Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Wien HHStA, RK RTA 7, unfol. (Reinkonz.).

Nachdem Kff., Ff. und stenden Mathias, apt des closters Echternach, supplicirendt ersucht, hat der ausschuß daraus vernomen, das das gotshauß, im hertzogthumb Lutzenberg gelegen, sampt allem seinem ein- und zugehorung, nemlich der stat Echternach, andern flecken und dorfen, auch aller und jeder derselben hohen und andern gerichten, oberkheit und herlicheit viel hundert jare here ein lehen und eigenthumb des hl. röm. reichs gewesen und noch, das gedachter apt legittime elegirt und confirmirt worden sey, des closters regalia, freyheiten und weltliche preminentz von romischen keysern und konigen miltiglich zugelassen, er sein regalien von dem Ebf. zu Trier als ksl. Mt. ewigen commissarien daruber entpfangen, in possession der aptey und aller gerechtigkheit gerueglich komen, darin one verhinderung gewesen, seine vorfarn und ehr ire gepure iderzeit in anschlegen und anderm gehorsamlich erlegt, solichs alles unangesehen, het inen einer genant H. Gotfridt von Appermont eigens furnemens gewaltiglich und unerkant rechtens der aptey und derselben possession gewaltiglich entsetzt, der doch des ordens person nit sey, auch zu dem closter gar keyne gerechtigkeit gehabt oder noch hab1, mit weither anzeig, das ime, dem apt, und gedachtem Apermont durch beide regiment Lutzenburg und Brobant verbotten, die sachen an das keyserliche camergericht nit gelangen zu lassen, ist fur gut bedacht, das Kff., Ff. und stende ksl. Mt. undertheniglich betten, dieweil das closter, wie gemelt, dem reich ane alle mittel zugethan, das die aptei sampt aller irer zugehorung und gerechtigkheit wie herkomen beym reich geruiglich und one unpillichen intrag pleib, auch der vertriben apt realitera et cum effectu wieder restituirt und ingesetzt werdt, het dan Apermont oder yemants anderst einich ansprach oder forderung an die eptey Echternach oder an apt Mathiam zu thun oder furzunemen, b das vor seinem der sachen ordenlichem richter, sovil aber die regalia belangt vor dem ksl. cammergericht als ein eygentumb und lehen des reichs gesucht und ausgefurt werde–b, 2.

Anmerkungen

1
 Vgl. die ausführlichere Darstellung in der Supplikation des Abtes Matthias von Echternach an die Reichsstände, o. Datum, Wien HHStA, RK RTA 7, unfol. (Kop.): Reichsstandschaft des Klosters Echternach. Recht des Konvents zur Abtswahl. Rechtmäßige Wahl, Konfirmation, ordnungsgemäßer Amtsantritt, Belehnung und Beginn regulärer Amtsführung des Abtes Matthias. Unter eklatanter Verletzung des Landfriedens hait sich einer genant H. Goitfridt von Appermont, welcher des ordens und convents Echternach nhie gewesen und nit ist, auch zu einem abt nhie erweldet und derwegen zu obgemelter abteien keine bestendige gerechtigkheit gehabt ader zu ewighen zeiten haben moegen, mit eigenem gwalt unerlangtes rechten durch furschub und beistandt der regierung zu Lutzenburg, als solt vielgedacht gotzhauß sampt seinem ein- und zugehoer nit dem hl. reich, sonder dem hertzogtumb Lutzenburg on alle mittel zugehoern, umb dem Sontag Oculi des nechstvergangenen 40. jaers [1540 Februar 29] in vorbemelt stadt Echternach begeben, die burger daselbst und des gotshauß underthanen zum abfhall und ungepurlicher huldung wieder und uber ir und mein rechterpieten und appelliern gedrungen und demnach in obberurtem gotzhauß mit gewapender handt gefallen, mich sampt meines convents hern gefencklich anzunemen und zu verweldigen understanden, alles eigenthwaltlicher, thatlicher und fridbruchlicher weiß, dem röm. reich zu beschwerlichem abbruch und unwidderpreulichem nachteil (whu solichem seinem freventlichem furnemen mit zeitigem radt nit solt begegent werden) und mich, whie vergedacht, meiner geruigen und rechtmessiger possession gemeinen, beschriebenen rechten und aller vernunftyger billigkeit zugegnen entsetzt und vertrieben und dem allen nach mit seinem unpillichen furnemen noch nit gesettigt, sonder hait etlich hern, so die beschehenen eclection sampt andern uff mich gewendet nit wollten abschaffen und cassiern und ime zu kunftigem gehorsam schweren, zu argwillighen furgenomen, dardurch der meretheil auch, mit mir zu weigen [= weichen], genoettigt und heutigs tags im elendt als die verjagte zu leben getrungen, welches alles der von Appermont in craft eyner nichtswurdiger nomination, so er auß unwarhaftigem, gethonem bericht, als sollt obgenant abtei dem hertzogtumb Lutzenburg on mittel zustendig seyn und darumb auch die itzbemelt nomination darzu moegen gezogen werden, von der durchleuchtigen Kgn. Marien, in den niedern ksl. Mt. erblendern gubernantin, vermoeghe eins babstlichen indultz erlangt, in welchem indult ksl. Mt., derzeit ertzhertzogen zu Ostenreich, Hg. zu Brabant und zu Lutzenburg etc., allein in irer Mt. erblanden und an orthen, die ksl. Mt. an mittel zugethain weren, alle und jede entledigte prelaturen und geistliche lehen hinzugeben ader seins gefallens denselben vorsehung zu thun, von bapst Leone dem zehenden gewaldt und macht ist zugestelt und ubergeben worden, wieder ordnung der recht und unverhorther sachen gegen mich und die meine zu verachtung und nit geringer schmelerung des röm. reychs hait geubt, damit anders nit von dem von Appermont und dem keyserlichen regement zu Lutzenburg und in Brabant gesuicht, dan durch dergleichen ansleg dem hl. röm. reich seine regalia und eigenthumb zu entziehen. Da die Abtei Echternach dem Reich untersteht und ihm sowie dem von Appermont von den Regierungen in Brabant und Luxemburg der Rechtsweg am Reichskammergericht streng verboten wurde, bittet er die Reichsstände, sich beim Kaiser, dem ich solches zum oftermal meiner notturft nach uffs allerunderthenigst angezeigt, doch nichts fruchtbarlich erhalten moegen, für seine Restitution einzusetzen.
a
 In der Vorlage irrtümlich: realitet.
b
–b V. a. Hd. korr. aus: das die alsdan an ort und enden sichs gepuren woll gesucht und außgefurt werde.
2
 Der Kaiser hatte eigentlich vermeiden wollen, dass der Echternacher Konflikt am Kammergericht ausgetragen bzw. vor den Reichstag gebracht wurde, unter anderem weil solche Klagen von den Reichsständen übel vermerkt würden und einen schlechten Eindruck machten. Er beabsichtigte deshalb beide Parteien bzw. ihre Vertreter nach Regensburg zu zitieren und durch seine Räte die Rechtslage bzw. die Frage seines Nominationsrechtes für die Abtei klären zu lassen, vgl. Karl V. an Kgn. Maria, Speyer, 1541 Januar 28, Wien HHStA, Belgien PA 30/3, fol. 17r–18v.