Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Ludwigsburg StA, B 189 II Bü. 41, unfol. (Ausf.).

Euerer fursichtigen W. mir bei zeigern ubersant schreiben sampt 200 kronen hab ich empfangen und inhalts vernomen. Und uf derselben beger hab ich nachgefragt, ob auch ander stett on Eßlingen der Juden halb, wie ich euerer fursichtigen W. nechst anzeigung gethon, umb freihaiten ansuchen, aber ich waiß von kheiner. So hab ich euerer fursichtigen W. nechst geschriben, wie beschwerlich es mit der tax itzund zugehe. Zudem werden die sachen lang verzogen. Und wie ich von etlichen verstehe, so werden die Juden leicht wider solh freiheit anderß erlangen mogen. Wo aber euere fursichtige W. darum supplicieren lassen wolln, mogen sie es mich ferrer berichten. Daneben schick ich euerer fursichtigen W. hiemit daß statutenpuech mit eingezeichnetem zu end der confirmation decret. Und ist der confirmation- und bestettigungsbrief auch schon fertig, also das er von Hg. Friderich und Dr. Naueß underschriben und alain der ksl. Mt. signatur noch manglet. Alsdann zu versiglen wil ich auch mit vleiß anhalten und schick euerer fursichtigen W. das puech, ob sie eß der burgerschaft eroffnen und daruff schweren lassen wollen. Auch sehe mich vir gut an, das eß noch einmal wurd abgeschriben, sover es euere fursichtige W. wollen truckhen lassen, und das des underschriben original ethwaß zierlichen eingepunden und alsdan mitsampt der confirmation bewart und beihanden behalten wurd.

Was nun besonder der turckhenhulf halb ferrers hie gehandlet worden, des schick ich euerer fursichtigen W. hieneben schriftlichen bericht1. Ander hand lung halb hab ich euerer fursichtigen W. bei denen von Eslingen zugeschickt, versehens, euere fursichtige W. haben eß empfangen. In der religionhandlung bedencken sich noch bed thail, was sie ksl. Mt. uff das puech, so den colloquenten furgehalten, und wes sie sich daruff verglichen oder nit, zu anthwurt sich wollen vernemen lassen. Es seind in unserm rath vergangnen Montags [1541 Juni 27] unser theologi irer meynung gehort worden, aber in wenigem gefelt inen das puech. Doch wirt man uff die verhor ingemein ferrer von artickl zu artickel ir meynung auch vernemen.

Es seind auch vom Turckhen der kgl. Mt. etlich khuntschaften zukomen und vor allen stenden verlesen worden2, wie euere fursichtige W. aus beyligender schrift mit dem ⁕ zu vernemen. Ofen ist noch nit gewunnen. Aber wo inen nit rettung geschicht, so hofft man, es mög in kurtz erobert werden. Die sag ist, H. Wilhalm von Rogendorff hab die frucht auf dem feld bis uff Esseck zu verprennen lassen, damit dye turckischen nit underhaltung haben mogen, und das volck uf die ander seiten der Thonaw geflehnet.

Auch schick ich euerer fursichtigen W. den ausgpurgischen anschlag der turckenhulf halb, darin euere fursichtige W. zu befinden, wie ungleiche beschwerlicheit den erbarn stetten uffgelegt. Der teuschmeister helt 10 zu fus weniger und 26 zu ros mer dan euere fursichtige W., also mit andern auch. Solh ungleicheit mues zu beharlicher hulf abgestelt und zu billicher gleicheit gepracht werden, darin mir euere fursichtige W. irer gelegenheit und notturft nach auch bericht thon mogen zu dem furderlichsten.

Ich schick auch etlich lateinisch der theologen artickel und des Philippj meynung von dem disputierten buech mit beygepundner missiven an Mag. Menrathen, mogen euere fursichtige W. durch in verteuschen lassen. Und etlich druckte schrift hat mir der gsant von Braunschweig wie andren von wegen seiner hern zugstelt, schick ich auch hiemit.

