Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 155r–162v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 162v: Cunrat Zwick, praesentatum 1. July anno 1541.

Besetzung des Amtes des Stadtammanns und Verhalten gegenüber dem Bischof von Konstanz in dieser Angelegenheit.

Syderhar minen zwayen jungsten schriben, deren ains am datum den 15. [Nr. 746] und das ander am 22. diß monats halt1, hat sich nichts witers zugetragen. Dann hutt morgens haben die protestierenden irer gelerten relation des gesprech halben verhören wellen, aber von kurtze wegen der zit und, das man umb acht ur zu ksl. Mt. beschaiden, habent allain Philippus Melanchthon und Bucerus ir mainung, doch ouch nur zum thail furbringen mogen. Philippus gantz dapfer und unverholen geredet, das er dise sach fur ain gefarliche, betrugliche handlung habe und halte, das furgelegt buch fur ain insidios schrift und ketten, mit der die lut gefangen werden, das er ouch mit diser lichtfertigkait nichts mer wolte zu schaffen haben. Der Bucerus hat etwas linder davon geredet mit anzaigung, diewil er vernemme, das allerlay reden von im erschollen, und diser sachen halb ubel verdacht werde, so sye er urbuttig, menigklichs warnung und anclag zu verhören und billiche antwurt zu geben. Es werden by baiden thailen an allen enden so ungeschickt, schmechlich und verhaßte reden uber dise concordia und des kaisers buch usgegossen, das es wol zu verwunderen, das zu disem ratschlag so gar wenig lut willen tragent. Und sicht im nit unglich, als ob dise sach stillschwygend erlöschen werde. Dann wiewol ksl. Mt. bißher nebent der religion kain andere des rychs sachen hat furnemmen wellen, so ist doch die gegenwurtig not des Turgken jetzo so gefarlich, das ir Mt. selbs begert, dieselben nunme zu beratschlagen und die anderen etlich tag in ruw zu stellen.

Und uff hutt morgen umb acht ur sind alle stend in der ksl. und kgl. Mt. herberg erfordert und hat der konig schriftlich und muntlich anzaigen lassen [Nr. 181], wie die sachen des Turgken geschaffen, was zu sorgen und das nichts gewissers, dann das er diß und andere mal mit aller macht understen werde, nit allain Unger und Osterrich, sunder alle andere anstoßende land zu begweltigen, und hat danebent begert, erstlich das die stend den alten usstand der turgkenhilf erlegen, zum andern ain ylende hilf, wie dieselbig hievor zu Regenspurg fur gut angesehen, ouch ain sundere hilf, mit der ir Mt. uff dem wasser die proviant dem fyend vorhalten möge, bewilligen und dis alles furderlich an gelt erlegen, darbey aber glich ain beharrliche hilf uff etliche jar lang beratschlagen wellend und noch wyter ouch davon reden im fall, das in bestimpten jaren der Turgk aigner person mit herskraft tutsche nation uberziehen welte, welhergestalt alsdann uber die beharrliche hilf ain anderer dapferer gegenzug furzunemmen sin solte.

Uff dise furhaltung hat ksl. Mt. begert, das die stend nach gemainem des rychs bruch in iren gesunderten raten oder, wo das der session halb nit möglich, die protestierenden und die anderen disse sach underschidlich beratschlagen und disse sach furderen weltent, hieruff sich die protestierenden underredt und angezaigt, das vergangner tag ain sunderung ingefallen, des tragint sy kain schuld. Zum anderen syent sy unbeschwert, dise sachen irem vorigen erbieten nach by andern churfursten und fursten, doch unverbindtlich, wie sy sich des gegen irer Mt. in irer ubergebnen antwurt habint vernemmen lassen, zu beratschlagen, also wo der frid und glichmessigs recht im rych ervolge, das sy beratschlagte hilf laisten, wo nit, das sy durch das mer nit wellind verbunden sin, mit erzellung, was inen am frid gelegen, wie es ouch so schwer sin wolt, usserthalb lands zu helfen und anhaimsch in unfrid zu sitzen, das och on ain reformation des camergrichts kain bestendiger frid uffgericht noch erhalten möge werden. Wo aber diser weg den anderen stenden nit gefellig, wellend sy die sachen under inen selbs allain beraten. Hieruff habent die anderen churfursten und der abwesenden bottschaften sich erbotten, mit Sachssen zu ratschlagen, sinethalb ouch unverbindtlich. Aber die fursten und prälaten habent sollichs uberrugks abgeschlagen uß ursach, das es im rych nit also herkummen etc. Derhalben dise sunderung jetzo ouch entstanden, das die protestierenden die turgkenhilf fur sich selbs allain und die anderen stend ouch allain beratschlagen werden. Und habent die protestierenden hieruff glich ainen ußschutz verordnet, demselben, diewil ich darin verordnet worden bin, will ich uwern rat und bedencken mit bestem vliß anzaigen. Gott wolt, das es wol verfieng! Ich will mich och des luter vernemmen lassen, das euere W. und die von Lindow in kain hilf, die uch unlidenlich und unmöglich sye, wie dann vorige hilf gewesen, laisten werdent. Die unglichait und ubermaß mag ich inen uß vilen exempel anzaigen, welhe ich hie uß den anschlegen, so ich zwar by andern entlechnen mussen, zusamengebracht und in inligendem zedel verzaichnet hab.

