Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Augsburg StA, Reichsstadt Nördlingen, Münchner Bestand, Lit. 49, unfol. (Ausf.).

B  koll. Augsburg StA, Reichsstadt Nördlingen, Münchner Bestand, Lit. 49, unfol. (Konz., Fragm.).

C  koll. Augsburg StA, Reichsstadt Nördlingen, Münchner Bestand, Lit. 49, unfol. (Reinkonz., Fragm.) 1.

Wie und welchermassen sich das theologisch colloquium und die religionsachen eben uff Sambstag nach Pfingsten, den 11. tag Junij, geendet und mit waß beschwerden und außnemungen damals den religionverwanten stenden die handlung der verglichen und unverglichen articul, a die sich ungeverlich biß in 120 pletter erstrecken–a, abzeschreyben vergönnt worden ist, waruff sich auch dieselbigen ungeverlich schliessen, das alles hat euere Ft. ungezweivelt aus dem alten H. Werlin b relationweiß gutermassen–b vernommen. Und dieweil aber dieselb handlung, wie gemelt, in zimlicher lengen und nicht ainem iden gesanten abzeschreyben vergönnt worden ist, ich auch, dieweil man izt beynach alle tag zwen oder etwa drey underschidliche rhät helt, nit zeit und weil gehaben mögen, dieselben schriften oder libell außzeschreyben, sonder gut zu erachten ist, das solliche schriften und handlung schierist in truck komen möchten, so schick demnach euerer Ft. ich ain summarien bericht, aus demselben libell gezogen, hiemit zu, daraus summarie zu vernemmen, welcher articul man sich auß dem kayserlichen ubergebnen buch verglichen hat und welcher man sich biß uff heutigen tag noch nit hat vergleichen mögen, mit beyverzaichenten ursachen desselben, hieneben mit A bezaichent.

Und alß sich die theologen beeder thail religion und derselben zugeordenten presidenten und auditorn etc. derselben uberigen articul, wie obsteet, underainander nit vergleichen mögen, hat der Kf. von Branndenburg die sachen fur hand genommen und, wie die furter zu cristenlicher verainigung ze pringen, in bedencken gezogen und derhalben c uff gemelten 11. tag Junij–c durch den Lgf. zu Hessen den protestierenden und derselben religion verwanten stenden d seiner kfl. Gn. bedencken schriftlich–d furhalten lassen, mit ernstlichem ersuchene und bitten, das sy sich demselben conformiren und gutwilligklichen vergleichen wöllten, inhalts der schrift hieneben mit B signirt [Nr. 109].

Dagegen aber haben dieselben protestierenden stend durch ire theologen die furgeschlagne marggrevische bedencken berhatschlagt und erwegen und ire wolmaynungen in schrift gestellt, den protestanten, furter zu bedencken, furgehalten, wie auch uff Montagf, 13. Junij derhalben rhat gehalten, und daruff dieselb schrift [Nr. 114] dem landgrafen und furter durch den landgrafen dem Kf. von Brandenburg überantwort ist, hieneben mit C signirt.

g Nachmalen uff Aftermontag, den–g 14. Junij, hat die ksl. Mt. allen stenden zu 7 horn vormittagsh zu rhat sagen lassen. Allda sein also alle stend erschinen und der ksl. Mt. handlung gewarten wollen. Also ist Pfgf. Friderich und Dr. Nauiß von der ksl. Mt. wegen als commissarien erschinen und bey gemainen stenden ainer eylenden hilf halb gegen dem Turcken anlangen gethon, i doch churfursten, fursten und stetten und idem stand besonder umb der eingefallnen strittigen session willen allwegen abgesonderter weiß–i, mit erzelung allerhand beschwerlicher besorgnussen, wie ab der verzaichnus hiebey mit D [Nr. 173] zu vernemen ist. Daruff haben sich die protestierenden stend und ire religionsverwanten (mit denen sich euere Ft. davor cum protestatione j und ausserhalben der schmalkaldischen veraynigung–j auch eingelassen haben) desselben tags mit nothwendigem, angewentem vleiß berhatschlagt und nachmaln uff Mitwoch, den 15. Junij, hochgemeltem Pfgf. Friderichen, (k unangesehen, das Nurmberg antzaiget, sy hetten die eylenden hilf schon bewilligt, wurden die auch, sobald man sy manet, laisten mussen–k), allerding ainhellig antwort geben, wie ab der schrift hiebey ligend mit E [Nr. 174] zu vernemen, die ich, dieweil sy euerer Ft. gegebnen instruction l und meinem habenden bevelh–l gemeß, von derselben euerer Ft. wegen auch nit waigern wöllen.

