Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 137, fol. 172r–176r (Ausf.); DV v. a. Hd. unfol.: Unser gnedigst und gnedig herrn schreiben der session halben mit Mgf. Jorgen und dem Hg. von Braunschwig. Einkomen zu Regenspurg, Montag, den eilften Julij 1541 umb eilf uhr umb den mittag.

Wiewoll wir euch auf negster post under anderm, sovil die irrungen, so sich zwuschen unserm ohemen, schwager und bruder Mgf. Jorgen zu Brandennburg ains und Hg. Hainrichenn von Braunschwig anders tails der session halben auf itzigem reichstag zu Regennsburg zutragen, auf ainer zedel ingemain beantwurtet, aber dorneben unser bedencken nicht angezaigt, so haben wir nicht underlassen, berurter sachen ferner nachzugedencken. Nachdeme wir uns dann erinnert, das sich der von Braunschwig auf dem reichstag zu Augsburg der session und vorreitens halben wider Mgf. Jorgen zu Brandenburg, wie uns sein L. dozumalh selbst gesagt, dergleichen angemast, auch durch Hannsenn von Greuendorff hat hören lassen, er were nit allain bedacht, dem marggraven die sessionn und das vorreiten nicht einzureumen, sondern er wuste es Sachssenn auch nicht zu gestehen, dan er wuste mit den alten cronicken und schriften darzuthun, das die Ff. von Braunschwig elder fursten und in grösser wirdickait gewesen dann Sachssen, auch Branndenburg etc., dorinnen aber, als wir nicht anders wissen, von ksl. Mt. auf Mgf. Georgen ansuchen doselbst zu Augsburg gnedigs einsehen beschenn, dorbei es auch alsdan vorblieben.

Das sich aber der von Braunschwig itzo zu Regensburg wider Mgf. Jorgenn solchs abermals und, wie es nicht anders kan vormerckt werden, aus ainem sunderlichen mutwillen understet, nicht allain anzufechten, sondern sich mit der tat und gewalt in die session zu dringen und Mgf. Jorgen derselben zu entsetzen, were sich billich zu ime nicht zu vorsehen. Aber doraus will nichts anders zu vormuten sein, dan das er willens ist, die session nicht allain fur Mgf. Jorgenn, sondern auch fur dem haus zu Sachssenn widerzuerlangen und sich gerne in den stand widerzusetzen, dovon seine vorfarn von Ks. Friderichenn, Barbarossa gnant, umb irer untreue willen entsetzt sein worden, wie er sich dan in seinem schand- und lesterdruck, so negst wider uns ausgangen, offentlich und mit unwarhait hat lassen vornemen, das sein stam eldere fursten gewest dan unser stam und wir solten, wie er uns gnant, einsetzling sein etc.

Als seint wir vorursacht worden, durch Spalatinum ainen auszug aus etzlichen historien und cronicken zu machen und zusammenzubringen lassen, deren wir euerer L. und euch himit etzliche exemplaria thun ubersenden, doraus underschidlich und clerlich zu befinden, welchs stam elders herkommen und fursten gewest. Dieweil dan der von Braunschwig, nachdeme er bei den grossen hauptern itzo ainen zutrit und vortail vor andern, auch allerlay bequemickait zu haben vormaint, domit umbgeht, ine dieser gerechtickait, derer sein vorfar Hg. Hainrich, den man den Lewen gnant, von obgemeltem Ks. Friderichenn seins ungehorsams undt untreu halben entsatzt worden, widerumb zuzeaigenen und die session nicht allain fur Mgf. Jorgen, sondern auch fur Sachssenn und villeicht Bairnn zu erlangen und zu erhalten, so will warlich dorauf gute und vleissige achtung zu geben und solchs in kainen weg nachzulassen sein. Dann wiewoll Hg. Wilhelm zu Bairn als des von Braunschwigs nurmbergischer buntsvorwanter der session halben, das er selbs woll anders wais, allerlay lest geschehen, so glauben wir doch, wo er wuste, was sein intent domit were, er wurde es ime nicht lassen gut sein. Dann gnanter hertzog ist gleich so woll des hertzogthumbs Bairnn als Sachssenn entsetzt worden. Es kan aber leichtlich geachtet werden, das der von Braunschwig solchen mutwillen und hohmut nicht ane sunderlich vorwissen seiner nurmbergischen bundsvorwanten treibt und ubt. Das ime auch solchs uber beschenen bericht undt bitt zugesehen und gestattet wirdet, gibt uns nicht geringe ursach zu allerlay nachdencken, und nemlich, was ksl. Mt. des herkommens, brauchs und ubung halben furbracht wirdet, das hat kain stat. Aber das sich der von Braunschwig in die session solchem zuwider fur Mgf. Jorgenn eindringt, solchs wirdet geduldet.

