Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 394 Nr. 149 Bd. 1, unfol. (Reinkonz.).

B  koll. Marburg StA, PA 2593, fol. 153r–156v (Ausf.).

Hat Philipps Schreiben vom 21. und 23. Februar [Nr. 486] zur Kenntnis genommen. Dankt für die Mitteilungen über die Reden, deren ihn Hg. Heinrich von Braunschweig beschuldigt. Will, soweit er sich entsinnen kann, dem Hg. von Braunschweig in diesem Punkt redlich und aufrichtig antworten. Will Hg. Heinrich auf die Hauptpunkte seiner Schmähschrift antworten und dabei nichts, was der Verantwortung bedarf, unwiderlegt lassen.

Schickt Hg. Heinrichs Schmähschrift gegen ihn, den Kurfürsten 1, und Hg. Heinrichs jüngstes Ausschreiben gegen die Stadt Braunschweig beiliegend. Der Landgraf kann daraus entnehmen, wie sie beide darin mit erlogenen Schmähworten angegriffen werden. Dies soll Hg. Heinrich mit Darlegung der Wahrheit zurückgezahlt werden. Ist bereits dabei, seine Rechtfertigungsschrift abfassen zu lassen 2. Sobald sie fertig ist, will er sie schicken. Erwartet auch die Zusendung der landgräflichen Rechtfertigungsschrift, wenn diese fertiggestellt ist 3. Da der Landgraf auf den Reichstag ziehen will, würde die vorherige Zusendung des Manuskriptes seiner Rechtfertigungsschrift an den Landgrafen die Drucklegung verzögern etc. Dr. Martin Luther ist auch damit beschäftigt, eine Schrift gegen Hg. Heinrich zu verfassen, die noch vor der kursächsischen Rechtfertigungsschrift publiziert werden soll 4. Die jüngst unter dem Pseudonym ‚Justinus Wahrsager Nachrichter‘ publizierte Schmähschrift rührt ohne Zweifel von Hg. Heinrich von Braunschweig her 5. Darin wird die Ehre des Landgrafen zum höchsten angetastet. Der Landgraf wird sich dagegen zu verteidigen wissen.

Und wiewol wir vormerken, das euere L. bedacht sein, sich uff kunftige Mitwoch [1541 März 9] zu erheben und noch Regenßburg uff den reichstage zu vorfugen, und das euere L. nochmals wie hivor fur guet ansehen, das wir unß dorauf ader zum wenigsten in die nehe theten begeben etc., so wollen wir uns doch vorsehen, euerer L. werden nuhmer unsere schreiben zukomen sein, doraus euere L. vorstanden, wie es umb der von Braunsweigk hulf, die inen vormuge des naumburgischen abeschieds het sollen gelaistet werden, gelegen, auch was unser gemut und meynung besuchung halben des reichstags sey. Darbey wir es auch aus datzumalh angezeigten und weiter volgenden ursachen nachmals lassen beruhen. Dann wie uns glaublich angelangt, so soll ksl. Mt. gewilligte und vorfugte suspension der von Goßlar acht sie, die von Goßlar, noch zur zeit wenigk helfen. Dan der von Braunschweigk soll noch fur und fur straiffen, die strassen belegen und den armen leuten nichts zu- noch abfuren lassen. Zudem sollen die von Braunschweigk der strassen halben und sunst nochmals in der beschwerung haften, wie wir euerer L. in berurten unsern vorigen schreiben auch angezaigt haben.Auch hat Lic. Helfmann, Prokurator der protestantischen Stände am Kammergericht, vor zwei Tagen mitgeteilt, dass das Gericht in den vom Kaiser suspendierten Prozessen in Religionsachen seit der Abreise des Kaisers aus Speyer erneut vorgeht.

Was nu solichs alles fur ein ansehen, auch besonder nochdenken haben magk, solichs konnen euere L. als der vorstendige leichtlich ermessen. Darumb seind wir noch zur zeit nit genzlich bedacht noch entschlossen, berurten reichstagk personlich zu besuchen, sundern wollen zuvor sehen und erwarten, ob auch demjenigen, so ksl. Mt. gewilligt und geschafft, mit der that und dem wergk will nochgegangen und gelebt werden ader nit. Zudem das gleichwol ane das euerer L., unser und der ganzen aynung hohe und unvormeidliche nodturft ist und erfordert, wan unser ainer den reichstagk personlich besucht, das der ander davon pleibt, zuvorderst noch zur zeit aus solichen statlichen ursachen und bedenken, wie wir euerer L. zuvor in unsern schreiben noch der lenge vormeldet haben. Dieweil dan euere L., angezaigten reichstagk zu besuchen, willens sein, so thun wir euerer L. darzu gluck, heyl und alle wolfart wundschen.

