Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Frankfurt ISG, RTA 46, fol. 168r–171v (Ausf.); DV v. a Hd. fol. 171v:lectum in consilio ultimo Junij 1541.
Bezugnahme auf Glauburgs Schreiben vom 20. Juni, auf die Begründung des Bürgermeisters und des Rates für die Ablehnung des Konzepts, die Türkenhilfe als Vermögenssteuer zu veranschlagen, und auf die Anweisung des Rates für die Verhandlungen über die Türkenhilfe. Wollen dieser Weisung nach Kräften nachkommen. Wollen sich auch nachdrücklich um die gewünschte Besserung der zugesandten Privilegien, die sie gut verwahren werden, bemühen.
Was ihre Zurückhaltung wegen des Besteuerungsprivilegs und ihre Befürchtung angeht, dieweyl solche ding dem Ebf. zu Mentz als des reychs cantzler per Germaniam durch die handt geen mussen, daß eyns dem andern verhinderlich sein moecht etc., dargegen so wollen euerer W. wir nit verhalten, daß es itzt uff diesem reychstag viel ain andere maynung hat, nemlich daß der Ebf. zu Mentz Pfgf. Friderich, dem Obernburger und den andern deß teutschen rhats und cantzley in und vor anfang des reychstags, do er etwas schwach gewest, und in betrachtung der geschwinden lauf und grossen muhe die cantzley umb ain genant gelt zugelassen, sich solcher gerechtigkayt der cantzley dießmals zu geprauchen, und er sich derselben aus gehoerten und veleycht andern mer ursachen, so unß unwissentlich, nit beladen wollen etc. Also und dergestalt, wer itzt etwas von freyhayten, lehenbrieffen und anders bey ksl. Mt. auspringen will, der supplicirt an teutschen rhat, darin Pfgf. Friderich der oberst sampt dem H. Naues, und sollicitirt folgents bey Pfgf. Friderichs cantzler, wo es dan erkent, wirt eß in der teutschen kayserlichen cantzley geschrieben, darnoch durch Pfgf. Friderichen, den H. Naues und den Obernburger underschrieben. Darnoch wirt demjhenen, so also etwas angepracht und underschrieben ist, ain zettel gegeben an den H. Granuella oder desselben secretarium, solchen erlangten brief mit dem zettel dohin zu tragen. Do wirt er gesiegelt und taxirt, waß er darfur betzalen sol. Und wie wir hoeren, so greyffen sie waydlich mit der tax daruff. Und khomen also gar nit die brief, so itzt alhie erlangt werden, in deß Bf. von Mentz oder der seynen handt etc., wie mir, Johan von Glauburg, Saul Jude von Binge, so itzt alhie, selbst angezaygt, welchergestalt ain Jude, under den von Ulm gesessen, ain freyhayt auspringen wollen, hab er nit in der mentzischen cantzley wie vor uff andern reychstagen, sonder an obgemelten orthen ansuchen mussen, daselbst er auch dieselbig oberzeltermassen erlangt und bekhommen, wie wir bede dan solchen freyhaytsbrief gesehen, welcher uber die obgemelten underschreybung durch ksl. Mt. auch underschrieben gewest etc., welches mich, Johan, desto mer bewegt, der vermaynten pfeffischen ewigen zins halben euerer W. zu schreyben, damit itzt etwas darwider ausgepracht werden moecht etc. Wenn sie also das Besteuerungsprivileg bessern lassen wollen, was ihrer Ansicht nach auch nötig ist, so brauchen sie wegen des Ebf. von Mainz keine Scheu zu haben. Es ist dafür gerade jetzt die günstigste Zeit, da der Erzbischof die Reichskanzlei nicht verwaltet. Bitten, ihnen das Privileg und die gewünschte Neufassung zukommen zu lassen. Werden sich nach Kräften dafür einsetzen, dass die Besserung erlangt wird. Es ist nach Mitteilung des Stadtschreibers von Nordhausen nicht nötig, dass sie das Original des Privilegs herschicken. Es genügt dem dt. ksl. Rat, wenn sie auf Treu und Glauben versichern, dass Frankfurt ein unversehrtes Original dieses Privilegiums besitzt, und sich erbieten, es nötigenfalls, wenn gewünscht, vorzulegen.
Bezugnahme auf die Weisung des Rates, darauf hinzuwirken, dass die Geistlichen ihren Ewigzins zur Ablösung kommen lassen 1. Wollen ihr Möglichstes tun. Glauburg bittet sie für seine Person, alle die Geistlichen betreffenden Sachen strikt geheimzuhalten, dan wie hievor so auch itzt alhie langt mich an, das etlich leut zu Franckfurt seyn sollen, so den phaffen mer dan dem gemaynen nutz genaygt, welche ich verhoff zu Gott mit der zeyt auch offenbar werden sollen etc.
