Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf., eighd.).

Ausz.: Roth, Zur Geschichte, T. III (ARG 3), Nr. 60 , S. 54–55.

Den 3. und 4. huius [Nr. 616] hab ich eurer fursichtigen W., was mier wissendt gewest und in gemainen handlungen furgefallen, geschrieben. Und gibe darauf derselbigen ferner zu erkennen, das sich angestern die sachen zwischen den verordneten theologen in dem hoch gespalten, das der gegenthail im nachtmal des herren die transubstacion [sic!] etc. haben, des inen die unsern nit zugeben wollen. Daruff wierdt nun heut widerum gehandlet werden, und zu besorgen, an disem puncten ist zu besorgen1, mecht sich die sachen zwayen. Dan dem pabstum in solhem alle ier reputacion gelegen ist, also das die unsern solchs, auch als wider die schrift nit nachgeben kunden noch sollen. Gott der almechtig schick alle sachen zu seinem lob und unserm heil, amen.

Wie sich die sachen erzaygen – zerstert der Turck unsere handlungen nit – so glaub ich, es werde ein langer reychstag etc.

Hoffnung auf die Eroberung Ofens. Vom Kaiser vermittelter Vertrag zwischen dem Papst und Ascanio Colonna 2. So haldten die kaiserlichen hie, Kg. von Franckreych werde heur uff Italien nit ziechen, halten auch von des Turcken armata, das die uff Italia kummen soll, nichs, sonder acht man, Kg. von Franckreych sich noch weiter rucken [machen], als nemlich mit Engellandt. Die bede kunig sollen disen Junio zesamenkumen, davon ich aber kain grundt erfaren kann. Das ist aber gleichwol wahr, das sich hie der englisch bischoff um die religion wider uns hoch annimpt etc., welches etwas anzeygen gibt etc.

Die fursten haben hie vil furstengastungen, in welchen Hg. Hainrich von P[raunschweig] vil usgeschlossen wierdt. Gesteren hat der Bf. von Augspurg etlich fursten und under denselbigen die bede Ff. von Bairen, meinen g[nädigen] herrn, auch Hg. Hainrichen zu gast gehabt etc. Aber angestern ist Hg. Hainrich zum Kf. von Brandenburg in die herberg, auch die stuben, do ier kfl. Gn. geessen, kummen, hat ime der churfurst noch seine rhet mit uffsten oder sunst kain eher erpotten, und als er wenig wort dem churfursten angeregt, ist er widerum abgeschiden. Desgleichen in dem mal, so Bf. von Bamberg gehalten, hat Mgf. Georg sich angenomen, als ob er kranck sey und hat gar nicht geessen noch truncken, und als seinen fstl. Gn. Hg. Hainrich von Prunswik ein trunck gepracht, ist er, als ob er kranck, vom thisch uffgestanden und haimgeritten. Ziehen sich die sachen dahin, das dannocht Gott der almechtig wider ein solhen etwa sein wunderwerk zu seinem lob erzaygen mechten etc. [...] 3. Datum, 6. Maij anno 41.

[1. Zettel:] Auch, gunstig herren, schick ich eurer fursichtigen W. hiemit copiam des verglichen artikels der justificacion, und, dieweil gut, das solhe uß vil ursachen, sunderlich das die ksl. Mt. gemeint ist, solhe handlung vor der relacion nit zu offenbaren, in gehaim behalten werde, so wissen sich eure fursichtige W. dem verstandt nach wol zu halten. Ich habs mit aygner handt abgeschriben und Thomas widerum abschreiben lasen4. Datum ut in literis.

[2. Zettel:] Nach disem brief ist der artikel de e[c]clesia suspendiert und articulus de sacramentis fur die handt genomen.

