Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
A Augsburg StA, Reichsstadt Nördlingen, Münchner Bestand, Lit. 49, unfol. (Ausf.); AS: Instruction zum reichstag gen Regenspurg anno 1541; ÜS: Unser des rats zu Nördling abvertigung, instruction und bevelch, auf unsere besonder lieb altburgermaister und ratsfreundt Wolff Grafen und Hannsen Wörnlin als unsere zu schierist kunftigem reichstag geordente ratsbottschaften gestelt.
B koll. Augsburg StA, Reichsstadt Nördlingen, Münchner Bestand, Lit. 49, unfol. (Konz.); AS: Instruction zum reichstag gen Regennspurg anno 1541; ÜS: Unser des rhats zu Nördling abvertigung, instruction und bevelch, uff unsere besonder lieb altburgermaister und rhatsfreunda Wolf Graf b –und Hannsen Wernlin–b als unsere zu schirist kunftigem reichstag geordente rhatsbottschaften gestellt.
C koll. Nördlingen StadtA, Missiven 1541, fol. 43r–48v (Kop.).
Nachdem c –vergangner zeit–c die röm. ksl., auch hispanisch etc. kgl. Mt., unser allergnedigister herr, zu stattlicherd, e –notwendiger beratschlagung und erwegung–e, christenlicherf hinlegung oderg vergleichung der eingefallen zwispalt unser hailigen, cristenlichen religion, auch zu stattlicher erhaltung im hl. reich teutscher nacion guts fridens, ru und aynigkait, damit auch nach ervolgung der ehre Gottes dem erbfeind und verfolger unsers cristenlichen namens und glaubens, h –dem Turcken–h, desto bas abbruch und widerstand geschehen, daneben auch in andern des hl. reichs teutscher nacion hochbeschwerlichen ob- und anligen die notturft furgenomen und gehandelt werden mug etc., ain gemainen reichstag, auf der hailigen dreyer könig tag i –diß lauffenden 41. jars–i in der statt Regenspurg eintzekomen, ausschreiben lassen, mit gnedigstem, ernstlichen bevelch gepietend, j –denselben tag also–j neben und mitsampt andern stendenk zu besuchen, in angeregten sachen, wie das der sachen wichtigkait ervordert, handlen und schliessen ze helfen, alles nach ferrer ausweisung irer ksl. Mt. derhalb im truck gefertigten ausschreibens [Nr. 1].
Also haben l –demnach wir, der rhat hieoben gemelt, aus sonderm bedencken obangeregten, so hochwichtigen, notwendigen und löblichen vorhabens derselben irer ksl. Mt. zu underthenigster gehorsam den ausgeschribnen reichstag unsers tails unbesuecht nit lassen wollen und derhalben die–l oben bemelte, unser besonder lieb, altburgermaister und rhatsfreund zum selben tag nachvolgendermassen mit bevelch abgefertigt.
Erstlichen, nachdem das kaiserlich ausschreiben under anderm mitbringt, das anfengklich der zwispaltigenm religionsachen halb auf dem ausgeschribnen, guetlichen und unverbundtlichen gesprechstag zu Wormbs durch der strittigen partheyen abgesante, gelerten, verstendig und schidliche bottschaften vor den dartzu deputierten presidenten, den vier chur- und fursten, die augspurgisch confession und apologia fur die hand genomen, uff derselben all und jede puncten freuntlich und christlich, doch unverpuntlich underrede gehalten und muglicher vleiß furgewendt werden soll, die irrigen puncten zu cristlicher vergleichung und rechtem verstand zu pringen, und nachmaln auf ausgeküntem reichstag irer ksl. Mt. und allen stenden des hl. reichs angeregts, guetlichen tractats und gesprechs relacion beschehen soll, damit fürter n –die sachen der strittigen religion–n auf wege ainso rechtmessigen concilii oder sunst cristenlichermassen zu gepürender örterung geraichen mug etc., und man aber noch zur zeit nit wissen kann, wes auf den angeenden reichstag von dem gehaltnen wormsischen tractat fur außrichtung referirt p –oder sonst von allen thailen der zwispaltigen religion halb–p furpracht werden mocht, so haben wir demnach q –in billicher betrachtung der sachen hochwichtigkait die–q gemelten unsere gesandten dißfals mit aigentlichem oder gemeßnem, gnugsamenr gwalt und bevelch thun und lassens unsers tails nit abfertigen mogens.
