Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 287r–290v (Ausf., eighd.); DV v. a. Hd. fol. 290v: Hanns. Actum Freitags nach Accensionis domini, den 27. tag Maij Regenspurg 1541.

Hat ihm am 21. Mai geschrieben. Er wird dieses Schreiben mittlerweile erhalten haben 1. Beiliegend weitere Nachrichten und Zeitungen. Soll diese auch dem Kur fürsten mitteilen. Wie es mit dem Gespräch steht, wird er aus dem Schreiben an Kf. Johann Friedrich vernehmen. Ich laß guth sein, biß es besser wirdt etc. Und ist sich zu besorgen, man werde dieselben artickelh der fynster mhetten ufs nau vorhanth nemen. Es ist allein mit der rohen schycht durchgelassen. Sol es zu guth gemacht werden, szo muß man andern mher zusatz gebrauchen. Das ertz ist zu wilde. Es fleugt im rauch weg und raubt zuvil am silber. Wir haben notwendig zu bitten: ‚Her mehr uns den glauben, sterck und erhalt uns mit deinem gayst zu hayligung deins namens‘ etc. Es ist im grundt des gegentayls maynung flyckwerg und stuckwerg gefharlicher wayß, dan ire ratsleg sein, wie zu besorgen, zu kaynem gutten gnaigt, dan das werck bezeugt die fruchte, zu abkurtze Gottes almechtigen ehr, gesatz und ordnung vast in allem. Goth, unser her, zurschmettere ir hynderlistige, betrigliche anslege, das ir thorhayt offenbhar werde und der spruch Paulj erfullet werde: ‚Whe euch abtrunigen und armen leytten darumb, das ir euch understadt zu ratslagen und nicht auß mir‘. Ich hab ain begyr zu vornemen und anzuhorn, wan es in allerseyts der raychstende underschaydenlichen rath aingelegt, was die stymen in solchem geben und sein werden, dan bißanher ist kain artickelh, außgeslossen, was die justificacion belanget, dissen stenden furgetragen und alßo kain gemainer semptlicher rath in den sachen gehalten wurden.

Aber nun fortan weyl das buch, der talmuth, in allen artickeln durchauß von den verordenten personen zu dem gesprech ersehen, erlesen und durch ir gehabte unvorgreyfliche und unvorbyntliche disputacion erwogen, szo wyrdeth es erst zu den rechten, cristlichen hauptgrunden der volkhomenhayth bdacht, gesycherth und erleutterth mussen werden, die myßdeuttung hyndanzuthun und mit lauterem vorstandt zu ercleren, den betruglichen, ergerlichen vorstandt notturftig zu vorwaren. Das geb Goth durch gnadige wyrckung des hayligen gaystes, domit die letzten ergernus und irthumb nicht grosser dan die ersten werden, welchs unser hymellischer gothvatter durch seinen son Jhesu Cristum, unsern hern, vorhutten und abwenden wolle mit barmhertzigen gnaden. Der kan und mag den teuffelh wheren und sein ansleg zurstören. Der frome Phillipus ist wol betretten mit seinem zusatz. Der her, unser Gote, wol ine zu sainem lob stercken und erhalten.

Am tag der hymelfharth Cristj nast vor dato haben die röm. ksl. Mt. das meßampt geherth und die weltlichen fursten, hirnach bnanth, haben uf die dinstwartung gelayst. Aß [sic!] nun dieselben iren standt haben nemen wollen, hath sich ain bsunder irthumb zugetragen zwuschen Mgf. Jorgen zu Brandeburg, seinem jungen vettern etc. und den Ff. zu Payrn als Hg. Otto Haynriche, Hg. Phillipsen gebruder, das dieselbig ob Mgf. Jorgen auch den standt wollen haben, unbedacht, das sein fstl. Gn. Hg. Friderichen Pfgf. und auch Hg. Ludwigen von Bayrn freuntlichen geduldet und den standt aingereumpt. Aber uber solchs alles das auch szo vilh meher, das sich Hg. Hainrich von Brunßwig vor Mgf. Jorgen des stants angemast und gedrungen haben etc. Dorauß erfolgt, das die röm. ksl. Mt. under dem anfang der messe durch Dr. Nauyß, den grefyr von Lutzelburg, gnadigen beschaydt durch underrede haben furwenden lassen, aber alles unvorfencklich gewesen etc. Und alßo entlichen dohin gelangt, daß dieselben fursten, die alßo des stants streyttig wurden, allerseyts auß dem khor, da der standt ksl. Mt. berayt gewesen, abgangen sein, ain ider seiner gelegenhayth nach.