Anmerkungen

1
 Syntax so in der Vorlage.
2
 Vgl. Cardauns, Von Nizza bis Crépy, S. 119–123.
3
 Vgl. Dr. Konrad Hel an die Geheimen von Augsburg, Regensburg, 1541 Mai 7, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf., eighd.), Druck: Roth, Zur Geschichte, T. III (ARG 3), Nr. 62, S. 56–57: Gunstig und gepietendt herrn, yetz, nachmittag zu 2 uren, ist gechlingen in rhat angesagt worden und haben unsers thails verordneten zum gesprech allen fursten und pottschaften relacion ierer handlung, summarie zu schreiben, gethon, nemlich das articulus justificionis [sic!] verglichen, der verlesen und ich den eurer fursichtigen W. zugeschickt. Zum andern de ecclesia sey suspendiert, de sacramentis welle gegenthail die artikel hiebey ligendt haben zuzegeben, des sy nit thon kunden noch wellen, sonder achten, die sachen welle sich doran stoßen. Nun ist dorauf geratschlagt, was zu thun. Alle fursten und gesandten haben geacht, die theologen zu heren und, so sy beharren, die sachen zu waigern. Ich von eins ersamen rhats wegen als der einfeltig hab geacht, das diser artickel uß vil ursachen, so ich zum einfeltigsten erzeldt, solte auch begert werden zu suspendieren, wie mit dem articulus de ecclesia beschehen. Also ist ab sollichem vil disputirns beschechen lauth des prothocols, so ich nach lengs also nit schreiben mugen uß kurze der zeit, und dahin beschlossen, das die theologen sollen morgen alle und ein yeder in sonderheyt seiner maynung hierin gehort werden. Wie sy dan öffenlich ermant, bey ierem gewissen und wie sy das gegen Gott verantworten wellen, ier maynung ane aynicher person ansehen anzuzaygen. Des morgen zu 6 uren beschehen soll. Gott der almechtig helfe zu allem guten. Und hab in groser eyl eurer fursichtigen W. solchs schreiben wellen uff der post, so eylendts gen wellen. 7. Maij zu 7 uren spat. [Zettel:] Auch, gunstig herrn, achteten ich in disen sachen nit onegut, sonder vonnoten sein, das die herrn burgermaistern widerumb herkemen, dan mich will bedunken, es wellen sich etwa allerlay bedencken zutragen, darzu ich mich zu gering erkenne etc. Ich hab, ane rhom zu melden, das gethon, des ich geacht, gegen Got und der welten verantwortlich, auch der statt Augspurg nit nachteylig, sonder nutz zu sein etc. [...]. [2. Zettel:] Den brief hab ich uß ursachen alein an H. Bgm. Wolfgang Rehlinger, durch inen euerer fursichtigen W., die geheimen rhet, geschriben. – Die Artikel über die Eucharistie liegen in der dt. Fassung bei, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. Vgl. den Druck der lat. Fassung unter dem Datum 6. Mai 1541, Corp. Reform. IV, Nr. 2216, Sp. 261–262 und Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,1, Nr. 84, S. 138.  – Vgl. auch Dr. Konrad Hel an Georg Herwart, Regensburg, 1541 Mai 7, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf., eighd.): [...]. Zweifelt nicht, ier werden verhelfen, damit mier, so die herrn widerum herkomen, haim erlaupt werde etc. Von des Turcken zukunft haldt man in Ungeren und hie venig [sic!] davon etc. [...]. Ich furcht, die christenliche vergleichung wolle sich an der transubtacion [sic!] stossen. Solcher artickel mecht noch ein tag oder 6 zu disputieren weren, bey mier aber acht ich, zulest gegenthail nichts nachgeben werde, so kunden wier auch in dem nit weichen. Besorg auch, werde hart ein mittel gefunden, dardurch der sachen geholfen werden mocht, so gegenthail so hart heldt. [...].Ich acht, ksl. Mt. vor Michaelis hie fort verrucken werde, es falle dann was unfersehenlichs fur. [...]. Datum 7. Maij anno 41.
4