Und wiewol die ksl. Mt. von allen stenden ainer ainhelligen, samenthaften antwort begert und sich derhalben die religionverwanten stett uff denselben 15. tag Junij mit den andern stetten, die man die gehorsamen nennet, in sonderhait auch berhatschlagt und entschlossen, das sy mitainander ain samenthafte, ungesonderte antwurt geben wollten, so haben doch die protestanten etc. in der andern stette abwesen und one dieselben ir antwort abgesonderter weiß geben, wie gemelt ist, hiebey mit E gemerckt, wider etlicher und viler irer mitverwanten protestierenden thails wissen und gevallen, derhalben dann dieselben stett alter religion, die sich gleichwol deßen nit wenig beschwerten, ir antwurt, dero sy sich mit den protestierenden stetten berätenlich entschlossen, gleichsfalls auch abgesonderter gestalt uff Freitag, den 17. Junij, ubergeben, wie ab dem product mit F hiebeneben zu vernemen, unangesehen, das die gesanten von Rothweil und Uberlingen, die eylende hilf alsbald one ainichen friden oder vorbedingen zu bewilligen, bevelch hetten und sich derhalben aller ding vermainten zu söndern, m derhalben man dann denselben tag abgesonderter weiß rhatschlaget und–m die stettbottschaften doraus allerlay bedenckens namen n und dabey versteen wollten, das sy villeicht wie uff dem reichstag zu Augspurg gern messin sporn zu erlangen vorhetten–n.

Und wiewol sich erstlich die protestanten etc. und nachmals auch die stett gemainlich beredten und rhatschlagten, ob besser sein sollt, sollich ire, o derselben gehorsamen stett, antwort–o schriftlich oder muntlich zu geben, so ist doch zuletst fur besser angesehen, dieselben in schrift darzethun, wie auch geschehenp. Und alß auch die fursten vermainten, es sollten sich, wie ein zeit lang im geprauch gewest, allain churfursten, fursten, q grafen und die von prelaten–q und ritterschaft underainander vergleichen und r nit die stett mit inen, sonder–r, was sy sich entschlussen, das es dann die stett oder stend auch mit eingeen sollten mussen, s inmassen izt etlich jar her also gehalten worden–s, so haben sich doch chur- und fursten der antwort, t so sy Pfgf. Fridrich anstatt ksl. Mt. geben sollten–t, underainander nit vergleichen mögen, sonder die churfursten zugegen und der abwesenden bottschaften ausserhalben der fursten mit den stetten umb samenthafteu antwort gehandelt. Da sich aber die fursten darein nit begeben wollen, haben die stett fur gut angesehen, das sy fur sich antwort geben sollten, damit sy dessen wider in possession als von alter herkomen möchten, also das sy im reich auch stimmen hetten und nit v abermals, wie izt ain zeit lang her–v, weß sich churfursten und fursten underainander entschlussen, zugleich annemen und mit laisten musstenw.

Gönstig, gepiettend hern, ich sez nit in zweivel, der alte H. Werlin werd euere Ft. uff mein beschehen beger angezaigt haben, weß mir Dr. Hel, der frumb herr, fur ain practic anzerichten vorgehabt, x aber gottlob ain felschuß gethan hat–x, nemlich, wie er sich mit dem stattschreyber von Memmingen, bey etlichen erbern stettbottschaften meinthalb oder villeicht auch euerer Ft. halb y aus alt hergefloßner ungunst zu bewerben und mich deß orts uffzetreiben–y, understanden. Und ist nit weniger, ich war damals, da der alt H. Werlin von hinnen verrucket, etwas betretten und sorgfeltig, der fursorg, der frumb gesell möchte euerer Ft. meinthalben ain spil anrichten. Aber ich hab alsbald im ersten rhat nach deß alten H. Werlins wegfart euerer Ft. session eingenomen und, alß die frag z der begerten turckenhilf halb–z an mich kommen, mein von euerer Ft. habenden bevelch und instruction angetzaigt, nemlich, das ich mich von euerer Ft. wegen von hergeprachter cristenlicher religion nit wenden oder tringen lassen und in die turckenhilf allererst, wann zuvor der religion halb verainigung geschehe oder zuvor im hl. reich ain bestendiger friden gemacht wurd etc., inhalts gemelter instruction bewilligen sollt. Dieweil dann gemainlich andere protestierend chur- und fursten, stend und bottschaften beynach gleichen bevelch hetten, liessen sy inen mein antzaigen und tragenden bevelch gefallen, allain Nurmberg außgenommen, aa die vermainten nit, das es die maynung haben sollt, sonder hetten villeicht gemaint, weil man zuvor an sie geschickt und geschriben, euere Ft. sollten sich disfalls von inen nit gesondert haben. Dann sy zaigten an, das ir hern die particularhilf schon bewilligt und ab zum thail ins werck komen lassen hetten.