Und wiewol nun wir, der rhat, diser zeit dessen bey uns entschlossen und bedacht sein (neben dem, das wir der röm. ksl. Mt. als unserm t –in disem zeit–t von Gott geordneten, ainigen, rechten, naturlichen und allergnedigisten herren und dem hl. röm. reich furo nit minder dann bißher alle schuldige, underthenigste gehorsam gern laisten und von derselben nit setzen etc.), das wir u –daneben und–u zuvorderst auch bey dem hailigen gotteswort und unserer nunmehr etlich jar hergeprachten religion unbeweglich besteen und beharren wollen, sovil immer muglich und der allmechtig Gott, der, sein v –hailig wort allaine–v stattlichen zu erhalten, mechtig ist, seine gnaden verleihen wurdet, so haben wir doch, weil manw, wie gemelt, zukunftiger, furfallender sachen nit wissen haben mag, den gesanten, unsern alten burgermaister und rhatsfreunde, in bevelch geben, auf solliche deß wormsischen tractats oder gesprechshandlung und vertröste relacion x –und sonst gemainlich andere sachen, die sich darunder zutruegen oder ereugten, ir–x vleissig achtung und aufmercken ze haben und uns, den rhat, des alles jederzeit mit unverweilter bottschaft wissenhaft ze machen, uns alsdann mit nothwendiger erwegung thun und lassens hieruber ferrer haben und wissen ze richten.
Were dann sach, das sich die handlungen diß reichstags in puncten der irrigen religion auf ain gemain, christlich concilium ziehen und anlenden wurden, inmassen dann aus dem kaiserlichen ausschreiben in ainem fall zu vermuten, also das alsdann alle sachen auf sollich zeit ains concilii angestelt und mitlerweyl kain tail oder stand ferrere neuerungen anrichten oder furnemen, sonder biß zu endtlicher orterung und volnfuerung desselben concilii ain jeder bey seinen habenden und hergeprachten religion und ceremonien pleiben und gelassen werden solt etc., so haben alsdann die gemelten unsere gesandten, burgermaister und ratsfreund, bevelch y –und gewalt–y, von unsernwegen in solliche handlung zu gehelen und darauf den abschid, sovil die religion und glaubenssachen belangt, unsers tails zu bewilligen.
z –Truge sich aber zu, das gesönderter weis von jedem stand in des andern abwesen diß puncten halb sein habender bevelch und confession in schrift erfordert werden wolt, so haben unsere gesandten hierinnen bevelch, der andern und sonderlichen der statt Nurmberg erbern ratsbottschaften wolmaynung und rhatsame bedencken zu bitten und abzenemen und uns dero bey tag und nacht mit aigner bottschaft zu berichten und hieruber unsers ferrern bevelchs zu gewarten–z, 1.
Im fall aber, da sich die handlungen zu ainem abschid, dem augspurgischen in religion- und glaubenssachen ungeverlich gemeß, ziehen wolten oder wurden, wie gleichwol emporschwebender leuf und allerlay bewegender ursachen halb je nit zu vermuten, alsdann sollen ermelt unsere gesandten dagegenaa, das si, one hinder-sich-pringen denselben abschid also antzenemen, nit bevelch hetten, furwenden, sich auch hieruber bey der erbern stett und anderer stende, sonderlichen der statt Nurmberg gesandten rhatsbottschaften ab –auf alle furfallend und begegnende sachen–, sovil zimblich und sich gepuren mag, vertreulich erkundigen, weß ire herrn und obern hierunder gesindt sein mochten etc., ac –inen auch, wo vonnöthen, unsere vorhaben, gemueth und maynung gleichsfals auch entdecken und uns alsdann, wes si, die gesandten, also in rhat finden und erkundigen mogen, durch schrift– furderlichst verstendigen, uns abermals hieruber tun und lassens ad –der notturft ferrer haben– zu entschliessen.
