Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Karlsruhe GLA, 50/53, unfol. (Ausf.); DV v. a. Hd.: 29. Martij.

Als wir uf Sambstag, den 26. tag Martij, zu Regenspurg ankomen, haben wir Sontags darnach unsern gewalt in die mentzisch cantzlei uberantwurt und gleich darnach H. Johannen de Naues die credentz behendigt, daruf mit ime vermog bevelchs gehandelt. Dargegen er sich gantz gutwillig erbotten und bei ksl. Mt. uns audientz erlangt, Montags vor mittag bei irer Mt. in deren chamer zu erscheinen. Demselbigen nach hat ksl. Mt. allergnedigst in eygner person unser credentz empfangen und werbung vermog habender instruction angehort, daruf durch bemelten de Naues antwurt geben lassen, erstlich bedanck sich ir Mt. des angehörten zuerbietens und ir Mt. habe ein getreilich mitleiden eurer fstl. Gn. kranckheiten halben, verhoffe, Got der allmechtig werd ir bald widerumb gesundtheit verleyhen, das sy disen reichstag selbs besuchen moge, und die ksl. Mt. sey euren Gn. mit allem gnedigsten und gantz freundtlichen willen geneigt.

Vor diser audientz hat Johann von Naues zu erkhennen geben, ob von euren fstl. Gn. wegen wir, die gesandten, bey ksl. Mt. etzwas zu begern hetten, mueste solchs in schriften und nit mundtlich beschehen und solten den mundtlichen furtrag zum kurtzesten thon, darab hette die ksl. Mt. ein wolgefallen, und wolte uns das in vertrauen und guter meinung angezeigt haben, uns darnach wissen zu richten. Dartzu haben wir selbs gesehen, das die ksl. Mt. einen eignen teitschen rat helt in Hg. Friderichs herberg, darinnen alle teutschen sachen, die an ir Mt. gebracht werden, beratschlagt, und ist Hg. Friderich das haupt im rath. Der Grauel und der von Naues sind vast die furnemsten bei ksl. Mt. Dr. Mathis Heldt ist auch zu Regenspurg, aber, wie mein gnediger H. von Speyr uns angezeigt, nit mer in grossem ansehen bei ksl. Mt.

Am Montag [1541 März 28] haben die kurpfälzischen Gesandten durch den Sekretär Peter Harer mitteilen lassen, dass sie am folgenden Dienstag [1541 März 29] zusammen mit dem Bf. von Speyer beim Kaiser Fürbitte einlegen wollten in sachen Christoffen von Veningen umb stillstand des rechten am keyserlichen chamergericht und ledigung der acht, und, ob es unser gelegenheit, mochten wir auch erscheinen.

Haben darüber mit dem Bf. von Speyer gesprochen und darauf hingewiesen, dass sie dazu keinen Befehl hätten und dies in Bruchsal so nicht abgesprochen worden sei. Haben ansonsten entsprechend ihrer Instruktion mit dem Bf. von Speyer verhandelt, der zur Verbesserung der nachbarschaftlichen Beziehungen für die Aussöhnung zwischen Mgf. Ernst und Hg. Ulrich von Württemberg unter seiner und kurpfälzischer Vermittlung plädierte.

Uff heut dato hat H. Johann de Naues uns angezeigt, das der Bf. von Speyr sampt den churfurstlich phaltzgrevischen rathen gestrigs tags vor ksl. Mt. erschinen und ir Mt. des veningischen vertrags bericht und, daß Veninger der acht erlassen, bewilligt. Nun beger ksl. Mt. zu wissen, ob eure fstl. Gn. auch bewilligt habe. Daruf wir geantwurt, wann der vertrag, wie abgeredt, volzogen, werde eurer fstl. Gn. bewilligung halb kein mangel sein.

Gestrigs tags haben wir uns durch eurer fstl. Gn. sone, Mgf. Albrechten, bei Hg. Wilhelmen ansagen lassen, und ist uns uf heut dato vor mittag durch hochgedachten hertzogen personlich gantz gnedig audientz geben worden in beysein Dr. Leonhart Ecken, marschalcks und Dr. Stockheymers etc. Und nach beschehnem anbringen hat Hg. Wilhelm selbs antwurt geben, er wolle den sachen nachgedencken und zu seiner gelegenheit nach uns schicken und, was er bedacht, uns anzeigen. So das geschicht und was uns weyter begegnet, soll euren fstl. Gn. jedertzeit nit unangezeigt bleiben.

Es ist noch uf disen tag kein reichshandlung furgenomen, auch das furhalten nit beschehen. Aber der Lgf. von Hessen hat uf gestern mit seinen bundtsverwandten uf dem rathauß ein versamlung gehalten. Was doselbst tractiret, ist uns verborgen.