Ich hab auch nit underlassen, mich zu etlichen meinen bekannten hern, der fursten und stett rhäten, diser religion verwant, ac als Sachsen, Hessen, Straßburg, Costenz, Eßling, Hall und Hailpronn etc., gefuegt, inen Dr. Helen practic angezaigt und das ich gedechte bey meiner herrn bevelch ze pleyben und umb meiner aigen sachen willen aus euerer Ft. instruction kainswegs ze schreyten etc. Die haben mir angesagt, ich sollte mich Dr. Helen ungetreu finanzen nit anfechten lassen und gar nit sorg haben, das sich die stend diser religion uff sein bößfätig anschiften gegen mir wurden bewegen lassen. Doch, ob sachen, die schmalkaldisch verstentnus oder aynigung belangend, furfallen wurden, so wurd ich mich allwegen zu halten wissen, wie ich dann etliche mal derselben aynigungssachen halb mit Pfgf. Ruprechts zu Zwaienprucken rheten, auch den nurmbergischen, Dinckelspuhler und ad meins behaltens auch mit dem gesanten von Mölhausen außgetretten, ae aber sonst bißher zu allen rhäten wie andere gemant und ervordert worden bin.

Es haben sich auch alsbald derselben rhät und gesanten etlich zwischen mein und meiner gegenthaile gutlicher handlung underfangen2, aber etlicher ungelegenhait halb darinnen noch nit furtreglichs handlen mögen, wie ich dann auch in derselben meiner sachen bey der ksl. Mt. noch nichzit anpringen durfen noch wöllen, damit Dr. Hel zu anrichtung ferrerer practicken nit ursach haben möcht, sonder ich gedenk, der vertragshandlung zu gewarten, und, so sich derselb entschlug und mir euere Ft. widerumb anhaims gönstigklich erlauben werden, alsdann allererst mein sach bey der ksl. Mt. anzepringen und die sach furter ainem sollicitator zu bevelhen. Und sez demnach in euerer Ft. als meiner gepiettenden herrn wolgevallen, mich der tag ains zu irer gelegenhait gönstlich widerum zur haußhaltung zu ervordern oder auch meiner herrn ainen zu mir alher zu verordnen, darin ich euerer Ft. nit maß geben haben will.

Aber euerer Ft. ferrere handlungen und außrichtung diß reichstags summarie zu erzelen, gonstig gepiettend herrn, nachdem uff Donnerstag, den 16. Junij, anderst nichts gehandelt, dann das die gehorsamen stend, wie mans nennet, mit ksl. Mt. den umbgang gehalten und zimlichen pracht außgezogen, ist uff Freitag, den 17. Junij, allen stenden widerumb zu rhat gesagt und durch Dr. Nauis, ksl. Mt. vicecantzler, anstatt und als ksl. Mt. commissari vor allen reichsstenden orirt und durch ain lange oration furgehalten, wie beschwerlich sich die turckensachen zutruegen und das der Turck, wo mit zeitiger hilf nit fursehung geschehe, entlich furprechen und der kgl. Mt., auch theutscher nation und ganzer christenhait verderplichen schaden zufuegen wurd etc., mit höchster bitt, die sachen der begerten particular und eylenden hilf bests vermogens zu befurdern, af dann der Turck hette schon ain prucken 20 meil wegs under Ofen uber das wasser gericht, deß willens, zu beeden thailn oder orten deß wassers herufzeziehen etc.

