Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Wien HHStA, MEA RTA 7 Konv. II, fol. 446r–459r (Kop.); AS fol. 446r: Warhaftiger underricht und schutzschrift gegen etlichen vermeinten, nichtigen, ungegrundten frantzosischen fundamenten, betreffend die ungeburlich entwertung, so dem durchleuchtigen, hochgebornen fursten und herren, H. Carln, Hg. zu Saphoy etc., etlicher furstenthumb, land und leut, unverschuldt und unbillicher weiß des nechstverschynnen 36. jars widerfaren, an die röm. ksl. und kgl. Mt., auch churfursten, fursten und gemeine des hl. röm. reichs stende gestellt etc.

B  koll. München HStA, KBÄA 3153, fol. 204r–217v (Kop.); DV fol. 217v: Hg. von Saphoi anbringen an die churfursten und fursten der alten religion, beschehen den 12. Julii anno 41.

C  koll. München HStA, Kasten blau. 271/1, fol. 126r–141r (Kop.).

D  koll. Berlin GStAPK, I. HA Rep. 10 Nr. B 2 Fasz. F, fol. 40r–56r (Kop.); AS fol. 40r: Hg. von Sophoj sach.

Nachdem bisanhere gnugsamlich und uberflussig nit allein derselben eurer ksl. Mt., Kff., Ff. und gemeinen stenden, sonder auch allen und jeden menigklich offenbar und gantz unverborgen, welchermassen die herschaft und oberkeyt des loblichen furstenthumbs Saphoy in und usserhalb des gebürgs allweg ye und ye von alter here one alle widerred, auch guter rueg und besitz erstlich bey den graven und nachgends den Hgg. von Saphoy als des hl. reichs fursten gewest und das sonderlich sein anfang von dem durchleuchtigen a Hg. Beroldo–a, der ein enckel Ks. Otten und Hg. zu Sachsen zu zeiten keiserlicher regierung seins vetters Ottons des dritten, hergenumen, auch nachmals also auf ire nachkhumling als des hl. reichs getreuen lehensleut oder fursten und ewig vicarien oder stathalter biß auf gegenwurtigen H. Carll, Hg. zu Saphoi, erstreckt, also das dieselbigen neben andern cristlichen fursten irs herekomen, namen und stammesb, auch getreuer und altheregebrachter regierung gegen dem romischen reich allweg in hoher achtung und reputation gestanden, und aber, wiewol auch kundtbar, das der Kg. von Franckreich jetz gedachtem Hg. von Saphoy dem gebluet nach verwandt und schwestersun, des dann billich ein sonderlich hinnemung alles unfrids gewest sein sollt, jedoch unangesehen aller freundtschaft und sipschaft, uber das zuvoran etlich und furstlich buntnußen zwuschen inen aufgericht und beschlossen, hat gemelter Kg. von Franckreich gedachtem Hg. von Saphoj zu einem kunftigen krieg absagen, auch unnachparlicherweiß verschyner jarn unverschuldter ding und one ursach ubertziehen lassen, auch im mit grosser hörscraft das hertzogthumb Saphoj sampt der herschaft oder furstenthumb, gegen dem Welschland gelegen, gewaltigklich entzogen und ingenomen und von allen sein lehenguettern, so dann alle fursten des hauß Saphoy, seine voreltern und jetzund bemelter Hg. Carl in guter underthenigkeit des romischen reichs ingehapt, unbillicherweiß vertriben, zum höchsten verursacht, sollich sein beschwerlich obligen und gwaltig entsetzung eurer ksl. Mt., Kff. und Ff., auch andern des hl. reichs stenden, zugleich als das glid dem haupt und lehenman seim lehenherren, zu welchen dann gedachter hertzog nach Gott dem allmechtigen sein höchste und grösste zuflucht stellet, antzutzeigen, damit er von derselben eurer ksl. Mt., kfl. und fstl. Gn., Gn. und G. sampt seiner truebseligen handlung in disem faal gnedigklich bedacht, auch mit geburlichem beystand als ein furst des romischen reichs versehen.

