Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 394 Nr. 149 Bd. 2, unfol. (Reinschrift).

B  koll. Marburg StA, PA 2594, fol. 19r–20v (Ausf.).

Druck: Neudecker, Merkwürdige Aktenstücke, Nr. LIV, S. 267–273.

Wir wissen euerer L. freuntlicher und vortraulicher maynung nicht unangezaigt zu lassen, das uns itzo ainer unser vortraueten rethe von Regensburg geschrieben, das der Granuelh allerlay vortreulichs mit ime geret und under anderm, wiewol ksl. Mt. gnaigt sambt derselben brudern, mit uns ainen freuntlichen und guten verstand aufzurichten, auch frieden und rue im reich zu pflantzen, so weren doch etzliche undt sunderlich Baiernn, die es gern verhindert sehen und lieber krig und unruhe wider uns erregen hulfen. Und dieweil es Bairenn bei ksl. Mt. nicht könnte erheben, so wurd es itzt bei auswertigen potentaten getrieben. Nu hetten wir uns solchs, wo sichs also erhilte, zu Bairnn gleichwol nicht vorsehen, sunderlich auf das hohe erbieten, so sie, wie euere L. wissen, hievor gegen uns gethann, auch welchergestalt Dr. Eck euerer L. bald nach dem anfang des itzigen reichstags ain anzaig gethann oder thun hett lassen, das man beiderseits in kein handlung der religion halben solt willigen, sondern Kff., Ff. und stende under sich selbst zum frieden freuntliche verstentnus machen. Aber das Bairnn gemut zu wenig guthem gericht und vil anders stehen mus, dan sie es gegen euere L. und uns furgeben, ist woll abzunemen aus der schrift, die sie vor ire bedencken in der fursten rath des buchs und gesprechs handlung halben vorlesen lassen [Nr. 122], dovon uns unsere rethe ain copei zugeschickt. Und wiewol euere L. dergleichen von den iren auch wirdet entpfangen haben, so uberschicken wir doch euerer L. hiebei dovon ein copei. Und wo Bairnn bei auswertigen potentaten practicken treibta, so mus es bei Franckreich sein. Wir verhoffen aber, wir wollen des orts erfaren lassen, was doran sei odder nicht und worauf die practicken stehen sollen. So haben wir auch zwaien unsern rethen itzt gegen Regennsburg geschrieben und bevolhen, das sie an Hg. Wilhelm von Bairn von unsernwegen ain freuntliche werbung mit repetirung voriger freuntlicher erbieten und handlungen thun sollen [Nr. 916].

Und dieweil wir dann nicht zweiveln, euere L. werde vor irem abraisen mit Bairnn auch allerlay zu erforschung irer gemuthen geret und dasselbig vormarckt haben, so ist unser freuntlich bit, euere L. wolle uns solchs freuntlich und vortreulich zu erkennen geben. Dann, was unsern rethen b zu antwurt–b begegnet, wir auch in Franckreich werden erkunden lassen, das soll euerer L. hinwider unvorhalten bleiben.