Und wiewol wir von eueren L. frundlich vormerken, das sich dieselbige gegen uns erbieten, die sachen, dorinnen wir von ksl. Mt. uff unser schreiben noch kain wilfarung erlanget, bey dem H. Granuelh anzupringen, der hoffnung, es werde nit mangel haben etc., so wollen wir doch euerer L. nit vorhalten, das wir bedacht und entschlossen sein, dieweil wir aus unser rethe schreiben, die wir voran gein Regenßburg geschickt, vernomen, das ksl. Mt. uff den 23. Februarij daselbst ankomen, etzliche unsere rethe zum furderlichsten hinachzufertigen und denselben zu bevelhen6, was sye berurter, auch ander mher sachen halben bey ksl. Mt. von unsernwegen anbringen sollen. Wie nu darauf ksl. Mt. beschaidt gefallen und lauten wirdet, darnach wollen wir uns mit besuchung des reichstags zu richten und zu halten wissen. [...]. Datum Torgau, Donnerstag noch Estomihi 1541.

Zeddel an landgrafen: Als wir auch diesen brief an euere L. haben zuschließen wollen, ist uns ain brief von denen von Magdeburg zukomen, welichen wir euerer L. hineben ubersenden7. Doraus werden euere L. vornhemen, was ainem iren burgerna, welicher korn gein Goßlar hat furen wollen, von Hg. Heinrichs von Braunsweig amptleuten begegent und das der uberschickte abedruck der von Goßlar acht suspension gar nit hot helfen noch angesehen wollen werden, welichs wir uns warlich gar nit vormutet. Und wan es die lenge also stehet und berurte suspension bei des von Braunsweigk leuten nit geacht, sundern die von Goßlar uff di vormeinte acht fur und fur beschwert, vorhindert und vorunruiget, auch andere irenhalben belestiget und zu schoden gemussiget werden solten, so wurde unser gehabte fursorge vhast ins wergk komen, nemlich, do gleich der keiser die acht suspendiren ader sunst viel schaffen, das der von Braunschweigk und die seinen wenigk darauf gegebn wurde. Aber wir haben nit undterlassen denen von Magdeburgk ezliche euerer L. vidimirte und uns uberschikte suspension der von Goßlar acht zuzefertigen, domit sie soliche furder außzusenden haben, zuvorsichtigk, dieselben sollen nuhmer geglaubt werden und stadthaben. Dieweil dan diese der von Magdeburgk anzaige unsern vorigen bericht der von Goßlar halben sterken, sich auch von wegen des von Braunsweigks und seiner leute allerlei zu besorgen und zu befaren sein will, so konnen euere L. leichtlich bedenken, das hoch vonnoten ist, das wir ain zeit langk vorziehen und sehen, wo es hinauß will, und uff den reichstag nit zu sehr eylen, dan sich baldt ain grosser unlust, do euere L. und wir beide personlich uff dem reichstage sein sollten, zutragen kondte, der sunst, do unser ainer anheimbs pleibt, verhutet.

Wie es um die Austeilung der Schmähschrift Hg. Heinrichs von Braunschweig gegen ihn und den Landgrafen bestellt ist, hat ihm ein Magdeburger Bürger neben Zusendung der Schmähschrift gegen den Landgrafen8, von der er beiliegend ein Exemplar mitschickt, geschrieben9. Schickt Kopie dieses Schreibens.