Braunschweigk und Hessen haben abermals einander durch einen offentlichen druck usgossen, und werden auch sonst vil schmachschriften hin und wider usgespreit.

Gnediger furst und herr, der herberg halb hat der wirt bei uns angesucht und angezeigt, dieweyl er euren fstl. Gn. die herberg ufgehalten und die andern herrn, so bei ime inziehen wollen, abweisen muessen, daruß ime grosser schad und nachteyl gevolgt, sei sein begern, das eure fstl. Gn. ime von der zeit, als ksl. Mt. zu Regenspurg ankomen, jede wochen 25 fl. entrichten wolle lassen. Daruf haben wir ime gesagt, das die bestendtnuß solchs nit vermog und ein unbillichs anfordern sei, wann er sich aber zimlicher ding benuegen lassen, wollten wir ime bei euren fstl. Gn. beholfen sein, das er zufridengestelt wurde, und ist also von uns abgescheyden. Gedencken doch, mitlerzeit mit ime weyter uf anbringens zu handlen1. [...].

Datum Regenspurg, Mitwoch post Letare, den 29. tag Martij2 anno etc. 1541.

Anmerkungen

1
 Vgl. Dr. Johann Marquardt an Mgf. Ernst von Baden, Regensburg, 1541 März 30, Karlsruhe GLA, 50/53, unfol. (Ausf.): Euren fstl. Gn. fueg ich undertheniglich zu wissen, das die röm. ksl. Mt. den Lgf. von Hessen aygner person gehort, und halt bemelter landgraff ein grossen bracht mit trumetern und herboucken, auch sonst. Es synth neue zeytung khomen, das der Turck in grosser rustung, die christenheyt zu uberziehen. Die protestirenden gebent aus, das ksl. Mt. inen nit minder gnedig dan den andren stenden, ir Mt. werde ir hilf auch bedorfen. Ich hab die wirtenbergischen gesandten noch nit gesehen. Uff heuth dato hat der von Esch, wölcher by Hg. Ruprechten und euren fstl. Gn. diener sollen werden, by mir angesucht, mich anzusprechen, darauf ich noch wart, was das syn wolle etc. Die parthien practiciren zu beyden theiln und ist nichts wolfaylers dan untrau. Uff ditsmal khan euren fstl. Gn. ich gar nichts gewisses schriben, doch wil ich allen vleys furwenden, zu andern zyten wieters zu schriben. Datum Regenspurg uff Mitwoch nach Letare anno 1541. Vgl. auch die Instruktion Mgf. Ernsts von Baden für Volck von Utzlingen, Hans Reinhart von Neuhausen und Dr. Johann Feßler zur Werbung bei Karl V., Pforzheim, 1541 Januar 31, Karlsruhe GLA, 50/53, unfol. (Kop.): Sollen gegenüber dem Kaiser oder seinen Verordneten erklären: Seine große Freude über die Ankunft des Kaisers in Oberdeutschland, die Anlass zur Hoffnung gibt, dass die Glaubensspaltung überwunden, die Einheit des Reiches wiederhergestellt und dessen Wohlfahrt, auch Aufstieg gefördert wird. Sein gutwilliges, untertäniges Diensterbieten. Seine große Freude, wenn es dem Kaiser gesundheitlich und sonst wohl ergeht. Kann zu seinem Leidwesen den Kaiser aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich aufsuchen bzw. empfangen. Bittet deswegen um Entschuldigung. Weiß sich zum Besuch des ausgeschriebenen Reichstages verpflichtet. Aber Christoph von Venningen hat einige landfriedensbrüchige Taten gegen ihn verübt und hält seinen Kanzler, seine Räte und einige andere Diener unter Bruch des Landfriedens nunmehr in der 45. Woche gefangen. Zudem hat ihm Hg. Ulrich von Württemberg ein Drohschreiben zugehen lassen. Weiß in beiden Fällen nicht, wie sich die Dinge weiter entwickeln werden. Für den Fall, dass sich sein Reichstagsbesuch verzögert bzw. dass er nicht erscheinen kann, bittet er, dies zu entschuldigen, auch darüber nachzudenken, wie er beim Landfrieden geschützt werden kann, und sich gnädig zu erweisen. Will dies als untertäniger, gehorsamer Fürst verdienen. Actum et datum Pfortzheim, under unserm hiefur getruckten secret besiegelt uf den letsten tag Januarij anno etc. 41.
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 Die Datumsangabe ist zu korrigieren. Mittwoch nach Laetare fiel 1541 auf den 30. März. Diese Datierung stimmt auch mit den zeitlichen Angaben im Text überein.