Aber damit gedachter Kg. von Franckreich uff sollich dem hertzogen zugefuegten und unbillichenc gwalt und iniuri nit fur argwonisch und verdechtlich gehalten, hat ime derselbig seiner geubten pratick ein verpluembten und verglasurten schein durch etlich epistel oder sendtbrief, so under einem frembden tittel französischer, auch lateinischer sprach offenlich in desselbigen Kg. von Franckreich namen ußgangen, geschöpft, als hette er nit unbillicherweiß gehandelt, ob er gleich auß konigklicher und muterlicher erbsgerechtigkeit ime zugehorig etwas und etlich landtschaften dem furstenthumb Saphoj entzogen und nachmals, dieweyl ime dieselbigen weder guetlich noch gerichtlicherweiß, auch nit anderst gedeyhen mogen, mit gwalt und der that eingetzogen, in welchen sändbrieffen obberurter dichterd sein meynung mit vyl andern ungewissen argumenten, doch mehr mit zierlichen, aufgemutzten irthungen und farben, so er dem kunig zum theil neben der warheit eingebilt, herfurgestrichen, derhalben nit allein furtreglich, sonder zum hochsten vonnötten, eurer ksl. Mt., auch Kff., Ff. und stenden, als zu welchen in disem vaal die gantz handlung sampt irer erkantnuß angehorig, alle guebte handlung, so sich ye zwuschen inen, den gedachten Kg. von Franckreich und Hg. von Saphoy, zugetragen, nach rechter warhafter ordnung furzebringen, auch darzuthun, damit nit solch sein guet und unwidersprechlich gerechtigkeit underm schein der erdichten warheit also unbillicherweiß vom widertheil undergetruckt werde, dann ye unfurträglich, ob gleich einer starcke gerechtigkeit und nit dabey gehandthapt sollt werden, dieweyl alle irsell (als dann der canone antzeigt), so mans nit widerspricht, durch stillschweigen approbiert, auch herwider die warheit, so dieselb nit verfochten, nidergetruckt und verdempft, welches dann darumben nit angetzogen oder von menigklich verstanden werden soll, als solte gedachter kunig hierinnen unbillicherweiß angetragen oder an seiner konigklichen wurde, eehr und hochheit verunglimpft oder angetast, sonder vylmehr, das sollich betruglich inbildung und falscher argkwon, so villeicht euer ksl. Mt., auch Kff., Ff. und gemeine stend auß vor angeregten und geschwinden episteln oder sändbrieffen geschöpft haben möchten, ußgelöst und abgewendt werden.

Dann nachdem, wiewolf in denselben sendbrieffen erstlich angetzogen, das zu vilmaln von obgedachter frau Ludowica als Kg. von Franckreich mutter und gerurts Hg. von Saphoj schwester, deßgleichen vom kunig selbs legation und botschaften etlich gueter sambt anderm von wegen konigklich und muetterlicher ansprach an vorernenten Hg. von Saphoy zu erforderung abgefertigt, aber nie nichts erlangen, sonder dermassen abgewysen, das deshalben derselbig konig zu geubtem krieg bewegt worden etc., so [ist] doch unwidertreyblich war, das dieselb frau Ludowica nit allein von irem hern vattern, Hg. von Saphoy, gnugsamlich mit geburlichem heyratgut ußgesteurt, sie auch in allweg selbs fur unbillich geacht, etwas weithers nach irs hern vatters tod von irem lieben bruder als erstgebornen sun und successorn hertzogthumbs Saphoj, auch ander herlicheit zu begern und zu ersuchen, sonder auch, als derselb ir bruder selig mit tod abgangen, bey Hg. Carln, auch irem lieben bruder, dem ander geborn vetterlicher gepurt und succession nach, mitnichten in einicherley sachen oder anforderung beschwert noch erclagt, außgenomen allein eins vermeinten, noch usstendigen theils ires heyratsguts, so noch nit erlegt und entricht sein sollt worden, derhalben dann villeicht legationes etlich mal an gedachten Hg. von Saphoy gesandt worden sein möchten, denselbigen zu erlangen. Als aber sie nachmals durch etliche uffgerichte und glaubwurdige instrument volliger irs heyratguts betzalung erinnert, hat sie uber sollichs als ein hochweise und erliebende furstin ein stillschweigen genumen. Dartzu, damit aller endtrichtung desselben irs heyratguts ein volkomenliche und clerere gezeugnuß geoffenbart, hat sie zuguet gedachts fursten und seinen nachkomen zu vermeydung alles verrern kriegs und zancks neu und ander glaubwurdig instrument und tabell aufrichten, bestettigen und ußgeen lassen des 1515g. jars, alsdann dieselben underschydlichen ußweisen.