Anmerkungen

1
 Ergrunte bestendige erhebliche Gottliche Christliche Fursten und Adel liebende Duplicae [...] Wider des Churfursten von Sachsen andern ehrnrurigen ungegrunten unbestendigen erdichten ungottlichen unchristlichen truncknen Gotteshessigen Abdruck [...]. Wolfenbüttel 1541. Vgl. Kuhaupt, Veröffentlichte Kirchenpolitik, S. 268–269 und S 332–333.
2
 Vgl. Dr. Gregor Brück an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Wittenberg, 1541 März 1, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 394 Nr. 149 Bd. 2, unfol. (Ausf.): Hat die Rechtfertigungsschrift gegen Hg. Heinrich von Braunschweig, wie ihm Wolf Lauenstein gesagt hat, möglichst kurz abgefasst. Wenn man auf alle Punkte antworten würde, würde die Schrift so lang, dass sie niemand mehr lesen würde. Von der Schrift M. Luthers schickt er beiliegend das, was bis jetzt gedruckt ist. Luther schreibt aber noch immer weiter. Ist auch dafür, Luthers Buch publizieren zu lassen, vor allem weil Luther Hg. Heinrich wegen des Mordbrennens hart angreift. An den Reaktionen darauf wird man manches ablesen können. Dass sich der Kurfürst von Starschedel und Heling über die Reiterei hat berichten lassen, ist sehr gut. Hält für gut, von Dietrich von Starschedel den Befehl zurückzufordern, damit Hg. Heinrich nicht eine Abschrift davon in die Hände fällt, wenn er auch damit das, was er dem Kurfürsten nachsagt, nicht beweisen könnte. Es wäre gut, wenn man die Zerbster Handlung finden könnte. Dem alten lüneburgischen Kanzler zu schreiben, bringt Verzögerung. Befürchtet außerdem, dass er mit anderen Räten des Königs nach Regensburg abgefertigt ist. Der Kurfürst möge eine Kopie der Urkunde Ks. Sigismunds, die die lauenburgische Sache betrifft, herschicken. Plan, Melanchthon etwas über die Abstammung Hg. Heinrichs von Braunschweig schreiben zu lassen. Will mit ihm darüber reden. Vorwurf Hg. Heinrichs von Braunschweig, Kf. Johann Friedrich habe ihn auf der Heimreise aus Spanien niederwerfen wollen. Da der Landgraf beteuert, dass er Hg. Heinrich nichts Entsprechendes mitgeteilt habe, und Hg. Ulrich von Württemberg so weit nit geredthat, wie Hg. Heinrich angibt, kann man Hg. Heinrich leicht Lügen strafen. Der Kurfürst möge ihm einen Ausz. aus dem Bericht des Landgrafen schicken. Beiliegend ein Exemplar des Ausschreibens Hg. Heinrichs gegen Johann Friedrich, das der Kurfürst dem Landgrafen schicken möge. Der Landgraf muss den Vorwurf, man habe die Exemplare Hg. Heinrich gestohlen, nicht fürchten. Wie Jakob Wahl berichtet, wurden sie auf dem Landtag des Bf. von Mainz zu Calbe öffentlich verkauft. Die Gegenschrift Johann Friedrichs kann dem Landgrafen noch nicht zugeschickt werden, weil sie noch nicht fertig ist. Wenn Luthers Buch fertig ist, kann es Johann Friedrich dem Landgrafen auch schicken. Und dieweil eur kfl. Gn. numeher meher rethe voran gegen Regenspurg abfertigen wollen, derwegen eur kfl. Gn. begern, das ich mich diese woche uf einen tagk zu eurn kfl. Gn. gegen Torgau verfugen solt, so wil ich sehen, ap ich uf kunftigen Freitag [1541 März 4] bei eurn kfl. Gn. zu Torgau sein muge. Datum Wittennberg, Dinstags nach Esto mihi anno domini 1541.
3
 Bereits am 4. März schickte Lgf. Philipp von Hessen sechs Druckexemplare seiner Verteidigungsschrift gegen Hg. Heinrich von Braunschweig an Hg. Albrecht von Preußen, vgl. Lgf. Philipp von Hessen an Hg. Albrecht von Preußen, 1541 März 4, Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, HBA A 2 (Kasten 28), unfol. (Ausf.).
4
 Vgl. Luther, Martin: Wider Hans Worst, in: D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe (Weimarer Ausgabe). Schriften, Bd. 51, Weimar 1914, Neudruck Weimar 1967, S. 461–572.
5
 [Anonymus:] Euangelische Bruderliche getrewe vnterrichtung durch Meister Justinum warsager Nachrichtern zu Warheitsbrun jnn einem Sendbrieffe dem Landgrafen von Hessen beschehen [...]. 1541. Vgl. Kuhaupt, Veröffentlichte Kirchenpolitik, S. 272–273 und S. 347.
6