Diweil dann der Kf. zu Brandenburg mit in die sach kommen und bei euerer L. und euch, auch unsers vettern und brudern, des landgraven, rethen vormug der erbaynung hirinnen rat und beistand gesucht worden und dem haus zu Sachssen, do sich der von Braunschwig fur demselben in die session solt eindringen, nicht weniger dann Mgf. Jorgenn und dem haus zu Brandenburg doran gelegen, so ist unser freuntlich bit und begern, euere L. und ir wollen sich erstlich, doch als fur euch und ane unsern bevelh und vorwissen, mit Hg. Hainirichs [sic!] zu Sachsen etc., auch des landgraven reten hirvon notturftiglichen underreden und inen etzliche exemplaria berurter historien und cronicken auszug zustellen, domit sie sich aller gelegenhait, sovil es unser und des von Braunschwigs herkommen und stam belangt, zu erkunden, doraus sie auch befinden werden, was er domit suchen tut, das er sich dermasen mit der tat in den stand uber Mgf. Jorgenn einzudringen understeet.

Dorumb in alle wege vonnöten sein wolt, das ksl. Mt. derhalben ain notturftige antzaig must beschenn, domit dem von Braunschwig sein mutwillig und hoffertig furnemen und anmassen ferner nicht gestattet wurde. Und solche antzaig solt under anderm dohin zu richten sein, wiewoll ksl. Mt. hievor notturftiger bericht und antzaig mit grund und warhait beschen, zudem, das es ire Mt. selbst gnedigst wuste, wie es der session halben zwuschen den churfurstlichen heusern und dem von Braunschwig, auch andern fursten gehalten, so wer es doch auch offentlich und am tag, wie es mit der session der heuser Pfaltz, Sachssen und Brandenburg herkommen, dergestalt, das kainem fursten, was stands der gewest, vorstat, sich uber ains derselben churfurstlichen heuser zu setzen. Das sich aber der von Braunschwigk itzo des dorwider understehen und anmassen tete, do doch billich ain ehrlicher und ehrlibender furst scheu und bedencken haben solt, do es ime gleich geburen möchte, bei deme von Braunschwig, als der mit dem mortbrennen und andern bösen mistaten und lastern beruchtigt, geschwigen, das der von Braunschwig sich anmassen, auch understehen solte, uber Mgf. Jorgenn zu Brandenburg dem herkommen zuentgegen zu sitzen und denselben mit der tat aus der session zu dringen, solt man sich billich nicht vorsehen, auch woll underthenigst vorhofft, ksl. Mt. solt hirinnen alberait genedigste einsehung getan haben. Und wiewol man mit götlicher hulf die wege wuste, das man sich solchs unbillichen gewalts aufhalten könte, so wolt es doch diesem reichstag, welcher dorumb angestelt, cristliche vorgleichung, frid und ruhe im reich aufzurichten und zu pflantzen, ain zurruttung vorursachen, auch sonst allen sachen zu vorhinderung geraichen, zudem, das sich der von Braunschwig ane zweivel hirauf vorlassen tete, das dieser reichstag an den ort gelegt, do er mit seinen nurmbergischen bundsvorwanten dermasen ainen platz hette, der ime zum vortail, aber unserm tailh zu nachtailh gelegen. Domit aber dasjenige, so aus diesem handel sich zutragen und vorlaufen, nachbleiben möchte, so were der chur- und fursten der erbainung underthenigste bit, solchs wie oben gemelt, bei dem von Braunschwig zum allerfurderlichsten abzuschaffen und es der session halben dem herkommen und ubung nach bleiben und also die churfurstlichen heuser an irer gewehr, posses und ubung, die sie herbracht hetten, nicht entsetzen lassen, in betrachtung, das dieselben gegen dem romischen reich und desselben kaisern und konigen sich in alle wege und sonder ruhm fur deme von Braunschwig und seinen vorfarn, in sonderhait aber gegen dem haus zu Osterreich, auch itziger ksl. und kgl. Mtt. alles geburlichen gehorsams und dinstbarkait ertzaigt und gehalten hetten, und deme von Braunschwig nicht vorstatten, sich in die wirde und ehr uber sie einzudringen, dovon seine vorfarn irer vorbrechung halben von romischen kaisern und kunigen entsetzt weren.