Und so aber sach wer, das disfals geeylt und das hinder-sich-bringen nit gestatt, sonder das kaiserlich ausschreiben, das gleichwol, wie gemelt, gnugsamen gwalt ervorderte, dagegen furgewendt und darauf zu verfertigung ains widerwertigen, unannemlichen abschids gegriffen werden wolt, also das sy, hinder sich ze schreiben, nit zeit gehaben und derhalben andere mehr und vil stend und stett davon protestiern wurden, so söllen alsdann die verordneten unsere gesandten in bevelch haben, uns begegnender sachen furderlich zu berichten und nichts minder sich bey der statt Regenspurg burgermaistern und räten antzezaigen und vernemen zu lassen, das sy, in so gethonen abschid zu bewilligen oder si umb ainiche besiglung unserthalben zu bitten, von uns nit bevelch hetten, so lang, bis si die sachen zuvor an uns gelangen lassen und derhalben unsern ferrern beschaid zu handen pringen möchten2.
Am andern und als aber das kaiserlich ausschreiben zu disem reichstag under anderm ferrer zu erkennen gibt, das auch zu abbruch und treffelichem widerstand des erbfeinds unsers hayligen, christenlichen namens und glaubens, ae –des Turckhen–, und, wie demselben stattlichen zu begegnen, auf gemelten reichstag gerathschlagt und gehandelt werden soll, also und dieweil wir dann disfals die noth und das obligenaf des hl. reichs teutscher nacion und gantzer christenhait zu gemuet und bedencken gezogen und sonderlich zu hertzen gefuert haben, mit was unmenschlichen tyranney der Turckh ag –kurtz vergangner jar– zu vertilgung und außleschung cristenlichs namens und wesens gegen unsere mitverwandten cristen ungestimmigklich gewutet, das cristenlich plut unerbärmlich vergossen und des endtlichen vorhabens allwegen gewest und noch ist, die gantze christenhait under sein tyrannisch gehorsam gewaltigklich zu benotigen, so haben wir demnach den obbemelten unsern ah –gesandten, burgermaister und rhatsfreunde, dißfals– bevelch geben, ob zu widerstandt gemelts Türckhen ainer eylenden hilf halb handlung furgenomen ai –und man sich zuvor der glaubenssachen halb verglichen oder die dahin gehandelt wer, das jeder thail gegen dem andern befridt oder versichert sein wurd–, und es aj –dann söllicher turckenhilf halb– bey jungst zu Augspurg und Regenspurg bewilligten und verabschidten rhomzugsanschlag ak –oder dergleichen– pleiben und darinnen kain erhöhung oder staigerung eingefuert wurd etc., das dann dieselben unsere gesandten, sölliche hilf und anschlag, wo die durch andere stend und stett oder den mehrern tail derselben gewilligt wurd, unsers tails auch zu bewilligen, macht haben söllen, ideßmals mit ermelden, das wir uns gleichwol als ain unvermogliche statt im selben hievor begegneter staigerung nit unpillich zu beschweren gehapt, uns auch bißher je und allwegen fur beschwert angezaigt hetten.
Gefuegte sich aber, al –das man sich der religion und glaubenssachen halb nit vergleichen künt oder aber die versicherung also, wie obstat, nit volgen wurd und es dann auch– der begerten türckenhulf halb bey der jetzt gemelten augspurgischen und regenspurgischen reichsabschide und darin referierten romtzugsanlagen nit pleyben kunt oder wolt oder villeicht darundter ainiche beschwerden, sorgfeltigkait oder widerwertigkait einfallen wurden, also das dardurch der stend und stett bottschaften sonderung furnemen wolten, so haben alßdann unsere gesandten bevelch, am –in sölliche türckenhulf oder anlag kainswegs zu bewilligen, sonder disfals– auf unsere besonder lieb herren und freundt, die von Nurmberg, und ire mitverwandten stett und stend ir achtung und aufmercken zu geben und gegen dieselben und gemainlich gegen all begegnende beschwerden irn disfals gemeßnen bevelch zu allegiern und furtzewenden und, das si dieselben sachen hinder sich an uns gelangen lassen wolten, anzuzaigen etc., die si auch alßdann und gemainlich alles, das sich darunder widerwertigs oder beschwerlichs zutrueg, uns jederzeit mit aigner, furderlicheran bottschaft durch schrift zu erkennen geben söllen.
