert, weil er selbst bisher nicht dazu gekommen ist. [...]. Datum Wittenberg, Freitags nach Corporis Christi anno etc. 40.