Die Namen der Fürsten, die beim ksl. Kirchgang auf den Dienst gewartet haben: Der Kf. von Mainz in der Kirche des Klosters St. Emmeran, wo die Messe stattfinden sollte. Der Kf. zu Brandenburg und die drei Fürsten, die dieser Zeit zur Hofhaltung des Kurfürsten gehören, nämlich beide Ff. von Anhalt und Hg. Wilhelm von Braunschweig. Weiter die Gesandten der übrigen Kurfürsten Köln, Trier und Pfalz. Aus dem Hause Bayern: Pfgf. Friedrich, Hg. Ludwig von Bayern – Hg. Wilhelm von Bayern war zu diesem Zeitpunkt nicht in Regensburg anwesend – , Pfgf. Ottheinrich und Pfgf. Philipp. Markgrafen: Mgf. Georg und Mgf. Albrecht von Brandenburg, Vettern. Braunschweig: Hg. Heinrich von Braunschweig der Jüngere. Daraus kann Ponickau entnehmen, welche Fürsten in Sessionsstreit gerieten. Die anderen behielten ihren Stand. Die Bischöfe folgten fast alle hinter dem Kaiser. Die wegen des Sessionsstreits ergangenen Reden und Gerüchte wird Ponickau aus weiterem Bericht vernehmen. Der Kf. von Brandenburg hat für heute abend um drei Uhr zu sich gebeten. Vermutlich handelt es sich um den Sessionsstreit, mit dem F. Wolfgang von Anhalt und die anderen Erbeinungsverwandten befasst werden sollen.

Nota. Es ist nicht szo bösse anzusehen, es ist zu etwan guth etc., dem gemainen sprichworth nach etc. Der marggrave, mein gnediger her etc., hette sich der understandenen dinstwartung in solchen falh dißvals wol enthalten mugen etc. Damit in Gots gnade bevolhen. Datum in großer eylh, Freytag nach der hymelfharth Cristi, der 27. Mayhe gegen abends umb drey uhr, idoch szoferne der both gantzlich abgevertigt mag werden.

[PS:] Wüsste gern, ob sein Schreiben an Ponickau vom 21. Mai angekomen ist.

Man vormuth sich in wenigen tagen ainer gemainen ansage von röm. ksl. Mt. etc., ursach der zufalh mit dem Turcken etc., dan ane das ist nymals die zeyt uber des itzigen vorsamelten raychstagtags [sic!] zu Regensperg kain gemeine furhaltung noch rath gehalten seint der ersten proposocion röm. ksl. Mt. mit vormeldung disses raychstags ursachen, der artickelh, darauf sich das kayserliche auschrayben referyrn thut etc. Aber der beysachen und handelung, daran auch gelegen, sein zu gutter massea, darob nicht zu feyrn. [...].

Actum Regenspurg, Freytags nach der hymelfharth Cristj gegen abends ut supra zu drei uhrn anno domini 1541.

[2. PS:] Man erwartet täglich und stündlich Nachricht von der Belagerung Ofens. Man stellt dreierlei Vermutungen an: Gestürmt, gewonnen oder verloren. Oder dass die türkischen Paschas zum Entsatz eingetroffen sind, woraus wohl eine Feldschlacht entstehen wird. Gott gebe den unsernGnade.

