Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 37I-37II und 37r–39v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 39v: C[onrad] Zwick ab dem richstag zu Regenspurg, praesentatum 17. Aprilis anno 1541. Nr. 11 .
Waß glich nach miner ankunft zu Regenspurg gehandlet worden und sunst fur hoffnung und gschray aller sachen halb gwesen, habent ir uß minem jungsten schriben [Nr. 548], so ich by Jacob Bongolter gethun, verstanden. So hat sich syther zutragen, das von den protestierenden durch Pfgf. Friderichen an die ksl. Mt. begert ist, ir Mt. welle Dr. Helden und Dr. Conrat Brunen in den sachen, die religion belangend, nit bruchen. Dann man hat glublich erfaren, das niemandt bißher so uffsetzlich wider disse stend und sonderlich die stett gehandlet hat als disse baid. Man hat ouch irer Mt. ain supplication des camergerichts halben [Nr. 244]ubergeben wellen, daruff von ksl. Mt. disse antwurt gefallen, wiewol ir Mt. genaigt sye, schidliche lüt zu gebruchen, so kunde doch ir Mt. anderen kain maß geben, wen dieselben bruchen und anstellen sollend. Disse antwurt hat die mainung: Als die ksl. Mt. Dr. Helden in irer Mt. cantzly nit mer hat annemen wellen, wiewol Mentz, Brunschwyg und Payer ernstlich dorum angehalten, habent disse fursten ir Mt. gebetten, inen nit ungnedigklich uffzunemmen, so sy irer notturft nach disse baid doctores bruchen wurdent. Doruff die ksl. Mt. obangezaigte antwurt gegeben, mit dem werdent sy dannocht gebrucht. Der supplication halben hat Pfgf. Friderich geantwurtet, die ksl. Mt. sye bedacht, die gemainen des rychs sachen zum ersten furzunemmen und sich mit den particularsachen jetzo nit zu beladen. Als aber sin Gn. vernommen, das die sachen in schrift verfasset und also geschaffen weren, das sy kainen verzug erlyden möchten, hat sich sin Gn. bewilliget, die schriften anzunemmen und ksl. Mt. zu behendigen.
Ferrer Esslingen halb ist beschlossen von Stroßburg, Sachssen und Hessen zum hertzogen zu schickhen und by im doruff mit allem fliß zu handlen, das er dissen stenden vergunne, gutliche handlung furzunemmen1. Nun sind aber vor deren hinwegryten von Esslingen brief kummen, das der hertzog irem burger, den er wol 16 wochen in gefencknus enthalten und peinlich gefragt, jetzo das recht oug hab ußstechen lassen, daruß woll allerlay unrot volgen mag.
Am 5. Aprilis hat die ksl. Mt. sampt anderen beptischen [sic!] stenden und bottschaften mit grossem pracht ain ampt halten lassen. Danebent haben die anderen in sexischer und hessischer herbergen predig gehördt. Dann offentlich hat noch kain furst predigen lassen. Und umb zehen ur ist ksl. Mt. sampt allen anwesenden stenden und bottschaften uff das rothuß kummen. Daselbs hat ir Mt. ain lange schrift [Nr. 29], die ich uch hiemit zuschickt [sic!] und mit A bezaichnet ist, verleßen lassen.
Des landtgraffen und Hg. Hainrichs von Brunschwyg session halben ist diß mittel gefunden, das jeder sin protestation gethun, doch nit offentlich vor den stenden, und an iren gewonlichen ortern nidergesessen sind, aber der Hg. von Saffoy zwuschen inen.
Am 7. Aprilis habent die protestierenden sich irer antwurt uff jetz gemelten kayserlichen furhalt entschlossen. Erstlich, das sy ir antwurt fur sich selbs alain geben wellend. Und wiewol Hessen lang uff der mainung gestanden, das man ksl. Mt. furgeschlagen mittel glich annemmen und willigen solt, so habent doch Saxen und andere und ouch ich, sovil mir gepurt, daruff getrungen, das man von den vorigen wegen, die zu Hagnow verabschidet und zu Wurmbs zum tail in das werck gebracht sind, nit lichtlich abschriten solte, daruff sich zuletst Hessenn mit den anderen verglichen. Die antwurt ist B gemerckt. Und am 9. Aprilis sind alle stend und gesandten by ksl. Mt. erschinen und berurte antwurt irer Mt. ubergeben.
Uff jetz gemelten tag sin aller stett gesandten byainandern gweßen und sich ainmutigklich entschlossen, das sy usserthalb der religion in allen anderen sachen byainanderen beliben und sich nit wellend sunderen lassen, ouch möglichs fliß daran sin und verhuten, das sy von irer alten session nit getrungen werdent.
Der antwurt, so man ksl. Mt. ubergeben, habent sich neben Norenberg anhengig gemacht Hg. Ruprechts von Zwayenbruggen gesandten, deßglichen Nordlingen, Dingelspul und Gengen. Am 8. Aprill sind abermals etlich schriften von Goßlar und deren von Brunschwyg sindicus ankummen und gehördt worden. Daruß vermerckt wirt, wie uber allen der ksl. Mt. verschafften stillstand Hg. Hainrich von Brunschwyg gegen den baiden stetten furfart, so beschwarlich, das sy sollichs in kain lenge mer gedulden mögent. Das ouch hin und wider by Geller [= Geldern] und Hg. Hainrichs landt abermals etlich kriegsvolck bestellt und angenommen werdet. Das hat man ksl. Mt. anzaigen lassen, aber nochmals kain antwurt daruff empfangen.
