Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Nürnberg StA, Briefbücher des Nürnberger Rates 125, fol. 95v–98r (Kop.); ÜS fol. 95v: Antwurt auf Ursula Michl Schultzin an ksl. Mt. gestelte und ubergebene suplication.

Das anpringen und pitten, damit Ursula Michl Schultzen, unsers gewesnen burgers eewirttin, an eure ksl. Mt. gelangt, haben uns unsere liebe ratsfreundt und gesandten, uff ytzo gegenwertigem reichstag, wie inen das von eurer ksl. Mt. wegen uberraicht worden, tzugeschickt, welichs eurer ksl. Mt. halben wir underthenigst angehört und wolten nit liebers, dann das Michl Schultz dermassen und so bedechtlich gehandelt, das uns nit notthun het, mit straff gegen ime furtzugeen. Ydoch haben wir auf bemelter seiner eewirtin stattliche furpitt mer nach gnaden gehandelt, dann wir wol ursach und fug gehapt, und damit eure ksl. Mt. solicher sachen und seiner streflichen verhandlung allergenedigist wissen entpfahen und es bey eurer ksl. Mt. oder andern nit darfur geachtet werd, als hetten wir tzu ime sunst ungunst getragen oder herter gegen ime dann sich seiner verhandlung nach geburt gehandelt, so wissen wir eurer ksl. Mt. underthenigist nit zu verhalten, als wir hievor gefunden, das wider die gemachten reichsabschid mit der stend des hl. reichs muntzen und abthuung derselben durch etliche und umb irs aigen gesuchten nutzen willen allerley geverlichkait geubt worden, seyen wir verursacht, derhalben und tzu abstellung solichs muntzabthuens, daselbig bey mercklichen penen leybs und guts tzu verpieten, derhalben stattliche verpott und warnungen außgeen, offentlich verruffen, anschlagen und publicirn tzu lassen.

Als uns aber damals Michl Schultz, unser burger, fur derselben geverlichen muntzprecher und abthuer einen vor andern verdacht und angetzaigt, wir auch dessen genugsame und soliche indicia und glaublich antzaig, das es so offenbar, das auch darfur kein laugnen mer stattgehapt, haben wir tzu abstellung solicher beschwerungen, darynnen die röm. kgl. Mt., unser allergenedigister herr, selbst und andere des hl. reichs chur- und fursten und steende irer geschlagen, ganghaften muntz halben belaydigt und beschwerd, nit umbgeen mugen, diesen Michl Schultzen und andere tzu verhaft tzu pringen. Und hat sich insonders bey demselben Michl Schultzen in seiner gutlichen und on tzwang gethanen bekanntnus erfunden, das er ein gute, lange tzeytt ein tapfere summa etlicher vil tausent gulden und, wie wir nit tzweyfeln, wo er ernstlichen angriffen sein solt, inmassen wir gut fug gehapt, er wurd ein merers bekanndt haben, alß nemlich sechs kreutzer sechsisch und andere grobe patzen muntz fur sich selbst außgeclaubt, außgewegen, abthun, dartzu auch bey etlichen sonder personen, solicher guten, schwern, alten, auch sechsischen und patzen muntz außtzuwegen, verursacht, volgendts dieselben außgeclaubten, außgewegenen, schwern muntz aufgewechselt, 4 fl. aufs hundert aufgeben und dann dieselben schweren muntz kurnen und abthun lassen und damit nit allein gemeiner unser burgerschaft, sonder der röm. kgl. Mt. und allen muntzgefreytten reichsstenden irer ganghaften muntz halben und mit abthuung derselben und dem gemaynen nutz, sovil an ime gewesen, einen solichen unwiderbringlichen schaden hat gethan und verursachen helfen, das die grob muntz augenscheinlich verloren, vertruckt.

Solichs auch schir dahin gelangt, das man auf einen gülden grober patzen sechsischer oder ander muntz, weliche allermaist als in der weyssen muntz bey uns ganghaftig, siben, acht und neun pfennig aufgeben mussen, tzu welichem ime aber Andres Schultz, sein bruder, vor anderen verholfen gewesen und tzu solicher verpottner, strefflicher handlung nit wenig anweysung und ursach geben, indem das er ime vil gekurnt und gegossen muntz plantschen, auch außgeschlossene und außgewogne, grobe patzen muntz von Augspurg under einem verkerten namen (sovil dober) hieher geschickt und mer dann in einem missif tzugeschriben, wann unser burger Michl Schultz vleys thue, das sie in tzwayen jarn so vil gewynnen, das sie auch 10.000 fl., in einen handel tzu legen, wollen haben.