Uber sollichs hat auch gemelter Kg. von Franckreich in leben solcher seiner frau mutter in einicherley weg mitnichten gegen gedachtem hertzogen oder sein guettern und landtschaften weder umb vyl noch wenig (so ime von eigner oder muetterlicher gerechtigkeit wegen zustendig) meldung oder anforderung gethan, sonder auch gantz stillgeschwigen, zudem, das gedachter kunig in seinem durchzug in Saphoj in etlich stetten und vyl schlössern mit treffenlicher, umbligender hörscraft sein leger gehapt, one zweifel, sover er stattlich besteen oder einich billich ansprach an gemelten Hg. von Saphoy oder desselbigen gueter gehapt, er hett dieselbigen datzumal eingetzogen und an sich gebracht etc. Als aber oftgedachte frau Ludowica hochloblicher gedechtnuß mit tod abgangen, auch gedachter Kg. von Franckreich sich mit gewaltiger munition, Mayland widerumb zu erobern, in die kriegsrüstung fertig gemacht, sich doch seins vorhabens von wegen keyserlicher confederation oder anstands nit mercken dorfen lassen, ist er durch geschwind räth und pratick etlicher seiner parthey, so doch diser zeit nit namen haben, ins hertzogthumb Saphoj und Peimont zwuschen leonischem Franckreich und Insubryen intzunemen und innzuhaben, bewegt in erachtung, so sich etwan ein bequemlicheit des glucks zutragen, damit dasjhenig, so dann maylendischer expedition wegen furgnommen, desto stattlicher voltzogen werden möcht.

Aber sollichs alles zu beschönen, so hat er, der kunig, bald hernach des 36. jars im monat Februario gedachtem hertzogen nit allein durch ein legation antzeigen lassen, wie sein kriegsrüstung auf Italien verrucken, sonder auch durch brief, ein freyen zug sampt der profant, deßgleichen etlich veste heuser im furstenthumb, dahin er dann sein zuflucht wider die vheind gehaben, zu vergonnen, angehalten. Aber ehe und gedachtem kunig vom hertzogen ein antwurt erfolgen thet, hat genanter kunig von stund an ein andere botschaft, den Pugietumh, landtvogt zu Parys, gen Thurin zum hertzogen geschickt, der dann mit allen ehren empfangen und gehört worden, der mit vylerley argumenten und furschleg seiner werbung gar nach das gantz hertzogthumb Saphoj in namen des kunigs begert, welches dann ime durch den landtvogt zu Peimont anstatt gedachts hertzogen uff alle furgebrachte defension abgeschlagen, in bedenckung, nachdem der hertzog urbüttig, was durch freuntlich mittel und weg zwuschen ime und gemeltem kunig in solcher irer controversey nit verglichen, das dasselbig, wie sich dann gezimpt, fur die ksl. Mt. oder, ob es demselben kunig baß gefellig, nach inhalt und vermöge irer alten verbuntnuß und confederation uff ander unpartheysch comissionsperson gestelt und, was daselbst gehandelt, getreuwlichen voltzogen und gehalten wurde, des aber gedachter legat nit annemen wellen, sonder etwas zornig zu antwurt geben, das gedachter Kg. von Franckreich nit gesynnt noch willens sey, sich weder vor dem keyser oder auch andern arbitris oder entscheidsleuten intzelassen, sonder dasjhenig, so er vermeint ime zugehorig, mit eim gwalt und kriegsbehelf zu erobern. Doch als ime auf sein begern ofternents hertzogen aller handlung gerechtigkeit glaubwurdigen schein und brieflich urkhund furgelegt, auch befunden, das des kunigs begern und furnemen wenig statt, hat sich solcher legat selbs erbotten und zugesagt, sollichs dem kunig antzuzeigen.

Aber sollichs unangesehen und jetz gedachte des kunigs legation noch nit uß der thurinischen gegendt verruckt, ist obgedachter Kg. von Franckreich nit allein in das gemelt hertzogthumb Saphoj gefallen und daselbst stett und landtschaft jemerlichen verhörn und vertzern lassen, sonder auch durch sein admiralden, der dann mit einem treffenlichen heerzug uber Alppen ingetzogen, dieselb alppianisch provintz mit hand und brand verderbt und gentzlich ußgereut, auch dermassen durch den ungestymen uberfal ein solchen schrecken ins volck und sonderlich die furstin von Saphoj und derselben kinder gebracht, das vilgerurter Hg. von Saphoy sampt denselbigen nit allein auß seiner gewonlichen und furstlichen behausung biß an die grenitz weychen muessen, sonder beynahen schier gar uß dem hertzogthumb vertriben worden, wo allein euer ksl. Mt. selbiger zeit ime nit so eylends gnedigst zu hilf ersprossen were, darab dann der Kg. von Franckreich sonder grossen verdruß empfangen, wiewol ime unverborgen, das die Hgg. von Saphoj je und alweg des hl. röm. reichs fursten und lehenleut gwesen und noch sind, auch von rechts wegen des reichs hilf und beystand als ander fursten gewertig sein mögen.