Haben ihnen am 15. Juni die Kopie der Pfgf. Friedrich übergebenen Erklärung der augsburgischen Konfessionsverwandten zur Türkenhilfe [Nr. 174] geschickt. Der Kaiser hat darauf noch nicht geantwortet, sondern alle Stände des Reichs anhalten lassen, über die Türkenhilfe nach altem Brauch ungetrennt und gemeinsam zu beraten und das Ergebnis ihm mitzuteilen. Aber unsere stende der confession, dieweyl sie erstlich durch die andere stende ausgesondert worden, haben allerley bedencken darin gehabt, sich nunmer samptlich mit den andern eynzulassen, doch zuletzt bewilliget, mit den andern stenden mit vorbehalt, waß in angezogner schrieft vermeldet, und unvergrifflicher und unverbuntlicher weyß sich eynzulassen und die sachen der eylenden turckenhilf halben mit den andern stenden zu berathschlagen etc., wie sie solch ire bedencken und maynung auch in ayn schrieft verfast [Nr. 179] und nechst Dinstag [1541 Juni 21] Pfgf. Friderich in namen ksl. Mt. zugestelt haben, darvon euerer W. wir copey, mit N bezaychnet, hiemit zuschicken. Daruff dan heut vor mittag umb sieben uher hochermelter Hg. Friderich Pfgf. in beyseyn des H. Naues in ksl. Mt. namen allen stenden ingemayn, wie die beyainander uff dem rhathaus versamlet gewest, widerumb angezaygt, daß ksl. Mt. gnedigs begeren were, in betrachtung gegenwertiger noth und, dieweyl der Turck do hereylet, die sachen der eylenden, auch beharlichen truckenhilf halben zu berathschlagen und zu furdern, aber darneben verschwigen, weß die unsern, doch unverbuntlicher weyß, hirin sich eynzulassen bewilliget, und darneben ferners zu erkennen gegeben, daß ksl. Mt. gemuth und maynung were, daß fride und gleychmessig recht im reych erhalten wurde etc. Welchergestalt aber daß beschehen moecht, wolt ir Mt. der stende bedencken darin hoeren etc. Wie aber daruff weltlich und gaystlich fursten sampt den prelaten und graffen, sich zu underreden, in ayn sonder stuben gangen, hat sich ain ungeschickt irrung zwischen Mgf. Jeorgen zu Brandenburg und Hg. Henrich zu Braunzweyg der session halben zugetragen, also das vorgetragener handlung vergessen und der halb tag mit heftiger klag und gegenantwort solcher irrung halben hingepracht, welche doch nit vertragen noch hingelegt ist worden, sonder alle stende on hinlegung gemelter irrung und berathschlagung deß kayserlichen begerens vom haus gangen, daß wir nit wissen, waß daraus werden will, also seltzam lauffen die hendel durchainander. Und ist warlich ain sonderlich plag Gottes, dieweyl der Turck itzt also gewaltig do herzeugt, das die fursten solchs nit achten, sonder erst umb nerrische ding mit grossem ernst zancken und darzwischen dem Turcken seyner tyranney raum und platz lassen. Gott helf uns und werhe dem Turcken. Dan wie wir unß stellen, werden wir in kurtz alle des Turcken eygen seyn mussen, wo eß Gott nit sonderlich verhutet etc.
Der religion halben versehen wir unß, eß werde morgen, weß unsere drey theologi im gesprech mit den andern sich verglichen oder nit verglichen, vor allen stenden der augspurgischen confession in beysein aller predicanten relation beschehen und daruff weythers aller predicanten maynung gehoert werden, dieweyl der theologen gesprech ain unverbuntliche handlung gewest, waß in den verglichen und unverglichen artickeln noch- oder nit nochzugeben seyn moecht. Haben ihnen diese Schriften, einschließlich derjenigen, die sie ihnen noch nicht zugestellt haben, mitschicken wollen, aber sie konnten noch nicht abgeschrieben werden. Schicken ihnen Kopie der Instruktion [Nr. 166] und des Vortrages der Gesandten der fünf österreichischen Erblande [Nr. 170], die vor allen Ständen verlesen wurden. Daraus geht hervor, wie es mit dem Türken steht 2.
Haben ihnen neulich auch von dem Konflikt zwischen Dänemark und Pommern wegen einiger geistlicher Güter berichtet und angefragt, ob sie diesen Konflikt als Religionssache anerkennen wollen oder nicht. Schicken ihnen in der Anlage einen klaren Bericht über diese Angelegenheit, den sie sich haben beschaffen können. Bitten, die Sache zu prüfen und ihnen Weisung zukommen zu lassen.
Glauburg schickt in der Anlage die Quittung für 180 fl., die er ausgezahlt hat. Datum Regenspurg, den 22. Junij anno 1541.