Also underredten sich die stende all abgesönderter weiß und sonderlich die protestanten und derselben religion verwanten erwagen ag desselben Freitags und nachvolgenden Sambstags, den 18. Junij, mit trefflichem rhat, weß allen stenden an disem werck gelegen, hiebey zu narrieren unvonnöthen, und beschlossen sich, das sy furo alle tag zu rhat geen und die sachen irs thails zum besten befurdern und von der eylenden hilf reden und rhatschlagen, dieselben auch, doch uff die bedingungen laut der schrift mit E, irs thails nit waigern wöllten. Und wiewol deßmals der mehrer thail bey demselben vermainte zu pleiben, so waren doch derselben vil, sonderlich auch etliche fursten, die vermainten, das die eylende hilf bewilligt werden sollt, auch unangesehen, das der frid im reich noch nit bewilligt wer, allerlay gemainer christenhait besorgenden unrhat dardurch zu verhuten, aus allerhand motiven und bewegnussen.

Und ist darauf, damit man desto ungeseumpter zur begerten eylenden hilfhandlung schreiten, ah die strittige religion örtern und also ain sach mit der andern geen möcht, uff den Sontag, den 19. Junij, durch die protestierenden stend und ire religionverwanten rhat gehalten, die religionsach erstlich fur hand genommen und davon geredt, das man dieselben nit also ersizen und bißher dorinnen angewente muhe vergebenlich sein lassen sollt, auch wie und welchermassen man die wider in gang und das werck pringen, die abgeredten articul bey der ksl. Mt. und dero anhengern auch erhalten und die unverglichen articul vollend zu christenlichem verstand ai oder ainmutiger vergleichung pringen möcht. Und ist daruff im rhat erwegen, das zuvor oder je neben berhatschlagung der eylenden hilf auch die religionsach tractirt und nemlich mit erstem den 3 collocutorn oder theologen, so diß thails halb im colloquio gewest, angesagt werden, das sy vor allen der neuen religion verwanten stenden, auch allen theologen, so dieselben alhie mit inen haben, sollten der verglichen articul und gehalten disputation offenliche relation thun und nachmaln mit gemainem rhat davon tractieren, ob die verglichen articul den stenden diser religion also, wie die abgeredt, annemlich sein wurden oder nit, auch wie und aus waß fundamenten der schrift dieselben zu erzwingen und der ksl. Mt. und derselben anhengen zu persuadirn sein wurden, zuletst auch ob und wie man sich der uberigen articul vollend vergleichen möcht.

Und ist daruff alsbald den religionverwanten churfursten, fursten, stenden, bottschaften, auch den dreien und allen andern theologen uff Montag, den 20. Junij, nach mittemtag zu sollicher relation und ferrer berhatschlagung angesagt, deßgleichen auch die vier stett von beeden bencken, nemlich Straßburg, Franckfurt, Ulm und Nördling, vormittags die rechnung oder anschlag zu verehrung der statt Regenspurg diner etc. dem geprauch nach zu beratschlagen, von gemainer stett wegen gemant worden. Alß aber desselben Montags morgens frue die ksl. Mt. durch den reichsmarschalck allen stenden zu rhat sagen lassen, sein der protestierenden vorgehabte handlungen zuruckgestellt.

Und als die stend uff gemeltem tag also erschinen, ist durch Pfgf. Friderichen, ksl. commissarien, neben andern mitcommissarien abermals ain oration gehalten und in effectu diß maynung furgetragen worden, der röm. ksl. Mt. gmuth und maynung were durch jungst abgesöndert und iden stenden in sonderhait beschehen furhalten nit gewest, sy vonainander ze trennen oder gesönderte antworten zu begeren, sonder allain umb deß willen beschehen, dieweil der session halb under etlichen fursten und stenden irrung eingerisen, damit man dann nit nidersizen dörft und also desto weniger geprechen oder der sachen verhinderung einfiel etc. Dieweil aber izt ir ksl. Mt. vermerckte, das sich die stend verthailten und sönderten, so hett ir ksl. Mt. sein fstl. Gn. zu inen, den gemelten churfursten, fursten und andern stenden, verordent und ließ sy freuntlichst und gnedigst ermanen, das sy der begerten eylenden hilf halb ain samenthafte antwort geben, aj wie sy ungezweivelt von allen thailen nunmehr entschlossen weren, sollich begern auch kainswegs in lang bedencken ziehen noch waigern, sonder diser hilf und der religion halb one vertzug handlung furnemmen und die sachen der obligenden notturft nach furdern wollten etc. Am andern, so ließ inen auch die ksl. Mt. ansagen, das sy desselben tags der kgl. Mt. ankunft gewertig wer, zu welcher stund aber, das konte ir Mt. noch nit wissen. Sy wollte aber inen ain sollichs zeitlich zuvor ansagen lassen, wie dann auch beschehen, und die kgl. Mt. deß Afftermontags frue vor tag uff der post alhie ankommen ist.