Darumben dann vilangetzeigter kunig nit fueg gehapt, sonder wider Gott, ehr und recht, auch gemeinen friden, darab dann die gantz natur ein entsetzen hat, oftertzelten fursten seins hertzogthumbs und landtschaft entsetzt, ingenomen und noch innenhat, uber das sich gedachter hertzog, dermassen oben gehört, usserhalb des kriegs aller billicheit und rechtens erbotten, daran er sich dann billich seinem gwaltigen und grossen titel nach als der cristlichst kunig ersettigen und nit also sein mutwilligen krieg aller erberkeit furgesetzt haben, angesehen, das keiner den andern ubertziehen, ob gleich redlich ursachen vorhanden, es were dann, das zuvor alle andere mittel und billicheit nit statthaben welten.

Und das aber gedachter Kg. von Franckreich sich, vyl grosser und starcken action und anforderung auß konigklicher und mueterlicher gerechtigkeit, der man doch ime nit bestendig, hertzuzeziehen, understatt, als ob dieselb von vorgedachter furstin, frau Ludovica, seiner mutter, an ine gefallen, so mag doch sollichs alles nit statt oder fug haben, dieweil, als hievor angetzeigt, das dieselb Ludovica nit allein gnugsam und gentzlich ires heyratguts abgefertigt, sonder auch zuvoran im heyratsbeschluß sich aller irer vätterlichen und muetterlichen gueter und erbsgerechtigkeit furstlichem mannstamen und namen zuguet mit dem eyd, als dann hernach angetzeigt, verzigen, renunctiert und sich davon ußgeschlossen und weder zu irer frau muter noch her vatters und bruders seligen erbschaft nie komen oder zugelassen. Dann obgleich derselbig kunig in seinen vorangeregten und ußgangen sendbrieffen ein vermeint heyratsconvention, ime gerechtigkeit daruß zu schöpfen, furbringt, als sollte ein heyrat zwuschen H. Philipsen, Hg. Amedeys von Saphoj erstgebornen sun, und frau Margarethen, Hg. von Burbonsi dochter, beschehen, so ist doch offenbar, das derselbig Philips nie beheyrat gwesen, sonder die obbemelt Hgn. von Burbonj einem andern dises namen und einem sun Hg. Ludwigs von Saphoj, der dann der funft geborn, vermehelt, in welcher irer heyratsabred und beschluß mitnichten die oder ein solche condition, als dann die obberurten sendbrief furbilden, ingeleibt, als, so es sich begebe, das obvermelter Hg. Amedeys von Saphoj neben dem Hg. Philipsen gleich auch ander sun oder mannsstamenserben erobern und inne uberleben, das nichtsdestoweniger jetz gedachts Hg. Philipsen kinder, so er in demselben eelichen stand oder heyrat erzeugen, fur all ander anstatt sollichs ires vatters iren althern, Hg. Amedeen, gleicher erbsgerechtigkeit und prerogatif, als wenn gedachter ir vatter gelebt hett, ordine ipsius praerogativae servato succediern und seine gueter erben etc., mitnichten also, sonder wa man die heyratsbrief, so daruber aufgericht, darumben ansehen, wurt man befinden, das jetz ertzelter condition solchergestalt nit mit einem wort gedacht und, obgleich dieselbig also auch darinnen begriffen, so were es doch nie ad eventum conditionis komen.

So ist dartzu auch die ander paction, solchermassen, dann des kunigs in welscher sprach außgangen epistel verkerterweiß vermelden, zwuschen gedachtem Hg. Philipsen und Margreth Hgn. von Borbonk nie angenomen, nemlich als solten ire kinder onunderschidlich iren vatter erster gepurt ordnung nach representiern, sonder in demselben in alweg allein der mannstamb und die sun bedacht, also das allein der erstgeborn auß inen fur all ander son billicher ordnung nach seinem vatter succedieren, sich solcher prerogatif zu erfreuen haben und nit der weiplich stamb, damit das das hertzogthumb Saphoj desto stattlicher bey altem herekomen, namen und stamen erhalten, auch verbleiben möchte, als dann dieselben pactionbrief an allen orten clerlich an tag geben, dann, sover solche der von Saphoj guetter und landtschaften uff die gedachte frau Ludovicam, nachmals den Kg. von Franckreich gedyhen sein sollten, hetten das hauß und furstenthumb Saphoj nit in seinem wesen verharren mögen, sonder in grosse schmelerung gestellt werden, welches dann allessampt jetz angeregter convention zuwider, auch mitnichten beschehen mugen, dieweil gedachter Hg. Philips nit macht und gwalt gehapt, einicherleyweiß von wegen der graffschaft Baugiatzl und furstenthumb Bress zu disponieren, sonder nun als ein lehenthumb fur sich und seine sun von obgerurtem Hg. Ludwig von Saphoj, seinem vatter, here laut der concession besessen und innegehapt, zudem, das auch in obangeregter und bestetter pactionhandlung versehen und furkomen, ne quidquam iuribus, honoribus praerogativis et superioritatibus Sabaudie ducis eiusque antecessorum vel successorum derogatum censeatur, welches allein darumb angetzogen, damit erster gepurt und mansstamens gerechtigkeit furan und allweg bey den nachkomen im hertzogthumb Saphoj erhalten und guebt [sic!] solte werden.