So wissen wir auch euerer L. weitter nicht zu vorhalten, das unser rath Jorg edeler von der Plaunitz, den wir in Franckreich geschickt gehapt, vor wenigen tagen bei uns wider ankommen und uns bericht, das die ehliche vorhairattung mit unserm ohem und schwager, dem Hg. zu Gulich und Gellern und der princessen von Nauarren, auch der ehlich beischlaff beschenn und ervolgt ist und was kgl. Wd. dorbei vor ein gepreng gehalten. Solchs befinden euere L. aus beivorwarter copeien. So hat uns auch gnanter von der Plaunitz bericht, wie gros und freuntlich sich kgl. Wd. gegen unserm ohemen und schwager von Julich der gellerischen sachen halben sich sol erboten und vorpflichtet. Und haben die suma der wort aus des von der Planitz uns getanem bericht lassen vorzaichenen und senden die euerer L. himit freuntlich und vortreulich zu. Bitten auch, euere L. wolle solchs nicht weitterkommen lassen. Ervolgts im falh der noth, welchs Got gnediglichen vorhutte, so ists vil. Und haben es euerer L. dorumb in vortrauen nicht wollen unangezaigt lassen, das wir bisher jhe nicht anders gespurt, dann das euere L. gnanten unsern schwager freuntlich und wol maynen. Und dieweil dann kgl. Wd. mit vilen reden, euerer L., unser und des reichs teutzscher nationn freiheit gedacht und sich dermassen erboten, das wir ungetzweivelt weren, wir wolten itzt vor allen unsern widersachern bei seiner kgl. Wd. etwas zu ainem bestendigen rucken ausrichten, so werden euere L. nicht underlassen, der occasion weitter auch nachzugedencken, dann euere L. sehen, das ksl. Mt. bei unsern widderwertigen kain volg hat. So konnen wir unsers tails auch nicht vorfolgen der gewissen halben, ob man es sonst umb fridens und ruhe willen gerne thun wolt. Und dieweil man sich dan keiner handhabung nach schutzes bei ksl. Mt. zu getrösten, dorumb ein ider sich selbst mit schutz weitter wirdet vorfassen mussen, domit er vor den andern bleibe, und dann Bairen in Frankreich auch practiciren sol, so wil uns dises tails dannoch woll vonnöten sein, dohin zu trachten, domit wir berurte occasion nicht aus der hand und den widderwertigen zukommen lassen2. [...]. Datum Torgau, Mitwoch noch [sic!] Margarethe anno domini 15413.

Anmerkungen

1
 Das Stück ist in der Vorlage, d. h. im Konzept irrtümlich datiert auf Mitwoch noch Margarethe anno domini 1541.Die von Neudeckergedruckte Ausfertigung, Marburg StA, PA 2594, fol. 19r–20v, weist fol. 20r als Datum aus: Datum Torgau, Mitwochs Margarethe anno domini 1541. Die Datierung der Ausfertigung wird bestätigt durch die Antwort des Landgrafen an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Eppenberg, 1541 Juli 23, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 394 Nr. 149 Bd. 2, unfol. (Ausf.) [Nr. 900].
a
 In B danach: wie der Granuelh gesagt.
b
–b Fehlt in B.
2
 Vgl. die Instruktion Kf. Johann Friedrichs von Sachsen für Matthias von Wallenrod zu Verhandlungen mit Hg. Wilhelm von Jülich-Kleve, Torgau, 1541 Juli 19, Mentz, Johann Friedrich, Bd. III, Aktenstücke Nr. 45, S. 483–489.
3
 Zu diesem Schreiben gehört offenbar folgender Zettel, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 394 Nr. 149 Bd. 1, unfol. (Reinkonz.): Hat aus der Antwort des Landgrafen auf sein letztes Schreiben entnommen, dass der Landgraf seinen Gesandten zu Regensburg befohlen hat, sich dafür einzusetzen, dass die goslarische Angelegenheit als Religionssache anerkannt wird. Obwohl er seinen Gesandten mehrfach entsprechende Anweisung gegeben hat, hat er ihnen in dieser Sache nochmals geschrieben. Was den Anschlag betrifft, den der Landgraf gegen Hg. Heinrich von Braunschweig für den bestimmten Fall plant und den er gelegentlich einer persönlichen Zusammenkunft ihm, Johann Friedrich, mitteilen will, so wartet er solche Zusammenkunft ab. Wird dann Stellung nehmen. Was die Mitwirkung Hg. Moritz’ von Sachsen bei diesem Vorhaben betrifft, so erwartet er nicht nur diese, sondern auch, dass sich Hg. Moritz auch sonst alles frundlichen, veterlichen und guten willens hält.Torgau, Mittwoch nach [sic!] Margarethe 1541.