Bim bischoff bin ich noch nit gewesen, ist och bißher nichts wyter an mich gelangt und hab je lenger je minder lust, uß ursachen, die ich jetz zu schriben underlaß.

Uff hutt, als des rats verordnete irem gebruch nach umbgangen und die brunnen mit hagken ersuchen lassen, ob nichs unsubers darin gefallen, habent sy in ainem, wie Michel Mörckofer selbs gesehen, ainen langen sack mit kalch gefunden. Was mer darin gewesen, ist mir noch nit bewißt.

Es wellend etlich achten, ksl. Mt. werde kain lange zit mer hie bliben, sunder sich uff Italiam rusten.

Euerer W. thun ich mich bevelhen, mit dienstlicher bitt, das ir uch des costen Hannsen Spisers halb nit wellend beduren lassen, dann on ine oder ainen andern wer es mir unmenschlich, dise ding ußzurichten. Hutt disen tag muß ich zu sechsen in der protestierenden rat, zu 8 ur in ksl. Mt. herberg, das hab ich underlassen, nach essens zu 3 ur widerumb in rat, morgen zu sechsen in ußschutz und mitlerzit nichtdesterminder disen brief fertigen und des ammans halben rats pflegen. Der kgl. Mt. verlesne schrift hat man hutt nach mittemtag abschriben lassen. Das hat der Spiser dises briefs halber versumen mussen, hienach muß ers ervollen sampt anderm vil, das uns noch bevorstat. Datum Regenspurg, den 25. Juny anno etc. 1541.

[PS:] a Am 26. Juny morgen ums sechs ur ist Michel hinweggegangen–a.

Anmerkungen

1
 Vgl. Konrad Zwick an Bgm. und Rat von Konstanz, Regensburg, 1541 Juni 22, Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 151r–152v (Ausf., eighd.): Sein Schreiben vom 15. Juni. Teilt mit, das von der ksl. Mt. by allen stenden ernstliche ansuchung geschechen, die ylend hilf zu beratschlagen und zu willigen. Es habent aber die protestierenden sich erpotten, von der hilf zu reden, doch unverbintlich und also, wo der friden und glichmessig recht nit ervolge, das sy die hilf nit laysten werdent. Als nun uff huttigen morgen derhalben widerum angehalten worden und die fursten nach gemainem bruch in iren rat getretten, hat Hg. Hainrich von Brunschwyg die session glich an Bayer [sic!] genommen, welchs Mgf. Jerg von Brandenburg nit gestatten wellen und also abgetretten sampt Hessen und Hg. Hainrichs zu Sachssen räten und sich mit dem Kf. zu Brandenburg underredt. Also habent sich jetz bemelte fursten und der abwesenden rät zusamengethun und Pfgf. Friderichen in nammen ksl. Mt. vor allen stenden anzaigen lassen, waß inen von Hg. Hainrichen unbillich und mutwilligklich begegne, das sy ouch hinwider gepurliche gigenweer furnemmen und sich des alles by ksl. Mt. erklagen mussen, alles mit langer erzellung etc. Daruff Hg. Hainrich hingegen anzaigen lassen, er habe siner session fug, wie man sollichs in verhörung der sachen wol vernemmen werde, und möge lyden, das ksl. Mt. deren ding berichtet werde, hette sich aber nit versehen, das der margraff dissen span jetzo erweckt, diewyl ksl. Mt. hieruber commissarios verordnet, der gegenwer halben, muß er geschechen lassen und dagegen ouch furnemmen, waß ime von billichait gepur etc. Uff das die brandenburgischen sampt den Sachssen und Hessen, welche ainanderen durch ain erbainung verwandt, ferrer furbringen und reppetieren lassen wie vor, mit dem anhang, das sy die gegenwer, davon Hg. Hainrich meldung gethun, besten liessent und hofftent, er wurde dieselbig nit anderst, dann wie sy sich des billich versehen, furnemen. Daruff sagt der Kf. von Brandenburg selbs offentlich und nit [haimlich?], daruß man wol abnemmen kundt, das sy sich ainer offnen gegenwer, nit haimlicher und lystiger beschedigung etc. versehen wolten. Mit dissem schweren, hesslichen und gantz gefarlichen zanck hat man dissen morgen verzert und sunst nichts ußgericht. Ankunf Kg. Ferdinands am 21. Juni.Offen ist noch nit gewunnen und sind alle posten still. Die Turgken nahent und versiecht sich niemandt ainiches guten. Man sagt, die kunigischen habent sich ingegraben und die Behem ziehent an. Des gesprechs halben wirt disser tagen ouch gehandlet werden. Die gescheft ganget jetz an. Des anfangs kan man sich aber nit verglichen. Es seint alle ding zerrutt und stadt in der welt seer ubel, also das niemandt sich anders zu versehen hat dann aines schnellen undergangs. Der herr gebe euerer W. gnad, das sy uff inen alain hoffe, dann er ist alain warhaftig und alle menschliche hilf yttel. Ich kan euerer W. jetzumals nit mer schriben, dann der pott ylt hinweg. So hab ich uch hievor alle sachen vilicht mer uberflussig dann notturftigklich zugeschriben. Gott erhalt uch in sine gnaden. Datum Regenspurg am 22. Juny nachmittag anno etc. 1541.
a
–a Von Zwick eighd. nachgetr.