Also haben alle stend desselben Montags die sachen abgesonderter weiß abermals berhatschlagt, daruff auch die churfursten und fursten zu den protestierenden etc. geschickt und begert, sich in samenthafte handlung mit inen einzelassen, davon man nun geredt. Aber der kayserliche commissari, Hg. Friderich, ist denselben tag also one antwort uffgehalten worden, dann sich trug ain solliche zwispaltung zu, das sonderlich Mgf. Jorg, Mgf. Albrecht, auch Nurmberg und andere anzaigten, sy hetten vor der zeit die hilf zugesagt, darum sy nit wisten noch konten, dieselben zu widertreiben, unangesehen, das man deß friden nit versichert ak noch reformacion am cammergericht beschehen wer. Die andern vermainten, das unvergrifflich und unverbuntlich von sollicher hilf geredt werden sollt. Etliche wollten sich mit andern stenden gemainlich in antwort einlassen, aber die andern vermainten nain und zaigten dessen ire motif an, warum es nit ze thun sein sollt. Also und wiewol man bey Mgf. Geörgen und andern seiner fstl. Gn. disfalls anhengigen ansucht, sich mit den andern protestanten hierinnen zu vergleichen und unvergrifflich handlen zu helfen, so ward doch diß tags nichts geschlossen, sonder begerte der marggraf bedachts biß uff den andern morgen und ward daruff also durch Pfgf. Friderichen alsbald widerum zu rhat angesagt.

Und sein demnach die religionverwanten Afftermontags, den 21. Junij, morgens frue, zuvor und ehe die andern stend zu rhat gangen, widerum zusamenkomen, der marggraf etc. ire bedächt geöffent uff maynung, das sy von irn zusagen mit kainen fugen schreyten kunten, aber ausserhalben desselben wöllten sy sich mit disen und allen stenden sament und sondern, wie man sich deß vergleichen wurd, in handlung begeben. Und haben daruff die religionverwanten desselben vormittags die sachen uff etliche weg gemittelt und sich al mit dem mehrer in effectu ungeverlich ainer sollichen antwort [Nr. 179] verglichen am und dieselben Pfgf. Friderichen als kaiserlichem commissarien geben lassen, dise thail wöllten nicht liebers sehen, dann das man sich der religion entlich vergleichen und derowegen frid und ainikait im reich anrichten und dem erbfeind christenlichs namens und glaubens abbruch thun möcht. Es kunten aber dise stend nit gedencken, welchermassen sollichs stattlich geschehen kunth, es were dann vor allen dingen im reich ain bestendiger friden und ain gleichmessig, unbeschwerlich recht angericht, die beschwerlichen proceß am cammergericht, dardurch etliche diser stend schon biß auf die acht gepracht weren, gentzlich abgethon und das cammergericht disfalls reformirt wurd. Darum hetten dise stend gemaint, inen sollt an zum wenigsten deß friden und reformation halb ain vertrostung geschehen sein, dann wie mochte ainer ainem andern wasser in sein haus tragen und daneben sein aigen haus im feur steen und prennen lassen. Aber wie dem, ao dieweil die noth dermassen vor augen, damit man diser thail gehorsam abnemen möcht, so wollten sy sich mit andern stenden in unverpuntlich handlung gern einlassen, davon reden und rhatschlagen und solliche hilf auch laisten helfen, doch das danebenap auch vom friden und gemelter reformation gehandelt und ins werck gepracht, aq auch diser thaile beschwerliche und unmessige ufflagen und staigerungen gehört und geringert wurden, dergleichen auch, das sich diser thail ar als der geringer hauf ubermehrens oder überstimmens halb vom andern thail disfalls nit zu besorgen haben sollt. Dann wiewol as uff andern reichstägen allwegen gesagt und verabschidt worden, das uff kunftige zeit und reichstäg sollten der stend beschwerden und ungleiche anlagen gehört werden und darinnen milterung geschehen, so were es doch nachmaln allwegen beim romtzugsanschlag und duplierung desselben pliben, so doch vil stend darinnen, sonderlichen aber die stett zum höchsten beschwert und überlegt weren worden und derselb anschlag nit mehr dann ain mal zu ksl. Mt. romzug bewilligt worden wer. Wiewol auch hievor zu andern reichstagen der geprauch gewest, das das mehrer allwegen furgezogen und die andern denjhenigen, so das mehrer erhalten, hetten volgen mussen, so were inen, den protestanten, ain sollichs übermehren zum höchsten beschwerlich, darum auch sollich ubermehren hierin nit statthaben wurd kunden.