 Vgl. Hieronymus Baumgartner und Sebald Haller an Bgm. und Rat von Nürnberg, Regensburg, 1541 Mai 6, Nürnberg StA, E-Akten 126, unfol. (Ausf.): Ihre Verhandlungen mit Mainzer Räten über Differenzen wegen der Handhabung des Geleits im Amt Bischofsheim. Zum andern so seien heut dato alle protestirenden zu 8 uhr frue uf das rathauß zusamengefordert worden, alda aber kein furst aigner person erschinen, sonder H. Hanns Pack von wegen Saxen und Hessen den stenden angetzeigt, das ir gnedigste und gnedige herrn fur gut angesehen, die stende darumb zusamenzuerfordern, inen anzuzeigen, was bißher in der religionsachen gehandelt und warauf dieselbig yetzo stunde. Es were aber in derselben sachen nit mer dann der einig artikel, die justification betreffent, under den sechs personen verglichen, wie dann derselbig alßpald offentlichen verlesen worden. Wiewol sie nun geneigt, den stenden davon copi mitzutheillen, so bedechten doch ir gnedigste und gnedige herrn, weil die ksl. Mt. solchs bißher gern in geheimbd und still gehalten, das darauß, wo es ruchpar wurde, allerley ungnaden und misfallen ervolgen möchte, sonderlichen weil den sechs personen eingebunden, solches ausserhalb irer herrn und obern, auch irer mitgesandten in still zu halten, und dann dises an Saxen und Hessen, welche ditzfals zu nichten verbunden, gelangt, so hetten sie solchs den stenden unangetzeigt nit wollen lassen, dessen dannocht ein wissen zu haben, warauf die religion diser zeit stunde. Doch achteten sie von unnöten, den stenden yetzo von dem artikel copi zuzestellen, dann, wo solchs geschehe, möchte es dem keyserlichen bevelch zuwider sein. Die stende solten aber ungetzweifelt sein, wo man in solchem artikel schliessen wölt, das doch zuvorderst bei der ksl. Mt. und auch den widerwertigen stenden stunde, solt den stenden irem begern gemeß copi mitgetheilt werden, damit sich ein jeder darynnen wol und der notturft nach zu ersehen und zu bedencken hette. Als aber nun der merer theil der stende fur notturftig geachtet, weil das ein solcher treffenlicher articul, das vonnöten, inen yetzo copi mitzutheillen, damit sie sich darynnen zu erlernen hetten, so haben aber doch die saxischen und hessischen ir vorig anzeigen widerumb repetirt und obbemelte ursachen furgewendet, aber sich doch am ende erboten, solchs an ir gnedigste und gnedige herrn gelangen zu lassen und, so man diser sachen halb widerumb zusamenkomen wurde, uns derselben gemut hierynnen zu eröffnen. [...]. Regenspurgk, den 6. Maij anno etc. 41 in der andern stund nachmittags. Vgl. dazu dies. an die Älteren von Nürnberg, Regensburg, 1541 Mai 6, Nürnberg StA, E-Akten 126, unfol. (Ausf.): Finanzielle Transaktionen mit dem Ebf. von Lund (Anteil an der Nürnberger Stadtsteuer) und Johann Obernburger (Quittierung von 440 fl.). Haller will, da er aus Clemens Volkamers Schreiben an ihn entnimmt, dass dieser kommenden Montag in Regensburg eintreffen will, am Sonntag aufbrechen. Aus ihrem Schreiben an den Rat geht hervor, dass den Ständen keine Kopie des verglichenen Artikels von der Justifikation zugestellt wurde. Gestern abend vor der Versammlung der Protestierenden ist ihnen vertraulich eine Kopie eingehändigt worden, die sie ihnen zuschicken, dieweil solchs in geheimbd und stil gehalten wirdet,wie sie sich denn darin richtig zu verhalten wissen werden. Sind zuversichtlich, was further in diser religionsachen gehandelt wurdet, desselben yederzeyt und gleich alspald als andere gnugsamen bericht zu empfahen, dessen auch euere W. alwegen von uns verstendigt werden sollen. Datum Regenspurg, den 6. Maij anno etc. 41 in der andern stund nach mittag.