Als dann auch sollichs allessampt jetz erzeltermassen von wort zu wort auch im anfang und die graffschaft Saphoj sampt beiden furstenhtumben Schableys und Augst, auch ander grafschaften, land und herschaften zum hertzogthumb gemacht durch Ks. Sigmunden hochloblicher gedechtnuß und nit Ks. Heinrichen (wie abermals unbestendigerweiß in berurten sendbrieffen furgeben) mit keyserlichen und sonderlich hohen freiheiten versehen, auch nachvolgends uß bäpstlicher und keyserlicher macht bestät und bisanhere in stetem und unzerrüttlichem gebrauch erhalten, dannen here mitnichten solcher verstand vom gegentheil uff den frauwenstam oder die, so von denselbigen herekomen, mag oder solle getzogen werden, sonder bey seiner rechten, naturlichen meynung und inhalt pleiben möge, daruß dann gnugsam und leichtlich zu versten, das gedachter Kg. von Franckreich wenig behelfs mit solcher seiner vermeinten und mueterlichen gerechtigkeit an gemeltem hertzogthumb Saphoj erlangen werde, dieweil auch dasselbig mit allen seinen zugethanen herschaften ein keyserlich lehen, das dann kein weybsstamme inhalt lehensrecht und gewonheit nit empfähig etc.

Und nachdem aber jetz gedachter Kg. von Franckreich mit hievor furgebrachter pratick seins uberziehens bey menigklich ein kleinen glimpf befunden, damit er seiner handlung ein bessere gestalt gebe, hat er sich bereden, auch in obangetzeigten sendbrieffen außgeen lassen, als ob etliche testament von Kg. auß Sicilien und den Gff. der Provintz ime zugut uffgericht und vorhanden, dardurch im das furstenthumb Piemont und statt, auch graffschaft Nyß zustendig, dem dann mitnichten also, auch nit erhalten werden mage, angesehen, das noch nie nichts glaubwurdigs solchergestalt furkomen oder an den tag gebracht, des doch gedachter Hg. von Saphoj wol leyden, auch zu seinem vorhaben und sachen seer wol dienstlich gwesen, dann und wiewol gleich gedachte graffschaft, so dann von denselben Kgg. uß Sicilien und Gff. der Provintz, hie diser zeit dem gwalt und regierung des Kg. von Franckreich underworfen, so ist doch die gedachte statt und herlicheit Nyß sampt umbligenden Terra nova, Villafranca, Herckelsportt und andern seinen zugehorungen lange zeit und vyl jar darvor den Gff. von Saphoj mit gutem, aufrichtigen (doch ungwinreichen titel) gutwillig verlassen und ubergeben, nachmals von inen auch inhalt etlicher urkhund bestettigt und von dem hl. röm. reich auf alle nachkomenschaft investiert und ingesetzt, dartzu auch sich derselben nit allein im leben, wissen und willen der Kg. uß Sicilien lange zeit gebraucht, sonder auch nach irem ableiben uber menschengedechtnuß on menigklich, auch der Kg. von Franckreich einred biß auf jetz regierenden Hg. Carl von Saphoj ingehapt und ruwigklich besessen, also das, wiewol derhalben zwuschen beyden Kgg. Franckreich und Sicilien grosser gespänn und handlung entstanden und guebt [sic!] worden, das selbiger zeit gedachtem Hg. von Saphoy seins altheregebracht und unwidersprechlichen tittels gar kein intrag beschehen oder etwas daran widersprochen, sonder bey aller seiner gerechtigkeit verpliben, derwegen sich gedachter Kg. von Franckreich solcher vorernenten disposition und testament so vil desto weniger zu erfreuen, dieweyl abermals offenbar, das dieselb herlicheit oder graffschaft Provintz des romischen reichs lehenschaft, auch demselbigen derhalben gepurlich treuw und dienstbarkeyt leisten muessen, wie dann des nochmals gnugsam antzeigen von dem Kg. von Sicilien vorhanden.