Sovil aber die sachen der religion belangte, wollten sy dieselben auch fur die hand nemmen und irs thails gern furdern. Aber gleichwol, dieweil dieselb sach ain partheiliche sach und dise thail ain, die andern thail auch ain parthei weren, so wurde man sich dero in gemainem reichsrhat nit bald vergleichen mogen, sonder musste sollichs abgesonderter, parthicular weiß gehandelt werden. Dise antwort ist alsbald churfursten, fursten und der alten religion verwanten stenden furter durch die kayserlichen commissarien furpracht. Die haben sy denselben tag hin und wider disputirt, von beeden partheien etliche ausschuß, at die alle mengel darinnen von ainem thail zu dem andern trugen, verordent, diser antwort declaration begert und sonderlich gepetten worden, das wort ‚unverbuntlich‘ auß der gegeben antwort zu cancellirn und außzestreichen. Dagegen aber unsere verwanten stend ursachen, warum sy sich noch zur zeit in unverwaigerte handlung nit begeben kunten, angezaigt und ermelden lassen, sobald der frid ervolgen und die cammergerichtsproceß abgethon, so sollt alsdann die handlung der turckenhilf, so man sich dero verglichen hett, alsbald in wirckung komen. Also namen doch zuletst die kayserlichen commissarrien solliche antwurt an, die der ksl. Mt. furzepringen, doch sollt man inen durch schrift zustellen, das alsbald auch beschach.

Nachmaln uff Mittwochen, den 22. Junij, morgens frue ist abermals allen stenden zu rhat gesagt und durch Pfgf. Friderichen in beysein der andern mitcommissarien furpracht worden, sy hetten der ksl. Mt. aller stend antworten fur- und angepracht, dero hett ir ksl. Mt. gnedigst gefallen. Und dieweil sich dann Kff., Ff. und stend ainhellig erbotten, sich der eylenden hilf halb mitainander in furderliche handlung zu begeben, so were der ksl. Mt. gnedigst gesinnen, sy, die stend, wollten, die hohe noth und wichtigkait der sachen angesehen, alsbald nidersizen und davon reden und rhatschlagen, welchermassen die eylende hilf dißmals angeschlagen und gelaist werden möcht, und sich underainander der session halber gar nit entzwaien, damit ainiche der sachen verhinderung einfallen möcht, dann ir ksl. Mt. wurd verordnen, das die strittigen stend sollicher irrigen session halb sollten gehort und verglichen werden. Deß wöllten sich ire ksl. Mt. also gentzlich versehen und zur billichait gnedigst bedencken.

Und alß aber daruff die stend gemainlich, in sonderhait auch die erbern frey- und reichsstett willig waren (unangesehen, das Pfgf. Friderich das wort ‚unverbuntlich‘ au stillschweigend umbgangen), alsbald niderzusizen und die eylende hilf zu berhatschlagen, ist alsbald durch Hg. Hainrichen von Praunschwig, der, gegen Mgf. Georgen und etlich andere fursten die praerogatif und den vorsiz zu haben, vermaint, verhinderung beschehen, darum dann die fursten sich entzwaiten und derwegen gesonderte rhatshaltens furnamen. Dergleichen giengen beeder religion verwanten stett zusamen in ain sonder gemach, allda ward von inen berhätenlich geschlossen, das in diser sachen av der eylenden turckenhilf allain unverpuntlich handlen und sich kain statt von der andern söndern sollt, aw allain außgenomen, so die religionverwanten chur- und fursten mit den andern Kff., Ff. und stenden solliche hilf one außnemungen willigen wurden. So könnten sich die erbern stett dero ferrer auch nit uffenthalten kunden. Sonst aber sollten sy, die stett, deß friden gemainlich mitainander begeren, dann, wo es uber die luterischen stett geen wurd, wie sy dann schon zum thailax in der aucht weren und allain biß zu außgang diß reichstags fristung hetten, so wurde alsdann der andern stett auch nit verschont werden mögen. Und alß etliche der erbern stett gesanten bevelch hetten, etliche aber sonst fur gut ansahen, die eylende hilf one ainiche außnemung ay deß friden oder cammergerichts etc. zu bewilligen, und sonderlich die stett der alten religion irs thails fur unnötig achteten, das man cammergerichts halb enderung begeren sollt, dann inen wer deß orts wider recht nichts begegnet, ward fur rhatsam erwegen, das zu furderung der sachen von allen reichsstenden, wie in sollichen sachen von alter herkommen, ain ausschuß geordent und durch denselben die eylende hilf berhatschlagt und ainem iden stand allwegen durch seine zusez berhatene sachen sollten furgetragen werden, damit alsdann ain ider stand durch dieselben seine zusez sein ferrer notturft mochte furpringen etc.

