Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 391 Nr. 148 Bd. 1, fol. 43r–44v (Reinkonz.); DV v. 3. Hd. fol. 44v: An die herrn theologen zu Wittenberg der erdichten ufflage halben, als solte es diesem theil der christlichen religion, sonderlich den einungsverwandten stenden nicht umb die religion zu thun sein, sondern daß ihr gemuth mehr zu emporung und uffrur wieder ksl. Mt., auch abfall geneigt seye etc. Sollen einen ratschlag, wie solche ufflage grundtlich bestendigklich und christlich zu verandworten sey, stellen und uberschiken, 1541.

Druck: D. Martin Luthers Werke, Briefwechsel, Bd. 9, Nr. 3572 , S. 320–322.

Nachdem ir sonder zweivel wisset, das von dem widderigen teil uns, den stenden der christlichen religion, ofte zugemessen worden, auch nochmals, a wiwol alles mit ungrundt–a, ufgelegt wyrdet, als solle es uns dießes teils b der vorstehenden spaltung halb in religionsachen–b nit umb die christliche religion zu thun sein, sundern unser gemuet vilmher gegen ksl. Mt. zu ungehorsam, ufrur und entborung, auch abfal stehen, und solchs sollen sie der auswertigen potentatenc botschaften einbilden, domit sie ire konige und herschaften widder uns dest mher verbittern etc., d und iderman dadorch von der reinen, geistlichen lhar abzuhalten, wie sie dan auch vermessentlich die reine lher des ewangelii aufrurisch nennen und felschlich ausschreien–d, so wollen wir euch gnediger maynung nit bergen, das uf negst gehaltenem tage zur Naumburg von allerseitz rethen und botschaften vor gut angesehen worden, das man uf solchs des widderigen teils ungegrund uflegen und verbittern soll vordacht sein, wie man sich darwidder ufs stadlichst und mit gutem grund e uf des gegenteils weiter antziehen und furbringen und aber sonst unser und unser mitverwanten notturft und gelegenheit nach–e vorantwurten wolle, es sey itzo uf dem reichstage zu Regensburg oder andern kunftigen handlungenf. Weil ir dann nun gottlob wisset, das g uns und unsern religionsverwanten soliches der einen cristlichen lhar halb und, daß wir uns mit ihn irer lhar und glaubens nit vergleichen konnen noch wollen–g, zugemessen wirdet, demnach so begeren wir gnediglichh, ir wollet euch furderlich hiervon miteinander notturftiglich undterreden, beratschlageni und erwegen, wie und welchergestalt dieße des gegenteils unbilliche uflagen j und lesterung mit–j guten grunden und ufs stattlichste mugen vorantwurt und abgeleint k und das dargetan werden, darauß nit allein unser unschult, sonder vilmer Gottes des almechtigen ehr und lob uber soliche lesterung seines gotlichen worts mher offenbar und erkant werde–k, und solchen euern ratschlag in vertzaichnus bringen und uns zum furderlichsten zu unsern handen uberschicken, l wie ir dan aus vorigen, ergangen handlung, auch der getanen bitte und erbiten und euern cristlichen schriften und predigten, so wider solich lesterung gescheen, bericht so vil kunnet zusammenzihen, alß ir zu noddurft solicher sachen erachten werdet–l. Doran thut ir uns ze besundern gnedigen gefallen und seint euch mit gnaden genaigt. Datum.

Anmerkungen

a
–a V. a. Hd. nachgetr.
b
–b V. a. Hd. nachgetr.
c
 V. a. Hd. nachgetr.
d
–d V. a. Hd. nachgetr.
e
–e  teilw. v. a. Hd. nachgetr.
f
 Danach gestr.: Demnach ist an euch unser gnedigs begeren, ir wollt.
g
–g V. a. Hd. korr. aus: wir dießes teils stende weder zu ufrur oder ainiche emporung nit genaigt, sundern solche uflage uns von dem gegenteil zu verpflichten.
h
 V. a. Hd. nachgetr.
i
 Nachgetr.
j
–j V. a. Hd. nachgetr.
k
–k V. a. Hd. nachgetr.
l
–l V. a. Hd. korr. aus: uf das, wo uns von dem gegenteil uf dem reichstag oder sunst dergleichen wolte zugemessen werden, wir uns dest stadtlicher zu vorantwurten haben mugen.