Deßgleichen, so ist das furstenthumb Piemont lange zeit nach absterben der Gff. von Provintz und Kg. uß Sicilien durch Ks. Sigmunden zu zeiten Hg. Ludwigs, des jetz regierenden Hg. Carls von Saphoj anherren, aufgericht, auch gedacht etlich einzechtig stett und schlösser, so dann jetzund under des kunigs gwalt und lehen in berurtem furstenthumb Piemont innengehapt, dahere mitnichten volgen mag oder kan, wie dann in den sendbrieffen etlicherweiß furgegeben, das das furstenthumb Piemont under den guettern der Gff. von Provintz getzelt, noch vyl weniger bey denselbigen in besitz gewesen sein sollt, in ansehung, wie oben ermelt, nam und stam zuvor abgestorben. Dann ob sie sich gleich des tittels angenumen und sich Gff. von Piemont geschriben oder von andern darfur gehalten, so mag doch solchs dem F. von Saphoj an seiner gerechtigkeit nit nachteilig sein, dieweil jetzund der prauch, das sich oft einer eins grossen und frembden tittels anmasst, des er wenig oder gar nichts genüest, und sich ubel reimpt, wa im einer mit dem wenigern wider das merer ein bessere gerechtigkeit erkriegen. Doch will sich der furst hierinnen in disem vaal seiner alten und rechtmessigen praescription und oberkeit mitnichten begeben haben.

Sollichs allessampt vestigklich zu besteten, hat auch Ludwig der zwölft, Kg. in Franckreich, sich aller und jeder seiner gerechtigkeit, so er zu jetz ertzelten stucken und hertzogthumb Saphoj gehapt oder gehaben möcht, vilgedachtem F. von Saphoj ubergeben und abgetretten, dartzu mit sonderlichen befreyhungen wol versehen, dardurch dann der jetz regierend Kg. von Franckreich bewegt, das auch derselbig gedachten Hg. Carlen nit allein mit gleichmessiger, sonder auch mit noch merer und bessern befreyhung lut habender und glaubwurdiger instrumenten begabt, welcher transsumpt hie zu end diser schriften angehengt.

Das aber verner in denselbigen des kunigs episteln angetzogen, als solten die Hgg. von Saphoj etlich schlösser und dörfer der marggraffschaft Salutz, so dann dem delphin zugehorig sein sollten, mit gwalt entzogen, kan gedachter hertzog sollichs nit vyl achten, angesehen er gewiß, das solchs mitnichten vom gegentheil bewert oder beypracht werden mag, aber sich wol in disem fal mit uffrichtigem tittel und starcker possession weist zu erretten. Dann obgleich sich gedachter kunig von wegen derselben schlösser und dörfer, die dann eins kleinen schatz wert, zu dem höchsten erclagen thuet, muß doch dieselbig clag fur ein uberigs und leers wolfgeschrey gehalten werden, dieweyl am tag, das er dieselbig marggrafschaft oder oberkeit dem Hg. von Saphoj gentzlich abgetrungen, auch noch heutigs tags mit gwalt innenhelt, welches alles abermals niendert anderst here entsprossen dann durch die geschwinden practick der Frantzosen, als ir kunig Mgf. Ludwig von Salutz wider sein lehenshern, Hg. Carlen den ersten von Saphoj, (von wegen das er demselbigen nit gepurlich lehensgehorsame leysten) beistand gethan und sich als ein nachkumling des viänischen delphins wider gedachten Hg. von Saphoj in die oberkeit Salutz eingetrungen und den abgefallen Mgf. Ludwigen, auch sein nachkomen fur sein eigen lehenleut gehalten, dardurch nit allein gemelter Hg. von Saphoj seiner althergebrachten possession beraubt, sonder auch das hl. röm. reich seiner gerechtigkeit entsetzt worden. Aber ob sich gleich sollichs, wie jetz angetzogen, zugetragen, das gedachter marggrave den Kg. von Franckreich fur sein rechten hern erkennt und ime als ein lehenman getreuwe gehorsam ertzeigt, so verhofft doch derselb Hg. von Saphoj, sollichs werde ime keinen schaden oder nachtheil bringen, angesehen, das er die elter gerechtigkeit an Salutz je und ye gehapt, auch das delphinat zugleich der marggrafschaft Salutz des hl. röm. reichs lehenschaft, beyde one bewilligung und zugeben eurer ksl. Mt. als obersten herschaft inhalt der lehenrechten und gewonheiten mitnichten alieniert oder verandert werden mag.