Ob nun soliches nit strefflich und mit der armen unschuldigen verderblichen schaden beschee, ob wir auch nit genugsam ursach gehapt, sonderlichen, dieweil es auch schir dahin gelangt, wann einicher unsern gnädigen herrn, der genachpaurten fursten, tzu seiner notturft ein suma grober muntz haben mussen und umb tzulassung solichs wechsels bey uns gesucht, die vilmaln nit bekummen mugen, hierynnen gegen Michl Schultzen einsehens zu haben, tzuvor, dieweil wir uns mit röm. kgl. Mt., unserm allergenedigisten herrn, und andern muntzsteenden der neuen muntzordnung und des puncten des abthuns und kurnens halben der muntz vergleicht, das stellen wir in eurer ksl. Mt. selbst allergenedigst bedencken. Wiewol nun gemelte Ursula Schultzin ytzo in ubergebner suplication vermeinlich einfuren thut, wie ir haußwirt mit driefacher straff beschwerd, sie ires vatterlands beraubt sein muß und das ir als einem unschuldigen weybspild durch abnemung der 600 fl. irs tzugeprachten heyratsguts und gegenvermechtnus abgang beschehe, das beschicht von ir unfuglichen. Dann einmal ist sie von uns der statt Nurmberg nit verwisen noch in ander weg gestrafft, sondern gemelter ir eewirt umb sein streffliche verhandlung, wiewol auf gemelter Ursula Schultzin furpitt, mit gnaden und, das wir Michl Schultzen zu erkundigung der warhait auf so vil gehapte und gethane erfarung und genugsame inditia und doch allein tzu burgerlicher thurnsgefencknus annemen lassen, do wir ein scherpfers macht gehapt, das wurdet gemelts Schultzen als eins schuldigen halben von seiner eewirtin nit pillich fur ein straff angetzogen, dann on das hetten wir auch tzu gepurlicher inquisition und straff nit kommen konnen. Das wir ime dann auch ein nemliche summa tzur straff aufferlegt und ine daneben auß gnaden der statt Nurmberg und tzehen meyl hindan verwisen, do wir gegen ime nach gestalt seiner bekanntnus und ubertrettung einer leybstraff verschont, des solte bemelte Schultzin aller gelegenhait nach sich pillicher bedancken dann beschwern. Ob nun gemelte Schultzin durch iren haußwirt mit seiner strefflichen handlung in nochtail oder schaden gesetzt worden, das lassen wir auf im selbs ruen. Ainmal ist sie unsernhalben nit, sonder ir eewirt gestrafft und auf der Schultzin selbst flehlich pitten ir und irer freuntschaft tzu eren mit gnaden bedacht. Sie darf auch in solichem nymandt pillicher dann irem haußwirt und desselben streffliche handlung beschuldigen. Und will uns dannoch auß beweglichen, gutten ursachen und andern zu einem pillichen exempel, wie auch diese sachen bey gemayner burgerschaft alhie einen sondern haß und aufsehens hat, kainswegs tzu bewilligen sein, dieser Ursula Schultzin des iren eewirt aufferlegten und betzalten straffgelts halben wenig oder vil widder heraußtzugeben oder denselben iren eewirt, den wir pillich ein antzal meyl von dieser statt gestrafft, wie dann das gepreuchlichen ist, neher hertzuzukumen bewilligen.

Und ist hierauf an eure ksl. Mt. unser underthenigiste pitt, die wollen auf diesen unsern warhaften berichten und nach gelegenhait solcher strefflichen handlung, die eurer ksl. Mt. und allen des reichs chur- und fursten und steenden pillich tzu hochstem mißfallen raichen soll, die gedachte Schultzin irem unfuglichen ansuchen allergenedigist abweysen und uns in ein oder den andern weg unbeschwerd lassen, inmassen dann uns die röm. kgl. Mt., unser allergenedigister herr, der wir hievor auch auf ir Mt. furpitt dergleichen bericht thun, allergenedigst pleyben lassen. Das erkennen wir uns schuldig, umb eure ksl. Mt. in allerunderthenigister gehorsam willig tzu verdienen.