Es ist die sag, das der bapst den Asconiam Coloneßer, der bißher kayserisch geweßen und in emporung wider den bapst gestanden, gestillet, ain schloß oder zway ingenommen und etliche sines kriegsvolck umbgebracht solle haben, derhalben die ksl. Mt. zwo ylend posten hiningeschickt, das der bapst stillstande2. Waß aber doruff volgen werd, wirt die zit geben.
Die Behem sollend jetzo uff gehaltnem tag zu Prag dem Kg. Ferdinando alle hilf abgeschlagen haben, es sye dann, das gemaine stend des rychs oder ir Mt. aigner persone anziehent. Aber ire land und grenitzen wollend sy hochsts fliß und ungesparts vermögens schirmen und retten.
Es wirt noch beständigklich gesagt, das Bäst belegeret und die Thanaw beschlossen sye, das ouch die Turgken die statt an ainem ort zum sturm beschossen habent. Etlich sagent, die knecht in der statt syent herußgefallen und die fyend etwa wyt hinder sich getriben. Man hat hieby 300 pferdt, Burgunder und Niderlender, gemustert in mainung dieselben hinabzuschicken, ich vernim aber, das sy nit lustig sin wellend, dann man gibt ainem des monats nit mer dann 10 fl. uff das pferdt.
Bf. von Lunden soll in etlichen tagen herkummen. Ich hab erfahren, das der bapst ine von der franckfurtischen handlung wegen gegen ksl. Mt. schwarlich verklagt und begert hab, das man in [= ihn] in ewiger gefencknus bewaren welle3. Er soll aber by ksl. Mt. widerum zu gnaden kummen sin.
Deren von Frowenfeld halb will ich moglichen flis furwenden. Hab mich schon in der cantzly angezaigt, aber schlechten beschaid erlanget. Es gat alles langsam zu.
Die kgl. Mt. soll in kurtzen tagen ouch herkumen, aber mit wenig luten. H. Egk von Reschach ist vorgestert herkumen und glich zum kunig geritten.
In disser stund habe ich erfaren, das die anderen stend mit irer antwurt ouch fertig sin sollend, wie aber dieselbig sye, mag ich noch nit wissen.
Das alles hab ich uwer W., deren ich zu dienen schuldig und genaigt bin nit verhalten wellen. Der allmechtig Gott verliche uch sin gnad und gaist, der uch fure uff rechte ban, hitzig und inbrunstig mache in allem gutem, das ir uwer ampt, welchs ain schwer, aber erlich und göttlich ampt ist, recht und nach des höchsten Gottes willen und wolgefallen versehent und gluckseligklich hinußfurent. Amen. Datum Regenspurg am 11. Aprilis anno etc. 41.
[PS:] Wie ich dissen brief zuschliessen will, so werdent wir zu ksl. Mt. erforderet, die lasst uns anzaigen, ir Mt. habe unser antwurt vernommen und darab ain gnedigs gefallen gehapt. Es achte aber ir Mt., unangesehen des mittels, so wir furgeschlagen, dissen weg noch fur den besten, das ir Mt. etlich personen darzu verordne, wie dann in irem furtrag begriffen ist. Daruff wir uff dem huß zusamenkumen und nach langer disputation habent sich die stend gemainlich entschlossen, das sy ir Mt. diß mittel ouch bewilligen wellendt mit der vorbehaltung, das diß handlung unverbindtlich, ouch allen protestationen, appellationen und confessionen unabbruchlich sin solle, mit vorbehalt aller anderer notturft. Und wiewol man nit waiß, wer die personen sin werdent, so hat man doch nit geachtet, das man die erforderen solle. Dann es ist so vil angezaigt, das man die sunst wol erfaren möge, alain das der kayser nit anzaigen musse. Die sach mag sich durch dissen weg wol also schicken, das uff underhandlung deren ain trennung under unseren stenden werde angericht, darvor welle uns Gott gnedigklich behuten oder, so es je sin must, sin gnad verlyhen, das wir bestendig blibent in siner erkantnus und Gott mer furchten dann die welt und alle menschen4. Amen.
Den potten hab ich bezalt5.
[1. Zettel:] L[ieber] herr stattschriber, der pott hat so ylends hinweg wellen, das ich die schrift mit B wol angefangen hab abzuschriben, wie ir sehent, aber nit mögen fiertig werden, derhalben ich ain andere entlechnet, die mögent ir uff das lär bapir abschriben lassen. So ir bottschaften habent gen Memmingen zu Hans Echinger, so schickent mir neben anderen schriften den schmalkeldischen jungsten abschid, item, der gelerten ratschlag, item, die schrift doruff an den von Granwell von der verglichung. Hans Echinger hat alle pottschaft gen Augspurg und von dannen här.
[2. Zettel:] L[ieber] burgermaister, saind daran, das die gemainen sachen den predigern nit verhalten blibent und Joachim [vornist?]. Ich kan nit jederman schriben. Ich hab wenig ruw. Das waist Gott.