Solt aber solchs nicht wollen beschenn, sondern deme von Braunschwig sein anmassen fur und fur vorstat werden, so solt ksl. Mt. underthenigst angetzaigt werden, dieweil man vermerckte, das des von Braunschwigs halben kain anderung wollte gemacht werden und ir Mt. dorinnen nicht geburlichs, ernstlichs einsehen thun, so were inen solchs nicht wenig beschwerlich, konten und wusten es auch nicht zutzesehen oder in irer oder derselben rethe beisein zu vorstatten, auf das sie aber solchs entladen sein möchten, so teten a sie von ksl. Mt. ainen gnedigsten abschiet bitten, aber dorneben protestiren, das sie in des von Braunschwigs furnemen zu nachtail–a der churfurstlichen heuser herkommen undt gerechtickait gar nicht bewilligt nach ichtwas eingereumbt oder begeben haben. Dieweil auch vorstat wurde und ksl. Mt. kain geburlichs einsehen thun wolt, das sie irer gewehr mit der tat entsetzt worden, so wolten sie himit in sonderhait bedingt haben, das sie in die handlungen dises reichstags mit dem wenigsten nicht gedechten zu bewilligen, sie wurden dan zuvor irer gewehr der session halben wider ergentzt und das deme von Braunschwig ernstlich bevohlen wurde, die churfurstlichen heuser mit solcher unbillichen neuickait hinfurder zu ewigen getzeiten nicht mer zu beschweren nach sich derselben anzumassen, denen auch die andern fursten der erbaynung in dem falh mit anhengig sein wolten.

Do nu solchs b unsers vettern Hg. Hainrichs zu Sachssenn und des landgraven reten auf ain solche oder dergleichen maynung also gefellig, wie wir uns–b vorsehen, so wollet euch desselben mit inen entlich vorgleichen. Und wan es beschen, so bedenken wir, das euer etzliche mit Eustachien von Schlieben und Mgf. Jorgen cantzler, doch auch vor sich und ausserhalben unsers bevels, hirvon geret, mit vormeldung, was hirinnen bedacht worden, solchs furder an ire hern zu bringen. Undt zweiveln nicht der zu Brandennburg wirdet es inen nicht lassen entkegen sein. So wirts Mgf. Jorg gantz gerne sehen. Und auf den falh, do es iren L. dermassen gefellig, so mustet ir euch neben unsers vettern undt des landgraven rethen vorainigen, wan und zu welcher zeit ksl. Mt. solchs furgetragen solt werden und ob baide ire L. personnlich dorbei sein wolten, welchs wir am besten achten.

Wiewol auch, wie wir vormercken, ksl. Mt. sich erboten, in dieser sachen zu handeln lassen, so bedencken wir doch, das solche handlung nicht anzunemen, dann sie wirdet doch unsers besorgens zu des von Braunschwigs vortail gericht sein. Zudem kan auch nicht besser gehandelt werden, dann ksl. Mt. schaffe, das es mit der session dem herkomen nach gehalten werde, und gestatte dem von Braunschwig nicht, sich an örter in session einzudringen, do es ime nicht geburt nach zustet. So ist solche und dergleichen unrichtickait undt irrung bald vorhutet. Wo nu obgedachter churfurst und Mgf. Georg von Brandenburg, auch unsers vettern, Hg. Hainrichs zu Sachssenn, und des Lgf. zu Hessenn rethe des alles, wie angetzaigt, mit euerer L. und euch werden ainick und schlussig sein, so wollet auf den falh, obwoll, wie vorstet, der nicht-bewilligung halben der handlungen zu Regensburg ingemain ain bedingung geschen solle, in sonderhait von unsernwegen vor euch kain turckenhulf willigen, auch bei iren L. und den reten solchs in gleichnus zu geschenn auch vleissigen. Wie sichs nu in dem allenthalben zutragen und worbei es vorbleiben wirdet, solchs wollet uns durch eur widerschreiben aigentlich berichten. [...]. Datum Torgau, Monntags nach Visitationis Marie anno etc. 41.

[Zettel:]Euere L. und ir wollen auch die croniken, wie ir wol werdet zu thun wissen, außteilen. So wollen wir euch auch derselben bey negster post mher hinachschicken, dieweil derselben itzo nit wol mher haben konnen mitgesandt werden. Datum ut supra.

Anmerkungen

a
–a Angestr.
b
–b Angestr.