Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 391 Nr. 148 Bd. 1, fol. 45r–47v (Kop.); DV v. 3. Hd. fol. 47v: An den Lgf. zu Hessen etc. Das kgl. Wd. zu Frankreich mit ihren fstl. Gn. und derselben mitverwanten eine bestendige freundschaft aufrichten und halten wolle [und] das solcher halben zum furderlichsten dahien mußt eine legation geschickt werden etc.

Druck: Baumgarten, Sleidans Briefwechsel, Nr. 11 , S. 25–27.

Eueren fstl. Gn. geb ich undertheniger meynung zu vernemen, wie das durch etlicher fromer, gottsförchtiger leut fleissig anhalten die kgl. Mt., mein genedigster herr, dohin bewögt ist, das sie, mit eueren fstl. Gn. und derselben mitverwandten ein bestendige und ewige freuntschaft ufftzurichten, auch vöst zu halten, gantz geneigt und entschlossen ist, wie dann uß gegenwurtigen credentzbrieven euere fstl. Gn. gnedigclich zu ersehen haben. Und dieweil aber euere fstl. Gn., auch derselben mitverwandten jetzt neulich durch etliche vil nit einerley, sonder gar ungewise ding als von wegen hochgemelter kgl. Mt. angelangt und furgetragen sein, hat derhalben irer Mt. geliept, mich (wiewol den unverdienten) zu eueren fstl. Gn., auch andern iren mitverwandten zu schicken und irer Mt. entlichen willen und beschliessige meynung antzuzeigen, auch darmit die furgenomne legation und pottschaft zum furderlichsten geschehen möge. Das ich aber nit stracks zu eueren fstl. Gn. diser zeit verreiset bin, ist geschehen zum theil leibsnots halben, dann, wo ich nit den gemeinen nutz und viler gottsförchtiger leut begern und wunschen angesehen, hett ich mich diser reisen gegen kgl. Mt. gern wöllen entschuldigen.

Daneben hab ich nicht eigentlich mögen wissen, wo euere fstl. Gn. antzutreffen were. Hab demnach euerer fstl. Gn. von meiner ankunft und bevelch schriftlich antzeigen nicht underlassen sollen, biß daß ich verstendigt werd, wo euere fstl. Gn. zu finden sey, zu wölcher ich mich zum allerfurderlichsten verfuegen soll. Bitt demnach gantz undertheniglich, daß euere fstl. Gn., auch derselben mitverwandten von hochgemelter kgl. Mt. anders nit dann alle freuntschaft erwartent, auch gar nicht wöllen glauben geben etlichen irer Mt. mißgönnern, die sich nicht schemen antzugeben, als ob ir Mt. in etlichen verträgen euerer fstl. Gn. und irer mitverwandten nicht geachtet hab, wölchs doch von in erdichtet ist, geschweig, daß ire Mt. ichts soll geredt oder gethon haben, das euerer fstl. Gn. zum nachteil reichen möcht. Auch ist vilgemelte kgl. Mt. a in etlichen artickeln–a zu der reformation notturftig dermassen bericht, daß, wo sich die begerte freuntschaft zwischen irer Mt. und euerer fstl. Gn., auch dern mitverwandten zutrögt, nit geringe nutzung und furschub zu gemeiner christenheit reformation daruß entstehn würt. Darneben wo sich hernachmals under dem schein der widerteuffischer oder anderen unvernünftigen secten in den weitgelegnen provintzen und landtschaften kgl. Mt. einiche vervolgung erhöben wurdt, solchs alles kan durch gemelte freuntschaft furkomen, gestillt und niedergelögt werden. Ist demnach mein underthenig bitt und ermanung, das euere fstl. Gn., auch derselben mitverwandten in ansehung gemelter und anderer mehr ding dise der kgl. Mt. günstige neigung und bereite freuntschaft nicht wöllent geringachten noch ußschliessen, sonder mit irer Mt. durch pottschaft und legation thun handeln, vorab, dieweil euere fstl. Gn. durch ire räthe uff dem tag zu Hagenaw bey kgl. Mt. gesandten H. Bayfio1 und dem Sledano2, der mir in diser pottschaft zugeben und euere fstl. Gn. mit mir, ob Gott will, besuchen würt, hat befragen lassen, ob sie achteten, wen euere fstl. Gn. mit dem Kf. zu Sachssen besonders oder auch sampt iren mitverwandten zu kgl. Mt. umb vöster freuntschaft und verstendtnus senden würt, ob solchs bey kgl. Mt. angenem und etwas zu erlangen sein sollt3, sollen sich darnach euere fstl. Gn. eigentlich versehen, daß gemelte kgl. Mt. nit allein in der religionsachen, sonder auch in allen andern dingen dermassen gehalten und erzeigen würt, das gemelter mißgönnern vilvaltig anbringen und nachreden soll entlich erdicht und falsch erfunden werden, wölchs alles euerer fstl. Gn. zuzeschreiben ich nicht haben sollen underlassen, underthenigclich begerend, euere fstl. Gn. wöllen mir bey zeiger dises gnedige antwurt thun lassen, umb mich zu furderlichsten zu euerer fstl. Gn. zu verfuegen, die ich hiemit dem allmechtigen bevelche, mir gnedigclich thun zu gepietten4. Datum Straßburg, den 4. tag Februarij anno etc. 1541.

