Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.); DV v. a. Hd.: Ist im rat verlesn uff 14. Junij anno 41.
Ausz.: Roth, Zur Geschichte, T. IV (ARG 4), Nr. 86 und Nr. 87, S. 222–226.
Angestern hat die ksl. Mt., unser allergnedigister herr, alle reychstend zu 3 uren nach mittag in sein pallatium ervordert und daselbst den anwesenden chur- und fursten und derselbigen abwesenden, auch der erbern stett gesanten nachvolgende mainung durch Pfgf. Friderichen etc., sumarie zu schreyben, furhalten lassen: Warumb ier ksl. Mt. disen reychstag zu halten furgenomen, were den stenden unverporgen und der hauptpunctn der strittigen religion an gut, eyfrigen personen zu ratschlagen bevolchen, doch alles unverpüntlich und ier ksl. Mt. deshalben bericht zu thon. Das were nun beschechen und die furnempsten artickel, die in einem puech, so ir Mt. inen, den verordneten, zugesteldt, vertzaychnet, durch sy verglichen mit antzaigung, das ier ksl. Mt. in den unverglichen one zweyffel auch ferner weg zu cristenlicher vergleychung furnemen. Darauf het ir Mt. ier maynung in schriften (inhaldt der copia Nr. 1hiebeyligendt) gestellt [Nr. 110], welche den stenden solte vorgelesen werden etc. Des beschechen und haben die stendt samentlich nach langem underreden derselbigen schriften, auch des angeregten puchs abschrift (welchs die ksl. Mt. zugelassen) gepetten, mit vermeldung, das sy ir ksl. Mt. underthenigisten danck sagten der sonderen, gnedigsten mhue, arbayt und furnemen, und, so sich die stend entschlossen, wollten sy sich gegen ier Mt. ferner mit underthenigister antwort vernemen lassen etc. Damit ist diser actus volntzogen worden.
Nach solchem, dieweyl die chur- und fursten uß der ursachen nit gesessen, sonder in obgemelter handlung gestanden send, das etlich under inen sich der session halben nit vergleychen haben mugen, so hat die ksl. Mt. aygner person mit inen gnedigst handlen lassen, sich in der session nit zu zwayen, sonder uff disem reychstag dieselbige ongeverlich zu halten etc. Des aber ier Mt. ditzmals nit erhalten mugen. Darumb gedencken wir, dieweyl heut die ungerisch pottschaft bey der ksl. Mt. und den reychstenden audientz zu 3 uren nachmittag wierdt [sic!], es werde auch also mit der session, das ist, das alle anwesende chur- und fursten steen beleyben, gehalten.
Und wiewol die ksl. Mt. in der gemain obgemelte schriften und puchs abschrift den stenden gestern zugelassen, so hat doch ir Mt. anheut sich deshalben erklert, das ir Mt. gemut sey, allain yedem thayl ein copey von solchem mittaylen zu lassen, damit dasselbig nit also offentlich ussgebrayt werde. Derohalben haben wier eurer fursichtigen W. darvon copiam solcher schriften und puchs nit zuschicken mugen.
Hannsen Schener belangendt, haben wir eurer fursichtigen W. hievor beschaydt geschriben, das wir der ksl. Mt. etc. seinthalben bericht gethon [Nr. 389]. Dabey ists bisher pliben. Hat nun Schöner in einem oder mer sachen underricht oder rechnung gethon, darab eure fursichtige W. zufriden, so hat es sein wege, wa nit, möcht bey ime nachmalen umb erleutterung und erstattung der mengel, auch betzalung des rests angehalten werden. Dann wier bedencken, das dise sach nit in vertzug zu stellen, sonder fürderlich darvon zu handlen sey.
Wir achten, das unser genediger herr Lgf. von Hessen seiner obligen halben von hinnen, doch mit erlauptnuß der ksl. Mt., anhaims oder villeycht in Meychsen uff Afftermontag nechstkunftig [1541 Juni 14] verreytten und hinder seinen fstl. Gn. dero treffenliche rethe verlassen werde etc.
Wir warten uff des Hartungs suplication [Nr. 381] lauth unsers jungsten schreyben beschaydt sampt copia angetzogner freyhayt. [...]. Datum den 9. Junij zu 12 urn nachmittag anno 1541.
[Zettel:] Auch, gunstig herrn, hat sich heut zu 3 urn nach mittag zugetragen, das die ungerisch pottschaft von Frangepan, Bf. zu Agram etc., desgleychen auch der niderösterreychischen 5 lender pottschaften von der ksl. Mt. und den reychstenden gehört worden send, und haben dahin ir werbung, sumarie zu schreyben, die ungerisch in lateinischer und die Österreycher in teutscher sprach geworben: Nemlich angetzaygt die beschwernussen des Türcken in vil weg, was Unger und Osterreych wider ine gehandlet, wie der widerstandt ferner in irem vermugen nit sey, sonder treffe die sach nach inen die anstossenden reychstendt und ferner die gantz teutsche nation, mit pitt, inen mit einer beharrlichen hilf und dardurch teutscher nation zu helfen, welches christenlich, brüderlich, teutsche nation ier selbst und inen als mitglider schuldig. Wa aber je sollichs nit beschechen und sy, da Gott vorsey, verlassen werden sollten, so muesten sy nach andern, gleychwol beschwerlichen, doch solchen wegen gedencken, damit sy nit gar sturben und verdurben. Was aber darauß teutscher nation ervolgen und wie die anstosen darnach (wie inen yetzt begegnet) handlen wurden, das were wol zu erwegen. Mit ferner ertzellung, das drey türckisch bassa bis gen Sirminum1 in die 100.000 starckh ankomen, das auch auf den ersten Junij ein sturm vor Offen und daran bey den 800 knechten umkumen und verwundt, daraus die gegenwürtig not offenlichen vor augen, darumb auch die sachen dester mer zu furdern weren, ein klegliche bitt, die sachen also zu furdern etc.
Darauf haben die stend nach vermeldung, wie sy mit inen, der cron Ungern und Österreych, ein treulich mitleyden hetten, geantwurt, sy wollten die sachen furderlich ratschlagen und inen, den oratorn, was entschlossen, antzaygen. Was obgemelte oratorn und gesanten fur instruction und schriften eingebracht [Nr. 166], schicken wier hernach, sobald wir abschrift erlangen.
Dann ist auch nach langem hin und wider erwegen der sachen bey der ksl. Mt. heut erhalten, das morgens zu 6 urn vormittag die reychstendt die schriften und puch, in unserm schreyben gemelt, abschreyben lassen mugen. So das beschechen, welches langsam, dieweyl es ob den 100 pletter latteinisch und dann sich etlich tag verziechen wirdt, schicken wir eurer fursichtigen W. darvon copiam zu, damit derselbigen willige dienst altzeit. Datum ut in literis zu 9 uren nach mittag.