Und alß aber die stettbottschaften sollich ire bedencken fur gemaine stend tragen wöllen und gemaint, andere stend sollten mit irm rhatschlagen auch gefasst gewest sein, und daruff die stend gemainlich vor den kayserlichen commissarien furgestanden, ist nichts anderst gehandelt worden, dann das Mgf. Georg und Mgf. Albrecht und ire anhengige fursten vor gemainen stenden wider Hg. Hainrichen von Braunschwig ain heftige, schmehliche oration durch deß marggrafen churfursten hofmaister offenlich thun lassen, under anderm uff maynung, das Hg. Hainrich mutwilliger, boßhafter weiß sich hett understanden, sie von irer hergeprachten session zu entweltigen, und hett dardurch aller stend handlungen und der ksl. Mt. bevelch frevenlich und fursetzlichen verhindert und uffgehalten etc., az mit etlichen vil schmach- und troworten. Dagegen aber Hg. Hainrich sein entschuldigung und verantwortung, gleichwol mit seer glimpfigen, fugklichen worten offenlich auch furpringen lassen, inen widerumb, doch schimpflicher weiß abkeret und ire trowungen abwendet und sich zu beweisung seins vorsizs fur die ksl. Mt. und derselben geordente commissarien erbotten. Also ist alsbald alle handlung angestellt, so lang, biß sollich eingefalne irrung bey der ksl. Mt. erledigt wurd, und derhalben desselben tags und volgenden Donnerstags nichts ferrers gehandelt worden.

Dem allem nach, gönstig und gepiettend herrn, dieweil sich dann meins vermerckens die sachen dahin ziehen, das churfursten, fursten und etliche mehr stend villeicht gesint sein mochten, die eylende hilf in bedenckung der obligenden noth one ainich außnemung zu bewilligen und nachmaln erst in berhatschlagung der behärlichen hilf von dem friden im reich und dem cammergericht zu reden und zu rhatschlagen, und aber euerer Ft. gestellte und irm gesanten ubergebne instruction außweist, die turckenhilf nit zu bewilligen, es sey dann zuvor die strittige religion verglichen und im reich ain bestendiger friden uffgericht, so wissen euere Ft. mich ba oder ainen andern irn gesanten mit ferrerm bevelch oder bericht furderlichbb zu fursehen, ob es euere Ft. in alle weg bey hievor gegebnem bevelch pleiben lassen oder ob ain gesanter disfalls, weß andere stend oder der mehrer thail derselben schliessen werden, mit annemmen und bewilligen mug, dann zu gedencken, man werd onedas von ainer statt wegen kain sonderung machen. So es aber nachmaln zu berhatschlagung der behärrlichen hilf gelangen, wurdet sich ain gesanter allwegen euerer Ft. bc gegebnen instruction oder ferrern bevelchs wissen zu halten. bd Sover auch euere Ft. gesint weren, ainiche beschwerden, die sy in der anlag oder sonst hetten, von irnwegen neben andern stenden furpringen zu lassen, so werden euere Ft. im selben auch bericht und bevelch ze thun wissen mit disem botten. Alsdann will ich, die zeit ich von euerer Ft. wegen alhie bin, in dem und anderm allen muglichen und in summa sollichen vleiß thun, das euerer Ft. halb durch mich meins verhoffens nichzit verlast oder verseumpt werden soll3. [...]. Datum Regenspurg, 24. Junij anno etc. 41.

[PS:] Der von Alen, Giengen und Bopfingen halb hab ich mich bey diser handlung in sonderhait nichzit vernemmen lassen. Sollt nun irnthalben sonderlichen ichzit gehandelt oder angezaigt werden mussen, dorinen bin ich euerer Ft. bschaids und bevelchs auch gewertig.

[2. PS:] Dem botten hab ich alhie uff den lauf ain halben gulden geben, daruff werden euere Ft. ine furter wissen zu bezalen.