Es werden numer die handlungen vast uff ein ausschutz khomen und gedencken der stet gsanten, die nit nebenhandlungen und sonder gescheft haben, nit lang zu verharren, sonder iren hern den grossen costen ersparen. Ist mein dienstlich bit, wo a ich die confirmation zu hand bringen und–a andere gsanten verruckhen wurden und nemlich Hall und Eßlingen, das mir euere fursichtige W. gonnen wellen, das ich auch mit inen mag anheimsch khomen. Bedarf mir euere fursichtige W. darum nit pferd schicken, wollt in ander weg fortkomen, mocht ich euerer fursichtigen W. auch grossen costen ersparen. Dan jedesmal cost ein person 3 bazen und dazu ein wochenzins uf 3 ort. [...]. Datum Regenspurg, den letsten Junij anno etc. 413.

[Zettel:] Schickt Kopien der am 30. Juni im Rat mitgeteilten Schriften [Nr. 184, Nr. 185]. Datum Regennspurg, den ersten Julij anno etc. 41.

Anmerkungen

1
 Bgm. und Rat zu Hagenau an Bgm. und Rat zu Oberehnheim, 1541 Juni 27, Colmar AM, AA 75, 75, unfol.: Auf jungst verschinen Sampstag hat ihnen ihr früherer Städtmeister Bartolomäus Botzheim aus Regensburg Schriften zugeschickt, under anderm weysend, wellichermaß der erbfeind des christlichen geplutts, der Turck mit grosser macht zu rettung der statt Offa ein zugk furgenomen und daß dessenwegen auf der ksl. Mt., unsers allergnedigsten herrn, ernstlichst und gnedigst ermanen die religion und andere sachen aufm reichstag durch die stend des hl. reichs aufgeschurtzt und auf ein eylende rettung und hilf wider den Turcken gehandelt und gerathschlagt werd. Dweil aber zuversichtlich, daß on felen sollich eylend, hochgetrungen hilf von dem hl. reich im werck erstattet, deren sich auch kein stand oder glid des hl. reichs mit fügen in betrachtung vor augen stander noth entschutten werd, bit er, sollichs euch und andern unserer vereynigungsstetten und gutten frunden, furderlichst zu berathschlagen, furzubringen, auch ime und seinem mitgeordneten herrn, weß sich die auf die begert eylend hilf in namen gemeiner stett beweysen sollen, mit sonderlicher botschaft on verzug zuzuschreiben, wie ir dann sollichs sampt anderm volligers inhalts kunftiger tag nach lengds vernemen sollen. Sollen ihre Gesandtschaft am 5. Juli in Straßburg in der gewonlichen herberg eintreffen lassen, damit am 6. Juli gemeinsam beraten werden kann. Sollen die ihnen benachbarten Städte unserer vereynigung ebenfalls benachrichtigen, wie sie es bereits mit Weißenburg und Landau getan haben. Datum Montag nach Johannis Baptiste anno 41.
2
 Zu den am 27. Juni mitgeteilten Nachrichten vgl. Anm. 2 zum Vortrag Kg. Ferdinands vom 25. Juni 1541 [Nr. 181].
a
–a Nachgetr.
3
  Bgm. und Rat von Heilbronn an Dr. Jakob Ehinger, Heilbronn, 1541 Juli 9, Ludwigsburg StA, B 189 II Bü. 41, unfol. (Konz.): Haben sein Schreiben über die Juden, die Konfirmation der Statuten, die Türkenhilfe und anderes samt dem zugeschickten Statutenbuch und seine Bitte, die Gesandten Ulms zu bevollmächtigen und ihn heimreisen zu lassen, zur Kenntnis genommen. Wegen der Juden wollen sie aus triftigen Gründen nicht weiter ansuchen lassen. Sie haben an Ulm geschrieben, den Ulmer Gesandten die Vertretung Heilbronns zu befehlen und den Boten von Ulm aus weiterreisen zu lassen. Nehmen an, dass der Bote den Befehl Ulms bringen wird. Ehinger soll die Ausfertigung der Konfirmation der Statuten abwarten und dann, wenn die Gesandten Schwäbisch Halls oder Esslingens abreisen, mit diesen heimkehren. Kauf eines Fischteichs von Hubert Leodius, dem Sekretär Pfgf. Friedrichs. Ausstellung eines entsprechenden Lehnbriefes. In Sachen Türkenhilfe soll er sich über die ungleichen Anschläge zum höchsten beklagen oder, wenn er abreist, den Gesandten Ulms dies auftragen. [...]. Datum Sambstags, den 9. Julij anno etc. 41.