Und wiewol auch verrer uber sollichs gemelte sendbrief alle herlich- und oberkeit gebennrischerm grafschaft dem Hg. von Saphoj abgesprochen und dem kunig zugeschriben haben, als sollte dieselb graffschaft vor zeiten durch Gf. Wilhelmen von Gebenna dem viänischen delphin, cui rex ipse successit, schencksweis ubergeben sein, so mag doch sollichs abermals nit bestand haben, dieweyl offenbar und gnugsam beweislich, das zuvoran lengst vor vyl jarn solch dominium oder oberkeit an die Gff. von Saphoj als des hl. reichs vicarien komen, auch nit allein Gf. Heinrich des eltern, Gf. Wilhelmen von Gebennen sun, sampt iren nachkomen gedachte die von Saphoj fur ire rechten hern angenomen und mit geburlicher fidelitet erkennt, sonder auch volgends gentzlich vergunstigt, damit dieselb graffschaft mangels halb succedierender lini verstorbner graven an die von Saphoj komen und gefallen, wie dann alle keiserliche investitur und notwendig confirmationes, daruber aufgericht, sampt dem, das gedachte Ff. von Saphoj in langwiriger posseß gwesen, clerlichen ußwyst.

Schließlich und als auch vilgerurter Gf. von Saphoj die herschaft Hauciginatz permutationis tituli oder wechselweiß vor zeiten von viänischen delphin an sich gebracht, doch mit der condition, das jetz gemeltem delphin das dominium oder herlicheit solcher grafschaft verbliben, ist abermals gedachter Kg. von Franckreich zugefaren, angetzeigt, wie dieselbig ime oder seinem erstgebornen sun, dem delphin, von rechts wegen zugehorig, welche dann durch cession oder abtrettung selbigen Kg. von Franckreich, auch nachmals seinen erstgebornen sun, aber nit umbsonst, sonder mit erlegung einer mercklichen summa gelts von Gf. Ludwigen zu Saphoj zuwegen gebracht und erlöst hat muessen werden, alsdann auch zuvoran durch ein gemein befreyhung und quietantien von Kg. Ludwig dem zwölften obangetzeigt bestettigt, das also alle gerechtigkeit, obgleich dieselben Kgg. von Franckreich, an jetz gemelt oberkeiten etwas ze haben, vermeinten, dermassen hinweggenomen und ußgelöscht, das auch zu ewigen zeiten sollich ir nachkömling zum regreß mitnichten komen mögen, uber das, das auch oft und jetz ertzelter Hg. von Saphoj in solchem val sein und seiner vorfordern althergeprachten possession, gewer und besitzung, so sich dann weyt uber aller menschen gedechtnuß erstrecken, beweisen.

Und nachdem jetz also aber alle puncten verlaufner handlung zwuschen gedachten Kg. von Franckreich und Hg. von Saphoj uff das grundtlichst furgehalten und ertzelt, so mogen demnach euer ksl. Mt., kfl. und fstl. Gn. und G. nunmals vol und clerlichen abnemen, auch mit henden greiffen, mit was arglistigkeit, geschwinden und erdichten practicken vilermelter Hg. von Saphoj sein, auch eurer ksl. Mt., kfl. und fstl. Gn. und G. vatterland abgetrungen, auch, wie unbillich er von demselbigen vertriben worden, dann wiewol sich gemelter hertzog zum höchsten bemuhet, auch allen muglichen vleyß, weg und mittel furgewendt, damit sollich verderblich vorhaben des frantzosischen kriegs abgewendt, auch gemelter Kg. von Franckreich zu widerstellung ingenomner landtschaften geraitzt und bewegt, angesehen, das solcher furst euer ksl. Mt., auch chur- und fursten sampt den andern stenden verschont und nit gern zuvyl hilf und beystand halber bemuhet, so hat doch solcher sein ungesparter vleiß bey gedachtem kunig als der eins verstockten und herten hertzen kein ansehen wellen haben, sonder uff ein zeit entgegen antzeigen lassen und zugesagt, er welle ime fur sollich sein vatterland Saphoj ein ander und weit besser und treffenlichers furstenthumb ingeben, das er aber abgeschlagen, auch nie willens, sich in solcher oder einicherley anderer gestalt vom hl. röm. reich abwendig gemacht zu werden, sunder furthan wie bishere vestigklichen dabey ze pleiben, aber on allen zweiffel solchs allein der ursachen gethan, das sollich furstenthumb Saphoj ime zu beschirmung des kunigreichs, auch anderer seiner sachen und gelegenheit wider Welsch- oder Meylannd zu verrichten gelegen, dadurch dann nit allein gantz Italien, sonder auch all umbligend nationen mit der zeit in schwere geferlicheit komen und gedeihen möchten.