Eingelögter zettel:

Nachdem auch, gnediger herr, erstlich von Hagenaw und darnach vom keyserlichen hove, auch durch andere vertraute leut an kgl. Mt. etwas gelangt hat von euerer fstl. Gn. besonderm anligen5, weil dann kgl. Mt. sich zu euerer fstl. Gn. versihet, es sey die sach desselben anligens gestalt, wie sie wölle, so werden doch euere fstl. Gn. in dem wider göttlich gepott nichts furgenomen haben. Derhalben, so euere fstl. Gn. mit irer Mt. weitter freuntschaft wollten eingehen, wollt sie unbeschwerdt sein, so euerer fstl. Gn., solche sach ingemein inzuschließen, nicht gnug sein wollt, euere fstl. Gn. derselben halben auch mit besondern artickel seiner hulf zu vertrösten. Meine underthenig bitt und treue ermanung were, das man mit der legation b an kgl. Mt. –b zum furderlichsten nachkomen were, dann, wo es lenger sollt verzogen werden, weiß nit, wie es gerathen würt, vorab, so etliche sein, ir kgl. Mt. angeben, daß euere fstl. Gn., auch ire mitverwandten seiner Mt. nicht achtent, dann eben zur zeit, wenn euere fstl. Gn. bey andern nichts erhalten können und wenn man die letste ußflucht zu seiner Mt. suchet. Haben euere fstl. Gn. zu erachten, wie solchs auch ein groß bedenckens mit sich bringt. Datum ut supra.

Anmerkungen

a
–a V. a. Hd. nachgetr.
1
 Lazare de Baïf, französischer Gesandter auf dem Konvent zu Hagenau 1540.
2
 Johannes Sleidanus, zeitweise Sekretär des Kard. du Bellay.
3
 Vgl. die hessischen Gesandten zu Hagenau an Lgf. Philipp von Hessen, Hagenau, 1540 Juni 23, Neudecker, Urkunden, Nr. 137, S. 500–503; Lgf. Philipp von Hessen an seine Gesandten in Hagenau, Spangenberg, 1540 Juli 15, Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 1,2, Nr. 256, S. 686–688 und die hessischen Gesandten in Hagenau an Lgf. Philipp von Hessen, Hagenau, 1540 Juli 23, ebd. Bd. 1,2, Nr. 259, S. 692–694.
4
 Vgl. auch Martin Bucer an Lgf. Philipp von Hessen, (Straßburg), 1541 Februar 4, Lenz, Briefwechsel, Bd. II, Nr. 115, S. 3–7; ders. an dens., Straßburg, 1541 Februar 20, ebd. Bd. II, Nr. 118, S. 17–19 und Lgf. Philipp von Hessen an Martin Bucer, Marburg, 1541 Februar 10, ebd. Bd. II, Nr. 117, S. 9–10.
5
 Bigamie Lgf. Philipps von Hessen.
b
–b V. a. Hd. nachgetr.