Dergleichen auch zum dritten, ob von wegen underhaltung regiments und cammergerichts vermog angeregts kayserlichen ausschreibens tractiert und gehandelt werden wolt, ist den gesanten bevolhen, dieselben underhaltung, wo die ao –gleicher und– leidenlicher massen furgenomen und von andern stenden und stetten oder dem mehrern thail derselben gewilligt wurd, von unsernwegen auch nit zu waigern. Im fall aber, da wir an söllicher underhaltung zu dem, das wir hievor uberhöcht sein, weiter gestaigert welten werden oder das sich im selben fall der gestaigerten underhaltung andere stend und stett oder der mehrer thail derselben beschweren wurden, das sollen uns alßdann die gemelten unsere burgermaister und rhatsfreund abermals zu wissen fuegen und darinnen ferrern bevelchs gewarten.
Zum vierten, so söllen auch unsere gesandten, die handlungen der ksl. Mt. und deß hl. reichs landfridens, wo es bey dem hievor publicierten und im reich außgeköndten landfriden pleyben mag, unsers thails zu bewilligen, bevelch haben. Im fall aber, das enderung darinnen furfallen oder ainiche beschwerden darunder eingefuert werden wollten, darein söllen die gesandten one unsern gemessnen, weittern bevelch zu gehelen nit macht haben, sonder gehandelte sachen abermals durch schrift an uns gelangen lassen.
Zum funften, und dann all und jegklich ander zum tail auf hievor gehaltnen reichstägen berhatschlagte und zum thail ungeorterte, des reichs theutscher na cion angehorige sachen als ordenliche policey, gutte muntze, ap –der reichsstend session–, auch gotslestern, zutrincken, monopolien und dergleichen belangend, dieweil andern grossen, vermuglichen, auch gmainen und clainen frey- und reichsstetten, hieran ordnung und maß ze tragen und zu leiden, nit weniger dann uns gelegen, so haben demnach die vilgemelten unsere gesandten bevelch und gewalt, in demselben [sic!] fällen sament und sondern alltzeit mit der erbern frey- und reichsstett gesandten bottschaften nach ir beeder guten ansehen alles, das sy, aq –dem hl. reich theutscher nacion, auch– uns und gemainer statt zu ehrnar, nutz und wolfart erschießlich sein, erachten könnden, rhaten, schliessen, anhangen und bewilligen zu helfen.
Zum sechsten, begeb sich dann, das auch der verderplichen, untreglichen judenbeschwerungen halb und dann von wegen der darauß fliessenden, geverlichen, unordenlichen und unrechtmessigen rothweylischen hofgerichtsproceß etc. handlung furfiel as –oder sich, unserthalb disfals antzesuochen, gefuegen wolt–, dieweil wir dann durch dieselben judenbeschwerungen und hofgerichtsproceß wider habende privilegia, lobliche statuta und alt herkomen, zun zeiten auch in sachen, die an das vermelt hoffgericht irer selbs ordnung und des reichs reformacion nach nit gehörig, bißanherat fur andere stett und stend one uffhören beschwert worden sein und noch teglichen vernachthayligt werden, so ist den vilgemelten unsern gesandten in bevelch geben, mit andern disfals beschwerdten, clagenden und anrueffenden stenden und stetten unsers tails auch eintzesetzen und unsere dißfalls in vil und manigfaltige weg begegnende beschwerungen fur- und antzepringen etc., alles inmassen die oft ernenten, unsere besonder lieb altburgermaister und rhatsfreundt in dem allem uns, den rhat, selbs angehort und vernomen und des alles, als obsteet, ze thun wissen3. Actum und under unserm und gemainer statt hiefur getruckten secret insigel geben auf den sechsten tag Januarij anno etc. 41.