Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Wien HHStA, MEA RTA 7 Konv. II, fol. 69r–70v (Kop.); AV v. a. Hd. fol. 69r: Der churfursten ratschlag uff die keiserliche proposition.
Der Kard. und Ebf. zu Meintz churfurst, mein gnedigster herr, und der abwesenden churfursten verordente bottschaften und rethe haben der röm. ksl. Mt. gnedige proposition undertheniglichen angehört, dieselben uffs vleissigst erwegen und berattschlagen und nach statlicher ermessung des handels uff wolgefallen und verbesserung anderer des hl. reichs geistlicher und weltlicher fursten und stende, auch der abwesenden bottschaften und rethe fur gut angesehen, der ksl. Mt. anfenglich in aller underthenigsten gehorsam hochsten danck zu sagen ires getreuen, vätterlichen und milten gemuts, so sy gegen dem röm. reiche teutscher nation tragen, desgleichen des gnedigen und embsigen vleis, so ir Mt. nit allein umb erhaltung willen eins gemeinen, cristenlichen concilii, sonder auch zu hinlegung der strittigen religion durch vilfeltige tage und handlung gnediglich furgewendt, darzue der erzelten muhe, arbeit und beschwerlichen costen, so ir ksl. Mt. mitlerzeit der strittigen religionsachen zu widerstandt des Turcken gnediglich dargestreckt, und zuletst, das ir Mt. aller ir konigreiche, landt und leut sachen und gescheft uff ein ort gestelt, sich nit one geferlichkeit in teutsch nation begeben, diesen reichstage außgeschrieben und eigner person gnediglich besuecht hat, wie solchs, nachdem gemeine stendt irer antwurt vergliechen sein, nach lengs angezeigt werden moge. Und darauf di ksl. Mt. in aller underthenigkeit zu pitten, ir ksl. Mt. wolt uff solichem gnedigen willen, keiserlicher zuneigung und getreuen, cristenlichen vleis gnediglich beharren und das hl. reiche und alle stendt desselben, auch diese beschwerliche, obliegende sachen gemeiner teutscher nation in so gnedigem, getreuem, vätterlichem bevelch haben, wie ir ksl. Mt. biß hieher gnediglich und löblich gethan und inmassen gemeine stendt sich solichs zu irer Mt. allweg unzweiffenlich versehen und getröst, auch yderzeit scheinparlich befunden und gespurt haben.
Was di haubtpuncten solicher proposition betrieft, darin wurdet durch di ksl. Mt. die streittig religion als der hochst last teutscher nation erstlich fur die handt genomen, unzweiffenlich uß gnedigem bedencken, das nach erledigung derselben die andern beschwerungen zu leichter erörterung zu bringen sein. Und weren die stendt gantz undertheniglich geneigt, nit allein zu hinlegung dieser strittigen religion, sonder in allen des hl. reichs sachen ir underthenigst, getreue wolmeynung und bedencken ir ksl. Mt. zu eröffnen. Aber nach erwegung des handels hetten sie befonden, das ir Mt. den sachen mit getreuem vleys nachgedacht und ein mittel furgeschlagen, wie durch guetliche handlung soliche strittige religion sollt zu cristenlicher vergleichung zu pringen sein, ungezweiffelt, ir ksl. Mt. hetten solichs in erwegung vorergangener handlungen und, was die vergleichung der strittigen religion bißhere verhindert hett, als fur das fruchtbarst und bequembst erwegen und bedacht. Und wollen demnach die stendt inen gefallen lassen, das ir ksl. Mt. mit zeittigem, wolbedachtem rathe ir selbs, auch Kff., Ff. und gemeiner stende etliche personen erwelen und verordnen, zu vergleichung der strittigen religion guetlich zu handeln, doch des augspurgischen abschiedts onebegeben, und sonderlich, das dieselben personen ir ksl. Mt. und gemeinen stenden irer handlung anzeige und bericht thun sollen, sich darauf mit gemeinem rathe nach notturft haben zu entschliessen, wie solichs irer Mt. gnedige proposition ferer außweist, zu dem allmechtigen Gott hoffendt, solicher wege soll zu fruchtbarem endt dieser sachen dienlich und ersprießlich sein.
Und dieweil man one erledigung diß puncten zu den andern hendeln, in der proposition bestimbt, fueglich nit komen mage, wie ir ksl. Mt. auß vorgeenden handlungen sich gnediglichen zu erynnern, so were im besten erwegen, dieser religionsachen anfenglich anzuhangen und die andern puncten anzustellen. Wo dann di strittige religion vergliechen, wurden etliche der andern puncten selbs fallen, die uberigen aber mochten alßdann mit rathe ksl. Mt. und gemeiner stendt furderlich erledigt werden. Darzue und sonst zu aller der ksl. Mt. und des reichs wolfart wollten sich gemeine stendt alle zeit underthenigst erpotten haben.