 Überlegungen zur Abfertigung der kursächsischen Reichstagsgesandtschaft, [1541 März 8], Weimar HStA, EGA, Reg. E 139, fol. 62r–63v (Reinschr.): Zu gedencken nachvolgende artickelh, was auf vorordenung und schickung der rethe zu thun und zu bestellen sein will. – 1. Die hauptzerung zu der raysse nach Regenspurg, auch des beharlichen lagers doselbst. – 2. Idem, wem dieselbig außgab zu bevelhen sein solle und das gelt zu undergeben. – 3. Die cantzleyhandelung, abvertigung der vorordenten rethe habenden bevelh, auch welche schreyber mitzunemen, das ist mit dem cantzler zu underreden und in dem allem bedechtige fursehung zu thun. – 4. Ordnung der post, wie dieselb in die leger abgetaylt, dorinne ain vorzeichnus mitzunemen. – 5. Ainen botten oder fhoryrer. – Zu gedencken das ain futterzettel denselben undergeben. – Nota: Lynck, der trumetter, ist darzu gebrauchlich. – 6. Ainen koch und kellerknecht. – Zu gedencken ain silbergeschyr auf ain furstentaffelh von [sic!] den H. von Anhalt. Auch zwen oder drey wollen tyschtucher mitzunemen, ßoferne es bequemlich geacht mag werden.  – 7. Ainen rustwagen darauf der rethe clayder, casten und furnemlich die cantzleyhandelung zu laden und mytzubringen. – 8. Des H. Philippo und der andern theologen behangner wagen. – 9. Das zwen ainspenige diner, darunder Hans von Soltytz zu Aldenburg, welcher der landarth gantz kondig, mitzureytten geordenth werden. – 10. Meins ermessens, es solle nachzulassen und ratsamer sein, das auf disser hynrayse nach Regenspurg uber landt kain gemeine kuch gehalden, sunder bey den wyrten die malzeytten mit underschaydt genomen werden. – Aber des vorteylhs herynnen sich zu gebrauchen, der ende unsers gnedigsten hern ampter wern, das futter auß dem vorrath auf gbirlich quittantz zu nemen.
7
 Rat und Innungsmeister von Magdeburg an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, 1541 Februar 26, Marburg StA, PA 2593, fol. 157r (Kop.).
a
 In B: bauern.
8
 Vgl. Dritte bestendige warhafftige redliche Gottliche und ergrundte unablegliche antwort des Durchleuchtigen hochgebornen Fursten vnd herrn herrn Heinrichs des Jungern Hertzogen zu Braunschweig und Luneburg auff des Landgrafen wider S. F. G. neher ausgangen vngottliche vnchristenliche vnehrlich vnwarhafftige erdichte vnd vnbestendige lesterschrift [...]. Wolfenbüttel 1540. Vgl. Kuhaupt, Veröffentlichte Kirchenpolitik, S. 266–268, S. 271–272 und S. 332.
9
 [...] an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, o. Ort, o. Datum, Marburg StA, PA 2593, fol. 158r–158v (Kop.). – Vgl. auch Kf. Johann Friedrich von Sachsen an Dr. Gregor Brück, Torgau, 1541 März 29, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 394 Nr. 149 Bd. 2, unfol. (Ausf.): Hat Dr. Tetleben kürzlich gebeten, sich bei seinem Bruder nach dem Stand der Streitsache zwischen dem Bf. von Hildesheim und Hg. Heinrich von Braunschweig zu erkundigen. Hat darauf jetzt Antwort erhalten. Schickt beiliegend einen Ausz. aus der Antwort Tetlebens und das päpstliche Urteil. Wünscht, dass die Mitteilung Tetlebens über die Absicht Hg. Heinrichs, den Bf. von Hildesheim auf der Rückreise von Rom ermorden zu lassen, in seine Rechtfertigungsschrift gegen Hg. Heinrich aufgenommen wird, weil dieser ihn verdächtigt hat, während seiner Rückreise aus Spanien dunkle Absichten gegen ihn gehegt zu haben. Vorkehrungen Hg. Heinrichs für die Durchführung des Mordplanes. So haben wir auch eur schreiben und Dr. Marthinj buchlein nechten empfangen und wollen dieselben furder uff heut gein Regenßburgk schicken. Wir begern aber gnediglich, ir wollet uns derselben noch 100 anher senden lassen, alsdan wollen wir fur alle die betzalung verordenen. Das ir auch eur stellung halben itzo abermals weiter erbietunge gethan, der wollen wir also gewertigk sein und vorsehen uns genediglich, ir werdet euch nit seumen, damit unser vorantwortung nu zum furderlichsten auch ausgehen muge. Die geforderte copey des Bf. von Meissen vorpflichtung thun wir euch hineben ubersenden. Und dieweil eurs verhoffens unsere doctores in derselben sachen guten vleiß thun werden, das man Dr. Embdj bedenken dißmalß nit werde bedurfen, so lassen wir es auch gescheen, aber nichs destweniger bey inen anhalten, das gueter vleiß furgewandt werde. [...].