Anmerkungen

1
 Vgl. Hans von Ponickau an Hans von Dolzig, Zwickau, 1541 Mai 28, Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 291r–293v (Ausf.): Hat Dolzigs Schreiben vom 21. Mai am 25. Mai samt den beigelegten Schriften und Zeitungen erhalten. [...]. Der Kurfürst wüsste gern, ob das Gerücht wahr ist, dass Agricola in seinen Predigten den größten Zulauf habe, auch dass der Kaiser den Kf. von Brandenburg in seiner Herberge besucht und seiner Gemahlin Kleinodien geschenkt habe und dass die Kurfürstin dem Kaiser Kleinodien als Gegengeschenk verehrt habe. Soll darüber in seinem nächsten Schreiben berichten. Aus meines gnedigsten herrn schreiben habe ich vorno[hmen], wie es umb den reichstagk und furnemlich das cristlich gesprech gewandt und let [sic!] sich ansehen, als wolle aus der cristlichen vergleichunge nichts werden, dovor wir es alhie jhe und alwege gehalten haben, dan ist jhe nit moglich, das Got und teufel beyeynander sitzen mogen. Und ist diese underrede des gesprechs nichts anders dan ein versuchung vom teufel, ob er irgent raum funde eintzuschleichen, sein arms, cleins heuflein von der warheit in lugen und auß dem licht ins finsternus zu furen, wie warlich liderlich bescheen sollte, wo das cristlich gebet bestendigk zu sein tette und mehr uffs euserlich und friden wan uff Got und sein seligmachendes wort gesehen werden wollte. Weil aber vormerckt wirdt, das numher unser gelerten vorstehen, das es teuffelswerck auf jhenem teyl ist, werden sie durch gotliche vorleihunge sich fur inhen zu huten wissen, domit sie nit uffs wenigst ein solchen vorstandt durch ire falsche tuck erlangen, als hette man sich etlicher masse vorgleicht, das nit zu bewilligen mit gewissen und Got were und also diesem teyl ein abfal geberen und zuprengen möchte. Got stercke und erhalte unsern Philippo und alle andere, domit in diesen groswichtigen gottessachen bestendigklichen zu seinem lob, erhe und preiß und ferner auspreytunge seins gotlichen worts, domit wir dasselbige rein und clar, unvormischt, geflickt und lappengepley, wie ir schreibt, erhalten mugen. Wirtschaftliche Angelegenheiten. Datum Zwickaw, Sonnabent nach Himelfart Cristj, das ist der 28. tagk Maij anno domini 1541. Vgl. auch Hans von Dolzig an Hans von Ponickau, Regensburg, 1541 Mai 28, Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 271r–271v (Ausf., eighd.): Hat ihm gestern geschrieben und das Schreiben mit der ordentlichen Post zusammen mit den Briefen an Kf. Johann Friedrich abgeschickt. Hat die gemeinen Zeitungen und einen summarischen Bericht über die hiesige Entwicklung der Dinge mitgeschickt. Seitdem ist nichts Neues vorgefallen, das das Schreiben lohnte. Von Ungarn und Ofen hört man nichts. Seit dem 20. Mai hat man nun keine Hauptzeitung mehr gehabt. Kg. Ferdinand hält in Brünn in Mähren einen Landtag. Brünn liegt zwei Tagesreisen von Wien entfernt, etwa 14 Meilen. Zwei türkische Paschas sollen in Ungarn eingetroffen sein. Es ist zu vermuten, dass sie bereits in der Nähe von Ofen angekommen, vielleicht schon auf die Belagerungsarmee gestoßen sind. Alle Stunde erwartet man neue Zeitung. Denn es muss bekannt werden, wie es um die Belagerung von Ofen steht, ohne weitere Heimlichtuerei. Es kann nicht gut stehen. Denn sonst wäre dies längst landkundig. Datum in grosser eylh Regenspurg anno domini 1541, Regenspurg zu 6 uhr gegen nachts, der 28. May.
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