Und dieweil aber derselbig konig obangetzeigter und geubter handlung nit fueg, auch weder in götlicher schrift, auch weltlichen rechten zugelassen, sonder zum höchsten verbotten und wider sein selbs eigen beruempten tittel, das niemands seins nechsten habe noch guetter begeren, vyl weniger dieselbigen mit gwalt an sich zu reissen, so ist hierumben an euer ksl. Mt., churfursten und fursten, auch alle andere stend des hl. reichs nit allein hochermelts Hg. von Saphoj, sonder aller deren miteinander, so dem röm. reich je wol gewellt, underthenig und hochvleissig bitt und begern, die wellen doch angesehen die unvermeydlich notturft und groß unbillicheit furderlichen zun sachen greiffen, mittel und weg furnemen und embsigklich dartzu thun, damit derselbig und vilgedachter Hg. von Saphoj, so sich dann in allweg je und je gegen dem hl. röm. reich neben andern fursten underthenigst und gutwilligst ertzeigt, auch desselben wolfart zum hochsten befurdert, welcher dann unverschulter sachen wider Gott, eehr und recht, auch alle billicheit auß seinem vatter- und erblanden von gedachtem Kg. von Franckreich ins ellend verstossen, ingesetzt und widerumb erholt, auf das das sollich furnem, nutzbar und wol erschießlich furstenthumb Saphoj sampt seiner zugehorung, so je und alweg bey dem hl. röm. reich gewest, demselbigen nit entzogen oder davon abgesundert, inne von wegen der durchleuchtigen und treffenlichen bluetverwandtnus, frund- und öhamschaft, damit er euch zugethan, aufnemet, dermassen uber inne, seine kinder, auch ander betruebnuß und ellend, damit er jetzt umbgeben, erbarmet, das er nit allein solch seins unfal und schaden erfreut, sonder auch durch euer ksl. Mt., kfl. und fstl. Gn. und G. hilf und beystand widerumb in obgedacht sein vatterland und des hl. röm. reichs hertzogthumb Saphoj zu guter restitution komen, zugelassen und ingesetzt werde, als er zum vorderlichsten von Gott dem allmechtigen, nachmals euer ksl. Mt., kfl. und fstl. Gn. und G. zu beschehen gentzlich verhoffen, auch gehorsamer geburlicheit seinem vermögen nach zu beschulden geneigt etc. [...] 1.

[Beilagen:] Wien HHStA; MEA RTA 7 Konv. II fol. 428r–429v, fol. 438r–440v, fol. 442r–444v und fol. 470r–472v: 9 Kopien von Urkunden zur Stützung der obigen erbrechtlichen Argumentation.

Anmerkungen

a
–a In B: fursten H. Otto; in D: Heroldo.
b
 In D: standes.
c
 In C: unfueglichen.
d
 In B: Kg. von Franckreich.
e
 In B: kains; in C: kain; in D: kaine.
f
 In D: hievor.
g
 In B: 1516.
h
 In D: Cuietum.
i
 In D: Burgund.
j
 In D: Burgund.
k
 In D: Burgund.
l
 In B und D: Baudiatz.
m
 In D: gewendischer.
1
 Die Reichsstände beschränkten sich schließlich darauf, sich im Interesse Hg. Karls von Savoyen Ende Juli 1541 schriftlich an den Kg. von Frankreich zu wenden, vgl. Nr. 302und das Würzburger Protokoll zum Regensburger Reichstag, ad 31. Juli 1541 [Nr. 69]. Vgl. auch den Bericht über die Werbung der Räte des Hg. von Savoyen bei den kursächsischen Gesandten am 29. März 1541, Regensburg, 1541 März 29, Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 181r (Kop.): Dinstags nach Letare [1541 März 29]seindt zwene des Hg. zue Sophoi rethe bey meynem gnedigen hern, dem von Anhalt und den rethen, gewesen und sie von wegen des Hg. zue Sophoj angesprochen und angezeigt: Erstlich ein entschuldigung furgewanth, daß sein fstl. Gn. nicht selbst meynen gnedigen hern von Anhalt besuchte, dann sein fstl. Gn. weren etwas mit schwacheit beladen, also daß sie nicht wol zu fueß weren. Zum andern ein freuntlich erbiethen gethan gegen dem Kf. zue Sachssenn etc., unserm genedigsten hern, sampt einer gluckwunschung, deßgleichen auch gegen dem von Anhalt. Und ferner angetzeigt, dieweil sein fstl. Gn., etzliche seine noturft an Kff., Ff. und stende des reichs alß ein glidt desselbigen zu gelangen lassen, bedacht, meyn gnediger H. von Anhalt und die rethe wölten solche sachen zum besten fordern helfen, mit erbiethung, solchs zu verdienen und zu beschulden etc. Dorauf ist ihnen ein dancksagung gescheen und angetzeigt, do ichtes hochgemelts hertzogen wegen an die stende des reichs gelangen und man der sachen bericht vermercken wurde, wölten sich sein fstl. Gn. und die rethe aller gebur unverweißlich zu halten wissen.