Anmerkungen

1
 Die spätere Ausfertigung [= A] weicht vom Reinkonzept [= C] stilistisch an vielen Stellen ab. Diese Varianten werden nur dann im textkritischen Apparat berücksichtigt, wenn sie inhaltlich relevant scheinen.
a
–a In B marg. nachgetr.
b
–b In B korr. aus: nach lengs.
c
–c In B marg. nachgetr. In B danach: etliche mittel und motiven.
d
–d  Marg. nachgetr.
e
 In B korr. aus: flehen.
f
 In A korr. aus: 12. und. In B: 12. und.
g
–g In B korr. aus: uff.
h
 In B interlin. nachgetr.
i
–i In B marg. nachgetr.
j
–j In B marg. nachgetr.
k
–k In B marg. nachgetr.
l
–l In B interlin. nachgetr.
m
–m Fehlt in B.
n
–n Fehlt in B.
o
–o In B korr. aus: antworten.
p
 In B danach gestr.: Alß sich auch die churfursten und fursten der antwort mitainander nit vergleichen kunten und darzu.
q
–q Fehlt in B.
r
–r Fehlt in B.
s
–s Fehlt in B.
t
–t In B marg. nachgetr.
u
 In B korr. aus: ainhellige.
v
–v In B korr. aus: allwegen.
w
 In B danach gestr.: uff die wort, die inen allwegen gesagt worden, churfursten, fursten und stend hetten sich deß oder dessen entschlossen, so doch die stett nie dartzu gezogen worden etc. Und haben demnach die stettbottschaften gemainlich ursachen, warum es nit sein kunth, zum besten furgewant, dieselben von kurze wegen hierin zu erzellen umbgangen.
x
–x Fehlt in C.
y
–y In C: zu bewerben.
z
–z  Marg. nachgetr. Der Passus von euerer Ft. session bis an mich kommenfehlt in C.
aa
–aa In C: die schuttelten die köpf und vermainten, euere Ft. sollt bey inen pliben sein, dann sy zaigten an.
ab
–ab In C: zum thail gelaist, darum sy sich disfalls von den andern sonderten.
ac
–ac In C marg. nachgetr.: sonderlich Sachsen, Hessen, Straßburg, Costentz, Eßling, Hall, Hailpronn und andere.
ad
–ad  Marg. nachgetr. Fehlt in C.
ae
–ae  Marg. nachgetr. Ebenso in C.
2
 Anspielung auf die Auseinandersetzung Wolfgang Vogelmanns mit der Stadt Memmingen wegen der Hinrichtung seines Vaters, des ehemaligen Memminger Stadtschreibers Ludwig Vogelmann, am 9. Januar 1531. Vgl. dazu und zu dem folgenden Prozess gegen die Stadt Frieß, Die Außenpolitik, S. 118–120, S. 142–149, S. 174–175 und S. 183–186.
af
–af Fehlt in C.
ag
–ag In C marg. nachgetr.
ah
–ah In C marg. nachgetr.
ai
–ai In C marg. nachgetr.
aj
–aj In C marg. nachgetr.
ak
–ak Fehlt in C.
al
–al  Marg. nachgetr.
am
–am In C marg. nachgetr.: und dieselben Pfgf. Friderichen muntlich furtragen lassen.
an
–an In C: zum wenigsten ain vertrostung geschehen sein, ob sy ainen friden und gleich recht, wie gemelt, erlangen wurden oder nit.
ao
–ao In C marg. nachgetr.
ap
 In C danach: und zuvor.
aq
–aq In C marg. nachgetr.
ar
–ar In C marg. nachgetr.
as
–as In C marg. nachgetr.
at
–at In C: und weß ider stand fur mängel darinnen ze haben vermaint, hin und wider den stenden furgetragen, darinnen declaracion und leuterung begert. Stand ist korr. aus: thail.
au
–au In C: heraußließ.
av
–av In C marg. nachgetr.
aw
–aw In C marg. nachgetr.
ax
 In C danach: alß Minden und andere.
ay
–ay Fehlt in C.
az
–az  Marg. nachgetr.
ba
–ba In C marg. nachgetr.
bb
 In C interlin. nachgetr.
bc
–bc In C marg. nachgetr.
bd
–bd In C marg. nachgetr.
3
 Vgl. Rudolf Gwalther an Heinrich Bullinger, Regensburg, 1541 Juni 24, Henrich, Heinrich Bullinger Briefwechsel, Bd. 11, Nr. 1538, S. 228–234.